Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

NAGER Franz/Patrick HOFSTETTER: Der Lehrverband Infanterie und die bevorstehenden Herausforderungen, in: ASMZ H 7 (2018), p. 16-18
Um dieses Nebeneinander von schützenden und defensiven Aktionen zu bewältigen, wurden den Territorialdivisionen
per 1.1.2018 Infanteriebataillone unterstellt (Ziff 261). Entsprechend muss die Infanterie zur differenzierten Gewaltanwendung über alle Operationstypen hinweg fähig sein.

Diese Zweckbestimmung der Infanterie findet in der Taktischen Führung 17 (TF17) ihren Niederschlag. Unter den Verteidigungsaufgaben wird sowohl bei der Bekämpfung bewaffneter Gruppen (Ziff 7094) als auch bei Angriffen im überbauten Gelände (Ziff 7190) an erster Stelle die Infanterie genannt. Im überbauten Gelände übernimmt sie den Flankenschutz der Panzerverbände (Ziff 7258). Wenn das Begegnungsgefecht «ausser im überbauten Gelände» zu meiden ist (Ziff 7303), impliziert dies eben auch, dass das Begegnungsgefecht als solches beherrscht werden muss. Selbst bei Verfahren, die in vergangenen Jahren komplett aus dem Fokus der infanteris tischen Taktik gefallen sind, kommt der Infanterie wieder eine Rolle zu. So eignet sich die Infanterie im gekammerten, gebirgigen und überbauten Gelände für die Aufnahme als Aktion mit dem Ziel, eigene zurückweichende Mittel geordnet zurückzunehmen (Ziff 7328).

Um diese ausdrücklich im Operationstyp Verteidigung angesiedelten Verfahren auf dem Boden umsetzen zu können, werden in den kommenden Jahren nach langer Wartezeit die Lücken in der Panzerabwehr der mittleren Reichweite geschlossen. Die Einführung der Recoilless Grenade Weapon, HEAT & HESH (RGW 90 HH) in allen Infanteriezügen erlaubt es fahrende Ziele auf 200 m und stehende Ziele auf maximal 500 m zu bekämpfen (siehe Abbildung 1). Zusätzlich werden die Züge 2 und 3 der dritten Kompanie in jedem Infanteriebataillon mit der Next Generation Light Anti-Armour Weapon (NLAW) ausgerüstet. Mit diesem rückstossfreien Fire-and-Forget-System können fahrende Ziele bis 400m und stehende Ziele bis 600 m bekämpft werden, wobei in den lehrverbandsinternen Tests sogar auf 600 m beziehungsweise 800 m erfolgreich getroffen wurde.
https://www.asmz.ch/fileadmin/asmz/Doku ... rungen.pdf


RGW 90 HH

Bild
Mit der RGW 90 können Kampf- oder Schützenpanzer und in der Zweitrolle Bunker, befestigte Unterstände oder Gebäudeinfrastrukturen bekämpft werden. Die kompakte Einweghandwaffe kann gefahrlos aus geschlossenen Räumen abgefeuert werden, verfügt über eine geringe Abschusssignatur und ist gegen Wettereinflüsse unempfindlich, dank eines speziellen Antriebssystems.
Die RGW 90 ist wartungsfrei und kann bei Bedarf mit einem Nachtsichtgerät oder einem Feuerleitsystem ausgerüstet werden.
Technische Daten:

Kaliber 90 mm
Gewicht 8.7 kg
Länge (feuerbereit) 1.0 m / 1.15 m
Kampfentfernung 20 m bis 500 m
http://dn-defence.com/rgw-90-hh.html


Saab Receives Order for NLAW (28. Juni 2017)
Defence and security company Saab has received an order from the Swiss Federal Office for Defence Procurement, armasuisse, for deliveries of the Next generation Light Anti-Tank Weapon system (NLAW) to the Swiss Army. The order value amounts to BSEK 1.035 with deliveries during the period 2018-2021.

