EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

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theoderich
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

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SPD-Chef lehnt bewaffnete Drohnen ab
Berlin - Kurz vor finalen Beratungen über die Ausrüstung der Bundeswehr mit bewaffneten Drohnen hat der SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans die Reißleine gezogen. Zum großen Ärger der Union fordert Walter-Borjans eine weitere Debatte über die Anschaffung der umstrittenen Waffen. „Das ist zur Schau getragener Pazifismus auf dem Rücken der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Einsatz“, sagte der verteidigungspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Henning Otte, unserer Zeitung.
Die Union und das von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer geführte Verteidigungsministerium halten Drohnen, die nicht nur Bilder aus Konfliktgebieten liefern, sondern im Ernstfall auch schießen können, für unverzichtbar. Sie hofften auf eine Zustimmung der SPD-Fraktion noch vor Weihnachten. Walter-Borjans warf diesen Zeitplan nun über den Haufen: „Zusammen mit großen Teilen der SPD-Mitgliedschaft und vielen anderen friedenspolitisch engagierten Gruppen in unserer Gesellschaft halte ich die bisherige Debatte über bewaffnete Bundeswehr-Drohnen nicht für ausreichend“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“.
„Die Grenze zwischen der Verteidigung von Leib und Leben unserer Soldaten und Töten per Joystick ist hauchdünn“, stellte sich Walter-Borjans nun auf die Seite der Skeptiker. Kramp-Karrenbauer warf er vor, im Schatten der Corona-Krise in Rüstungsfragen Fakten schaffen zu wollen. Die SPD-Linke Hilde Mattheis begrüßte die Aussagen von Walter-Borjans. Ein „schnelles Durchdrücken des automatisierten Tötens“ kurz vor Weihnachten werde es mit der SPD nicht geben“, twitterte die Ulmerin.

Je näher die Bundestagswahl rückt, desto unwahrscheinlicher dürfte eine Zustimmung der SPD werden. Ihr Verteidigungsexperte Fritz Felgentreu kritisierte die Positionierung seines Parteichefs: Die von Walter-Borjans angesprochene Grenze verlaufe zwischen Selbstverteidigung und Nothilfe sowie Mord: „Wenn dieser Punkt für die politische Entscheidung bisher nicht ausreichend diskutiert worden ist, fragt man sich natürlich, wann er das jemals sein kann.“ Auch Otte sieht den Koalitionsvertrag erfüllt. „Jahrelang haben wir mit der SPD die notwendige Einführung von bewaffneten Drohnen als Lebensversicherung diskutiert“, sagte der CDU-Verteidigungsexperte.
https://www.stuttgarter-zeitung.de/inha ... aa306.html


SPD blockiert Bewaffnung neuer Drohnen
Das Verteidigungsministerium verbreitete zur vorläufigen Entscheidung der SPD am Abend ein Zitat von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Sie teilte mit, damit "setzen wir fahrlässig das Leben der Soldatinnen und Soldaten aufs Spiel" und sie wolle das ändern.

Die Linke begrüßte den Schritt hingegen. "Vernunft und gute Argumente haben sich bei der SPD durchgesetzt", sagte Partei-Vize Tobias Pflüger. Er hoffe, "dass damit auch in Zukunft eine Bewaffnung von Drohnen der Bundeswehr unmöglich" werde.

FDP und Grüne hatten Kritik an einer fehlenden Debatte bereits im Vorfeld des heutigen Treffens als unzutreffend zurückgewiesen und die SPD aufgefordert, sich jetzt für oder gegen die Bewaffnung zu entscheiden.
https://www.sueddeutsche.de/politik/bun ... -1.5149194
theoderich
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Eurodrohne wird entwickelt
Die Regierungskoalition aus CDU und SPD hat sich am Mittwoch im Rahmen des Koalitionsausschusses auf die Entwicklung und Beschaffung der Eurodrohne geeinigt. Das Gemeinschaftsprogramm Eurodrohne soll zusammen mit den europäischen Partnernationen Frankreich, Italien und Spanien umgesetzt werden.

