Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016
Verfasst: Do 4. Jul 2019, 06:20
Offen, ehrlich, transparent? (ASMZ 7/2019)
Intensive Recherchen von Printmedien brachten es Ende April 2019 an den Tag: Die Beschaffung des 12cm-Mörser 16 bereitet erhebliche Probleme. Das Projekt weist zurzeit eine Verspätung um rund drei Jahre auf. Der erst kürzlich erstellte Prototyp funktioniert fehlerhaft, die Truppenversuche stehen aus, der Serienvertrag ist noch nicht unterzeichnet. RUAG Defence musste der Generalunternehmerin Mowag eine Konventionalstrafe bezahlen und es stehen Kostenüberschreitungen im zweistelligen Millionenbereich im Raum. Geplant war ursprünglich die Auslieferung aller 32 Mörser zwischen 2018 und 2022. Dieser Sachverhalt wurde sowohl von den beiden involvierten Lieferanten wie auch dem VBS bestätigt. Proaktiv kommuniziert wurde jedoch vorgängig durch keinen der Vertragspartner.
Nach dem ablehnenden Gripen-Entscheid wollte das VBS dem Parlament dringend andere Rüstungsgeschäfte unterbreiten. So wurde die Beschaffung des 12 cm-Mörser 16 überstürzt ins Rüstungsprogramm 2016 vorgezogen.Weder die Truppentauglichkeit noch die Beschaffungsreife – beides an sich zwingende Voraussetzungen für eine Aufnahme ins Rüstungsprogramm – waren zu jenem Zeitpunkt erfüllt. Beides verschwieg man in der Rüstungsbotschaft; verklausuliert wurde bloss auf einzelne Risiken hingewiesen und wie man damit umgehen wolle (siehe Kasten). Nach den Erfahrungen mit dem Gripen-Debakel wäre wohl von einem «Papier-Mörser» zu sprechen. Das Parlament hätte gewarnt sein und kritische Fragen stellen müssen.
Anpassungen des militärischen Pflichtenhefts
Aber auch ein paar andere Punkte im Vorfeld des Beschaffungsantrags hätten das Parlament hellhörig machen müssen: Anfänglich wurden drei Firmen zur Offertstellung eingeladen. Wie bei vielen Rüstungsgeschäften grundsätzlich möglich
und deshalb auch gerne praktiziert, verzichtete man auf eine WTO-Ausschreibung. Ein möglicher Lieferant schied aus
mehrheitlich (aussen-)politischen Gründen früh aus. Es blieben somit noch zwei Offerenten im Rennen. Das ursprüngliche militärische Pflichtenheft sah unter anderem vor: Turmlösung und ABC-Schutz. Beide zwingenden Vorgaben wurden nach einer Intervention von höchster Armeeseite in Kann-Formulierungen herabgestuft.
Während der Vorevaluation hatte das finnische Konkurrenzprodukt «Nemo» in Armeekreisen deutlich die Nase vorn: Es verfügt über einen Geschützturm anstelle einer – beim Schiessen offenen – Luke und schützt damit die Mannschaft entschieden besser; der bewährte Hinterlader ist deutlich robuster als der filigrane Vorderlader des Produkts «Cobra». «Nemo» kann bei Bedarf auch im Direktschuss eingesetzt werden und der Turm lässt sich um 360 Grad drehen. Nicht zu vergessen: Das finnische Produkt war bereits an Armeen ausgeliefert und erfolgreich im Einsatz; vom Schweizer Produkt existierte einzig ein Demonstrator.
https://www.asmz.ch/fileadmin/asmz/Doku ... parent.pdfDie konzeptionellen Vor- und eventuell Nachteile wurden in der Rüstungsbotschaft 2016 jedoch mit keinem Wort thematisiert. Der für viele überraschende Zuschlag für das System von RUAG Defence wurde einzig mit folgendem Satz begründet: «Insgesamt kommt die Variante mit dem Geschützturm wesentlich teurer zu stehen als die Lukenlösung». Mit dem angepassten militärischen Pflichtenheft liess sich die Beschaffung elegant vorbestimmen: Kosten vor Fähigkeiten und Bedürfnissen.
