Ignorieren wir für den Moment, dass zu Beginn MANPADs fehlten, die nun zur Verfügung stehen, stellen wir z.B. fest, dass sich die Ukraine nicht so sehr bei der Abwehr von Flugzeugen und Hubschraubern schwer tut, sondern bei der Abwehr von Marschflugkörpern und Artilleriefeuer. Für Letzteres hat man fast nur UCAVs, die aber anderswo auch gebraucht werden.
Mit diesem Krieg wird vermutlich weltweit ein Run auf UCAVs und Loitering Munitions einsetzen. Allerdings muss man hier die gleiche Frage aufwerfen wie schon nach dem Armenien-Aserbaidschan-Krieg, in dem die Armenier viele taktische Fehler machten: Wie schneiden diese Waffen gegen einen Gegner ab, der sich taktisch und technisch gegen sie zur Wehr setzt?
Die Russen haben nämlich viele Fehler der Armenier wiederholt. Es sind also auch die Erfahrungen des Angreifers, die uns zu denken geben müssen. Denn der dürfte die seinen künftig berücksichtigen (auch wenn es Russland offenbar versäumt hatte, Lehren aus dem Georgien-Abenteuer zu ziehen, schließlich ähnelt die Mängelliste heute frappierend der von 2008).
Drohnen, Marschflugkörper, Artillerie, Kampfpanzer, hochfliegende Bomber. Gegen diese Bedrohungen wird man sich in Westeuropa wieder (bzw. überhaupt zum ersten Mal) wappnen müssen, und die jeweilige Lösung möglichst mobil bereitstellen. Vieles davon wird man womöglich sogar eher auf dem Boden als in der Luft ansiedeln wollen.
Zumindest ist der Eurofighter-Flotte des Bundesheeres kein Handlungsbedarf entstanden, der nicht vorher schon da war. Ich bin gespannt, ob das Thema jetzt angegangen wird, oder ob man vorrangig andere Projekte in Angriff nimmt.
Dennoch liegt der österreichische Klarstand unter 70%, so weit ich weiß. Abgänge an die Industrie werden ohnehin unvermeidbar sein, etwa zur Angleichung an eine neuere Tranche. Selbst wenn die Fähigkeiten im ÖBH vorhanden sein sollten (nur die größten Luftwaffen schaffen dergleichen in Eigenregie, und sogar die Amerikaner haben auf praktisch jeder Air Base die Hersteller mit im Boot sitzen), dürfte es ganz einfach am geistigen Eigentum fehlen, um die Arbeiten selbst durchführen zu können.Maschin hat geschrieben: ↑So 6. Mär 2022, 07:57 @muck. Die Österreicher geben die Flieger nicht an die Industrie ab. Das ist der Vorteil gegenüber anderen Ländern. Ein Deutsches Geschwader bei rund 30 Maschinen und 3500h im Jahr hat ein Budget von über 500Mio€! Das ist heftig. Und warum? Weil die Industrie jetzt noch mehr mehr kassiert und dafür haben sich die Stehzeiten in Manching verkleinert um so einen Durchschnittlichen Klarstand von 70% zu erreichen.
Ohnehin geht es nicht so sehr um das Wie, sondern vor allem ums Geld. Übrigens nicht zuletzt in einem Punkt, der europaweit unterschätzt wird: Wenn selbst eine Firma wie Airbus nicht genug Personal findet, um die Aufträge der Luftwaffen zügig abzuarbeiten, so tun sich diese selbst noch schwerer. Sie bezahlen schlechter, und das militärische Klima ist auch nicht jedem Bewerber genehm. Meines Wissens nach sieht es in den Fliegerwerften des ÖBH nicht anders aus.