The order includes the supply of NLAW weapon systems, associated training equipment, such as drill rounds, indoor training simulators, and support and maintenance of the training equipment. Under a framework contract between Saab and armasuisse, orders can be placed for NLAW weapon systems and equipment during the period 2017-2030.
https://www.saab.com/newsroom/press-rel ... r-for-nlaw


Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

http://www.doppeladler.com/forum/viewto ... 65&p=49085


Neue Schweizer Rüstungsprojekte

http://www.doppeladler.com/forum/viewto ... f=7&t=2920
Zuletzt geändert von theoderich am Sa 11. Dez 2021, 21:00, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Band 2A – Staatsrechnung 2017 der Verwaltungseinheiten Teil I (Behörden und Gerichte, EDA, EDI, EJPD, VBS)
Rüstungsmaterial

Das Parlament bewilligt die Verpflichtungskredite für die Rüstungsbeschaffungen jährlich mit der Armeebotschaft. Daraus abgeleitet ergibt sich der jährliche Zahlungsbedarf für die Rüstungsgüter, der dem Parlament mit dem Kredit «Rüstungsaufwand und -investitionen» beantragt wird.

Das eingeführte Rüstungsmaterial unterliegt der Mehrwertsteuer (MWST). Als Grundlage für die Berechnung der MWST auf Importen (MIMP) dienen die bis heute bewilligten und in den nächsten Jahren geplanten Beschaffungsvorhaben sowie eine Schätzung der bis heute noch nicht bekannten Materialvorhaben.

Die Verteidigung hat im Rechnungsjahr insgesamt 621,3 Millionen für die Beschaffung grösserer Rüstungsgüter ausgegeben, 8,4 Millionen mehr als budgetiert. Dieser Mehrbedarf entstand, weil die Projekte im Bereich der leichten Motorfahrzeuge sowie der 12cm Mörser 16 schneller voranschritten und damit zusätzliche Zahlungen bereits im Jahr 2017 fällig wurden. Grössere Zahlungen leistete die Verteidigung für die neuen leichten Geländefahrzeuge, den Werterhalt des Duro und das schultergestützte Mehrzweckwaffensystem.
ARMASUISSE WISSENSCHAFT UND TECHNOLOGIE

[...]

PROJEKTE UND VORHABEN 2017
  • Technologiefrüherkennung: Erstellung Übersichtsstudie
  • Drohnenabwehr: Erarbeitung Grundlagenstudie erste Fassung
  • Ersatz mobile Kommunikation (Telekommunikation der Armee): Durchführung von Tests und Truppenversuchen (technologische Evaluation)
  • 12 cm Mörser 16: Versuche zur Evaluation und Qualifikation von Zündern, Munition und Ladungen
  • Evaluation neues Kampfflugzeug: Technologische Unterstützung durch interne Experten
https://www.efv.admin.ch/efv/de/home/fi ... hnung.html
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Sieht nicht schlecht aus:

Bild
http://www.sogart.ch/index.php/de/

Bild
http://www.chaf.ch/chaf-dispo-am-panzer ... glen-2018/

Bild
https://www.vbs.admin.ch/de/verteidigun ... ui-tab-511


GDELS hat 2017 einen Auftrag im Wert von 190 Mio. $ erhalten, um Piranha 3+/Piranha IV in fünf Varianten für einen internationalen Kunden zu produzieren:

General Dynamics Annual Report 2017
The group also has additional international military vehicle production contracts in backlog, notably:

[...]
  • $190 to produce Piranha 3+ vehicles in five variants and provide associated program support for an international customer.
http://investorrelations.gd.com/~/media ... report.pdf
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Indirekte Feuerunterstützung auf kurze Distanz (ASMZ 09/2018)

https://www.asmz.ch/fileadmin/asmz/Doku ... istanz.pdf
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Der Widerstand der Artilleristen, in: Basler Zeitung vom 8. September 2018
Für eine Abfallgebühr von 25 Millionen Franken, die vorab Bauunternehmen zugute kommt, wollen Armeespitze und Verteidigungsdepartement Hunderte dezentralisierte und moderne Waffensysteme der Artillerie vernichten. Ersatz für die Unterstützung des nach wie vor bestehenden Verteidigungsauftrags der Infanterie sollen ab dem Jahr 2023 gut 30 Mowag-Piranha leisten, die mit einem Minenwerfer (Mörser 16) ausgerüstet werden. Was die Feuerkraft dieser leicht gepanzerten Fahrzeuge betrifft, gleicht diese einem Klacks zu den bestehenden Anlagen, die nun abgebaut werden sollen.

