Bundesheer: Zu wenige Helikopter, zu wenige Piloten, zu wenig Geld (29. März 2018)
Angesichts der bevorstehenden Gespräche über ein Sonderbudget für das Bundesheer, um die betagte Hubschrauberflotte erneuern zu können, bleibt man im Finanzressort vorerst hart: Ab 2020 soll es für das Militär zwar wieder mehr Geld geben, heißt es dazu auf Anfrage im Büro von Minister Hartwig Löger (ÖVP) – zuerst wolle man aber auch einmal die Ergebnisse der von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) eingerichteten Sonderkommission abwarten, die bis zur Jahresmitte die Luftraumüberwachung evaluiert haben soll. Dann werde man sehen, "was notwendig ist – und was nicht". Es werde aber auch davor laufend Gespräche geben.
Fest steht allerdings, dass die 22 Alouette 3, die unter anderem auch zu Bergeflügen von Zivilisten im Gebirge herangezogen werden, ab 2023 am Boden bleiben müssen. Schon davor müssen vier dieser Fluggeräte außer Dienst gestellt werden, die restlichen will man so gut wie möglich und unter Einsatz von acht Reservemotoren weiter betreiben.
Dem Vernehmen nach ist eine ganze Staffel des mittleren Transporthubschraubers AB-212 im oberösterreichischen Hörsching derzeit stillgelegt, weil es nicht genügend Piloten gibt. Das erhöht den Druck auf das verbliebene Personal. Die Piloten müssen mehrmals im Jahr für einen Monat zur Eufor nach Sarajevo verlegen, um die dort stationierten drei AB-212 einsatzbereit zu halten. Und jene Piloten, die in Bosnien sind, fehlen umso mehr für den täglichen Betrieb in Hörsching.
Die dort verbliebene AB-212-Staffel hat derzeit nur die halbe Mannstärke. Insgesamt fehlen allein für die AB-212 rund 50 Piloten. Diese sind nicht so schnell nachzubesetzen – die Ausbildung dauert drei Jahre. Und die derzeit angebotenen Verträge für neu einsteigende Piloten bieten keine taugliche Karriereperspektive. Manche müssen schon nach neun Jahren wieder ausscheiden, im Alter von 53 Jahren ist überhaupt Schluss mit der Fliegerei – das bedeutet im schlimmsten Fall zwölf Jahre Arbeitslosigkeit bis zur Pension. Kein Wunder, dass viele Piloten das Heer verlassen und eine zivile Karriere – etwa als Pilot für die Christophorus-Hubschrauber des ÖAMTC – vorziehen.
Das Verteidigungsministerium hat das Problem erkannt und ist gerade dabei, mit dem Bundeskanzleramt bessere Dienstverträge für die Piloten auszuhandeln. Künftig soll es reichen, jedes Jahr vier Piloten auszubilden, um den Sollstand nachhaltig zu sichern.
https://derstandard.at/2000077032215/Bu ... wenig-Geld
Heer hofft auf mehr Geld für Hubschrauber
"In den nächsten Wochen" will der Verteidigungsminister mit dem Wächter über die Staatsfinanzen in "intensive Gespräche" eintreten, um Sondermittel für das Bundesheer herauszuholen – vor allem für die betagte Hubschrauberflotte des Bundesheeres, die es zu erneuern gilt.
Zuletzt ließ Kunasek via "Vorarlberger Nachrichten" wissen, dass es da "schnell einmal 300 Millionen Euro" mehr brauche, dem STANDARD versichert er: "Auch die neuen Hubschrauber werden im Hilfs- und Katastropheneinsatz ein verlässliches Arbeitstier zur Unterstützung der Blaulichtorganisationen und der Bevölkerung sein."
Technische Aufrüstung
Konkret steht bei den Black Hawks, die mit den Evakuierungsflügen im Zuge des Lawinenunglücks von Galtür seit der Jahrtausendwende als unverzichtbar gelten, eine Modernisierung der Avionik an. Denn die Transporthubschrauber, die im Notfall bis zu zwei Dutzend Personen fassen, brauchen dringend neue Bildschirme samt Wetterradar sowie einen Einbau des aktuellen Behördenfunksystems.
Diesem "Midlife-Update" wird derzeit der erste der neun Black Hawks unterzogen – und zwar bei Ace Aeronautics in den USA. Bei den anderen acht Stück ist der Umbau in Langenlebarn geplant.
Der Kostenrahmen dafür beträgt 48 Millionen Euro – und er wird eingehalten, versichert man im Verteidigungsressort. Kostengründe dürften auch eine Rolle dabei gespielt haben, dass der Auftrag lieber an das wenig bekannte Unternehmen aus Alabama ging und nicht an den Hersteller Sikorsky oder dessen Schweizer Vertragspartner Ruag.
