Entwicklungen Fliegerabwehr

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Desantnik hat geschrieben: Di 22. Nov 2022, 20:07Angebunden werden sie an das Combined Air Operations Centre in Uedem für das Lagebild. Staaten die sich beteiligen wollen, müssen Starteinrichtungen samt Raketen selbst beschaffen, diese werden dann an das deutsche Netz angebunden, wo das Radarbild erzeugt wird.

Jetzt haben wir gleich zwei Probleme:
Das Combined Air Operations Centre in Uedem ist eine NATO-Basis, man würde praktisch einen Teil der passiven LRÜ und Fliegerabwehr an Deutschland und die NATO auslagern.
Das bezweifle ich. Die Bundesregierung bereitet schon seit mehreren Jahren ein Abkommen mit Deutschland vor, das die Nacheile und auch den Austausch von Radardaten umfasst:
Mit der Schweiz wurde ein entsprechender Staatsvertrag schon 2018 ratifiziert:
  • Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft bezüglich der Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Sicherung des Luftraums gegen nichtmilitärische Bedrohungen aus der Luft

    https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassu ... r=20010546
  • Durchführungsvereinbarung zwischen dem Bundesminister für Landesverteidigung der Republik Österreich und dem Eidgenössischen Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport der Schweizerischen Eidgenossenschaft über die Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Sicherung des Luftraums gegen nichtmilitärische Bedrohungen aus der Luft

    https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassu ... r=20010577
Die Schweiz hat ein Abkommen zum Austausch von Luftlagedaten seit 2018:
Österreich nimmt am Air Situation Data Exchange schon seit 2006 teil:

Ukraine joins NATO Air Situation Data Exchange programme (13. Juni 2008)
Austria is the only Partner to have established a functioning ASDE exchange with NATO.
https://www.nato.int/cps/en/natolive/news_7802.htm

SÉGUR-CABANAC Christian: Anforderungen an die zukünftige Entwicklung von Luftstreitkräften aus nationaler und internationaler Sicht, abgeleitet von den Einsatzerfordernissen, in: Aquila. Schriftenreihe der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, Bd. 2 (März 2011), p. 35
Österreich betreibt ja schon seit geraumer Zeit einen derartigen Austausch mit der Schweiz sowie im Rahmen des “Air Situation Data Exchange” (ASDE) über Deutschland mit dem Bereich NATO Nord. Für den Austausch mit dem Bereich NATO Süd über Ungarn steht das entsprechende Abkommen kurz vor der Unterzeichnung.
https://opac.bmlv.gv.at/OPAC_Files/pdf/2017/185290.pdf

Und bei grenzüberschreitenden Luftraumsicherungseinsätzen waren bereits temporär deutsche Verbindungsoffiziere in der EZ/B bzw. österreichische Verbindungsoffiziere beim ZentrLuftOp im Kalkar stationiert:
  • Weltwirtschaftsforum in Davos – Luftwaffe sichert Luftraum
    Umliegende Nationen, wie die Deutschen und die Österreicher, unterstützen die Luftraumüberwachung aus St. Johann in Tirol. Derzeit sind zwei Soldaten des Zentrums Luftoperationen (ZLO) aus Kalkar vor Ort. Sie unterstützen aus einem österreichischen Bunker heraus, um das Luftlagebild und damit auch den Flugverkehr zu überwachen. Es ist eine Partnerschaft die seit acht Jahren erfolgreich stattfindet.
    http://idlw.de/weltwirtschaftsforum-in- ... t-luftraum
  • G7-Treffen in Elmau: Österreich sichert seinen Luftraum (25. Juni 2022)
    Da, im Gegensatz zur Schweiz, derzeit noch kein Abkommen mit Deutschland bezüglich der Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Sicherung des Luftraums gegen nichtmilitärische Bedrohungen aus der Luft besteht, kommt es im Rahmen der Luftraumsicherungsoperation "G7-Treffen-Elmau" zu keinem Einflug in den benachbarten Luftraum.

    Durch den Einsatz von Verbindungsoffizieren und technischen Mitteln, wie Aufklärungs- und Zielzuweisungsradar, werden jedoch Radardaten unbürokratisch und rasch ausgetauscht und damit das Luftlagebild aktuell gehalten.
    https://www.bundesheer.at/cms/artikel.php?ID=11442
Acipenser hat geschrieben: Di 22. Nov 2022, 20:17aber ein aktives Zutun wäre wohl fast ein NATO Beitritt, oder?
Nein, das wäre es nicht.
Zuletzt geändert von theoderich am Di 22. Nov 2022, 23:12, insgesamt 4-mal geändert.
Desantnik
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Desantnik »

In den Abkommen geht es ja dediziert um nichtmilitärische Bedrohungen, auch kann man den Austausch von Flugverkehrsdaten nicht direkt vergleichen meiner Meinung nach.

Zugegeben, mir fehlt detailliertes Wissen über das System Arrow-3, da es nicht allzuviele öffentlich zugängliche Quellen dazu gibt. Aber so wie ich die Funktionsweise verstanden hab - vielleicht hinkt folgender Vergleich etwas - ist das Super Green Pine quasi das Skyguard und die Arrow-3 die ZFlAK 85. Somit punkto Neutralität zumindest bedenklich.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Desantnik hat geschrieben: Di 22. Nov 2022, 21:06 In den Abkommen geht es ja dediziert um nichtmilitärische Bedrohungen, auch kann man den Austausch von Flugverkehrsdaten nicht direkt vergleichen meiner Meinung nach.
Bei militärischen Bedrohungen wird es problematisch, das stimmt.
innsbronx
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von innsbronx »

Weg mit den zwei Absätzen Neutralitätsgesetz und dieses Problem ist gelöst. Ist doch lächerlich.
muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

Das Problem an der konkreten Umsetzung ist und bleibt die Reichweite der Effektoren. Es ist finanziell unmöglich, auch nur einen Teil des per Sensor beobachteten Luftraums lückenlos mit Effektoren abzudecken; diese werden sich in der Realität auf Ballungszentren und Hochwertziele wie Fliegerhorste, Kernkraftwerke, Staudämme usw. konzentrieren.

