Schweiz: Programm "Air2030"

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Initiative lanciert: Armeegegner wollen F-35 an der Urne abschiessen
Am Dienstag haben die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (Gsoa), SP, Grüne und Junge Grüne die Initiative «Stop F-35» lanciert. Diese richtet sich gegen den konkreten Flugzeug-Typ, welchen der Bundesrat beschaffen will. Die F-35 sei ein Angriffsbomber und für die Schweiz nicht geeignet, sagte Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter an einer Medienkonferenz in Bern. Ausserdem sei der amerikanische Fighter viel zu teuer.

Die Initiative richte sich nicht gegen den Volksentscheid für den Kauf eines neuen Kampfflugzeugs, sagte Schlatter. Wenn die Wahl des Bundesrates auf ein europäisches Modell wie den Eurofighter oder die französische Rafale gefallen wäre, wäre auf die Lancierung einer Initiative verzichtet worden. Ebenfalls keine Option wäre aber die F/A-18 E/F «Super Hornet» gewesen, sagte sie weiter. Die Abhängigkeit von der Militärmacht USA sei ein gewichtiges Argument.

Unterschriften sollen rasch gesammelt werden

Die Initianten sind sich sicher, dass die nötigen 100'000 Unterschriften schnell gesammelt sein werden. Schon jetzt hätten über 12'000 Personen mindestens fünf Unterschriften zugesichert, sagte Juso-Politikerin Pauline Schneider. Auf diese Weise werde die Beschaffung des neuen Kampfflugzeugs so wenig verzögert wie möglich, ergänzte Schlatter. Ziel sei, dass die Initiative schnell zur Abstimmung komme, damit Bundesrat und Parlament die Beschaffung rasch neu aufgleisen könnten.
https://www.tagblatt.ch/amp/news-servic ... ld.2180487

Wenn die Wahl des Bundesrates auf ein europäisches Modell wie den Eurofighter oder die französische Rafale gefallen wäre, wäre auf die Lancierung einer Initiative verzichtet worden.
Wer soll das glauben?
hakö
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von hakö »

Von wegen Angriffsflugzeug, so a Bledsinn, angreifen kann man mit jeder Waffe, also auch mit der Rafale oder EF.
Wenn die Friedensapostel kein Argument mehr finden, dann schnitzen sie sich eines.
Wenn es stimmt, daß Lügen kurze Beine haben, dann haben Politiker Eier aus Bodenhaltung.
muck
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von muck »

Was mich ein bisschen irritiert, ist dass ich noch keine Schlagzeile, keinen Kommentar gesehen habe, wonach diese neuerliche Initiative wahrscheinlich zulässig/unzulässig sei. Ist die Rechtslage so uneindeutig? Aber wie auch immer, ich hoffe nur, dass Airbus und Dassault nicht so blöde sind, die Befürworter der Initiative zu unterstützen.
theoderich hat geschrieben: Mi 1. Sep 2021, 05:45 Wer soll das glauben?
Es wäre zumindest politisch schwerer gefallen, scheint mir. Wo man sich auch umschaut – in den Redebeiträgen der Politiker, den Leserbriefen, den Kommentaren im Internet –, überall geht es entweder um eine Kosten-Nutzen-Analyse, oder um die Herkunft. Sich auf die USA einzuschießen, scheint den Befürwortern der Initiative außerdem Stimmen aus dem rechten Lager zu verheißen. Da ist viel zu lesen von der Fraktion, die penetrant "VSA" anstatt USA schreibt.
theoderich hat geschrieben: Mi 1. Sep 2021, 05:45Ausserdem sei der amerikanische Fighter viel zu teuer.
Das nun wäre ja eine glatte Lüge – laut Viola Amherd, die das Angebot von Lockheed als das günstigste bezeichnet hat. Es sei denn, natürlich, das Zahlengeschiebe geht in Wahrheit nicht auf.
theoderich hat geschrieben: Mi 1. Sep 2021, 05:45Schon jetzt hätten über 12'000 Personen mindestens fünf Unterschriften zugesichert, sagte Juso-Politikerin Pauline Schneider.
Augenblick mal, jetzt stehe ich auf dem Schlauch. Haben 12.000 Bürger versprochen, fünfmal zu unterschreiben, oder haben 12.000 Bürger erklärt, ein jeder mindestens fünf Interessenten zu kennen, die bereit zur Unterschrift wären?
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Bundesrat beschliesst internationale Zusammenarbeit im Bereich bodengestützte Luftverteidigung
Um die Interoperabilität mit Partnerstaaten sicherzustellen, müssen gemeinsame technische Standards entwickelt werden. Der Bundesrat hat deshalb an seiner Sitzung vom 1. Oktober 2021 die Teilnahme der Schweiz an einer internationalen Betreibergruppe für bodengestützte Luftverteidigungssysteme genehmigt.

