Doppeladler hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 17:06Wenn das Leistungsgewicht in Kilowatt pro Kilogramm sinkt, sinkt die Mobilität. Wenn der MTU MB 873 Turbodiesel mit seinen 1.100 kW (1.500 PS) bleibt, aber das Gewicht ordentlich zunimmt, dann kommt eine vergleichsweise lahme Ente raus.
Das ist zu einfach gerechnet. Das Gewicht steigt, aber die Mobilität eines Kampffahrzeugs wird nicht nur durch das Leistungsgewicht bestimmt. Ein paar Tonnen mehr oder weniger haben meist einen kleineren Einfluss als man aufgrund des puren Leistungsgewichts erwarten würde. Die Leopard-2-PT-Modelle hatten z.B. trotz des deutlich geringeren Gewichts keine höhere Mobilität als das letztendliche Serienfahrzeug.
Im Leopard 2A7V und Leopard 2A7+ wurden die Seitenvorgelege ausgetauscht, wodurch man die durch 10 Tonnen zusätzliches Gewicht gegenüber dem 2A4 die "verlorene Mobilität" wieder zurückgewonnen hat - das Beschleunigungsverhalten ist praktisch dasselbe, die (rein nonimelle) Höchstgeschwindigkeit ist aber um 5 km/h gesunken.
Nun wäre hier allerdings die Frage zu klären, warum das Bundesheer "so viel mehr" Mobilität benötigt als die anderen Leopard-2-Nutzer...
Doppeladler hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 17:06
Eine Leistungssteigerung wäre durch L/44A1 und entsprechende Munition schon drin. Für die aktuell in der Ukraine eingesetzten Typen dürfte der Ist-Zustand in den meisten Fällen reichen.
Die Frage bei der möglichen L/44A1-Panzerkanone und bei dem Panzerschutz ist jedoch, ob sie einen Unterschied machen.
Rheinmetall repräsentiert "moderne Feindpanzer" bei der Erprobung von Munition ein Sonderziel, das von der aktuellen DM73-Munition aus der L/55A1-Kanone nur auf 1.000 Metern Entfernung durchschlagen werden kann. Rheinmetall rechnet damit, dass mit der DM83-Munition die Entfernung zum Durchschlagen dieses Ziels auf 1.500 Meter steigt:
https://www.edrmagazine.eu/improved-fir ... of-calibre
Justifying the increase of calibre from 120 to 130 mm, he pointed out the results of a study carried out in the mid 2010s by Rheinmetall, showing that the combination of the L55A1 gun with the DM73 APFSDS round ensured sufficient kill capability against modern enemy targets at 1,000 meters range, the new DM83 adding further 500 meters, this round being expected to become operational in 2024. This was however considered the end of the growth potential of the 120 mm smoothbore gun developed in the 1970s, which means it would not be possible to extend the range and increase effectiveness against new and more protected targets, hence the decision to increase the calibre to answer new requirements defined by customers.
In diesem Fall wäre die L/44A1 - mit ca. 15% weniger kinetischer Energie und ca. 1.500 Metern geringerer Bekämpfungsreichweite - nicht in der Lage, Feindpanzer mit solcher Panzerung zu bekämpfen. Natürlich kann die L/44A1 ältere Ziele erfolgreich bekämpfen und diese Sonderziele sind vermutlich auch nicht identisch mit den echten Verbundpanzerungen von russischen Kampfpanzern - aber man kann sich auch nicht aussuchen, mit welchen Panzern ein möglicher Feind ausgestattet ist. Russland verheizt gerade viel Alteisen, dass kann nicht durch Altsysteme ersetzt werden, sondern erfordert Neuproduktionen.
Doppeladler hat geschrieben: ↑Di 16. Mai 2023, 17:06
Und beim ballistischen Schutz ist der A4 sicher besser als ein ASCOD-2. Für den A4 gibt es mehrere Schutzkonzepte, aus denen man wählen könnte, wenn man das wollte.
Das Problem mit dem Schutz ist, das in vielen Fällen etwas mehr Schutz keinen Unterschied macht: entweder man hat ausreichend Panzerung um die vom Feind genutzte Munition zu stoppen oder nicht.
Die Leoparden des Bundesheer wurden ursprünglich zwischen Dezember 1984 und Dezember 1985 für die Niederlange gebaut, sie sind mit der ersten Generation von Sonderpanzerung (Schott-Lamellenpanzerung mit Beulblechen) ausgestattet. Schon Mitte der Achtziger ging das deutsche BWB davon aus, das damals verfügbare sowjetische Panzerabwehrwaffen (inklusive 125-mm-Pfeilgeschossen mit Wolframkern) diese Panzerung auf üblichen Kampfentfernungen durchschlagen konnten, weswegen die Entwicklung der zweiten und dritten Generationen von Sonderpanzerung für den Leopard 2 finanziert wurde.
D.h. entweder man geht davon aus, dass ein möglicher Feind nur Munition aus den Siebzigern nutzt oder der ballistische Schutz des Leopard 2A4 ist nicht höher - gegen leichte Panzerabwehrhandwaffen ist er zwar noch geschützt, ein ASCOD 42 Medium Main Battle Tank ist dagegen sogar besser geschützt (rundum an der Wanne statt nur im Frontbereich):
Auch KMW gibt öffentlich an, dass der Leopard 2A4 ab Mitte 1985 von 125-mm-Pfeilmunition und ab 1990 durch AT-13 (Metis-M) frontal bekämpft werden kann. Laut gleicher Präsentation ist der Leopard 2A4 nicht einmal gegen moderne 105-mm-Munition geschützt.
Mit Zusatzpanzerung ist der Leopard 2A4 hingegen deutlich besser geschützt; die verschiedenen Lösungen von EODH, Rheinmetall Protection Systems, RUAG/GEKE Schutztechnik sollen mindestens das Schutzniveau eines Leopard 2A5 erreichen - ohne die aufwendigen Schweißarbeiten zum Austausch der integrierten Schutzpakete. Jedoch muss eine solche Zusatzpanzerung auch irgendwann mal beschafft werden...