Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Fahrzeuge, Waffen, Wasserfahrzeuge, Ausrüstung und Uniformen
theoderich
Beiträge: 20022
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von theoderich »

Wolfgang hat geschrieben: Di 25. Jan 2022, 07:41 Dieses Upgrade mit Gittervorbau?
SidePRO LASSO hat nur Belgien für seine "Pandur" bestellt.
Wolfgang
Beiträge: 571
Registriert: Mi 2. Mai 2018, 07:21

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von Wolfgang »

Ok danke für die Info
Berni88
Beiträge: 614
Registriert: So 29. Apr 2018, 19:40

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von Berni88 »

Werden unsere A1 überhaupt kampfwertgesteigert?
theoderich
Beiträge: 20022
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von theoderich »

Eigentlich "A2" (EFWS + ETC). Der 2004 übergebene "A1" war die Ausführung ohne fernbedienbare Waffenstation. Die Variante mit Zusatzpanzerung und Minenschutz sollte der "A3" sein.
Alexander-Linz
Beiträge: 296
Registriert: Di 28. Aug 2018, 20:23

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von Alexander-Linz »

Hallo

was wird jetzt eigentlich alles gemacht an unseren Fahrzeugen?

EFWS....klar
Was soll noch kommen? Zusatzpanzerung, Minenschutz usw... Wie weit ist man da jetzt eigentlich?

Lg
Wolfgang
Beiträge: 571
Registriert: Mi 2. Mai 2018, 07:21

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von Wolfgang »

Gute Frage. Irgendwann wurde geschrieben, dass RUAG die Modernisierung durchführen könnte. Und dann wurde es wieder still.
da_mm
Beiträge: 85
Registriert: So 3. Jan 2021, 12:38

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von da_mm »

Wolfgang hat geschrieben: Mi 26. Jan 2022, 12:22 Gute Frage. Irgendwann wurde geschrieben, dass RUAG die Modernisierung durchführen könnte. Und dann wurde es wieder still.
Wurde die Zusatzpanzerung überhaupt vom Bundesheer bestellt? An der Entwicklung hat man sich finanziell beteiligt, die Beschaffung soll(te) durch separate Verträge geregelt werden:
Zusatzpanzerung

Der nächste Schritt betraf die Steigerung des ballistischen und Minenschutzes der Radpanzer. Die Konfiguration des beim Bundesheer in Verwendung stehenden MTPz „Pandur“ ist auf einen frontalen ballistischen Schutz von max. 14,5 mm ab 1000 m bzw. 12,7 mm ab 100 m ausgelegt. Die Panzerung schützt rundum vor Patronen im Kaliber 5,56 mm, im Innenraum wurden Schutzmaßnahmen gegen Sekundärsplitter getroffen. Der durch die gegebene Bodenfreiheit und die im Zuge der ersten Kampfwertsteigerung eingebauten Sitze gewährleistete Minenschutz liegt bei Level 1 (STANAG 4569).

Um die Besatzung vor den steigenden Bedrohungen im Auslandseinsatz zu schützen schrieb die Direktion für Rüstung und Beschaffung am 21. November 2013 die Entwicklung eines ballistischen Schutzes, IED-Schutzes und Minenschutzes für den MTPz „Pandur“, die Anpassung an spezielle Varianten (Option) und die Lieferung der angepassten Schutzsysteme aus. Das Projekt ist eine gemeinsame Beschaffung mit dem „Pandur“-Betreiber Belgien. Der Auftrag wurde am 13. Januar 2015 an das Schweizer Rüstungsunternehmen RUAG Defence vergeben, das sich gegen sieben andere Hersteller von Panzerungen durchsetzen konnte. Der Gesamtauftragswert beträgt 13.568.200 EUR. Die Vertragsunterzeichnung folgte am 16. März 2015 – damit ist die Entwicklung des Schutzsystems abgedeckt, für die Bestellung der angepassten Schutzsysteme sind eigene Verträge vorgesehen. Die bestehende Panzerung des „Pandur“ wird mit den Lösungen SidePRO-KE/IED (Verbundpanzerung) und MinePRO (Minenschutzplatte) ergänzt. Zusätzlich werden ein neues Verstausystem und neue Minenschutzsitze eingebaut. Bis dato (1. Februar 2017) wurde ein Fahrzeug für die zerstörerische Qualifikation (Minenschutztests) hergestellt. Der Bau der Prototypen beginnt im 2. Quartal 2017, die Fertigung der Serienfahrzeuge ab dem 1. Quartal 2018.
- https://milnews.at/2017/neue-radpanzer/
theoderich
Beiträge: 20022
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von theoderich »

So stand es zumindest in der Ausschreibung. Aber laut einer Aussage der belgischen Verteidigungsministerin gab es auch dort keinen eigenen Vertrag für die Serienfertigung der Panzerungskits.

