Entwicklungen Fliegerabwehr

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theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Phoenix hat geschrieben: So 2. Jul 2023, 13:50 Wäre da nicht Davids Sling wie in Finnland eine Alternative.
ESSI, als ursprünglich von Deutschland angestoßenes Vorhaben, konzentriert sich auf die Systeme IRIS-T SL, Patriot und wahrscheinlich "Arrow 3". Finnland ist auch an ESSI beteiligt und hat sich unabhängig davon für "David's Sling" entschieden.

"David's Sling" wäre ursprünglich auch ein Kandidat im Vergabeverfahren der Schweiz im Rahmen des Projekts "BODLUV GR" gewesen:

Air2030 – Offerten für System zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite von zwei Kandidaten eingetroffen (25. März 2019)
Basierend auf den vom VBS am 23. März 2018 veröffentlichten Anforderungen haben zwei von den drei Kandidaten am 22. März 2019 ihre Offerten für ein System zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite an armasuisse übergeben. Offeriert wurden folgende Abwehrsysteme: Patriot der Firma Raytheon (USA) und SAMP/T des Konsortiums Eurosam (Frankreich). Keine Offerte wurde von Israel für das System «David's Sling» eingereicht. Somit ist Israel nicht mehr Teil des Auswahlverfahrens.
https://www.admin.ch/gov/de/start/dokum ... 74432.html


The US Asked Nicely, Rafael Dropped Out of Switzerland’s Air Defense Tender (22. April 2019)
Rafael offered Switzerland its David’s Sling system as part of an air defense tender issued by the European country. However, as recently happened in Poland, Rafael did not reach the final stage of the $8 billion-worth tender for reasons still unclear. It is possible that the reason lies in the identity of the competitors who have reached the finals: Raytheon with the Patriot and Eurosam with the SAMP/T.

Traditionally, the United States, which has been involved in the financing and manufacturing of Israel’s air defense systems, does not want these systems to compete with US systems in international tenders. One of the byproducts of this tension between the two countries is the American decision to introduce Rafael’s interceptors into the Patriot missile system (SkyHunter = Iron Dome, SkyCeptor = David’s Sling).

In Poland, for example, Raytheon offered the SkyCeptor but only in the second stage of the deal, as if to say, “first buy American hardware.” The Polish government wanted the David’s Sling system, but the deal has encountered financial difficulties. We can assume that a similar sales model is expected in Switzerland if Raytheon wins.

The Defense Ministry is silent on the issue (their response will be published here if received), and not for nothing. In view of the anticipated decrease in the utilization of US Aid dollars until 2028, self-imposed censorship on major arms deals is difficult to understand. In the end, Rafael did not receive the ministry’s approval to participate in the tender. “Israel has not submitted a bid for its David's Sling system. The country is no longer part of the selection process,” the Swiss Defense Ministry said in a statement.
https://www.israeldefense.co.il/en/node/38235
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 3. Jul 2023, 00:21, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Schallenberg: "Sky Shield" mit Neutralität vereinbar

https://orf.at/stories/3322445/


Pressestunde

So., 2.7.2023 | 11.05 Uhr
ORF2
Peter Fritz: „Die österreichische Bundesregierung hat gestern verkündet, das sich Österreich an der ,Sky Shield‘-Initiative beteiligen will. [SCHALLENBERG nickt] Also eine Initiative, die von NATO-Staaten ausgeht und im Kern eine NATO-Initiative ist. Man will also anfliegende ,feindliche Objekte‘ sag‘ ich einmal, Drohnen, Raketen, die es sein könnte, in den Griff bekommen, erkennen können – und dann auch abschießen können.

Was ist das eigentlich anderes, als ein Neutralitätsbruch? Man sagt: Wir lassen keine Stützpunkte fremder Staaten zu, wir lassen keine Stationierung fremder Truppen zu – ABER wir beteiligen uns jetzt voll und ganz an einer gemeinsamen NATO-Initiative.“

Alexander Schallenberg: „Also, das seh‘ ich völlig anders. Und das ist glaub‘ ich eine Missinterpretation dessen, was ,Sky Shield‘ sein soll! Es ist in Wirklichkeit die Kooperation, die Zusammenarbeit von einer Reihe von Staaten. Die Initiative ging ja von Deutschland aus.

