maro-airpower hat geschrieben: ↑So 12. Mär 2023, 23:13
Ich möchte es nicht ausschließen. Zumindest behaupten sie es. Jedenfalls ist damit zu rechnen, dass sich Raketenabwehr weiter entwickelt...siehe Israel...nur eine Frage der Zeit.
Nun, es gab tatsächlich verbürgte Abfangerfolge im Falle der (kleineren, aber langsameren) 9M22-Rakete bzw. ihrer Kopien durch Iron Dome oder kanonenbasierte Nahbereichverteidigungssysteme wie dem (übrigens ineffizienten) Phalanx. Das spricht aber genauso wenig gegen die Raketenartillerie wie umgekehrt Abfangerfolge von Granaten gegen die Rohrartillerie.
Die vielen Abfangerfolge von Iron Dome sind nicht nur der Technik zu verdanken, sondern auch der Tatsache, dass das System keinen Bewegungskrieg führen muss. Die Feuerkorridore sind bekannt, seit Jahren befinden sich sowohl die palästinensischen als auch die israelischen Feuerstellungen in einem etwa 1.000 km² kleinen Gebiet. Doch man denke auch an die Kosten.
Für die Israelis ist jeder nicht verletzte oder getötete Zivilist natürlich die einigen hunderttausend Dollar wert, die ein jeder Iron Dome-Einsatz verschlingt, aber auf dem Gefechtsfeld, zumal während eines Bewegungskriegs, ist ein solches Schutzniveau allenfalls punktuell und nur für Hochwertziele (wie Versorgungspunkte und Infrastrukturobjekte) zu erreichen.
Der Russisch-Ukrainische Krieg hat wieder einmal die Lehre Clausewitz' bestätigt, wonach die Kriegskunst im effizienten Einsatz begrenzter Ressourcen besteht. Der Verteidiger muss erst einmal (aus der Masse seiner begrenzten Ressourcen) die richtigen Systeme am richtigen Ort eingesetzt haben, um die angreifende Raketenartillerie abzuwehren. Es ist die Aufgabe des Angreifers, seine Ziele so auszuwählen, dass dies nicht der Fall ist, oder aber (wie bei Hochwertzielen) nötigenfalls den Angriffserfolg durch die Wahl seiner Mittel sicherzustellen (bspw. durch einen Sättigungs- oder Kombinationsangriff).
Weniger verklausuliert ausgedrückt: Ich verstehe Ihren Einwand nicht. Kein Waffensystem ist unüberwindbar. Und wenn der technische Fortschritt die Raketenartillerie tatsächlich ins Hintertreffen gelangen lassen sollte, werden Neuentwicklungen, die den Nachteil ausgleichen, nicht lange auf sich warten lassen. Dieses Hin und Her gehört zu den wenigen historischen Konstanten.
Die geringen Anschaffungs- und Unterhaltskosten, die hohe Reichweite und die breite Wirkmittelpalette machen den Mehrfachraketenwerfer gerade für kleinere Armeen ideal. Die gesamte Waffengattung der Raketenartillerie wurde in Westeuropa seit 1990 überhaupt nur deshalb sträflich vernachlässigt, weil sie sich (insb. vor der Verfügbarkeit von Präzisionsmunition) für friedensschaffende oder -erhaltende Einsätze nicht eignete, und der Betrieb zweier Systemgattungen zu teuer erschien.
Es verwundert nicht, dass das Bundesheer auf den Zug ihrer Renaissance aufspringen möchte. Oder vielleicht: muss.