Kompletten Ersatz braucht es hingegen für die derzeit 22 kleineren Alouette 3, die im Gebirge oft für Bergeflüge, bei Waldbränden für Löschflüge eingesetzt werden – allein im Vorjahr haben es diese Helikopter auf 2.540 Flugstunden gebracht. Dazu müssen die zehn OH 58 Kiowa ersetzt werden – sie sind Baujahr 1976 und damit genauso so alt wie der Verteidigungsminister selbst.
Zwölf statt 32 Helikopter
Die Beschaffungspläne sehen künftig eine kleinere Staffel mit nur zwölf Helikoptern vor – dafür sollen diese dann als Verbindungs-, Aufklärungs- und Transporthubschrauber eingesetzt werden. Dazu sollen die neuen Hubschrauber freilich auch für Sanitätseinsätze verwendet werden, für die es leichteres Fluggerät braucht, denn: Der Black Hawk kann bei Rettungsflügen wegen seines bis zu zehn Tonnen schweren Gewichts allenfalls auf der Landeplattform des Wiener AKH landen, nicht jedoch auf den Dächern kleinerer Spitäler.
Laut dem militärischen Pflichtenheft, das bereits an mehrere Hersteller verschickt worden ist, wird also ein zweimotoriger Hubschrauber gesucht, der etwa acht Personen transportieren kann. Weiters soll er mit Kufen, nicht mit Rädern ausgerüstet sein, was Landungen im Gebirge erleichtert, außerdem soll er volle Instrumentenflugtauglichkeit haben und für den Worst Case bewaffnet werden können.
https://derstandard.at/2000076976303/He ... bschrauber
Ich frage mich, ob die angesprochenen 350 Mio. EUR wirklich nur die leichten Mehrzweckhubschrauber umfassen, wenn man sich diese Aussage von Mario Kunasek in Erinnerung ruft:
VN-Interview. Mario Kunasek (41, FPÖ), Bundesminister für Landesverteidigung
Heeresminister drückt die Stopptaste (27. März 2018)
Sie wissen relativ genau, welche Großinvestitionen anstehen, von der Eurofighter-Nachfolge hin zu neuen Hubschraubern. Wäre es nicht einfacher, das im Regelbudget zu berücksichtigen?
Kunasek Wir werden bei der Hubschrauber-Beschaffung nicht ohne Sonderpaket auskommen. Die Nachfolger der Alouette III und die Verstärkung der Black-Hawk-Flotte kosten schnell einmal 300 Millionen Euro. Auch für die Luftraumüberwachung werden wir ein entsprechendes Paket schnüren müssen.
https://www.vn.at/politik/2018/03/26/he ... pptaste.vn
Maßnahmen ÖBH 2018. Erweiterte Beurteilung (WIEN, Februar 2016)
3.4 Beurteilter Bedarf an zusätzlichen Finanzmitteln für Investitionen aus dem Endbericht ÖBH 2018
Kernaussage des Endberichtes ist, dass ohne zusätzliche Finanzmittel ein zumindest minimaler Fähigkeitserhalt beziehungsweise ein unbedingt notwendiger Fähigkeitszuwachs (insbesondere in den Bereichen Mobilität und Schutz des Soldaten) nicht erfolgen können.
Bedarf besteht insbesondere bei:
[...]
- Sicherstellung des Betriebs der fliegenden Systeme (rund € 282 Mio.): [...]
- Ersatzbeschaffung (für Alouette 3 und OH58) Mehrzweckhubschrauber (rund € 56 Mio.; und insgesamt rund € 90 Mio. ab 2021),
4.17 Aufstockung der Flotte an mittleren Transporthubschaubern
Beschreibung/Begründung:
Die Lufttransportaufgaben werden vorwiegend durch den Einsatz des mittleren Transporthubschrauber (S70) und den leichten Transporthubschrauber THS (AB212) abgedeckt. Das System S70 ist mit Priorität auf die Fähigkeiten „Taktischer Lufttransport“ und MEDEVAC (Medical Evacuation) im Inland und im Ausland auszurichten. Die geringe Stückzahl (9 Stk) geht derzeit einher mit der eingeschränkten taktische Verfügbarkeit aufgrund vieler anspruchsvoller Einsatzprofile bzw. dem derzeit abzudeckendem Einsatzspektrum (Assistenzeinsatz, Such- und Rettungsdienst / Medical Evacuation, Ausbildung) und bewirkt eine Verminderung der verfügbaren taktischen Lufttransport-Kapazität.
Die vorgesehene Reduktion der Hubschrauberflotte (OH 58 und Alouette 3) macht den Ersatz von Luftransportkapazität im Ausmaß von ca. 50 Soldaten zum Erhalt der derzeitigen Leistungsfähigkeit notwendig.