Und ich stehe hier voll hinter der Verteidigungsministerin Tanner, die sehr frühzeitig gesagt hat: ,Ja, Österreich will sich daran beteiligen‘. Das ist genau das, was wir auf europäischer Ebene besprechen: Pooling and Sharing! Das heißt nicht ,Neutralitätsbruch‘. Mitnichten! Weil es wird nicht außerhalb Österreichs eine Entscheidung getroffen. Man muss die Neutralität genau als das betrachten. Wir sagen: Keine Militärallianz, keine fremden Stützpunkte auf europäischem Boden. Und in letzter Konsequenz, dass wir selber immer das letzte Wort haben müssen, was Österreich, Österreichisches Bundesheer, österreichische Sicherheit betrifft. Und das ist in diesem Fall zu hundert Prozent gewährt.

Ich find‘ es ja immer wieder erstaunlich, dass von der Opposition, von der FPÖ dann, alle paar Wochen geschrien wird: ,Die Abschaffung der Neutralität.‘ Das ist mitnichten so! Es hätte … ich würde mich wü… würde mir wünschen, dass auch die Opposition hin und wieder wieder einen realistischen Blick auf die Neutralität macht.“

Alexandra Föderl-Schmidt (DerStandard): „ABER dieses Bündnis hat tatsächlich viel mit der NATO zu tun. Deutschland – Sie haben’s erwähnt – [SCHALLENBERG nickt] hat die Initiative dazu gesetzt. Mittlerweile sind sechzehn NATO-Staaten dabei – und Schweden, was ja auch bekanntlich bald beitritt und beitreten möchte.

Wenn man jetzt auf die Website des deutschen Verteidigungsministeriums schaut, dann ist zu lesen: ,Mit dieser Initiative‘ – und ich zitiere - ,wird der europäische Pfeiler in der NATO gestärkt. Es ist beabsichtigt, die Fähigkeiten in die vom NATO-Oberbefehlshaber für Europa geführte Luftverteidigung des NATO-Gebiets einzubinden‘.

Das heißt: NATO … eine NATO-Initiative unter der … dem Oberbefehlshaber der NATO für Europa. Das geht aus diesen Sätzen hervor.“

SCHALLENBERG: „Also ganz offen: Es ist keine ,NATO-Initiative‘. Z.B. Frankreich, ein nicht unwesentlicher Staat in der NATO in Europa, ist nicht daran beteiligt. Und sieht das sogar skeptisch.
Es ist eine Zusammenarbeit von Staaten. Sie haben zum Beispiel auch Schweden erwähnt – Schweden ist immer noch nicht in der NATO. Also, das ist eine Zusammenarbeit, wo wir das machen, nämlich ,Pooling und Sharing‘.

Und wenn Sie sagen, ein wesentliches Wort ist der europäische Pfeiler. Wir haben uns ganz klar auch dazu bekannt, dass wir die Souveränität und Autonomie Europas auch stärken wollen. Auch durchaus im Verteidigungsbereich. Und das ist genau so ein Bereich. Wir machen nichts anderes, als dass wir zusammenarbeiten. Und dass wir kooperieren. Dass wir unsere Möglichkeiten hier einbringen und gleichzeitig die Sicherheit haben, dass Partner, wenn sie in ihrem Luftraum was wahrnehmen, uns mit diesem Wissen beteilen. Wir sind in der Mitte dieses Zen … dieses Kontinents! Und wir haben’s ja erlebt, wenn Drohnen durch halb Europa fahren und irgendwo abstürzen. Wir haben selber technische Möglichkeiten. Das schützt uns besser, wenn wir auch den Informationsfluss von anderen kriegen. Das ist mitnichten sozusagen, dass wir uns jetzt hier einem Militärbündnis anschließen. Das ist eine schlichte Zusammenarbeit.

Und ich kann Ihnen etwas versichern: Diese österreichische Bundesregierung – und der Bundeskanzler hat das auch immer wieder ganz klar gemacht – und auch das wird dann uns zum Vorwurf gemacht! Das ist ja spannend, das ist die andere Seite. [FRITZL: „Darauf kommen wir gleich.“]

Wir stehen bei der … zur Neutralität. Wir achten das Bundesverfassungsgesetz über die immerwährende Neutralität. Und dabei bleiben wir!

