Medienberichte 2023

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
theoderich
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »


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muck
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von muck »

Das macht keine Armee der Welt.
Diese Aussage ist falsch – ganz egal, wie man zu dem Ansinnen steht.

Richtig ist, dass diese Aufgabe oft an internationale Organisationen oder Privatfirmen übertragen wird, weil sie personal- und zeitintensiv ist und Armeekontingente im Auslandseinsatz ohnehin meist knapp bemessen sind. Außerdem sind Doktrin und Ausrüstung der Streitkräfte auf die Minenräumung nach militärischen Erfordernissen ausgerichtet. Eine Räumquote von 75-90%, wie sie automatisierte Systeme garantieren, genügt im Kriege, aber nicht in Friedenszeiten, um sicher ein Feld zu bestellen.

Trotzdem sind konzertierte Minenräumungskampagnen zu humanitären Zwecken auch von Armeen durchgeführt worden. Niederländische und deutsche Pioniere haben im Umland von Sarajevo fast 3000 Hektar Minen geräumt. Auch die Briten und Amerikaner haben im Irak Minen aus der Zeit des Iran-Irak-Krieges beseitigt, die Bauern am Schatt al-Arab bedrohten.
theoderich
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

Diese Zeile im Artikel zeugt überhaupt von mangelnder Fachkenntnis:
Dazu braucht es Minenräumpanzer, von denen das Bundesheer aber selbst nur wenige Stück besitzt.
"Minenräumpanzer" wären z.B. Rheinmetall "Kodiak", FFG "Wisent 2" oder Panzerfahrzeuge mit Moduladaptern für Minenpflüge oder -roller (z.B. CV90 STING, Pizarro VCZAP, VCR-ZAP oder der künftige Schweizer "Pionierpanzer 21"). Solche Fähigkeiten hatte das Bundesheer in seiner gesamten Geschichte noch nie.
Albert
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von Albert »

Die Schweiz hat bereits einen kleinen Minenräumpanzer: M-113 Mirm Pz 63/00
https://www.mediathek.admin.ch/media/im ... ee1a5f022a
öbh
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von öbh »

Ja dann könnte Van der Leyen und Co der EU ja bei den Eidgenossen um die Minenräumung in der Ukraine bitten. Somit wären Soldaten der neutralen Schweiz statt jene von Österreich, die ersten ausländischen Soldaten im Kriegsland Ukraine tätig.
muck
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von muck »

öbh hat geschrieben: Do 25. Mai 2023, 22:59die ersten ausländischen Soldaten im Kriegsland Ukraine
Dieses wiederholt in der innerösterreichischen Debatte aufkommende Argument verkennt, warum die Bitte überhaupt an Österreich herangetragen wurde. Die Wahrnehmung, die viele Österreicher von ihrer Neutralität haben, ist nicht die Wahrnehmung, die die Welt von Österreichs Neutralität hat. Ob das nun fair ist oder nicht: In anderen Ländern ist man der Ansicht, dass die österreichische Regierung opportunistisch agiert – mal pro-westlich, mal neutral, je nachdem, was gerade nützt.

Es wird so empfunden, dass Österreich ein Land ist, das von seiner EU-Mitgliedschaft und der von der NATO geschaffenen militärischen Topographie profitiert, aber sich gerne wegduckt. Der oberste Soldat der EU ist Österreicher, Österreich ist Mitglied der PfP und nimmt an der GSVP Teil; Wien signalisiert also einen Willen zur Zusammenarbeit; aber anders als bspw. das bislang neutrale Finnland tut Österreich wenig, um seine Interessen mit den Interessen der Partner zu versöhnen.

Kurz: Österreich gilt als Trittbrettfahrer (ob mit Recht oder nicht, ist erst einmal egal – so ist jedenfalls die Wahrnehmung).