Für den Patria NEMO gibt es derzeit nur zwei Kunden:Das finnische Produkt war bereits an Armeen ausgeliefert und erfolgreich im Einsatz; vom Schweizer Produkt existierte einzig ein Demonstrator.
- Patria’s Nemo Mortar System Selected for LAV II Vehicles (2. September 2010)
https://www.patria.fi/en/media/news/pat ... i-vehiclesPatria Nemo 120 mm mortar system has been selected as weaponry for LAV II vehicles delivered by General Dynamics Land Systems - Canada as an FMS project by the US Government. Patria and Mecar S.A. from Belgium have signed a Memorandum of Understanding for an undisclosed number of Patria Nemo systems. Patria is the global market leader in turreted mortar systems. Patria Nemo is a 120 mm remote controlled mortar turret, offering excellent signature management and ballistic protection as well as providing both direct and indirect fire support. Patria Nemo system has been earlier selected by the Slovenian Armed Forces and the United Arab Emirates Navy.
- Export licence granted for the Patria Nemo mortar system (15. Dezember 2011)
https://www.patria.fi/en/media/news/exp ... tar-systemThe Council of State of Finland granted an export licence for 36 Patria Nemo mortar systems. These had been selected as one of the weapon systems for the General Dynamics Land Systems vehicle, as part of the US Government Foreign Military Sales (FMS) project. With a value of over €100 million, the contract will have a major employment effect for Patria and its Finnish subcontractors. Earlier this year Patria has already delivered six mortar systems to General Dynamics for testing. The actual deliveries will take place between 2012 and 2013.
- Ghannatha vessels delivered [IDX15D4] (26. Februar 2015)
https://www.janes.com/article/49514/gha ... ed-idx15d4ADSB (Stand B-022) won the Ghannatha Phase II contract, valued at nearly AED1 billion, in 2009. Under the deal, the company has delivered 12 new 27m Ghannatha boats to the UAE Navy, and retrofitted modifications to 12 existing 25m craft.
Six of the original vessels have been modified as mortar boats, receiving the Patria Nemo 120mm smooth-bore mortar system, plus an OTO Melara Hitrole-G 12.7mm gun mounting. These vessels have also received a GEM surveillance radar and updated VHF/UHF communications.
The other six 25m Ghannatha boats have been modified to serve as fast gun boats, equipped with a Rheinmetall MLG 27 27mm gun and a Hitrole-G 12.7mm mounting. They also retain the capability to embark up to 40 troops.
Swede Ship Marine, as ADSB’s principal sub-contractor, took responsibility for the design modification package for the 12 ‘stretched’ new-build vessels, and built the first three in Sweden.
The nine follow-on craft have been built by ADSB at its shipyard in Abu Dhabi’s Mussafah industrial area. As well as being 2m longer than the original 25m Ghannatha design, these later ships have also received more powerful MTU 12V 2000 M93 engines.
All 12 of the later ships are configured as missile boats, being equipped with four box launchers for MBDA Marte Mk 2/N surface-to- surface guided missiles. The Marte Mk 2/N missile is able to strike targets at ranges in excess of 30km, flying a fire-and-forget sea-skimming profile using mid-course inertial guidance and active radar homing. The vessels are also fitted with a mini-combat system supplied by Selex ES and a GEM radar for surveillance and target indication.
http://swedeship.se/vessel-production/24-m-fast-mortar/
- Nemo hits by surprise (2. Mai 2016)
https://www.patriamagazine.fi/en/nemo-hits-by-surprise/For example, Saudi Arabia has acquired Nemo system mounted on a US-made LAV 2 vehicle. The United Arab Emirates, on the other hand, has mounted the mortar on a combat vessel.
- Pandora’s box [IDEX17D1] (18. Februar 2017)
https://www.janes.com/article/67859/pan ... x-idex17d1The original NEMO 120mm mortar is already in service with two customers. The Saudi Arabian National Guard has 36 NEMO 120mm turret-mounted mortar systems installed on a recent batch of General Dynamics Land Systems – Canada Light Armoured Vehicle (LAV) 8x8 platforms. The UAE has taken delivery of eight NEMO 120mm turret-mounted mortars optimised for the harsher naval role and these have been installed on coastal craft.