Und ich find‘ es immer spannend, dass – was immer wir beschrei … entscheiden – dass die einen da sagen: ,Jetzt wird die Neutralität abgeschafft!‘. Und die anderen sagen: ,Viel zu wenig! Warum ist Österreich immer noch neutral?‘

Das ist so in einer Demokratie, das halten wir aus. Wir fahren in … unseren Kurs. Und der entspricht der österreichischen Neutralität, entspricht dem, was die Menschen wollen.“

FÖDERL-SCHMIDT: „Aber noch mal: Es sind bisher nur NATO-Staaten, die da mitmachen [SCHALLENBERG: „Nein.“] und … [SCHALLENBERG: „Weil Österreich dabei ist!“ (lacht)] Klar, aber das ist der einzige Nicht-NATO-Staat – um das geht’s ja genau! Über das red‘ ma ja. Jetzt noch mal, ich zitiere jetzt noch mal: ,Mit dieser Initiative wird der europäische Pfeiler in der NATO gestärkt‘, heißt es da.

Und Sie selbst haben in einem Interview mit dem Deutschlandfunk mal gesagt: ,Wir wollen uns selbst keiner Verteidigungs- oder militärischen Allianz anschließen‘. [SCHALLENBERG nickt] Das ist [SCHALLENBERG schüttelt den Kopf] doch eine [SCHALLENBERG: „Nein.“] Verteidigungsallianz. Auch wenn’s kein [SCHALLENBERG: „Nein.“] Bündnis, kein formales [SCHALLENBERG: „Nein.“], ist.“

SCHALLENBERG: „Es ist es einfach nicht. Es gibt auch keine Beistandsklausel. Es gibt keinen Automatismus. Es ist einfach das, dass man Information teilt, dass man sagt: Wir … wir haben sozusagen ein Wohnhaus, wo jeder seine Wohnungen hat, und wir sagen: Gut, wir tun uns zusammen und schauen, wenn da durch die Eingangstür des Hauses was kommt, dass wir unsere Informationen teilen und vielleicht auch die Möglichkeit hier einander zu helfen.

Das ist nichts anderes! Es gibt keinen Beistand, es gibt keinen Automatismus. Jetzt würd‘ ich auch nicht eine Formulierung auch von der deutschen Homepage sozusagen minutiös hier einer Interpretation unterziehen. Uns geht’s darum: Es ist ein europäisches Projekt, dass Staaten das machen, von dem wir immer reden – auf Englisch gibt’s diesen Begriff ,Pooling und Sharing‘. Das ist es.
Es ist nicht mehr. Und es hat mitnichten etwas mit der Neutralität zu tun.“

FÖDERL-SCHMIDT: „Also diese Zitate kommen vom deutschen Bundesverteidigungsministerium. Also … [SCHALLENBERG: „Ja.“] demjenigen, der [SCHALLENBERG: „Ich sehe: ,Europäischer Pfeiler‘.“] das gestartet hat, diese Initiative. Aber was kann jetzt [SCHALLENBERG: „Noch einmal: Wir wollen …“] Österreich - wenn man sozusagen jetzt beim Konkreten bleiben. Was kann Österreich ,Pooling und Sharing‘ machen? Ich mein‘, man will in diesem Bereich setzt man sehr stark auf IRIS-T SLM - also das deutsche System, was es schon gibt. Dann auf das ,Patriot‘-System – amerikanische Abwehrwaffen. Und man will ,Arrow 3‘ aus Israel jetzt ankaufen. Heißt das, dass jetzt Österreich eben auch sich an dem Ankauf dieser Systeme beteiligt?“

SCHALLENBERG: „Also, wir haben eine sehr gute eigentlich Ausstattung, was Luftraumüberwachung betrifft, in Österreich. Und können teilweise weit über die Landesgrenzen hinaus – was logisch ist! – weit über die österreichischen Landesgrenzen hinaus Bewegungen wahrnehmen. Das ist für mich einmal das Hauptziel: Dass wir hier sozusagen [FÖDERL-SCHMIDT: „Also die Radaranlagen.“] diese … Ja! Das ist ein wesentlicher Teil von jeder Luftraumüberwachung und -verteidigung! Das ist einmal der erste Schritt!“

FRITZ: „Und die stellen wir jetzt einfach so der NATO zur Verfügung? [SCHALLENBERG: „Nein!“] Machen wir das eigentlich jetzt schon? Oder ist das dann was neues?“

