Entwicklungen Fliegerabwehr

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theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Verletzt der Raketenschutz Österreichs Neutralität?
Derzeit befinde sich die Initiative in einem Frühstadium, sagt der deutsche Militärexperte und Ex-Bundeswehr-Oberst Ralph Thiele zur „Presse“. „Es geht jetzt um eine Sammlung der interessierten Staaten, die preiswert Waffensysteme kaufen wollen.“ Wo diese Waffen stationiert und in welche Strukturen sie integriert werden sollen, ist noch offen.

Vorteile bei Kosten und Effizienz

Für Österreich hätte eine Beteiligung an der Initiative Vorteile. Das Bundesheer rüstet im Zuge des Ukraine-Krieges seine Luftabwehr auf. „Von der Effizienz her und aus Kostengründen“ sei es hier viel wirksamer, „wenn mehrere zusammenarbeiten“, sagte Generalstabschef Rudolf Striedinger diese Woche zur „Presse“. Brigadier Philipp Eder, Leiter der Abteilung Militärstrategie im Verteidigungsministerium, schrieb in einem Beitrag zum „Risikobild 2023“, dass eine Verteidigung Österreichs gegen Angriffe mit ballistischen Mittel- und Langstreckenraketen „vorrangig im europäischen Verbund realisierbar sein“ würde.

Doch den Kosten- und Effizienzvorteilen steht Österreichs Neutralität gegenüber. Kann sich das Land als neutraler Staat an solch einer Initiative beteiligen? Durch einen Beitritt könnte sich Österreich nämlich ein Stück weit an die Nato annähern. Das wäre vor allem dann der Fall, wenn die gekauften Waffensysteme und die Initiative in weiterer Folge in die Nato-Kommandostrukturen integriert werden. Die Nato würde jedenfalls über die Infrastruktur, die Kompetenz und das Führungssystem dazu verfügen, sagt Thiele.

Die Initiative könnte aber auch in eine europäische, eigenständigere Richtung gehen. „Sky Shield war bisher als europäische Komponente gedacht und für die EU, die mehr militärische Kompetenz haben soll“, so Thiele. Wenn die Initiative weiter in einem „europäischen Kontext“ eingeordnet werde, sehe er für Österreichs Neutralität nicht das große Problem. Wie genau das Projekt aber nun ausgestaltet werde, „darüber muss erst verhandelt werden“.

„Von Neutralität kann schon lang nicht mehr gesprochen werden"

Laut Tanner wird Österreich „nichts unterzeichnen, was unsere Neutralität oder Souveränität gefährden könnte“. Sie hält einen Beitritt aber für neutralitätsrechtlich unproblematisch.

Anders sieht das der Europarechtler Peter Hilpold von der Uni Innsbruck. Österreichs Beteiligung an der Initiative sei „Ausdruck einer langen Reihe von Initiativen der Zusammenarbeit in der europäischen Verteidigungspolitik“. Sie würde „vor Augen führen, dass von einer Neutralität Österreichs schon lang nicht mehr gesprochen werden kann“. Als rechtliches Konstrukt sei sie bereits durch den EU-Beitritt Österreichs in sich zusammengebrochen. Lippenbekenntnisse, dass die Neutralität bei einem Beitritt zur Initiative gewahrt wäre, seien „rein innenpolitisch ausgerichtet“, hätten aber keine rechtliche Relevanz, so der Europarechtler.

Bei einem Beitritt wäre Österreich neben den Nato-Anwärtern Finnland und Schweden das einzige Nicht-Nato-Mitglied in der Initiative. Bisher haben sich neben Finnland und Schweden 15 europäische Nato-Staaten angeschlossen. Darunter Großbritannien, Norwegen, Bulgarien, Estland und Lettland. Bei einem Blick auf die Mitgliederliste fällt jedoch auf, dass wichtige EU- und Nato-Ländern wie Frankreich, Italien und Polen nicht an Bord sind.

Frankreich sieht deutschen Alleingang

Frankreich und Italien kritisieren, dass bei den geplanten Beschaffungen europäische Waffensysteme zu wenig berücksichtigt werden, und befürchten eine Konkurrenz zu anderen europäischen Verteidigungsprojekten. Frankreich wertete den „Sky Shield“ auch als nicht abgesprochenen deutschen Alleingang.