Die Regierungsparteien haben vereinbart, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen, damit die Verträge wie geplant Ende des I. / Anfang des II. Quartals 2021 gezeichnet werden können. Die Eurodrohne soll in erster Linie zur Aufklärung eingesetzt werden. Der endverhandelte Industrievertrag zur Entwicklung und Realisierung der Eurodrohne umfasst demnach nicht die Bewaffnung des Systems.

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer schließt eine spätere Bewaffnung der Drohnen dennoch nicht aus. „Erst einmal geht es darum, dass diese Drohne entwickelt wird“, sagte sie am Donnerstagmorgen bei n-tv.

Über eine Bewaffnung der Eurodrohne könne später entschieden werden, so die Ministerin.
https://www.bmvg.de/de/themen/eurodrohn ... lt-5026206





Die anderen Partnernationen sollten die Bundesrepublik Deutschland und deutsche Unternehmen aus der Entwicklung dieses Drohnensystems ausschließen. Dann gäbe es keine Probleme mehr.
theoderich
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Airbus confident on FCAS contract progress despite 'challenging' negotiations (18. Februar 2021)
Last year, Airbus Defence & Space said it expected deliveries of the medium-altitude, long-endurance unmanned air vehicle to start in 2028 – around three years later than envisaged when the project was first conceived in 2015.

However, the German defence ministry seems to indicate that this milestone may have slipped further.

“The aim is to conclude a contract in 2021. Then the first aircraft could presumably be delivered in 2029,” it says.
https://www.flightglobal.com/defence/ai ... 86.article


Die Eurodrohne
Im November 2020 hat die internationale Rüstungsagentur OCCAROrganisation Conjointe de Coopération en Matière d’Armement den mit Airbus Defence & Space als künftigem Generalunternehmer endverhandelten Vertragsentwurf den beteiligten Nationen übermittelt, um die jeweiligen Entscheidungsprozesse zu starten.

2021 wird der Vertragsschluss angestrebt. Dann könnten die ersten Luftfahrzeuge voraussichtlich 2029 ausgeliefert werden. Um die aktuell bestehende Fähigkeitslücke schließen zu können, nutzt die Bundeswehr ein israelisches System mit der Heron 1, zukünftig der Heron TP .
https://www.bmvg.de/de/eurodrohne-europ ... ngsprojekt


Eurodrohne wird Aufklärung der Bundeswehr verbessern (12. Februar 2021)
Derzeit nutzt die Bundeswehr für die luftgestützte Aufklärung in den Tiefen des Raumes in Afghanistan und Mali die Heron 1, die durch die Heron TP abgelöst wird. Mit dem European MALE (Medium Altitude Long Endurance Remotely Piloted Aircraft System) setzt die Bundeswehr auf ein in multinationaler Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien entwickeltes System. Der Hauptvertrag für die Entwicklung, einschließlich Beschaffung und Unterstützung des Anfangsflugbetriebs der Systeme, soll 2021 geschlossen werden.
https://www.bmvg.de/de/aktuelles/eurodr ... rn-5027958
theoderich
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

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theoderich
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

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SPD setzt Drohnen-Kommission ein
Die SPD wird am kommenden Montag auf ihrer Vorstandssitzung eine Kommission einsetzen, die die Frage der Bewaffnung von Drohnen diskutiert. Dies kündigte der Ko-Vorsitzende der SPD, Norbert Walter-Borjans, bei den Petersberger Gesprächen zur Sicherheitspolitik an, die heute virtuell stattfanden. Borjans löste mit seiner Ankündigung durchaus Unverständnis aus. Der CDU-Politiker Thomas de Maiziere MdB, der auf der Veranstaltung zur Zukunft der NATO referiert hatte, meinte in seinem Schlusswort: ” Was will man da noch diskutieren?” Alle Argumente lägen schon lange auf dem Tisch. Auch aus Teilnehmerkreisen wurde ähnlich argumentiert.

