Projekt "Soldat der Zukunft"

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Phoenix
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von Phoenix »

theoderich hat geschrieben: Do 4. Mär 2021, 16:36

https://www.facebook.com/bundesheer/pos ... ?__tn__=-R

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https://www.flickr.com/photos/bundeshee ... 8520725252

Das erste Mal, dass ich Fotos der binokularen Nachtsichtbrille NYX bei einer Übung sehe.
Das Teil wird ja als DMR bezeichnet. Kommt das dann auch zu den Jägergruppen?
theoderich
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von theoderich »

Phoenix hat geschrieben: So 14. Mär 2021, 18:55Kommt das dann auch zu den Jägergruppen?
Voraussichtlich nicht. Obwohl grundsätzlich neben mittleren Scharfschützen (SSG im Kaliber .338) auch leichte Scharfschützen (halbautomatisches SSG im Kaliber .308) in den Jägerkompanien vorgesehen sind.
theoderich
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von theoderich »

PENKER OStWm Mark: Was gibt es Neues bei den Scharfschützen?, in: Der Gebirgsschütze. Truppenzeitung des Jägerbataillons 26, H 1 (2021)
Die Frage ist schnell beantwortet: Zurzeit nichts Neues - aber später zu diesem Thema.
DIE HOFFNUNG STIRBT ZULETZT

Die Scharfschützengruppen der Streitkräfte sind seit Jahren miserabel ausgestattet. Das heißt, als Auftragswaffe dient nach wie vor das Steyr SSG 69 (Einführungsjahr 1969) im Kaliber 7,62 x 51 mm (.308). Als Beobachtungsmittel ist noch immer der Feldstecher Habicht der Firma Swarovski mit der Vergrößerung 7 x 42 eingeführt- keine klare Treffer Beobachtung und Freund/Feind Erkennung möglich. Von modernen (evtl. wärmeabweisenden) Tarnanzügen, (wir verwenden eine 6 Meter lange Perlonschnur um Tarngirlanden zu fertigen) spreche ich gar nicht.

Von einsatzerprobten Kampfanzugshosen und Jacken mit Knie und Ellenbogenpolsterung weit entfernt (betrifft auch die Infanterie). Mit diesen Ausrüstungsgegenständen sind die Scharfschützen vom internationalen Standard weit entfernt, bzw. bei Zusammentreffen mit anderen Nationen werden wir wegen dieser Ausrüstung oftmals belächelt.

Jedoch gibt es einen Lichtblick, denn vor ca. drei Jahren wurden aus dem Verteidigungsbudget neue Waffensysteme beschafft. Das mittlere Scharfschützengewehr 08 A2 (mSSG 08 A2) der Firma Steyr Arms im Kaliber 8,6 x 70 mm (.338) ist ein modernes Waffensystem das seines gleichen sucht. Weiters wurde das schwere Scharfschützengewehr M 82 A1 (sSSG M 82 A1) der amerikanischen Firma Barrett Firearms im Kaliber 12,7 x 99 mm (.50) angekauft. Alle Waffen wurden mit dem Zielfernrohr K 624 i mit einem sehr brauchbaren Absehen (Multipurpose Sniper Reticle MSR/Ki) der Firma Kahles mit der variablen Vergrößerung 6 - 24fach ausgestattet.

Also wo liegt das Problem?

Das Scharfschützenausbildungspersonal wurde in den letzten zwei Jahren auf den Waffen perfekt durch das Ausbildungsteam der Lehrgruppe 3 Institut Jäger in Bruckneudorf geschult, das dazu passende Schießprogramm wurde durchgeschossen, jedoch die Waffen liegen in irgendwelchen Lagern in Österreich herum. Es gab zwar Probleme mit einer der Waffen, jedoch lag dies an der Benutzermaterialerhaltung, welches jetzt gelöst ist.

Zurzeit wird die Waffe weiter zu Tode erprobt und die Truppe muss weiter auf ein modernes System warten.

Ein weiteres Problem, welches wenig zufriedenstellend ist, ist der vorhandene Organisationsplan in den jeweiligen Einheiten was die Scharfschützengruppe anbelangt. Die mittlere Scharfschützengruppe (.338) und die schwere Scharfschützengruppe (.50) wurden in Kampfunterstützungszügen bzw. Unterstützungszügen integriert, anstatt einen Scharfschützenzug im Bataillon aufzustellen. Was heißt das?

Der jeweilige (in den meisten Fällen) nicht ausgebildete Zugskommandant führt am Papier ein Element, welches er nie gefechtstechnisch führen wird weil im Einsatz- und Übungsfall die mSSchGrp der Kompaniekommandant führt und die sSSchGrp das Bataillon.

Gefechtstechnisch wäre es wünschenswert, ein Scharfschützenzug aufzustellen, welcher alle drei Waffensysteme (.308, .338, .50) dann auftragsbezogen (z.B. urbanes Umfeld kleines Kaliber, Gebirge großes Kaliber) einsetzen kann. Auch würde es in diesem Zug eine Nachwuchsbildung (vom Truppkommandant über Gruppenkommandant bis hin zum Zugskommandant) geben - analog eines Jägerzuges. Somit würde sich das Ausbildungsniveau des gesamten Zugteams ständig verbessern, was die jüngere Generation (Trupp- und Gruppenkommandanten) vom älteren Ausbildungspersonal lernt und umgekehrt.

