Entwicklungen Luftraumüberwachung

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
muck
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von muck »

Ich finde es schwierig, bereits zu diesem Zeitpunkt "Lehren" aus dem Ukraine-Krieg zu ziehen. Man bedenke vor diesem Hintergrund den Survivorship Bias und nicht verallgemeinerbare verzerrende Faktoren, etwa, dass die russische Luftwaffe überraschend wenig eingesetzt wird, sogar in den ersten Kriegstagen nicht, als sie praktisch den Himmel beherrschte.

Ignorieren wir für den Moment, dass zu Beginn MANPADs fehlten, die nun zur Verfügung stehen, stellen wir z.B. fest, dass sich die Ukraine nicht so sehr bei der Abwehr von Flugzeugen und Hubschraubern schwer tut, sondern bei der Abwehr von Marschflugkörpern und Artilleriefeuer. Für Letzteres hat man fast nur UCAVs, die aber anderswo auch gebraucht werden.

Mit diesem Krieg wird vermutlich weltweit ein Run auf UCAVs und Loitering Munitions einsetzen. Allerdings muss man hier die gleiche Frage aufwerfen wie schon nach dem Armenien-Aserbaidschan-Krieg, in dem die Armenier viele taktische Fehler machten: Wie schneiden diese Waffen gegen einen Gegner ab, der sich taktisch und technisch gegen sie zur Wehr setzt?

Die Russen haben nämlich viele Fehler der Armenier wiederholt. Es sind also auch die Erfahrungen des Angreifers, die uns zu denken geben müssen. Denn der dürfte die seinen künftig berücksichtigen (auch wenn es Russland offenbar versäumt hatte, Lehren aus dem Georgien-Abenteuer zu ziehen, schließlich ähnelt die Mängelliste heute frappierend der von 2008).

Drohnen, Marschflugkörper, Artillerie, Kampfpanzer, hochfliegende Bomber. Gegen diese Bedrohungen wird man sich in Westeuropa wieder (bzw. überhaupt zum ersten Mal) wappnen müssen, und die jeweilige Lösung möglichst mobil bereitstellen. Vieles davon wird man womöglich sogar eher auf dem Boden als in der Luft ansiedeln wollen.

Zumindest ist der Eurofighter-Flotte des Bundesheeres kein Handlungsbedarf entstanden, der nicht vorher schon da war. Ich bin gespannt, ob das Thema jetzt angegangen wird, oder ob man vorrangig andere Projekte in Angriff nimmt.
Maschin hat geschrieben: So 6. Mär 2022, 07:57 @muck. Die Österreicher geben die Flieger nicht an die Industrie ab. Das ist der Vorteil gegenüber anderen Ländern. Ein Deutsches Geschwader bei rund 30 Maschinen und 3500h im Jahr hat ein Budget von über 500Mio€! Das ist heftig. Und warum? Weil die Industrie jetzt noch mehr mehr kassiert und dafür haben sich die Stehzeiten in Manching verkleinert um so einen Durchschnittlichen Klarstand von 70% zu erreichen.
Dennoch liegt der österreichische Klarstand unter 70%, so weit ich weiß. Abgänge an die Industrie werden ohnehin unvermeidbar sein, etwa zur Angleichung an eine neuere Tranche. Selbst wenn die Fähigkeiten im ÖBH vorhanden sein sollten (nur die größten Luftwaffen schaffen dergleichen in Eigenregie, und sogar die Amerikaner haben auf praktisch jeder Air Base die Hersteller mit im Boot sitzen), dürfte es ganz einfach am geistigen Eigentum fehlen, um die Arbeiten selbst durchführen zu können.

Ohnehin geht es nicht so sehr um das Wie, sondern vor allem ums Geld. Übrigens nicht zuletzt in einem Punkt, der europaweit unterschätzt wird: Wenn selbst eine Firma wie Airbus nicht genug Personal findet, um die Aufträge der Luftwaffen zügig abzuarbeiten, so tun sich diese selbst noch schwerer. Sie bezahlen schlechter, und das militärische Klima ist auch nicht jedem Bewerber genehm. Meines Wissens nach sieht es in den Fliegerwerften des ÖBH nicht anders aus.
cliffhanger
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von cliffhanger »

theoderich hat geschrieben: So 6. Mär 2022, 19:48
innsbronx hat geschrieben: So 6. Mär 2022, 19:07Abgesehen davon brauchen wir MANPADs - und eine derartige Version der Mistral haben wir mWn nicht.
Unsere Variante ist ein MANPADS:

Ich glaube mit MANPADS meint er so richtige "one Man Show" Raketen die man einfach schultert, zielt und abfeuert (wie die Stinger die De jetzt in die Ukraine liefert), nicht so wie unsere Mistral die ein ZZR brauchen / mit einem ZZR verbunden sind.
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

"Zehn Milliarden mehr wären schön"
Eurofighter für Indonesien

"Wir haben noch immer keine formelle Absage, müssen vorbereitet sein, falls ein Verkauf doch noch schlagend wird. Das wäre ja nicht das erste Mal, dass es eine Leasing-Variante geben würde."
Eurofighter-Flugstunde kostet 67.000 Euro

Das System der Eurofighter ist bis 2035 im Dienst. Das bestätigte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner im "Heute"–Gespräch: "Aber nur, weil das System bis 2035 funktioniert, heißt das nicht, dass es das kostengünstigste ist."

Und tatsächlich: Eine Flugstunde des Eurofighters kostet satte 67.000 Euro. Dass die Jets nur untertags und bei gutem Wetter fliegen können, stellt Tanner in Abrede. "Ich sag's ganz offen: Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, den Menschen Angst zu machen. Diese Sorge kann man nehmen. Die aktive Luftraumüberwachung ist gesichert. Punkt."
https://www.heute.at/s/zehn-milliarden- ... -100195165

Es tut weh, so viel geballten Unsinn in nur einem Interview lesen zu müssen.
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Generalstabschef
Kein Bereich beim Heer ohne Modernisierungsbedarf
Denkbar wären auch Eurofighter-Zweisitzer, „um die Staffel komplett zu machen“. Und wenn genug Geld da wäre, mache eine Zweiflotten-Lösung Sinn. So könne man für das Training der Piloten von den teuren Eurofighter-Flugstunden wegkommen und würde „ein zweites Standbein für die Luftraumüberwachung schaffen.“
https://www.krone.at/2651532
propellix
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von propellix »

Klasse, beschaffen wir wieder einen unterschallschnellen Hilfsabfangjäger, dann stellt die nächste Regierung die Eurofighter sofort ab, und wir fliegen wieder die nächsten 50 Jahre hilflose Schulflugzeuge. Da sag noch einer, dass sich Geschichte nicht wiederholt. Danke, Herr Brieger.
cliffhanger
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von cliffhanger »

....„Wir wissen ziemlich genau, was wir brauchen. Aber die Einführung komplexer Waffensysteme nimmt Zeit in Anspruch.“

Ich kann diesen Bullshit nicht mehr hören.
Wie lange die Einführung am System dauert ist EGAL ...hauptsache es ist mal vorhanden !
Deshalb einfach bestellen das Zeug und fertig...
Mistral,Stinger,Patriot,LFK NG,Milan,Bill,Panzerfaust3,Javlin,M72,Heron,Predator,MALE RPAS,ect...
...quer durch die Bank , alles was man kriegen kann...einfach bestellen.
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

cliffhanger hat geschrieben: Fr 11. Mär 2022, 11:43...quer durch die Bank , alles was man kriegen kann...einfach bestellen.
Wenn das in Österreich so "einfach" wäre ... Es gibt einige Gesetze und Verordnungen, die das absolut unmöglich machen (Bundeshaushaltsgesetz, Bundeshaushaltsverordnung, Vorhabensverordnung, WFA-Grundsatz-Verordnung). Für größere Projekte braucht man mindestens 15 Jahre Vorlaufzeit. Und dann noch einmal fünf bis zehn Jahre bis zur Einführung.
cliffhanger
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von cliffhanger »

Gibt für alles eine Lösung … AusnahmeZustand ! :-)
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

10 Mrd. € in 10 Jahren
Budgeterhöhung macht das Heer wieder wehrfähig
Zweisitzige Eurofighter, um Flugkosten zu senken

Und sogar von Eurofighter-Zweisitzern ist die Rede. Denn durch den Ankauf von drei gebrauchten „Doppelsitzern“ könnte das Heer die Aus- und Weiterbildung von Piloten selbst durchführen und müsste nicht für teure Schulungen in Italien oder Deutschland aufkommen.
https://www.krone.at/2652355
alps_spirit
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von alps_spirit »

Der Absturz einer Drohne bei Zagreb ist auch nicht schlecht.
Ich frage mich ob unsere Radar-Operatoren den Flugweg auch verfolgt haben. Die Drohne hätte auch österreichisches Hoheitsgebiet erreichen können. Es zeigt sich wieder mal dass es ein bodengestütztes Luftabwehrsystem mittlerer Reichweite braucht.
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