Doch als das Treffen am Mittwoch zu Ende ging, hatte sich von Reykjavík aus eine zusätzliche Debatte entsponnen, die weit in die österreichische Innenpolitik ausstrahlt. Denn der österreichische Bundespräsident hat sich am Rande des Gipfels für eine österreichische Unterstützung bei der Entminung ziviler Bereiche in der Ukraine ausgesprochen. "Ich verstehe nicht, warum die Bundesregierung bei der Frage der Entminung immer noch zögert", sagte Van der Bellen, der auch Oberbefehlshaber des Bundesheers ist, am Mittwoch.
Die österreichische Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sieht das allerdings anders: Emotional sei verständlich, dass man beim Minenräumen helfen wolle, wenn man Bilder durch Minen verletzter Kinder sehe. Dennoch sei ein militärischer Einsatz im Kriegsgebiet Ukraine mit der österreichischen Neutralität nicht vereinbar. Und: "Der Bundespräsident kann die Verteidigungsministerin nicht overrulen – und letztlich hätte der Hauptausschuss des Nationalrats auch ein Wort mitzureden."
Am Donnerstag legten beide Seiten nach und betonten abermals ihre Positionen. Van der Bellen sagte in einer Stellungnahme: "Allfällige Sicherheitsbedenken für Entminungspersonal müssen natürlich berücksichtigt werden, aber eines muss klar sein: Unterstützung bei der Entminung ziviler Bereiche wie Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten oder landwirtschaftlicher Gebiete widerspricht sicher nicht der österreichischen Neutralität, sondern ist eine humanitäre Angelegenheit."
Tanner hat darauf einen anderen Blick. Dem STANDARD sagte sie, man könne die verfassungsrechtlichen Fragen zum Komplex Neutralität "trefflich diskutieren – aber letztlich muss jemand die Verantwortung tragen". Und das sei nun einmal sie als zuständiges Regierungsmitglied: "Wer garantiert uns, dass wir da nicht in einen Konflikt involviert werden, wenn von uns freigeräumtes Gelände dann mili tärisch genutzt wird?" In Tanners Augen sei es aktuell nicht möglich, in der Ukraine "zwischen einer humanitären und einer militärischen Entminung unterscheiden zu können".
Zudem seien die österreichischen Entminungsgeräte aktuell im Westbalkan im Einsatz.
https://www.derstandard.at/story/200014 ... aatsspitzeInsgesamt verfügt es über neun unbemannte Minenräumroboter namens "tEODor" (telerob Explosive Ordnance Disposal and observation robot), von denen jeweils drei den EOD-Zügen der Pionierbataillone in Villach, Salzburg und Melk zugeteilt sind; ein zehnter "tEODor" steht in der Heereslogistikschule. Keiner davon sei kurzfristig verzichtbar, heißt es im Ministerium.
Wer hat dem "Standard" das G'schichterl von den "Minenräumrobotern" tEODor erzählt? Damit kann man IEDs entschärfen, aber auf jeden Fall keine Minen räumen. Vom DOK-ING MV-4 und MV-10 und vom Hydrema 910MCV hat man dort wohl noch nie etwas gehört:
https://www.facebook.com/bundesheer/pho ... 66/?type=3
https://www.facebook.com/bundesheer/pho ... 424757604/
https://www.facebook.com/bundesheer/pho ... 557190055/
Appell an Nehammer
Entminungs-Aus: Kiew enttäuscht, SPÖ für Allianz
https://www.krone.at/3011447SPÖ für humanitäre Allianz
Die SPÖ fordert neben dem Bundeskanzler auch Außenminister Alexander Schallenberg und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (alle ÖVP) auf, in einem internationalen Prozess Partnerschaften für eine breite humanitäre Allianz zu schmieden, die UNHCR und EU unterstützt. Diese Gruppe solle eine gemeinsame Strategie und ein gemeinsames Vorgehen für humanitäre Hilfe in der Ukraine entwickeln und umsetzen, regte SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer am Freitag in einer Aussendung an.
„Russland produziert mit seinen ständigen Raketenschlägen auf zivile Ziele laufend mehr Tote, Verletzte, Flüchtlinge und Obdachlose und verschärft die Versorgungslage in der Ukraine immer mehr“, sagte Laimer. „Als Spitzenreiter für humanitäre Hilfe kann Österreich mit Partnern innerhalb und außerhalb der EU gerade jetzt viel bewirken. Eine humanitäre Allianz kann einen entscheidenden Beitrag leisten, um die Not der ukrainischen Bevölkerung zu lindern und einen wichtigen Beitrag zur europäischen Sicherheits- und Stabilitätspolitik zu leisten.“
Lieb. Eine "humanitäre Allianz" ... Und was soll diese "Allianz" praktisch tun? Endlose Debatten über Hilfsmaßnahmen für die Ukraine führen?
Entminung in Ukraine: Kontroverse nach Kritik aus Hofburg
https://orf.at/stories/3317196/
- Eine Neutralitätsdebatte im argumentativen Minenfeld (Kommentar)
https://www.kleinezeitung.at/meinung/de ... mentativen