Und in Österreich ist es überhaupt sehr still um das Projekt geworden. Angeblich (Stand: Februar 2021) ist das Upgradeprogramm für den "Pandur 1" abgeschlossen. Es ist also gut möglich, dass das BMLV zwar die Entwicklung der Zusatzpanzerung und des Minenschutzes finanziert hat und die österreichischen "Pandur" durch Modifikation des Fahrwerks auch dafür vorbereitet wurden, an eine Umsetzung aber nicht mehr gedacht ist.
Zuletzt geändert von theoderich am So 30. Jan 2022, 13:37, insgesamt 1-mal geändert.
Alexander-Linz
Beiträge: 296
Registriert: Di 28. Aug 2018, 20:23

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von Alexander-Linz »

Was wurde nun eigentlich konkret verändert an den Fahrzeugen?
theoderich
Beiträge: 20022
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Kampfwertsteigerung für "Pandur" A1

Beitrag von theoderich »

  • Sachausschreibung für GZ E90021/8/1-KA/2013; Entwicklung eines ballistischen Schutzes, IED (Improvised Explosive Devices) Schutzes und Minenschutzes für den MTPz PANDUR, Anpassung an spezielle Varianten und Vorgaben sowie Lieferung der angepassten Schutzsysteme

    https://www.bundesheer.at/ausschreibung ... hp?id=1108

    Österreich-Wien: Ausrüstung für Sicherheitszwecke, Brandbekämpfung, Polizei und Verteidigung

    2015/S 019-030534

    Bekanntmachung vergebener Aufträge in den Bereichen Verteidigung und Sicherheit

    Lieferauftrag


    https://ted.europa.eu/udl?uri=TED:NOTIC ... =0&tabId=0
Das wehrtechnische Kompetenzzentrum BMLVS (= Schriftenreihe des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik 4, 2015)
p. 61-63 hat geschrieben:Leistungssteigerung PANDUR I 6x6

Im Hinblick auf eine Erhöhung des aktiven und passiven Schutzes für die Besatzung und des Fahrzeugsystems PANDUR I 6x6 (z. B. Erhöhung des Panzerschutzes gegen Minen-, Ballistischer- und IED-Bedrohung, Einbau einer Remote Control Weapon Station (fernbedienbares Waffensystem) des Typs EFWS-M/A) wird zwangsläufig ein höheres Fahrzeuggewicht erreicht. Nach Umsetzung der geplanten Maßnahmen zur Kampfwertsteigerung wird das Gesamtgewicht des PANDUR I 6x6 mit aktuell 13,5 Tonnen auf 16,8 Tonnen höchst zulässigen Gesamtgewichts ansteigen. Dieser Umstand erfordert Änderungen bzw. Anpassungen einzelner Fahrzeugkomponenten. Insbesondere müssen die Fahrwerkskomponenten, wie Radaufhängung, Lenk- und Bremsanlage, eine Leistungssteigerung erfahren, damit die Systemsicherheit des Fahrzeuges auch nach Abschluss der Kampfwertsteigerung gewahrt bleibt. Das Konzept zur Leistungssteigerung wurde durch den Fahrzeughersteller Firma General Dynamics European Land Systems (GDELS) bei der zuständigen Systemabteilung im BMLVS, Abteilung Waffensysteme und Munition, eingereicht und durch die Abteilung FGT des ARWT technisch geprüft und freigegeben.