Laut einer Analyse der deutschen Stiftung Wissenschaft und Politik schmälert das die Erfolgsaussichten der Initiative. Solang vor allem die deutsch-französischen Differenzen nicht ausgeräumt sind, so lang könne aus der Initiative kein weiterreichendes europäisches Konzept für die Luftraumverteidigung werden. Diene die Initiative dazu, günstiger an Waffensysteme zu kommen, sei das „ein kleiner Schritt vorwärts, aber nicht ein Durchbruch bei der gemeinsamen europäischen Luftraumverteidigung“.

Thiele sieht die Aussichten günstiger. Europa müsse seine Fähigkeitslücken bei der Luftabwehr schließen. Die Bundeswehr etwa könnte den Luftraum des Landes nur in einem sehr eingeschränkten Ausmaß schützen, er sei grundsätzlich „völlig frei zum Beschuss“. Jeder europäische Staat, der sich über seine Sicherheit Gedanken mache, sollte bei der Initiative früher oder später mitmachen.
https://www.diepresse.com/6267094/verle ... utralitaet


„WIR HABEN VIELE PLÄNE IN DER SCHUBLADE“
Welche Neuerungen wird es bei der Luftverteidigung und der Drohnenabwehr geben?

Die Abwehr von Gegnern aus der Luft wird ein immer gewichtigeres Thema, da Raketen oder Fluggeräte keine physischen Grenzen kennen – und weil sich aus der Luft verschiedenste Bedrohungslagen ergeben. Eine Gefahr kann von entführten Passagierflugzeugen ebenso ausgehen wie von Drohnen und Lenkflugkörpern. Das bedeutet, dass wir uns in dem Bereich breit aufstellen müssen, und erste Schritte dahingehend haben wir auch bereits gesetzt. Wir werden beispielsweise unsere 3,5-cm-Zwillingsfliegerabwehrkanonen komplett modifizieren. Im vergangenen Jahr haben wir außerdem einen Vertrag zur Modifikation von 24 Abschussvorrichtungen und 200 Lenkflugkörpern Mistral der neuesten Generation unterschrieben.

Damit wäre der Bereich der Short Range Air Defence abgedeckt. Was passiert darüber hinaus?

Im Medium-Range-Air-Defence-Bereich bis 50 Kilometer Reichweite verfügen wir aktuell noch über keinerlei Mittel. Die Planer sind allerdings gerade dabei, die entsprechende Vorhabenabsicht fertigzustellen. Auf deren Basis werden wir dann einen Beschaffungsvorgang einleiten …

… der auch bereits eine mögliche Teilnahme Österreichs an der europäischen Sky-Shield-Initiative mitberücksichtigt?

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat bereits gesagt, dass Österreich prinzipiell Interesse an einer Teilnahme hätte. Unabhängig davon werden derartige Systeme immer im Verbund gedacht. Sie bieten unterschiedlichste Verlinkungsmöglichkeiten, die sie mit anderen eigenen Systemen kompatibel machen, aber auch mit den Systemen anderer Streitkräfte – und daher im Bedarfsfall auch mit Sky Shield.

Ein Thema dürfte wohl auch die begleitschutzfähige Fliegerabwehr werden, oder? GDELS-Steyr hat dahingehend auf der Airpower bereits einen Pandur mit Mistral-Turm gezeigt.

Wir wollen in diesem Bereich in jedem Fall etwas tun und unsere Überlegungen gehen auch in diese Richtung. Ideal wäre eine Turmlösung. Da sind wir dabei, Optionen zu prüfen, ob sich das auf aktuell in Betrieb befindlichen Systemen realisieren lässt. Damit ist es allerdings nicht getan, wesentlich werden auch Mittel zur Drohnendetektion und -abwehr sein. Wir testen aktuell noch bis Mitte des Jahres verschiedene Systeme, anschließend stellen wir unsere Planungsdokumente fertig. Nächstes Jahr leiten wir dann den entsprechenden Systemeinführungsvorgang ein.
https://www.militaeraktuell.at/wir-habe ... schublade/
Zuletzt geändert von theoderich am Sa 13. Mai 2023, 13:00, insgesamt 2-mal geändert.
Acipenser
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Acipenser »

