Die seitens des BMVg genannten 6 Mrd Euro beziehen sich immer auf das Erreichen der vollen Einsatzreife. Mit der Umsetzung der Puma-Beschaffung als Stufenplan (Puma in Anfangsbefähigung, Ausbaustufe S1, Ausbaustufe 2) hat das BMVg die Medien und auch einige Parlamentarier hinters Licht geführt, die davon ausgingen, dass die ursprüngliche Beschaffung ausreiche, damit der SPz Puma vollständig einsatzfähig ist. Dabei fehlen dem Puma in Anfangsbefähigung grundlegende Eigenschaften, die in den taktisch-technischen Forderungen von der Bundeswehr festgeschrieben wurden.muck hat geschrieben: ↑Mi 30. Jun 2021, 21:57 Ist aber der jetzige Vertrag darin eingepreist? Denn die Zahl von ca. 6 Milliarden für 350 Stück tauchte bereits 2012 in den Medien auf. Ich hatte daher gerechnet Vertragspreis + kolportierter Preis für die Kampfwertsteigerung : Gesamtzahl = finanzielle Belastung pro Stück, also
(6.000.000.000 + 1.820.000.000) : 350
= 7.820.000.000 : 350
= 22.342.857
Wenn es bei insgesamt €5,989 Milliarden bliebe, wären wir also bei €17.11 Mio. pro Fahrzeug.
Erst der Puma S2 ist aus Bundeswehr-Sicht voll einsatzreif:
"Die Version Schützenpanzer Puma im Konstruktionsstand VJTF 2023 wird ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu
einem voll einsatzreifen Schützenpanzer Puma in der Version S2 sein. Der damit verbundene Fähigkeitsgewinn wird wegweisend sein." (Zitat aus dem Artikel "Die Forderungen des Heeres an das Fähigkeitsprofil des SPz Puma VJTF" von Hptm David Dio, Dezernent Panzergrenadiertruppe im Amt für Heeresentwicklung).
Allerdings ging das BMVg davon aus, dass die Nachrüstung aller bisherigen Pumas auf den Rüststand Puma S1 für etwa eine Milliarde Euro möglich sei - bei den Vertragsverhandlungen mit der Industrie wurde allerdings fast das Doppelte verlangt. Deswegen werden erst nur 154 Puma auf die Stufe S1 aufgerüstet; die Option für die restlichen 143 SPz Puma ist vertraglich festgehalten, aber noch nicht gezogen (so wie ich dass sehe, muss man die noch irgendwie in den Verteidigungshaushalt hineinquetschen).
Stand jetzt wären wir etwa bei einem Preis von 4,3 Milliarden Euro für 350 SPz Puma in der Anfangsbefähigung zuzüglich 270 Millionen Euro für die Aufrüstung von 41 Pumas in die Konfiguration VJTF 2023 und 1 Mrd Euro für die Aufrüstung von 154 SPz auf den Rüststand Puma S1. Das ergibt aktuell 5,57 Mrd Euro Programmkosten für 350 Pumas in drei verschiedenen Konfiguration, grob über dem Daumen also 16 Millionen pro SPz.
Problem hierbei ist, dass wie beschrieben die kompletten Verträge für die Aufrüstungen auch weitere Vertragsgegenstände umfassen. Die Systeme IDZ-ES zum Beispiel braucht man eigentlich nicht für den eigentlichen Puma - trotzdem sind die im Preis inbegriffen.
Bisher hat die Bundeswehr außerdem zu wenig Pumas. Die Beschaffung von ca. 266 weiteren SPz Puma ist geplant (die Bundeswehr will bis 2027 zum Zwischenziel 2 etwa 560 Puma haben, sowie mehr als 40 Pumas für die GÜZ, etc.). Es gibt auch Wünsche, darüber hinaus noch mehr Pumas für das Heer zu kaufen. Bei dem zweiten - und möglicherweise dritten - Los würde man sofort den aktuellen Rüststand kaufen (nicht erst schwarz-weiß Monitore/Kameras, etc.) zudem wurden die Fixkosten für Entwicklung, technische Dokumentation, etc. schon mit den bisherigen Verträgen voll gedeckt. Dann sollte der Stückpreis also merkbar niedriger ausfallen.
Allerdings hat der Bundestag auch das Ministerium dazu verdonnert, eine Studie über Alternativen zur Beschaffung eines 2. Loses SPz Puma zu erstellen. Das Ergebnis steht zwar eigentlich schon fest ("kein anderes System erfüllt unsere Anforderungen, außerdem würden Kosten und Komplexität für Ausbildung/Infrastruktur/Ersatzteile/Wartung steigen"), doch es lässt interessante Gedankenspiele zu. Ich würde gerne einen puma-risierten Lynx für die Bundeswehr sehen, da das eigentliche Puma-Design mMn. zu stark auf internationale Einsätze fokusiert ist - ich sehe immer noch LV/BV als Hauptaufgabe der Bundeswehr. Auch ein Radschützenpanzer Boxer - möglicherweise zusammen mit der Jägertruppe beschaffbar, siehe Projekt Schwerer Waffenträger - wäre interessant und deutlich günstiger als der Kauf weiterer Pumas, ist aber extrem unwahrscheinlich. ASCOD und CV90 sind für die deutschen Anforderungen ungeeignet.
Kommt drauf an. Rechnet man die Beschaffung von Ersatzteilen der letzten drei Jahrzehnte noch auf den Stückpreis des KPz Leopard 2 drauf? Nein.muck hat geschrieben: ↑Mi 30. Jun 2021, 21:57Es liegt nahe, dies zu tun, scheint mir, wenn die Zusatzleistung zum Betrieb des Geräts erforderlich ist. Systempreis ist wohl der gebräuchlichere und passendere Ausdruck. Ich meine, ich kann mir auch ein Auto ohne Reifen und Öl kaufen, aber nutzen kann ich es nicht.
PS:
Kleines Beispiel: Die Nachrüstung der 41 Puma für die VJTF 2023 - einschließlich Ersatzteile et cetera - kostete eigentlich nur 258 Millionen der 270 Millionen Euro, die an PSM gezahlt wurden. Die restlichen 12 Millionen Euro sind für andere Projekte genutzt worden, aber im gleichen Rahmenvertrag mit der Industrie eingeschlossen. KMW und Rheinmetall haben deswegen stolz von 270 Mio Euro berichtet, die Puma-Aufrüstung ist aber minimal günstiger gewesen.