Verstärkung der Lenkanlage PANDUR I 6x6

Die Steigerung des zulässigen Gesamtgewichtes auf 16,8 Tonnen erfordert die Verstärkung der bestehenden 1-Kreislenkanlage, welche Änderungen bzw. Anpassungen des Lenkgestänges und des Lenkgetriebes beinhaltet. Zur Montage des neuen Lenkgetriebes sind umfangreiche Schweißarbeiten an der Wanne notwendig. Die Prototyperstellung erfolgt daher durch die Firma GDELS, die Serienumrüstung wird durch das HLogZ Graz durchgeführt.

Verstärkung der Radaufhängung PANDUR I 6x6

Das Konzept von GDELS sieht Änderungen an folgenden Komponenten vor:
  • Erhöhung der Federrate der Schraubenfedern der 1. und 2. Achse
  • Erhöhung der Federrate der Torsionsfedern der 3. Achse
  • Verstärkung der Stoßdämpfer
  • Verstärkung der Aufnahmen der Radaufhängung der Wanne
  • Verstärkung des Doppelgelenkes an 1. und 2. Achse
  • Verstärkung des Querlenkers an 1. und 2. Achse
Verstärkung der Bremsanlage PANDUR I 6x6

Die konstruktive Auslegung der Bremsanlage beim Serienfahrzeug ist nach Meinung der Abteilung FGT seitens des Fahrzeugherstellers nicht optimal umgesetzt worden. Die durch den Bremsvorgang entstehende Reibungswärme kann nur mangelhaft an die Umgebungsluft abgegeben werden. Daraus resultiert eine Überhitzung der Bremsflüssigkeit, welche sich negativ auf die Bremsverzögerung auswirkt und ein erhöhtes Risiko für den Nutzer darstellt (Gefahr Bremsversagen!). Des Weiteren bewirkt die Überhitzung die Ablösung der organischen Bremsbeläge vom Bremsbelagsträger lange bevor Verschleißerscheinungen sichtbar werden.

Die Abteilung FGT beschäftigt sich seit der Einführung des PANDUR I 6x6 - Flotte beim ÖBH mit der Verbesserung des Gesamtkonzeptes der Bremsanlage in Hinblick auf Wärmeverhalten und Verschleiß. Im Versuch konnte bewiesen werden, dass durch Änderung des Materials der Bremskolben von Stahl auf Keramik eine thermische Entkopplung erzielt und durch zusätzlichen Verbau von Zwischenscheiben aus Keramik die Strahlungswärme verringert werden konnte.

Weiters begünstigte eine veränderte Geometrie der Innenbelüftung der Bremsscheibe (Turbinendesign) den Luftansaugquerschnitt zwischen Achsschenkel und Bremsscheibe und somit den Abtransport von Strahlungswärme aus dem System.

In Hinblick auf das Verschleißverhalten der Bremsbeläge sind erfahrungsgemäß anorganische Sinterbeläge aufgrund ihrer höheren Temperaturbeständigkeit, den organischen Bremsbelägen vorzuziehen. Die Findung der optimalen Materialpaarung von Bremsscheibe und Sinterbremsbelag kann als eine der wesentlichen Errungenschaften der Abteilung FGT angesehen werden. In praktischen Versuchen erzielte der Sinterbremsbelag JURID 734 in Kombination mit der Bremsscheibe aus gehärtetem Vergütungsstahl die besten Ergebnisse hinsichtlich Verschleiß und Temperaturverhalten (siehe Abbildung 45).

Im Rahmen der Konzeptumsetzung zum Einbau der verstärkten Bremsanlage durch GDELS wird auch das durch Abteilung FGT erworbene Know-how in Bezug auf Wärmeverhalten und Verschleiß der Bremsenkomponenten (= Konzept ÖBH) einfließen. Das Gesamtkonzept der verstärkten Bremsanlage ermöglicht auch anderen Nutzerstaaten des PANDUR I und II, welche bereits eine verstärkte Bremsanlage von GDELS verbaut haben, eine Umrüstung auf das Konzept des ÖBH.