Die Petersberger Gespräche zur Sicherheitspolitik finden jährlich auf dem Petersberg bei Bonn statt. Sie werden von der SPD gemeinsam mit der Gesellschaft für Sicherheitspolitik und dem Deutschen Bundeswehrverband durchgeführt.
https://esut.de/2021/03/meldungen/26113 ... ssion-ein/ Die "Drohnendebatte" in Deutschland ist inzwischen auf demselben Niveau wie die mittlerweile über 20 Jahre andauernde "Diskussion" um die Luftraumüberwachung in Österreich - einfach erbärmlich.


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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

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theoderich hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 21:34Die anderen Partnernationen sollten die Bundesrepublik Deutschland und deutsche Unternehmen aus der Entwicklung dieses Drohnensystems ausschließen. Dann gäbe es keine Probleme mehr.
Wo gibt es denn "Probleme"? Den anderen Programmteilnehmern ist es doch völlig egal, ob Deutschland eine Bewaffnungsoption wahrnimmt oder nicht.
theoderich hat geschrieben: So 14. Mär 2021, 22:34Die "Drohnendebatte" in Deutschland ist inzwischen auf demselben Niveau wie die mittlerweile über 20 Jahre andauernde "Diskussion" um die Luftraumüberwachung in Österreich - einfach erbärmlich.
Ich bin nicht sicher, ob der Vergleich passt. Die Situation ist einerseits besser und andererseits noch viel absurder.

'Besser', weil im Parlament bereits jetzt eine Mehrheit für Kampfdrohnen zu haben wäre, nicht ausgerechnet der Bundeskanzler ostentatives Desinteresse zeigt und die Angelegenheit der Bevölkerung insgesamt gleichgültig ist (wie könnte es auch anders sein, schließlich wäre die Bewaffnungsoption für die Heron TP für "Peanuts" zu haben).

'Absurder', weil eine Minderheit in Politik und Medien überproportional viel Aufmerksamkeit geschenkt bekommt und die Streitkräfte damit gewissermaßen in Geiselhaft nimmt. Hätte die in ihrer Sinnkrise verfangene SPD nicht das Druckmittel des Koalitionsbruches in der Hand, wäre die Sache längst über die Bühne gegangen.

Was mich einmal mehr daran erinnert, dass diese Partei mal dringend in die Opposition muss.
theoderich
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

Beitrag von theoderich »

muck hat geschrieben: Di 16. Mär 2021, 03:24Wo gibt es denn "Probleme"? Den anderen Programmteilnehmern ist es doch völlig egal, ob Deutschland eine Bewaffnungsoption wahrnimmt oder nicht.
Es wird den anderen am Program beteiligten Staaten ganz sicher nicht "völlig egal" sein. Und zwar, weil die deutsche Bundesregierung eine mögliche Bewaffnung der europäischen Drohne schon in der Entwicklungsphase blockiert hat:
BMVg hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 21:34Die Eurodrohne soll in erster Linie zur Aufklärung eingesetzt werden. Der endverhandelte Industrievertrag zur Entwicklung und Realisierung der Eurodrohne umfasst demnach nicht die Bewaffnung des Systems.
Wenn sich abzeichnet, dass diese Blockade nach der Bundestagswahl anhält, währenddessen die Entwicklungsphase läuft und speziell die Franzosen dazu gezwungen werden, ein teures, aber nur eingeschränkt nutzbares System einzuführen, wird man wohl abwägen müssen, ob ein Verbleib Deutschlands als Partner nicht schädlich für den Fortgang des Programms ist. Jedenfalls mindert es die Exportchancen der europäischen Drohne gegenüber bewaffnungsfähigen Konkurrenten wie "Reaper", "Wing Loong", "Anka", "Heron" oder ALTIUS-U dramatisch.
muck
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

Beitrag von muck »

Der Endvertrag für das an Deutschland zu liefernde Produkt. Bei der sogenannten "Drohnendebatte" (der Veranstaltung im Mai 2020) hieß es von Seiten des BMVg, dass MALE-RPAS an vier Unterflügelstationen für Aufnahme und Einsatz der GBU-49 sowie des Lenkflugkörpers Brimstone vorbereitet ist, unabhängig davon, ob diese Option wahrgenommen wird.