Das heißt, die Landkarte ist gespickt mit Wirkradius-Kreisen, die sich eher selten überschneiden dürften, denn so klein ist Europa nun auch wieder nicht. Die Bekämpfung von angreifenden Flugkörpern ist also eine Gemeinschaftsaufgabe und nicht nur Aufgabe der Staaten, die den Bedrohungen räumlich zunächst liegen, wie man vielleicht denken mag.

SkyShield ist also darauf angewiesen, dass jeder Effektor, der eine Bedrohung erreichen kann, diese auch sofort bekämpft, egal, worauf sie zielt. Militärische Neutralität kann es da nicht geben. Es würde keinen Sinn ergeben, Österreich in das System einzubinden, wenn nicht z.B. ein in Wien stationierter Effektor auch eine auf Pressburg zielende Rakete abfangen darf.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

Bundesheer hat geschrieben:Die Reichweite dieses Abwehrsystems ermöglicht den Schutz sehr großer Gebiete, wodurch nicht jeder Staat gezwungen ist diese selbständig zu betreiben.
Ein Boden-Luft-Flugkörper kann seine Nennreichweite nur unter bestimmten Bedingungen ausschöpfen. Jede Kurskorrektur verringert die Reichweite. Außerdem: Ein Kreis mit einem Radius von 100 km (Reichweite) überspannt nur grob 31400 km². Ein am geographischen Mittelpunkt von Wien aufgestellter Arrow 3-Starter könnte schon Ziele über Brünn im Norden oder Amstetten im Westen nicht mehr bekämpfen. Es gilt aber eine Linie von gut 4000km Länge zu schützen.

Kurz gesagt, die Annahme, dass nicht jeder Staat gezwungen sei, das Abwehrsystem selbständig zu betreiben, ist doch reichlich optimistisch. Da muss schon ein Nachbarstaat großzügig sein oder günstig gelegene Hochwertziele besitzen, um unter seinen Schutzschirm zu schlüpfen. Nur zum Vergleich: Um alle österreichischen Ballungsräume von außen ostwärts zu schützen, müssten Arrow 3-Werfer in München, Brünn, Pressburg, Budapest und Laibach aufgestellt werden.
Acipenser
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Acipenser »

Nachdem Österreich ins Boot geholt werden soll, umschleicht mich der Gedanke, dass das ganze wieder einschlafen soll, man hat viele Sitzungen gemacht und nen riesigen Papiertiger und klopft sich gegenseitig auf die Schulter.
Und sollte wer fragen - in ein paar Wochen oder Monaten, man hat ja eh schon Patriots in der Slowakei stationiert und irgendwo - out of Rosenheim - gibt es auch noch eine Batterie, in der Garage, also steht das System ja schon

Warum mich der - zugegebene Österreichische Gedanke - ereilt hat? Deutschland Finanzminister ist heute auf die Schuldenbremse getreten und jetzt?

Das Staatsvermögen Bundeswehr wurde die letzten Wochen zunehmend angeknappert: keine neuen Korvetten, Fregatten, weniger F35, keine ELO Eurofighter.....gut ist ein Sondertopf, aber da ist noch einer mit 200 Gas und Strombremse 100 Milliarden Pensionen, ob das reicht? für Deutschland?

Warum das hier, und Jetzt und....weil sich Österreich in dieser Frage Rückbesinnen muss und selbst für seinen Schutz aufkommen muss und selbst 40km oder eben 100km oder x km Reichweiten Schutz auf seinen Staatsgebiet unter seiner Kontrolle braucht

und da war heute noch was: BK Scholz hat ganz klar der Iranischen 60% Atom Anreicherung den "Kampf" angesagt,
verhindern? USA und Israel vielleicht und Deutschland darf dann die benachbarten Länder Irans mit seinen spärlichen Patriots schützen-out of.......R
muck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von muck »

Acipenser hat geschrieben: Fr 25. Nov 2022, 21:29 Das Staatsvermögen Bundeswehr wurde die letzten Wochen zunehmend angeknappert: keine neuen Korvetten, Fregatten, weniger F35, keine ELO Eurofighter.....
Der Bericht, auf den Sie sich beziehen, stellte Erwägungen – angestellt auf einen Rechnungshofbericht hin – fälschlich als vollendete Tatsachen hin. So wurde bspw. auf der International Fighter Conference bekannt, dass die Luftwaffe durchaus 35 F-35 und 15 Typhoon ECR erhält und keine Änderungen beabsichtigt sind. Auch die behaupteten Kürzungen im Bereich der Gefechtsfahrzeuge haben sich als Ente erwiesen, wie das Amt für Heeresentwicklung zuletzt klarstellte; der Vertragsschluss für die neuen GTK Boxer erfolgt wohl noch vor Jahresende.
Acipenser
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Acipenser »

Ja das sind ja gute Nachrichten, ganz abgesehen das der Finanzminister von dem Koalitionspartner gestellt wird und der voll auf die Bremse tritt, aber abgerechnet wird am Schluss, mal sehen wie sich das alles ausgeht
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