SCHALLENBERG: „Also, ganz offen: Wenn Sie sagen, es geht um: ,Was wir hier beschafft?‘, ,Welche Beschaffungsvorgänge?‘, bin ich die falsche Person! Ich bin nicht der Landesverteidigungsminister – ich bin der Außenminister. Aber ich sage nur: Ich halte das – und ich find’s wieder spannend, dass diese Diskussion jetzt so geführt wird: Da haben wir … fahren wir offensichtlich den richtigen Weg.
Hier wäre gefragt, ob ich schon beiträte, andere sagen, wir machen noch viel zu wenig. Was wir hier nur machen ist, dass wir einen Informationsaustausch machen! Das machen wir in anderen Bereichen ja auch. Wir sind ja bei EU-Missionen dabei! Wir tauschen uns selbstverständlich, gottseidank über sicherheits- und militärische Aspekte mit den Partnern aus! Wir sind ja auch Partnership for Peace-Mitglied in der NATO. Was … wie andere auch!

Und das ist nicht Mitgliedschaft, das ist nicht Teilnahme an einer militärischen Allianz, sondern, dass man vernünftigst dort Informationen teilt, auch Informationen entsprechend erhält und sagt: ,Wir können kooperieren‘. Mehr ist es nicht!

Und ich glaub‘ das nützt uns. Das nützt unserer Sicherheit. Und ich finde es spannend, dass man mich fragt: ,Was heißt das jetzt konkret? Welche Waffensysteme?‘

Ganz offen: In der NATO ist es keine NATO-Politik. Frankreich nimmt nicht teil. Ich habe gehört, das wäre beim Besuch von Macron in Berlin ein großes Thema gewesen. [FÖDERL-SCHMIDT: „Der jetzt abgesagt ist.“] Das er jetzt wegen den Krawallen absagen musste. Da sieht man ja daran, dass das alles noch im Entstehen ist. Ich glaube es nur richtig, dass wir im Sinne der österreichischen Sicherheit nicht sofort ,Nein‘ bellen und einfach nicht teilnehmen, sondern sagen: ,Wo ist es vernünftig möglich? Wo ist es im Sinne unserer Neutralität möglich?‘ Und dass wir da dann auch teilnehmen. Halt‘ ich für völlig vernünftig und für den richtigen Weg dieser Regierung!“

FÖDERL-SCHMIDT: „Aber ich hab‘ noch immer nicht ganz verstanden, woran und womit teilnehmen? Also Informationsaustausch, Radarsysteme. [SCHALLENBERG: „Ich würde Sie bitten!“] Aber es sollen keine Radarsysteme beschafft werden.“

SCHALLENBERG: „Also, Beschaffungsvorgänge des Bundesheeres liegen nun einmal nicht bei mir. Da bitt‘ [FÖDERL-SCHMIDT: „Aber Sie werden wohl eingebunden sein!“] ich Sie, die Verteidigungsministerin . Wenn es dann so weit ist. Aber nicht wirklich. Ich bin Außenminister! Also dann bitt‘ ich Sie, die Verteidigungsministerin zu fragen.“
https://tvthek.orf.at/profile/Pressestu ... d/15421941


OTS0015, 2. Juli 2023, 11:52
Stocker: „Kickl will, dass die Bevölkerung schutzlos Bedrohungen ausgeliefert wird“

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... efert-wird

OTS0016, 2. Juli 2023, 12:10
FPÖ – Hafenecker: Die „Copy + Paste“-Pressedienste der ÖVP sind einfach nur noch peinlich

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... h-peinlich

OTS0019, 2. Juli 2023, 13:03
FPÖ – Kassegger an Schallenberg: "Bei jeder EU-Schandtat mitmachen und gleichzeitig auf die Neutralität pochen, das geht sich nicht aus"

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... -nicht-aus

OTS0024, 2. Juli 2023, 14:17
NEOS zu ‚Sky Shield‘: Höchste Zeit für ein klares Bekenntnis zur Verteidigungsunion

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... gungsunion
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

DEBATTE UM SKY SHIELD-BETEILIGUNG
Ist dieser Schutzschirm für Österreich neutral genug?

https://www.kleinezeitung.at/politik/63 ... chirm-fuer

Bild
https://www.facebook.com/oeog.at/posts/ ... %2CO%2CP-R


3. Juli 2023
Österreich will europäischem Luftraum-Verteidigungssystem "Sky Shield" beitreten

https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bund ... reten.html

https://www.facebook.com/story.php?stor ... 9229779077
Zuletzt geändert von theoderich am So 9. Jul 2023, 21:40, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