Ebendeswegen wurde die Zustimmung der SPD-Bundesminister zur Freigabe der Gelder Anfang Februar ja auch von der eigenen Partei als unaufrichtig kritisiert. Wie schon bei der Heron TP, stellt die Bewaffnungsoption weder technisch noch finanziell ein Hindernis dar.
theoderich
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Re: EuroMALE - Drohne (europäisches MALE-RPAS)

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Bundestag billigt Eurodrohne – für Deutschland erstmal nur unbewaffnet

https://augengeradeaus.net/2021/04/bund ... bewaffnet/





Bild




29.03.2021
Antwort

der Bundesregierung

auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Karsten Klein, Christian Dürr,Renata Alt, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP

– Drucksache 19/27430 –

Sachstand Eurodrohne

1. Was bedeutet der Beschluss des Koalitionsausschusses zur unbewaffneten Beschaffung der Eurodrohne für die Planung des Bundesministeriums der Verteidigung, insbesondere für die zukünftige Bewaffnung der Eurodrohne?

Der vom Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) mit seinen drei europäischen Partnern verfolgte Ansatz der gemeinsamen Entwicklung und Beschaffung des European MALE RPAS (Medium Altitude Long Endurance Remotely Piloted Aircraft System) sieht dessen Entwicklung entlang multinational vereinbarter Systemforderungen mit einem für alle beteiligten Nationen gemeinsamen Design vor. Teil der multinationalen Systemforderung ist die technische Vorbereitung einer Bewaffnungsfähigkeit.

Dieser Ansatz ist geeignet, die Beschlusslage des Koalitionsausschusses zu be-rücksichtigen, ohne das gemeinsame Vorgehen mit den Partnern zu beeinträchtigen, da die souveräne nationale Entscheidung zur tatsächlichen Bewaffnung nicht vorweggenommen wird.

Die vom BMVg zum Schutz eigener Kräfte weiterhin angestrebte tatsächliche Ausrüstung der Systeme mit Effektoren ist mit diesem Ansatz nach entsprechender, gesonderter Befassung des Deutschen Bundestages möglich.
3. Ab wann und in welchen Stückzahlen wird das System Eurodrohne einsatzbereit sein (die erste Bereitstellung eines Systems bis zur vollständi-gen Auslieferung aller erforderlichen Systeme aufführen)?

Der deutsche Beschaffungsanteil beträgt 21 Luftfahrzeuge sowie verlegefähige Bodenkontrollstationen und Ausbildungsbodenstationen bzw. Simulatoren. Bei einem Vertragsschluss im zweiten Quartal 2021 sieht der Lieferplan die Auslie-ferung erster Systeme im Jahr 2029 vor. Der Abschluss der Lieferungen wird im Jahr 2034 erwartet.

Entlang dieser Planung ist vorgesehen, die anfängliche Einsatzbereitschaft im Jahr 2030 zu erreichen.
6. Ab welchem Zweitpunkt wäre es kostengünstiger gewesen, die Heron TP zu erwerben, anstatt zu leasen, betrachtet für den Fall, dass es im Projekt der Eurodrohne zu Verzögerungen kommen könnte und die Heron TP länger als vorgesehen im Einsatz bleiben muss, und wie lautet die Be-gründung der Bundesregierung?

Der Entscheidung zum Leasing des German HERON TP im Rahmen einer Betreiberlösung lag eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung aus dem Jahr 2017 zugrunde, welche aufzeigte, dass diese Lösung bei einer Nutzung bis zum Jahr 2029 wirtschaftlicher ist. Dabei wurden mögliche Verzögerungen im Projekt Eurodrohne berücksichtigt.

Sofern die Fähigkeiten des German HERON TP über das Jahr 2029 hinaus genutzt werden sollen, ist zu gegebener Zeit über die dann erforderlichen Maßnahmen hinsichtlich des zu deckenden Bedarfs zu entscheiden.