Beim Ankauf der Fliegerabwehr sollte man in der Planung auch nicht auf die Auslandsmissionen vergessen, insbesondere bei den Camps in denen Österreichische Soldatinnen Dienst versehen, Nächtigen und Mahlzeiten einnehmen.
Und das sind in der Regel Hundertschaften, wenngleich oft gemeinsam mit anderen Missionsteilnehmerländern

Bei einen Systempreis von unter 200 Millionen samt Flugkörper (unter 0,5 Mille das Stück) könnten für ne Milliarde 5 Komplettsysteme IRIS T (SLM) beschafft werden und 1-2 zu Auslandsmissionen bereitgestellt werden
FAB Nr.1
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von FAB Nr.1 »

Eine Frage zu den zu beschaffenden bewaffneten Jet-Trainern:

Wie setze ich die im Verteidigungsfall ein? CAS-Einsätze werden immer schwieriger durchführbar und wie man im Ukraine-Krieg sieht, auch immer mehr von Drohnen übernommen. Kann man diese Flugzeuge auch als Drohnenabwehr verwenden? Ich meine so in etwa: VRV (FEBA) in der Linie Wien-Graz, Drohnenschwarm im Anflug auf Linz, in Ermangelung an Luftverteidigung in der Anfluglinie schick ich die Jettrainer hin und die schießen möglichst viele Drohen runter?

Das ist jetzt ein fiktives (und vielleicht auch blödes) Beispiel. Aber ich denke die Verantwortlichen im ÖBH werden sich was dabei gedacht haben, die Jet-Trainer Frage höher zu priorisieren, als die Beschaffung von (bewaffneten) Drohnen. Da haben wir eine riesige Lücke und ich (als Laie) sehe nirgendwo Bestrebungen dies alsbald zu beheben.
Phoenix
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Phoenix »

Große Drohnen mit Bewaffnungsmöglichkeit stehen am Programm und es gibt sogar Planungen für die Stationierung - aber das wird halt nicht "so laut" verbreitet als wie wenn wir was haben was "gegen" den Eufi ist (Thema - kosten sparen)
Wolfgang
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Wolfgang »

Interessant, gibt es was genaueres
Phoenix
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Registriert: So 29. Apr 2018, 20:29

Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Phoenix »

In Langenlebarn sollen die Hangars für MALE Drohnen kommen. Und diese werden nach jetzigem Stand die Option für Bewaffnung haben.
Wolfgang
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Wolfgang »

Wo kommt diese Info her?
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Doppeladler
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Doppeladler »

Admin: Beim Thema bleiben! Drohnen und Jet-Trainer sind hier off-topic!!!

Zur Frage der Einsetzbarkeit von Unterschall-Jets in der Fliegerabwehr: Natürlich kann ich mit einem Unterschall-Jet mit Luft-Luft Bewaffnung und günstiger Weise auch entsprechender Sensorik (Bordradar etc.) auch Flugzeuge, Drohnen und Lenkflugkörper abfangen. Diese sollten hierfür Combat Air Patrols im Operationsgebiet bzw. über dem Schutzobjekt fliegen - also im Idealfall bereits "vorort" sein. Der Nutzwert ist eingeschränkt durch geringe Leistung
  • des Flugzeugs,
  • der Sensorik und
  • der möglichen Bewaffnung.
Allerdings deckt ein Unterschall-Jet mit Bordradar und Kurzstrecken IR-Lenkflugkörpern ein wesentlich größeres Gebiet ab wir bodengebundene Fliegerabwehr mit ähnlichen Effektoren. Natürlich zu höheren Kosten.
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Phoenix
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Phoenix »

Da könnt ma uns gleich dranhängen

https://www.aviacionline.com/2023/04/fi ... t=cmp-true
opticartini
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von opticartini »

Hinsichtlich Sensorik – für M-346FA stehen "RecceLite" und "Litening-5" zur Verfügung:

https://www.rafael.co.il/press/rafael-a ... e-systems/

Die Leistungsfähigkeit der Sensoren übersteigt damit jene unserer Eurofighter zumindest nach derzeitigem Stand.

M-346FA hat zudem ein AESA-Radar, welches gewisse Vorteile hat.
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