Mit der Bitte um Entsendung von Entminungsexperten wurde Wien zu verstehen gegeben, dass man sich mehr Engagement und ein klareres Bekenntnis Österreichs zur europäischen Sicherheitsarchitektur wünscht. Denn die von den Befürwortern eines österreichischen Neutralismus in Anspruch genommene Rolle, "Vermittler" und "Brückenbauer" zu sein, ist ein bloßes Feigenblatt.

Dass ein paar internationale Organisationen in Wien sitzen, stellt keinen Beitrag zur Konfliktlösung dar und schützt auch nicht eine Sicherheitsarchitektur, an deren Erhalt Österreich gelegen ist und gelegen sein muss. Die Potentaten dieser Welt warten nicht darauf, von Karl Nehammer an den runden Tisch gebeten zu werden.

Diese Bitte mit dem Argument abzulehnen, dass doch andere Staaten erst mal ihre Minenräumpanzer schicken sollten, bevor sie Österreich bedrängen, ignoriert die erheblichen Hilfen, die diese Staaten der Ukraine bereits geleistet haben, und missversteht, dass diese Staaten der Ansicht sind, es wäre nun an der Zeit für Österreich, sich verstärkt einzubringen.
Acipenser
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von Acipenser »

Völliger Unsinn Herr muck, Österreich hilft der Ukraine seit inzwischen Jahren und zwar humanitär, mit Rettungswagen, Feuerwehrwagen und Tonnenweise Sachspenden. Es gibt eine Aufstellung das Österreich an der Spitze der Hilfe der Staatengemeinschaft steht, auch aus Regierungskreisen. Die Neutralität ist eine Selbstgewählte, nichts weiter.
Übrigens ein Großteil der Minen soll auch von Ukrainischer Seite gelegt worden sein, kein Wunder, als Verteidiger seines Landes!
Die Minenräumung ist nur so ein Steckenpferd geworden das sich alle umhängen, bis dann der erste Österreicher verletzt würde!

Übrigens auch in Österreich sucht das Österreichische Bundesheer nicht nach Minen- oder Fliegerbomben aktiv, dafür werden von den jeweiligen Grundbesitzern Privatfirmen beauftragt. Erst wenn diese eine finden werden die Experten des Entminungsdienstes herangezogen, die früher im Sold des Innenministeriums standen und den BKA unterstellt waren.
Selbst die Bundesheerpioniere, die meist im Auslandseinsätzen aktiv sind tuen das nur im Auftrag Ihrer Einheiten, daher hat Herr bundesheer-Bauer völlig recht!
Das manche Armeen aus politischen Überlegungen mal ein paar Bauern im Irak helfen ist nicht Kernaufgabe des Militärs und eher eine Goodwill-Aktion der verhassten Besetzer gewesen!
muck
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von muck »

Acipenser hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 09:55 Völliger Unsinn Herr muck, Österreich hilft der Ukraine seit inzwischen Jahren und zwar humanitär, mit Rettungswagen, Feuerwehrwagen und Tonnenweise Sachspenden. Es gibt eine Aufstellung das Österreich an der Spitze der Hilfe der Staatengemeinschaft steht, auch aus Regierungskreisen.
Übersehe ich hier eine leise Ironie?

An der Spitze der Staatengemeinschaft? Mitnichten. Das ist Unsinn.