9 ANTWORTEN ZU SKY SHIELD

https://www.bundesheer.at/aktuelles/det ... shield-faq




Frage des Tages
Österreich tritt „Sky Shield“ bei - Falscher Weg?

https://www.krone.at/3049687
Zuletzt geändert von theoderich am So 19. Nov 2023, 23:02, insgesamt 5-mal geändert.
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Debatte über Beteiligung an „Sky Shield“ geht weiter

https://orf.at/stories/3322556/

Zuletzt geändert von theoderich am Di 4. Jul 2023, 18:56, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »




Aktuell nach eins

ORF2

Mo., 3.7.2023 | 13.23 Uhr

Brigadier zur „Sky Shield“-Initiative

Stefan Gehrer: „Bei mir im Studio begrüße ich Brigadier Philipp Eder vom Österreichischen Bundesheer. Herzlich Willkommen!

Die … der russische Überfall auf die Ukraine hat ja zu einer Aufrüstung im Westen geführt. Und da haben wir jetzt ein neues Thema: ,Sky Shield‘ wird seit einigen Tagen in Österreich diskutiert. Worum handelt sich’s dabei überhaupt?“

Philipp Eder: „Na, ich würd’s als ,Nachrüsten‘ bezeichnen. Die letzten 30 Jahre hat Europa die eigene Luftverteidigungsfähigkeit sehr vernachlässigt, aus verschiedensten Gründen. Hat sich da auch sehr stark auf die USA verlassen. Und nachdem also jetzt im Russlandkrieg erkennbar wird, über welche Fähigkeiten Russland verfügt, so wie erpressbar auch Europa vielleicht wäre, durch entsprechende Luftkriegsmittel auch anderer Nationen – wir brauchen da ja nicht nur nach Russland schauen, hat die deutsche Bundesregierung eine Initiative ergriffen, um hier Europa wieder fitter zu machen, in dem Bereich.“

GEHRER: „Aber, wie funktioniert das, das ,Sky Shield‘? Das sind alles Boden-Luft-Raketen, oder?“

EDER: „Na, es geht um … sind mehrere Komponenten: Das erste sind einmal eine … eine Radarüberwachung – also, dass die entsprechenden Lufträume um Europa herum beobachtet werden können, von wo aus dann Raketen, Marschflugkörper oder ähnliches abgefeuert wird. Und dann geht es darum, dass also vier verschiedene Systeme beschafft werden sollen, die auf verschiedenen Höhen diese verschiedenen Marschflugkörper oder Raketen und ähnliches – auch Drohnen – für Europa abwehren können.“

GEHRER: „Diese Raketen würden logischerweise auch in Österreich installiert werden, oder?“

EDER: „Das muss nicht unbedingt der Fall sein. Es geht jetzt in einem ersten Schritt einmal festzustellen, wer in Europa will sich überhaupt beteiligen? Von welchem zu schützenden Raum sprechen wir dann? Und erst in einer weiteren Folge kann man dann beurteilen, wo welche dieser Systeme in Europa auch stationiert werden und welche Radarsysteme genutzt werden und wie auch hier die Kommunikation funktionieren wird.“

GEHRER: „Aber wer entscheidet letztlich, dass eine Rakete gestartet wird? Also ist das dann die souveräne Entscheidung Österreichs? Oder entscheiden das dann andere Staaten für uns?“

EDER: „Na grundsätzlich wird die Position Österreichs sein, dass das eine souveräne Entscheidung Österreichs bleiben muss. Das ist aber noch Zukunftsmusik, das zu verhandeln. Jetzt geht’s einmal in erster Linie um ein Bekenntnis, dass man hier bei Europa mit dabei sein will. Details, wie eben zum Beispiel die Kommandostruktur, die Kommandoeinrichtung oder so autonome Entscheidungen jeder Nation, die werden dann Vertragsverhandlungen bedingen, die erst in weiterer Folge passieren werden.“

GEHRER: „Wird das ein rein defensives System sein oder könnte man mit ,Sky Shield‘ auch in die Offensive gehen?“