7. Ist geplant, die Bewaffnung der Eurodrohne ggf. mit den Partnerländern zusammen zu erwerben, und führt eine Nichtbewaffnung durch Deutschland zu vertraglichen oder sonstigen Problemen und Nachverhandlungen mit den Partnerländern, die an der Entwicklung der Eurodrohne beteiligt sind?

Eine gemeinsame Beschaffung der Bewaffnung mit den Partnerländern ist derzeit nicht vorgesehen. Vertragliche und sonstige Probleme oder eine Notwendigkeit zu Nachverhandlungen ergeben sich mit Verweis auf die Antwort auf die Frage 1 nicht.

8. Ist aus Sicht der Bundesregierung die breite öffentliche Debatte zur Bewaffnung von Drohnen, so wie im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD festgelegt, geführt worden, und wie begründet die Bundesregierung dies?

9. Gibt es innerhalb der Ressorts der Bundesregierung unterschiedliche Auffassungen zur Bewaffnung von Drohnen, und wenn ja, wie lauten diese, und wie begründen die einzelnen Häuser ihre divergierenden Auffassungen?


Die Fragen 8 und 9 werden zusammen beantwortet.

Das BMVg hat im Mai 2020 die bereits im Jahr 2014 begonnenen Fachdebatten erneut aufgenommen. Die dabei geführten öffentlichen Diskussionen sind Grundlage des Berichts des BMVg vom 3. Juli 2020, der dem Deutschen Bundestag zugeleitet wurde. Am 5. Oktober 2020 fand eine weitere öffentliche An-hörung im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages statt, in der die Notwendigkeit des Schutzes der Soldatinnen und Soldaten im Einsatz deutlich wurde.

Damit hat die Bundesregierung die Grundlagen für eine weitere Befassung des Deutschen Bundestages und damit einer noch breiteren Öffentlichkeit mit der Frage der Beschaffung bewaffneter Drohnen geschaffen, deren Ergebnis das Vorgehen der Bundesregierung leiten wird. Die Bundesregierung nimmt zur Kenntnis, dass es im parlamentarischen Raum weiter Beratungsbedarf gibt.
https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/280/1928083.pdf


Scholz bremst Kramp-Karrenbauers Eurodrohnen-Projekt (26. März 2021)
ür Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ist die Eurodrohne ein europäisches Prestigeobjekt: Entwickelt und gebaut von Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien, soll sie die technologisch weltweit führende Drohne werden und länger als andere in mittleren Höhen kreisen können. Für Finanzminister Olaf Scholz (SPD) dagegen ist das Projekt vor allem eines: ein gigantisches Kostenrisiko.

Deshalb ist unklar, ob die SPD im Haushaltsausschuss der Freigabe von rund drei Milliarden Euro für die Entwicklung der Eurodrohne zustimmen wird – obwohl der Koalitionsausschuss von Union und SPD sich bereits Anfang Februar festgelegt hat, das Projekt noch vor der Sommerpause zu beschließen.

Anders als üblich hat das Finanzministerium die ausverhandelten Verträge zwischen den vier Staaten und den beteiligten Unternehmen nicht nach rein formaler Prüfung an den Bundestags-Haushaltsausschuss zur Entscheidung weitergeleitet. Sondern es hat dem 335 Seiten dicken Vertragswerk aus dem Verteidigungsministerium eine zehnseitige Bedenkenliste vorangestellt.

Die Hauptkritikpunkte aus dem Haus von Scholz: Der Entwurf enthalte „im Vergleich zu anderen Verträgen eine ungewöhnlich einseitige zulasten der Auftraggeberseite ausgestaltete Risikoverteilung, die zu nicht prognostizierbaren Mehrkosten in der Zukunft führen könnte“.

Zweitens sei nicht akzeptabel, dass es eine „außerordentliche Preiseskalationsregel“ gebe, weil der Arbeitsstundenpreis für die Drohne bei Airbus mit den beiden anderen Großvorhaben FCAS-Kampfflugzeug und neue Eurofighter verknüpft werde.