Für die Bewältigung von zukünftigen Aufgaben ist jedenfalls mit der Erhöhung des Bedarfes an Lufttransportkapazität zu rechnen.
Mit drei mittleren Transporthubschraubern (S70) kann bei der Annahme der jeweiligen Transportkapazität von 14 Personen pro Hubschrauber zumindest der derzeitige Bedarf stabilisiert werden.
[...]
Zusätzlicher Ressourcenbedarf
Die Beschaffung von 3 Stück S70 über das US Foreign Military Sales-Programm (FMS) ist weitgehend ausgeplant.
Für die Beschaffung sind Budgetmittel in der Höhe von rund € 100 Mio. absehbar. Dieser Wert ergibt sich aus der Analyse eines Ende 2013 bei den US Stellen eingeholten Entwurfes für einen LOA (Letter of Offer and Acceptance). Nach Rücksprache mit den US Stellen ist der LOA jederzeit erneuerbar, die 3 Stück S-70 wären nach wie vor über FMS beschaffbar.
Eine Bereitstellung der Budgetmittel für das US FMS-Programm wird voraussichtlich in 3-4 Jahresraten mit Beginn im Jahr 2017 anfallen. Dabei werden die Anzahl und Höhe der Jahresraten verhandelbar sein.
Die Beschaffung von 3 S70 würde bedeuten, die derzeitige Staffel auf 12 S70 aufzustocken. Die bedeutet das Erreichen der Struktur einer Normstaffel.
Personell bedeutet dies eine Aufstockung der Staffel um 6 Piloten mit der Zuordnung der entsprechenden Anzahl an Flugstunden und damit des erforderlichen Betriebsaufwandes von 540 Flugstunden und ca. € 1,5 Mio. pro Jahr.
Empfohlen wird das Verfügbarmachen von zusätzlichen Mitteln in der Höhe von € 100 Mio. Zusätzlich sind die jährlichen Betriebskosten von ca. € 1,5 Mio zu budgetieren.
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX ... ndex.shtml
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Standort Aigen im Ennstal (133/J) (Beantwortet am
16. März 2018)
1. Verfolgen Sie das Bestreben, die von BM Doskozil verabschiedeten Weisungen, insbesondere den Luftstreitkräfte-Standort Aigen im Ennstal betreffend, weiter zu vertreten?
Zu 1:
Die Weisungen meines Amtsvorgängers bilden die Grundlage für weitere Überlegungen.
2. Halten Sie an der Entscheidung ihres Vorgängers fest, den Standort Aigen langfristig (also auch über 2023 hinaus) abzusichern?
Zu 2:
Nach den derzeitigen Planungen ist eine Nutzung des Standorts Aigen im Ennstal als eigenständige Typenwerft für Hubschrauber sowie für Hubschrauberkräfte des Bundesheeres auch über das Jahr 2023 hinaus vorgesehen.
a. Wenn ja, welche Schritte sollen in der laufenden Legislaturperiode zur Absicherung des Standortes Aigen getroffen werden? (nach Jahren aufgeschlüsselt)
Zu 2a:
Die Verlängerung der Nutzungsdauer der Luftfahrzeuge der Type Alouette III wurde bereits verfügt.
4. Welche Schritte werden Sie ergreifen, um den Weiterbetrieb des Hubschraubermusters Alouette 3 bis zum Jahr 2023 sicher zu stellen? (aufgeschlüsselt nach Jahren)
Zu 4:
Die Anordnung zur Fortführung des Betriebs der Luftfahrzeuge der Type Alouette III bis zum Jahr 2023 schließt alle erforderlichen technisch-logistischen Maßnahmen mit ein. Ein erster Schritt besteht in der Beschaffung von Triebwerken mit entsprechendem Flugstundenrestnutzungsvorrat, weitere Schritte hängen vom Flugstundenverbrauch ab und können somit nicht kalendarisch aufgeschlüsselt werden.
5. Wurde der Bestellvorgang für die erforderliche Anzahl an Turbinentriebwerken für das Hubschraubermuster Alouette 3 bereits eingeleitet, um einen unterbrechungsfreien Weiterbetrieb dieser Type bis 2023 sicherzustellen?
Zu 5:
Ja.
7. Wurde der Kommandant der Staffel Aigen gemäß Ministerweisung in den Beschaffungsvorgang der neuen Hubschrauber eingebunden?
a. Wenn nein, warum ist das nicht geschehen?
Zu 7 und 7a:
Die Erstellung des Militärischen Pflichtenhefts (MPH), der Basis für die Beschaffung, erfolgte im Rahmen einer Arbeitsgruppe unter Einbindung aller wesentlichen Dienststellen der Zentralstelle und auch der Luftstreitkräfte. Experten aus dem Bereich der fliegerischen Verbände und Staffeln werden bei einer künftigen Überarbeitung des MPH eingebunden werden.
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX ... ndex.shtml