Das Scharfschützenwesen ist ebenfalls eine lebende Materie, die Dienstvorschriften sind auf einem internationalen Standard, das Ausbildungspersonal ist gewillt und arbeiten und sich fortzubilden, also fehlen nur noch die Ausrüstung und der richtige Organisationsplan.

Die Waffe wurde vor über vier Jahren "präsentiert" und ist vor zweieinhalb Jahren "übergeben" worden ... Eingeführt werden sollte sie vor drei Jahren. De facto ist keine der damals mit großem Aufwand präsentierten Waffen und nur ein kleiner Bruchteil der Ausrüstungsgegenstände bis heute bei der Truppe eingeführt worden.

Vom StG77 mit "Gehäuse A3" wurden statt 4.200 insgesamt nur 20 (!) Stück gekauft - für die Vorstellung im Verteidigungsministerium und einen Pressetermin mit dem damaligen Minister Doskozil in Bruckneudorf am 1. August 2017.
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 19. Apr 2021, 18:21, insgesamt 2-mal geändert.
Dr4ven
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von Dr4ven »

Im starken Kontrast dazu, siehe dazu die aktuelle Ausgabe der Waffenkultur #57 Seite 18ff:

Direktlink zur Calameo Onlineversion:

https://de.calameo.com/read/000704571f4c36fb3fd61

https://waffenkultur.com/

Das M82 und alles Andere wird aufgegeben, man wechselt zu einem modernen Multikalibersystem.
Selbst wenn das ÖBH jetzt Stückzahlen bekommt, sind sie dann wiederum 10-20 Jahre hinten.
theoderich
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von theoderich »

Dr4ven hat geschrieben: Mo 19. Apr 2021, 18:17Das M82 und alles Andere wird aufgegeben, man wechselt zu einem modernen Multikalibersystem.
Das MRAD gibt es aber nicht im Kaliber .50. Es wird das bei der US Army verwendete schwere Scharfschützengewehr Barrett M107 nicht ersetzen.

New Army sniper weapon system contract awarded to Barrett Firearms (31. März 2021)
The MK22 is a modular system that will be fielded with three separate calibers, the .338 Norma Magnum, .300 Norma Magnum and 7.62x51 NATO.
https://www.army.mil/article/244821/new ... t_firearms

Project Manager Soldier Lethality Portfolio

https://www.peosoldier.army.mil/Equipme ... Portfolio/
innsbronx
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von innsbronx »

Da sieht man wieder die österreichische Krankheit: Beschaffungen dienen nur der Politiker-PR und Selbstinszenierung. Doskozil war in dieser Hinsicht schon schlimm, jetzt treibt es die FBM auf die Spitze.
theoderich
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von theoderich »

Es könnte auch daran liegen, dass es weder für das SSG M1 noch für das Barrett die nötige Munition gibt. Die Beschaffung von 8,6 mm Pz-Patr/mSSG wurde vor eineinhalb Jahren ausgeschrieben - und es gab bis heute keinen Zuschlag:
Die 8,6 mm SS-Patr/mSSG wurde gar erst im Dezember 2020 ausgeschrieben - die erste Ausschreibung für diese Munitionssorte wurde am 10. April 2017 als "erfolglos" widerrufen:

viewtopic.php?p=16036#p16036

Und der Auftrag zur Lieferung der Munition für das schwere Scharfschützengewehr wurde im März 2020 vergeben - fast drei Jahre nach der Ausschreibung:

viewtopic.php?p=17362#p17362

Es bringt wenig eine Waffe an die Nutzer auszugeben, wenn sie dann keine Munition haben, um damit zu üben. Die neue Scharfschützenbekleidung soll erst ab Ende 2021 ausgegeben werden (Hat natürlich mit der Waffe wenig bis nichts zu tun.). Die notwendigen Beobachtungsmittel, um Waffen wie ein Steyr SSG M1 oder ein Barrett M82 effektiv einsetzen zu können, gibt es beim Bundesheer noch gar nicht.

Dass sich die Soldaten gefrotzelt vorkommen, kann ich aber sehr gut verstehen. Vor allem angesichts der Nicht-Kommunikation des Ministeriums in solchen Angelegenheiten.
theoderich
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von theoderich »

Zuletzt geändert von theoderich am Do 22. Apr 2021, 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
Milizler
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von Milizler »

Heißt das, dass Headset saugt auch noch Strom aus dem Funktgerät? Na hoffentlich haben die bessere Akkus als die bestehenden, denn da kommt man mit den Funktgeräten nichtmal über ein Übunsszenario. ;)
theoderich
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Re: Projekt "Soldat der Zukunft"

Beitrag von theoderich »

Milizler hat geschrieben: Do 22. Apr 2021, 13:27Heißt das, dass Headset saugt auch noch Strom aus dem Funktgerät?
Nur beim PNR-500AT. Bei der Verwendung am CONRAD läuft die Stromversorgung über eine AAA-Batterie bzw. einen entsprechenden Akku. Und dieser hält angeblich ca. eineinhalb bis zwei Tage.

Mich wundert bei dem Foto oben viel mehr, dass eine nicht eingeführte Jacke von Carinthia mit einem ebenso wenig eingeführten Pixeltarnanzug kombiniert wurde. Und dazu auch noch die Bastelei am Kolben des StG77 (Hülsenauswurf) ...
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