EDER: „Na, es ist grundsätzlich ein defensives System. Also man will damit Bedrohungen aus verschiedensten Regionen außerhalb der EU abwehren können. Manche Länder haben Bedenken, dass bestehende Abschreckungsregime hinsichtlich nuklearer Waffen hier beeinträchtigt werden könnten. Weil wenn ich in der Lage bin, jetzt eine nukleare Rakete abzuwehren und der andere ist das nicht, dann würde das die derzeitige Balance wahrscheinlich ein wenig verändern. Ich denke halt, als Soldat, dass es auf jeden Fall gegeben sein muss, für Europa, dass wir hier eine entsprechende Abwehrfähigkeit haben. Aber es geht im Grunde um Defensivwaffen.“

GEHRER: „Es ist eine Debatte um die Neutralität entbrannt. Wie sehen Sie das?“

EDER: „Ich denke, dass es hier darum geht, dass Österreich einen Bereich, wo wir ungeschützt sind, mithilfe anderer – nämlich auch im Sinne einer gemeinsamen Beschaffung, in einem ersten Schritt – besser lösen kann, als alleine. Die Alternative wäre ja, in all diesen Bereichen, die sehr teuer sind, völlig allein zu bleiben oder sich auf die USA zu verlassen oder ähnliches. Das heißt also, jetzt geht’s einmal im ersten Schritt – und das hat die Bundesregierung ja gesagt – zu bekunden: ,Ja, wir hätten Interesse!‘. Alle weiteren Fragen, die vielleicht auch die Neutralität berühren, sind dann Verhandlungsgegenstände.“

GEHRER: „Also Neutralität gefährdet – ja oder nein?“

EDER: „Aus meiner Sicht, jetzt nicht, nein.“

GEHRER: „O.K.

Wie wichtig ist denn das ganze aus militärischer Sicht? Sehr wichtig? Oder könnt’ma d’rauf verzichten auch?“

EDER: „Na, aus militärischer Sicht waren wir schon lange der Meinung, dass es sehr dringend wäre, dass also hier Europa vor allem … es ist … wir reden hier von Dimensionen, die also wahrscheinlich den Kleinstaat, wie Österreich oder auch die Schweiz, die ja auch Interesse zeigt an diesen Systemen, überfordern würde, wenn man die wirklich alleine, autonom beschaffen will. Das heißt, es ist eine europäische Frage, das gemeinsam zu lösen. Und ich denke, dass es da doch der richtige Schritt ist, wenn Österreich hier auch ein Teil Europas sein will.“

[…]
https://tvthek.orf.at/topic/Oesterreich ... e/15422585


Schützt das Sky Shield auch Österreichs Neutralität?
Das Projekt polarisiert. Denn wenn das Stichwort „Sky Shield“ fällt, versteht jeder etwas anderes darunter. Sicher ist, dass Deutschland das Vorhaben zieht, dass es Frankreich boykottiert und bisher 18 Staaten teilnehmen wollen, die Schweiz überlegt noch.

Zumindest handelt es sich um eine Beschaffungsplattform. Das Kalkül: gemeinsam einkaufen, um die Marktmacht auszuspielen und so schneller und günstiger mit Luftabwehrsystemen beliefert zu werden. Und darüber hinaus?

Der deutsche Militärexperte und Ex-Bundeswehroberst Ralph Thiele geht davon aus, dass es sich um eine weitergehende Kooperation handeln wird und die Waffensysteme quer über Europa verteilt sein werden: „Auch in Österreich.“ Doch wer entscheidet, wann und wie die Waffen eingesetzt werden sollen? Wer führt die Informationen zusammen, wer koordiniert den Raketenschutz?

Deutscher Standort möglich

Laut Thiele kommt dafür nur der Gefechtsstand der Nato im deutschen Kalkar am Niederrhein infrage, denn dort seien das Wissen, die Logistik und die Technik vorhanden: „Nur dieser Gefechtsstand kann das alles zusammenführen.“ Von dort aus könnte Österreich über Bedrohungen informiert werden, sagt Thiele. Österreichs Beitrag ist noch offen. Eine Möglichkeit wäre, dass Österreich Radardaten mit den Essi-Partnern teilt, heißt es im Verteidigungsministerium gegenüber der „Presse“.

Ein Novum wäre das nicht. Bereits jetzt würden die österreichischen Luftstreitkräfte unter anderem mit der deutschen Bundeswehr Daten etwa zur Früherkennung von Gefahren austauschen, erklärt Brigadier Philipp Eder, Leiter der Abteilung Militärstrategie im Verteidigungsministerium.