2016 haben sich mehrere Staaten (Deutschland, Finnland, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Schweden, die Slowakei, Tschechien, Ungarn, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten) zu einer Betreibergruppe für bodengestützte Luftverteidigungssysteme zusammengeschlossen. Ziel dieser Gruppe ist der Austausch von Erfahrungen im Betrieb von bodengestützten Luftverteidigungssystemen sowie die Entwicklung und Verbesserung der Zusammenarbeitsfähigkeit (Interoperabilität) zwischen den Führungselementen solcher Systeme.

Der Bundesrat hat die Teilnahme der Schweiz an dieser internationalen Betreibergruppe für bodengestützte Luftverteidigungssysteme beschlossen und die dafür notwendige Änderung zum Memorandum of Understanding (MOU) über die Standardisierung und Interoperabilität der bodengestützten Luftverteidigung genehmigt.
Mithilfe dieser Zusammenarbeit kann sichergestellt werden, dass neu beschaffte Bodluv-Systeme, unabhängig vom Hersteller und Typ, von Beginn an interoperabel sind und die Zusammenarbeit mit anderen Staaten zu Übungszwecken gewährleistet ist. Neben der Schweiz sind auch Australien, Belgien, Dänemark, Estland, Griechenland, Kanada, Lettland, Litauen, Portugal, Rumänien und Spanien an einem Beitritt zu dieser internationalen Betreibergruppe interessiert.

Für die Schweiz tritt das MOU mit der Unterzeichnung aller teilnehmenden Staaten in Kraft und ist bis zum 21. November 2031 gültig. Das MOU ist jederzeit kündbar und auf den Aufbau eigener militärischer Fähigkeiten beschränkt, ohne Verpflichtungen für einsatzbezogene Kooperation. Die Schweiz bestimmt selber über ihre Zusammenarbeit in dieser Gruppe.
https://www.vbs.admin.ch/content/vbs-in ... 85328.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Air2030: Chefin VBS und Chef der Armee empfangen US-General zu Gesprächen über Beschaffung des F-35A

https://www.ar.admin.ch/content/ar-inte ... 85639.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Die Ausserdienststellung des Fliegerabwehr-Lenkwaffensystems RAPIER
Materielle Massnahmen

Die Armee ist verpflichtet, die RAPIER Einheiten bis zum 31.12.2022 einsatzbereit zu halten. Anschliessend werden die Systeme und die dazugehörigen Dokumente entsorgt, verteilt und archiviert.

Einiges wird an Museen abgegeben und so der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich gemacht - beispielsweise an das FLIEGER FLAB Museum in Dübendorf. Gegenstände, die weiterverwendet werden können, wie zum Beispiel die Aggregate, verbleiben in der Armee.

Aus dem Ausbildungsgebäude RAPIER wird ein reguläres Ausbildungsgebäude, wodurch auch hier eine Weiternutzung gesichert ist.

Personelle Massnahmen

Bereits 2019 fand die letzte Grundausbildung im Rahmen der Rekrutenschule (RS) statt. Der letzte Wiederholungskurs (WK) wurde im September 2021 durchgeführt. 150 Rapieristen werden 2022 auf andere Funktionen umgeschult; wie zum Beispiel auf das Waffensystem Stinger, als Beobachter, in der Sicherung oder im Übermittlungsbereich. Auf die Umteilungswünsche dieser Angehörigen der Armee wird soweit möglich eingegangen um dadurch die personellen Lücken der anderen Formationen der Flab schliessen zu können. Alle Angehörigen der beiden verbliebenen Mob Flab Lwf Abt erhalten somit per 01.01.2023 eine Neueinteilung.