Und drittens werde es nach der Entwicklungsphase ab 2025 weitere Finanzmittel im hohen dreistelligen Millionen Euro-Bereich geben müssen, „für die eine Haushaltsvorsorge nicht erkennbar ist“.

Darüber hinaus kritisiert das Finanzministerium, dass die Koordinierung des Projekts über die Occar, eine Organisation mehrerer EU-Staaten zum effizienten und effektiven Management von gemeinsamen Rüstungsvorhaben, laufen soll: Damit habe Deutschland zu wenig Einfluss. Allerdings ist es bei multinationalen Militärprojekten das normale Vorgehen, dass die Occar sie koordiniert.

Verteidigungsministerium hält Kritik für überzogen

Im Verteidigungsministerium reagiert man denn auch mit Unverständnis. In Scholz“ Haus fehle die Expertise zu Rüstungsprojekten, die massive Kritik rieche nach Wahlkampf.

„Multinationale Projekte können nicht nach rein nationalen Ambitionen realisiert werden“, sagte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf Anfrage. Risiken gebe es bei jedem Projekt.

Bei Rüstungsprojekten sei es absolut üblich, dass es eine Verknüpfung gebe zu weiteren Projekten – und zwar durchaus auch zugunsten des Auftragsgebers Bund: Wenn Airbus die geplanten Aufträge für FCAS und den Eurofighter bekomme, werde die Drohne billiger, nicht teurer, weil die Airbus-Werke besser ausgelastet würden.

Im Verteidigungsministerium meint man inzwischen, zu viele Details in die Ausschussvorlage geschrieben zu haben, indem alle erdenklichen Risiken, auch die in ferner Zukunft, aufgelistet wurden. Dabei gebe es „Meilensteine“, bei deren Erreichen das mehrjährige Projekt jeweils nachjustiert werde.

Und beim ersten Kritikpunkt, dem Risiko zulasten der staatlichen Auftraggeber, habe das Finanzministerium übersehen, dass es nicht um zivile Verträge, sondern Rüstungsverträge gehe, bei denen eine Risikoaufteilung zwischen Hersteller und Auftraggeber üblich sei.

Soweit es gehe, so die Sprecherin, würden Rüstungsverträge immer zivilen Standards entsprechen. Aber es gebe insbesondere dann, wenn es ein multinationales Projekt sei, Besonderheiten, die sich in den Verträgen niederschlagen würden.

Für das Misstrauen im Finanzministerium spricht Erfahrung

Für das Misstrauen des Finanzministeriums spricht allerdings die Erfahrung, dass bisher noch jedes Rüstungsgroßprojekt am Ende erheblich teurer war als geplant. Der Bundesrechnungshof sieht ebenfalls ein erhebliches Kostenrisiko, weist aber auch darauf hin, dass ein gewisses Kostenrisiko bei Neuentwicklungen nicht unüblich sei. Daher müsse der Bundestag „politisch entscheiden“, ob er die Eurodrohne wolle oder nicht.

Die Grünen sind ebenso skeptisch wie Scholz. Grünen-Haushalts- und Verteidigungspolitiker Tobias Lindner sagte dem Handelsblatt: „Der Vertragsentwurf zur Eurodrohne ist der schlechteste, den ich in den letzten zehn Jahren gesehen habe. Europäische Zusammenarbeit kann kein Freibrief dafür sein, solch schlechte Verträge zu schließen.“

Die Union folgt dagegen den Argumenten ihrer Verteidigungsministerin und hält die Kritik von Scholz für maßlos. Der CDU-Verteidigungsexperte Patrick Sensburg etwa warf Scholz bei „Tagesschau.de“ vor, sich einen „schlanken Fuß zu machen“, obwohl es um ein wichtiges Projekt für die Sicherheit des Landes gehe.
https://www.handelsblatt.com/politik/in ... M3bLSz-ap2
Zuletzt geändert von theoderich am Fr 16. Apr 2021, 00:18, insgesamt 1-mal geändert.
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