Gegen diese Vernichtungsaktion defensiver Kampfkraft, die den Aufrüstungsbestrebungen von Grossmächten, Nachbarländern und anderen europäischen Staaten diametral entgegenläuft, regt sich Widerstand. Dieser kommt aus den Reihen der Schweizerischen Offiziersgesellschaft der Artillerie (Sogart) und von erfahrenen Offizieren. Sie wollen im letzten Moment verhindern, dass der Nationalrat nächste Woche den teuren Rückbau der bis noch vor wenigen Jahren vorangetriebenen Modernisierung der ortsfesten, gut geschützten Artillerie beschliesst.
In ihrem Brief an die Nationalratsmitglieder bitten Generalstabsoberst a. D. Bernhard Stadlin und der Zuger Rechtsanwalt und militärpublizistisch aktive Rudolf P. Schaub darum, die Vernichtungsaktion zu verhindern. Die 12-Zentimeter-Festungsminenwerfer seien auch in der weiterentwickelten Armee keineswegs ein – wie vom Verteidigungsdepartement dargestellt – taktisch-technisch veraltetes Waffensystem, sondern vielmehr ein äusserst nützliches und schlagkräftiges. «Aufgrund ihrer klug gewählten Standorte in der ganzen Schweiz können die Minenwerfer die Infanteriebataillone, die gemäss Botschaft zur Weiterentwicklung der Armee Achsen sperren und Schlüsselgelände halten müssen, nachhaltig unterstützen.» Sie bildeten eine Ergänzung zu den in nur geringer Zahl (32) bestellten 12-Zentimeter-Mörser-Radpanzern, die beweglich an unerwarteten Brennpunkten einsetzbar sein werden. Zudem könne mit beiden Systemen vorhandene moderne Munition verschossen werden. Es handelt sich dabei um selbstsuchende, sogenannte «intelligente» Geschosse.
In einem Fachartikel in der Zeitschrift der Schweizerischen Offiziersgesellschaft wählt auch der Präsident der Gesellschaft der Artillerieoffiziere deutliche Worte. Bis ins Jahr 2003 seien entlang der Hauptachsen und der Landesgrenze ungefähr 100 Festungsminenwerfer «Monoblocks» für rund eine Milliarde gebaut worden. «Damit werden die Kampftruppen in ihren Räumen mit Artilleriefeuer unterstützt.» Und weiter schreibt Sogart-Präsident, Oberst Markus Oetterli, die bezüglich Schutz, Präzision und Reichweite modernen und funktionsfähigen Minenwerfer seien aufgrund der steilen Flugbahn der Geschosse punktgenau auch für den Kampf im überbauten Gelände geeignet.