Inwieweit die Nato beim Sky Shield den Ton angibt oder ein europäisches Projekt erwächst, ist offen. Thiele geht davon aus, dass im Nato-Gefechtsstand ein „europäischer Verantwortlicher“ sitzen und zumindest mitentscheiden werde. Sinn habe der Raketenschutzschirm aber nur, wenn die Staaten dem Gefechtsstand die Freigabe erteilen, bei bestimmten Gefahren sofort und eigenständig zu handeln. Denn oft gehe es nur um wenige Minuten, in denen reagiert werden könne, sagt Thiele.

De facto würde also in dem Gefechtsstand die Entscheidung über den Abschuss der Raketen getroffen werden. Das widerspricht jedoch den Angaben der türkis-grünen Bundesregierung, wonach Österreich im Fall eines Angriffs autonom entscheiden und den Knopf drücken werde. „Das ist alles noch Teil der Vertragsgestaltung. Aber es ist bekannt, dass Österreich neutral ist“, sagt Eder.

Wie der Sky Shield letztlich ausgestaltet wird, entscheidet darüber, ob er für Österreich neutralitätsrechtliche Fragen aufwirft. Für den Europarechtler Peter Hilpold wäre der Sky Shield neutralitätsrechtlich unproblematisch, wenn es sich nur um eine Einkaufsplattform handelt. Gehe es darüber hinaus, könnten sich, wenn man das Neutralitätsrecht ernst nehme, viele Probleme und Verstöße ergeben. Darum sei es notwendig, dass die entsprechenden Verträge offengelegt werden. Die Debatte zeige jedenfalls wieder, wie sich die Politik aufgrund eines „konfusen Neutralitätsmodells in immer größere Widersprüche verheddert“, so Hilpold.

Der Völkerrechtler Franz Cede hat keine Bedenken. Sky Shield betreffe nicht den Neutralitätsfall, also einen Krieg zwischen Dritten, sondern nur den Verteidigungsfall, also die Gefahrenabwehr.

Brigadier: „Keine Alternative“

Ähnlich argumentiert Eder: Die Neutralität Österreichs wäre bei einem Raketenangriff auf das Land völkerrechtlich obsolet. Denn mit solch einer Attacke würde der Angreifer „unseren Status als Neutraler“ ignorieren. Für diese Szenarien brauche es Verteidigungsmöglichkeiten, die bisher nicht vorhanden seien. Eine Alternative zu Sky Shield sieht Eder nicht. Autonom wie Israel einen staatlichen Raketenschutzschirm wie den Iron Dome aufzubauen, sei für Österreich geografisch und finanziell keine Option. Auch Thiele hält das Projekt für wichtig, um Europas Verteidigungsfähigkeit zu stärken: Gegen Raketenangriffe sei man heute „de facto schutzlos“.
https://www.diepresse.com/13438984/schu ... utralitaet


Ich finde es sehr "österreichisch", dass man der Öffentlichkeit seit geschlagenen 17 Jahren sehr erfolgreich den (mit der Neutralität absolut kompatiblen) Austausch von Luftlagedaten mit der NATO verheimlicht. Und jetzt, als man in Erklärungsnot kommt, beiläufig diese Zusammenarbeit erwähnt (Ein Memorandum of Understanding zu ASDE zwischen der Republik Österreich, der Bundesrepublik Deutschland und dem Supreme Headquarters Allied Powers Europe wurde im Dezember 2005 unterzeichnet.):

Georgia and NATO start Air Situation Data Exchange programme (9. September 2008)
The ASDE programme was launched in 2001 to provide a means for the reciprocal exchange of air situation information between NATO and a Partner country.

The programme enhances visibility of aircraft movements within the airspace along the border between the Partner country and NATO nations. It thereby improves air safety and supports air traffic management.

Austria has had an operational ASDE since 2006.
https://www.nato.int/docu/update/2008/0 ... 0909b.html


In der Schweiz hatte man immerhin die Courage, den beabsichtigten Abschluss des Abkommens und auch das dazugehörige "Memorandum of Understanding" zu veröffentlichen und detailliert zu begründen:

Bundesrat will begrenzten Austausch von Luftlagedaten mit der NATO (1. Dezember 2017)

https://www.admin.ch/gov/de/start/dokum ... 69066.html
Zuletzt geändert von theoderich am So 9. Jul 2023, 01:44, insgesamt 8-mal geändert.
Alexander-Linz
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Alexander-Linz »

Abend,

jetzt mal ganz was anderes....