Zukunft

Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 30.06.2021 die Beschaffung des Waffensystem PATRIOT zum Schutz des oberen Luftraumes verabschiedet. Die Einführung dieses neuen Waffensystems bei der Truppe ist für 2026/2027 vorgesehen. Wobei die meisten Rapieristen zu diesem Zeitpunkt Ihren letzten Wiederholungskurs abgeschlossen haben werden
https://www.vtg.admin.ch/de/armee.detai ... apier.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Brisante Aussagen von US-Senator: Hat sich die Schweiz für einen teuren Kampfjet entschieden? (11. November 2021)

https://www.luzernerzeitung.ch/news-ser ... duced=true
  • Full Committee Hearing
    Nominations

    Tuesday, November 2, 2021

    https://www.foreign.senate.gov/hearings ... ions110221
    • Mr Scott Miller
      of Colorado, to be Ambassador Extraordinary and Plenipotentiary of the United States of America to the Swiss Confederation, and to serve concurrently and without additional compensation as Ambassador Extraordinary and Plenipotentiary of the United States of America to the Principality of Liechtenstein

      https://www.foreign.senate.gov/download ... ny11022102
      Sen Tim Kaine (Virginia, Presiding): "Thank you, Senator Romney. As there is no other members on the call who haven't asked questions in the first round, so I'll ask a couple more questions and then, if no one else joins, we will adjure.

      There are votes now on the floor, but I have a question first for Mr. Miller:

      I was intrigued, when Switzerland made a decision by 5.5 billion dollar contract ... to buy F-35s in the United States, because there were less expensive offers on the table - both from Boeing and the French manufacturer. And there also a Spanish ... a Spain-Italy-UK-Germany conglomerate. But the Swiss made the decision to go with the more expensive US technology. And I just was wondering, as somebody who is not an expert on Swiss politics, I was wondering if you might explain that to me. I think that's all heartening sign, but I'm curious how I should interprete that."

      Mr. Scott Miller: "I ag... I'm not fully familiar to this theme of sensitive negotiations as it relates to the sale of United States defense equipment. But what I can detest you - I assue American greatness and our exceptional ... I ... I ... military aircraft and ground-based ... ground-to-air-based missile defense. And I ... I think Switzerland ... I ... again wane to strengthen our very very strong bilateral relationship with the United States as a replacement to the F-18 aircraft that they have used for many years. I see this as a familiar relationship and a known quantity as they look to replace their strategic air defense capabilities. So I would love nothing more, once I'm fully briefed on this sensitive background on this to follow up with you. But I, again, I'm really heartened by this and I think obviously that the Swiss government made a fantastic decision and I look forward to helping complete that deal if confirmed."
      https://www.foreign.senate.gov/hearings ... CE6B202B95






Zuletzt geändert von theoderich am So 21. Nov 2021, 00:28, insgesamt 9-mal geändert.
Albert
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von Albert »

"Es lagen günstigere Angebote auf dem Tisch", meint ein US Senator. Und die Journalisten hinterfragen das nicht. Passt halt, um eine schöne Geschichte zu schreiben und sich als Campaigner ins Zeug zu legen. Journalismus ist mühsam.
Wenn die unterlegenen Anbieter günstigere Angebote vorgelegt hätten, dann hätten sie es sofort hinausposaunt. Man schenkt sich schliesslich nichts in diesem Wettbewerb.
muck
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von muck »

Diese Deutung halte ich für gewagt. Ein Angebot kann auf dem Papier das günstigste sein und dennoch durch versteckte Kosten sich verteuern. Das geschieht sogar relativ häufig. Auftragnehmer und öffentliche Hand bemühen sich um eine möglichst attraktive Preisgestaltung, weil sie wissen, dass der wahre Kostenrahmen von Parlament und Öffentlichkeit niemals angenommen werden würde. Die versteckten Kosten tauchen dann während der Auftragserfüllung wieder auf, wenn bereits zu viel Geld geflossen ist, um den Auftrag zurückzuziehen. Und gerade bei Kosten im Bereich rechtliche Angelegenheiten sowie Inflationsbereinigung wird auch gerne einfach mal getrickst, siehe die Ausschreibung in Deutschland für ein neues Sturmgewehr.
Albert
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von Albert »

Hier ist gar nichts gewagt. Es geht um das neue Kampfflugzeug der Schweizer Luftwaffe, also das Projekt Air2030 und nicht um ein deutsches Sturmgewehr. In Projekt Air2030 ging die F-35 klar als das beste Kampfflugzeug hervor. Für viele etwas überraschend, ist die F-35 auch das günstigste Flugzeug. Verdeckte Kosten kann es überall geben, auch bei den unterlegenen Anbietern. Allerdings hat die Schweiz bereits seit mehr als 40 Jahren gute Erfahrungen mit dem FMS-System der USA gemacht und ist wohl imstande, dieses Risiko einzuschätzen. 70 Experten haben während 2 Jahren am Air2030 Projekt gearbeitet. Und das Resultat ist eindeutig. Wer es in Zweifel zieht, hat wohl einfach ein anderes Lieblingsflugzeug oder führt eine Kampagne im Hinblick auf die nächste Kampfjet-Abstimmung in der Schweiz.
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