Die Erhaltung der stationären Minenwerfer macht für den Präsidenten der Artillerie-Offiziersvereinigung auch finanztechnisch Sinn. Die geplanten Einsparungen beim Betriebsaufwand von gerade einmal 1,5 Millionen Franken seien gegenüber der untersuchten Variante «tiefe Bereitschaft» im Vergleich zum Armeebudget klein. «Ausserdem verursache auch die Ausserdienststellung Investitionskosten beziehungsweise Entsorgungsgebühren von 25 Millionen» – zur Vernichtung eines Anlagewerts von rund einer Milliarde Franken.
https://bazonline.ch/das-beste-aus-der- ... y/21923598 Wer schreibt so einen Unsinn?!? Und von wegen die Festungsminenwerfer wären "vor kurzem modernisiert" worden: Diese Systeme wurden in den späten 1950er-Jahren entwickelt (siehe: Botschaft des Bundesrates über die Errichtung und Erweiterung militärischer Bauten vom 24. Oktober 1958), 1964 eingeführt und mit dem Rüstungsprogramm 1983 eine zweite Serie angeschafft. Mit dem Rüstungsprogramm 1996 erfolgte der Kauf der endphasengelenkten Granate Bofors STRIX. Diese wurde, laut dem Jahresbericht 2000 von SAAB, zuletzt 1999 an einen Kunden geliefert:
The sales decrease for Saab Bofors Dynamics, whose operations were concentrated during the year, is mainly attributable to major deliveries of STRIX during 1999, for which there was no corresponding figure in 2000, and fewer deliveries of anti-armor munitions.
https://saabgroup.com/globalassets/publ ... q4_eng.pdf
m.ileduets
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von m.ileduets »

Wer schreibt so einen Unsinn?!? Und von wegen die Festungsminenwerfer wären "vor kurzem modernisiert" worden
Relativ modern waren nicht die Minenwerfer selber, sondern deren Gehäuse: die 100 Monoblock-Bunker, welche erst in den frühen 2000-er Jahren fertig gestellt und über eine Milliarde kosteten.

Aber ja, einverstanden... hier trauern (ehemalige) Artillerieoffiziere eher irrational einem taktisch veralteten System nach, anstatt vorwärts zu schauen und in zukunfsträchtige Systeme zu investieren. Mit den Schweizer Artillerie-Festungswerken verschwindet halt ein Mythos, welcher fast über ein Jahrhundert aufgebaut und gepflegt wurde.
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

12cm Mörser 16 – jüngster Spross der Schweizer Artillerie
Dieser Zustand endet erst um das Jahr 2022, wenn die Armee den 32. und letzten 12 cm Mörser 16 übernimmt.
Die insgesamt 32 Systeme gliedert man – anders als die Mw Pz 64/91 – der Artillerie ein, verteilt auf die drei Mechanisierten Brigaden, so dass jede der vier Artillerie-Abteilungen eine zusätzliche Mörserbatterie erhält. Darin werden zwei Züge zu jeweils vier Mörsern gebildet. Jeder erfordert eine Besatzung von vier AdA.
https://www.asmz.ch/fileadmin/asmz/Doku ... llerie.pdf
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Die Schweiz evaluiert derzeit die Beschaffung weiterer "Mörser 16":

Frühe Konzeptgrafiken des "Piranha 3+" mit den Granatwerfern RUAG Bighorn bzw. Patria NEMO:

https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=s ... 4:89::1058
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Verjüngungskur für die Schweizer Marine

https://www.ar.admin.ch/de/dokumente-un ... B.pdf.html
theoderich
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Re: Schweiz: Rüstungsprogramm 2016

Beitrag von theoderich »

Versuche/Verbandsausbildung 2
Artillerie

Mörser 16
  • Das System Mörser 16 soll die entstandene Fähigkeitslücke mit der Ausserdienstellung des Pz Mw im Jahr 2009 schliessen;
  • Insgesamt werden 32 System beschafft;
  • Die 4 Art Abt erhalten jeweils eine Mörserbatterie bestehend aus 2 Mörserzügen à 4 Fz;
  • Die Mörserbatterie kann bei Bedarf einem Kampfbataillon direkt für den Einsatz unterstellt werden.
  • Die Besatzung des Piranha IV besteht aus 4 Personen (1x Fahrer, 1x Fahrzeugkommandant und 2 Kanonieren)
Zeitplan Mörser 16
  • 2018: technische Erprobungen Fahrzeug und Werfer (Überdruck-, Werk- und technischer Beschuss);
  • 2019: Mai-Sept Truppenversuche;
  • 2021: Truppenverifikationsversuche;
  • 2022: Produktion 0-Seriefahrzeuge;
  • Ab 2023: Beginn Serienproduktion und Auslieferung an die Truppe.
https://www.vtg.admin.ch/de/organisatio ... ui-tab-751
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