Wie wird eigentlich so ein System aufgebaut?
Es müßen ja irgend wo Radar-Anlagen stehen...
bzw die Werfer Systeme?
werden vermutlich mobile Werfer sein.
Jede Werfer Einheit hat nur eine begrenzte Reichweite, also müßten mehr oder weniger x Werfer in Österreich vorhanden sein damit das ganze Staatsgebiet abgedeckt ist...oder wie?
Kann mir das irgend wie nicht vorstellen das dies funktioniert
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

INTERVIEW
Was „Sky Shield“ jetzt für Österreich bedeutet

https://www.krone.at/3050205








Alexander-Linz hat geschrieben: Mo 3. Jul 2023, 17:40Jede Werfer Einheit hat nur eine begrenzte Reichweite, also müßten mehr oder weniger x Werfer in Österreich vorhanden sein damit das ganze Staatsgebiet abgedeckt ist...oder wie?
In der Schweiz definierte man für das Programm "Air 2030" die Forderung, dass das zu beschaffende System eine Fläche von mindestens 15 000 km² abdecken sollte:

Erläuternder Bericht
zu einem Planungsbeschluss
zur Erneuerung der Mittel zum Schutz des Luftraums


Stand 23. Mai 2018
2.4.3 Technische Anforderungen

Das neue System zur bodengestützten Luftverteidigung soll eine grössere Reichweite haben, d.h. eine Einsatzhöhe von über 12 000 m (vertikal) und eine Einsatzdistanz von über 50 km (horizontal) erreichen. Alle Feuereinheiten zusammen sollen eine Fläche von mindestens 15 000 km² abdecken.
https://www.fedlex.admin.ch/de/consulta ... /34/cons_1
Armeebotschaft 2022
Der Bundesrat beantragt den eidgenössischen Räten, für die bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reichweite fünf Feuereinheiten des US-amerikanischen Systems Patriot zu beschaffen.

[...]

Um eine Fläche von mindestens 15 000 Quadratkilometern abzudecken, werden vier Feuereinheiten benötigt. Jede Feuereinheit kann selbstständig den Feuerkampf führen. Sie besteht aus einer Einsatzleitstelle, einem Radar mit zugehöriger Stromversorgung, mindestens einer Abschussvorrichtung und den darauf gelagerten Lenkwaffen. Der Einsatz der Feuereinheiten innerhalb der zu verteidigenden Räume wird von einem Führungselement koordiniert. Eine fünfte Feuereinheit, die aus einer Einsatzleitstelle, einem Radar und einer Abschussvorrichtung besteht, wird als logistische Reserve benötigt.
Bild
https://www.vbs.admin.ch/de/home.detail ... 0825a.html
Die Lenkwaffen erreichen eine Einsatzhöhe von deutlich über 20 Kilometern und eine Einsatzdistanz von weit über 50 Kilometern.
https://www.fedlex.admin.ch/eli/fga/2022/615/de

Um mit Lenkwaffen mit einer Reichweite von 40 km das gesamte österreichische Bundesgebiet von 83.871 km² abzudecken, würde man ungefähr 28 Werfer benötigen. Das wird es wahrscheinlich nicht "spielen".
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 10. Jul 2023, 17:40, insgesamt 3-mal geändert.
Verweigerer
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Verweigerer »

Sollte man tatsächlich IRIS-T-SLM ins Auge fassen dann bitte nicht zu vergessen, dass ein multilaterales Beschaffungsvorhaben im Rahmen des European Defence Industry Reinforcement through common Procurement Act (EDIRPA) auch via oder besser gesagt mit Österreich auf den Weg gebracht werden kann.

Das EDIRPA-Prinzip ist einfach: „Wenn mindestens drei europäische Staaten gemeinsam europäisches Rüstungsmaterial kaufen, beteiligt sich die Europäische Kommission finanziell am Kauf, wodurch der Selbstkostenpreis verringert wird.“

Deutschland, Österreich und... auf die Plätze, fertig, los! ;-)
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Estland und Lettland befinden sich aktuell in Verhandlungen über die Beschaffung von IRIS-T SLM. Beide Staaten sind auch an ESSI beteiligt.

Zuletzt geändert von theoderich am Di 12. Sep 2023, 20:11, insgesamt 1-mal geändert.
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