An der Spitze stehen (in ganzen Zahlen) die USA, gefolgt von Großbritannien, Deutschland, Japan und den Niederlanden bzw. (relativ zur Wirtschaftsstärke) Lettland, Estland, Litauen, Polen und die Niederlande. Den Statistiken des IfW zufolge beträgt der Anteil Österreichs an den der Ukraine geleisteten Hilfen €0,77 Mrd. von insgesamt €150,99 Mrd. Und Rüstungsgüter hat Österreich natürlich überhaupt nicht geliefert.
Acipenser hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 09:55Übrigens ein Großteil der Minen soll auch von Ukrainischer Seite gelegt worden sein, kein Wunder, als Verteidiger seines Landes!
Und diese Information haben Sie woher? Die von den Ukrainern angelegten Minensperren liegen im Osten des Landes, an der Front, nicht an den Orten, wohin man Österreich gebeten hat, Kräfte zu entsenden, bspw. nach Buchta. Minen gelegt haben dort die Russen, als sie sich einzugraben versuchten. Übrigens brauchen die Ukrainer keine Hilfe zur Räumung ihrer eigenen Minenfelder, denn die sind kartiert. Es sind die nicht kartierten feindlichen Minenfelder, die Probleme machen.
Acipenser hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 09:55Selbst die Bundesheerpioniere, die meist im Auslandseinsätzen aktiv sind tuen das nur im Auftrag Ihrer Einheiten, daher hat Herr bundesheer-Bauer völlig recht!
Mit der Aussage, dass keine Armee aus humanitären Gründen großflächig Minen räume, hat er nicht Recht.
Das stimmt einfach nicht.
Acipenser hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 09:55Das manche Armeen aus politischen Überlegungen mal ein paar Bauern im Irak helfen ist nicht Kernaufgabe des Militärs und eher eine Goodwill-Aktion der verhassten Besetzer gewesen!
1. Und das Beispiel Sarajevo ignorieren Sie warum genau?
2. Die Amerikaner haben durchaus nicht nur ein "paar Bauern" geholfen, sondern großflächige Räumungen vorgenommen. Übrigens leben am Schatt al-Arab Schiiten, die die Amerikaner keineswegs als "verhasste Besatzer" angesehen haben, sondern als Befreier von einem sunnitischen Regime.
3. Kernaufgabe des Militärs ist, was die Regierung dem Militär aufträgt.
Acipenser
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von Acipenser »

Nein Herr muck, in Bosnien haben wir bis heute eine Friedensmission und damit Soldaten im Auslandseinsatz und das wird alles nix ändern das Österreich in ein kriegsführendes Land nicht mit den ÖBH aktiv wird, außerhalb der diplomatischen Aktivitäten unserer Botschaft oder OSZE und UN Mandat wirds auch nicht geben. Bitte tragen Sie Ihre Argumente der deutschen Bundeswehr oder anderswo vor, dort werden Sie auch abblitzen! Kein NATO oder EU Land wird in ein Kriegsführendes Land Truppen entsenden, auch nicht zu Minenräumung. Punkt.
muck
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von muck »

Acipenser hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 10:28 Nein Herr muck, in Bosnien haben wir bis heute eine Friedensmission und damit Soldaten im Auslandseinsatz
Sie schreiben, als wäre das eine Erwiderung auf irgendeinen Punkt, den ich vorgetragen habe. Ist es aber nicht. Was hat der Bundesheer-Einsatz in Bosnien mit dem zu tun, was ich geschrieben habe?
Acipenser hat geschrieben: Fr 26. Mai 2023, 10:28Bitte tragen Sie Ihre Argumente der deutschen Bundeswehr oder anderswo vor, dort werden Sie auch abblitzen! Kein NATO oder EU Land wird in ein Kriegsführendes Land Truppen entsenden, auch nicht zu Minenräumung. Punkt.
NATO- und EU-Staaten entsenden ständig Soldaten in kriegführende Länder?! Syrien, Afghanistan, Irak, Libyen, Jugoslawien … schon vergessen?

Worauf ich Sie aufmerksam machen will:

1. Es genügt völlig, sich auf die eigene Neutralität zu berufen. Sie müssen nicht mit Erklärungen daherkommen, um sich zu rechtfertigen, die allem militärischen Sachverstand spotten.

2. Ihnen sollte aufgefallen sein, dass die Bitte, die an Österreich herangetragen wurde und derzeit so viel Staub aufwirbelt, an das ebenfalls neutrale Irland nicht herangetragen wurde. Was daran liegt, dass zwischen den Ansprüchen der österreichischen Bundesregierung und ihrem tatsächlichen Handeln ein Widerspruch aufklafft, der bei anderen Staaten so nicht auftritt.
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