Das Konzept von FGT sieht Änderungen an folgenden Komponenten vor:
  • Änderung von organischen Bremsbelägen auf anorganische Sinterbremsbeläge (höhere Temperaturbeständigkeit)
  • geändertes Bremsscheibenmaterial von Grauguss auf gehärteten Vergütungsstahl
  • Vergrößerung des Bremsscheibendurchmessers (+ 82 mm)
  • Verwendung von größeren Bremssätteln (vergrößerte Reibflächen)
  • Thermische Entkopplung durch Verwendung eines Keramikbremskolbens anstelle eines Stahlbremskolbens und zusätzlich Zwischenscheiben zur Verringerung der Strahlungswärme
  • geänderte Geometrie der Innenbelüftung der Bremsscheibe (Turbinendesign und Vergrößerung des Luftansaugquerschnittes zwischen Achsschenkel und Bremsscheibe)
  • Veränderte Radnaben an 1., 2. und 3. Achse: Zur Aufnahme des verstärkten Bremsmomentes werden zwischen Bremsscheibe und Radnabe zwei zusätzliche Passstiftaufnahmen umgesetzt, die Befestigung der Räder erfolgt in Zukunft mit zehn Schrauben anstelle von acht Schrauben. Daraus resultiert eine Änderung aller Radfelgen (Anbringung zusätzlicher Bohrungen) der PANDUR I 6x6-Flotte.
  • Änderung der Reifenfüllanlage (RFA): Aufgrund der Verwendung eines größeren Bremssattels und Bremsscheibe erfolgt eine Änderung der RFA-Bauteile (Filter, Regelventil und Leitungen) sowohl achs- als auch radseitig.
https://www.bundesheer.at/wissen-forsch ... hp?id=2793
Jahresbericht 2015 (= Schriftenreihe des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik 6, 2016)

https://www.bundesheer.at/wissen-forsch ... hp?id=2795

Jahresbericht 2017 (= Schriftenreihe des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik 9, 2018)
p. 15-16 hat geschrieben:Die Evaluierung des ballistischen Schutzes und des Minenschutzes in Hinblick auf die vertragskonforme Umsetzung erfolgte sowohl bei der Nachrüstung der vorhandenen Flotte an PANDUR 6x6 Radpanzern als auch bei der Nachbeschaffung von neuen PANDUR Fahrzeugen im Referat.

Hierbei wurden Versuche entweder bei den Herstellern der Zusatzpanzerung vor Ort begleitet oder direkt beim ARWT durchgeführt. Jede am Fahrzeug vorkommende Art von Panzerung muss gemäß NATO AEP-55 Richtlinie einer bestimmten Anzahl von Schüssen der spezifizierten Beschussklasse standhalten und potentielle Schwachstellen werden zusätzlich mit millimetergenau platzierten Schüssen "abgeklopft".
p. 58 hat geschrieben:
  • Auszug aus den weiteren Tätigkeiten im Aufgabengebiet des Referats 2:
    • Technische Betreuung bei der Modifikation der MTPz/UN A1 PANDUR Flotte auf Stand A2 (mit EFWS - Elektronisch fernbedienbare Waffenstation)
    • Technische Betreuung bei der Integration der modifizierten Bremsanlage (Keramik/Sinter-Bremse) für den MTPz/UN A2 PANDUR
Jahresbericht 2018 (= Schriftenreihe des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik 10, 2019)
p. 68 hat geschrieben:
  • Auszug aus den weiteren Tätigkeiten im Aufgabengebiet des Referats 2:

    [...]
    • Technische Betreuung bei der Integration der modifizierten Bremsanlage (Keramik/Sinter-Bremse) für den MTPz/UN A2 PANDUR
Jahresbericht 2019 (= Schriftenreihe des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik 11, 2020)
p. 38 hat geschrieben:
  • Auszug aus den weiteren Tätigkeiten im Aufgabengebiet des Referats 2:

    [...]
    • Technische Betreuung bei der Integration der modifizierten Bremsanlage (Keramik/Sinter-Bremse) für den MTPz/UN A2 PANDUR und MTPz PANDUR 6x6 EVO
Jahresbericht 2020 (= Schriftenreihe des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik 12, 2021)
p. 20 hat geschrieben:Modifizierte Bremsanlage MTPz/UN A2

Für die bestehende MTPz/UN A2-Flotte konnten mit Ende 2020 die finalen Radantriebssätze, welche durch die Firma GDELS auf die modifizierte Bremsanlage umgebaut und generalüberholt wurden, abgenommen werden. Somit werden alle 71 Fahrzeuge mit einer "verschleißfreien" Sinter-Keramik-Bremsanlage ausgestattet sein.
Antworten