theoderich hat geschrieben: ↑Sa 18. Jun 2022, 15:17
Bedrohungsbibliotheken kann man nicht als Datenbank "kaufen". Man benötigt zur Erstellung ein eigenes SIGINT/ELINT-System (Beispiele dafür gibt es z.B. in der
Schweiz, Tschechien oder der Slowakei)..
Also wenn man ein System wie EuroDASS Praetorian kauft bekommt man ein - ich nenns mal - "Standardset" als Bedrohungsbibliothek mit. Weiter arbeiten daran muss man selbst. Und in einer gewissen Ebene geht sicher auch was im Tauschverfahren wenn man was zum tauschen hat.
Und damit man eine Vorstellung bekommt wie das "funktioniert" hier mal der Link zum Online-Breitbandempfänger von Enschede:
http://websdr.ewi.utwente.nl:8901/
Genau das macht ein Warnempfänger auch - ist einfach ein Breitbandempfänger. Und die Bibliothek kommt ins Spiel in dem sie ein Katalog an Frequenzen, Modulationen und Muster darstellt die einem spezifizierten System zugeordnet werden können. Läuft das Radar eines TOR-M2 benutzt es sicher eine Bandbreite an Frequenzen, aber es "hört" sich eben eigens an. Da sich das Flugzeug bewegt lässt sich die Signalquelle per Triangulation optimalerweise einpeilen und wenn man das System weiß, weil das Signal in der Bibliothek erfasst ist und dessen Reichweite und den Standort kann man einen Gefährdungsbereich abschätzen.
Wie gut das im einzelnen funktioniert lässt sich schwer sagen, weil praktisch überall im Frieden die Systeme Sperrbereiche haben die nicht genutzt werden - und dann hat man es im Kriegsfall erst wieder mit Signalen zu tun die eventuell so nicht in der Datenbank sind - aber zumindest verorten kann man sie...wahrscheinlich.
Die F-35 ist hier ganz gut, weil sie a) natürlich stealthy ist und die Gefährdungszonen kleiner werden, sie hat aber mit dem b) AN/AAQ-40 / EOTS einen verdammt guten IR Sensor und kann sich über dutzende Kilometer ein Bild von dem holen was da brummt...praktisch und hilft bei der eindeutigen Identifizierung ungemein.
Wobei aktuell sind die Russen zum guten Teil eh im A.... weil die Ukrainer vor Kiew einen Haufen russischen Fla-Zeugs - und zwar nicht Exportklimbim sondern Russische Armee Version - erbeutet haben und das ist drei Tage später schon in Frankfurt verladen worden. Die Amis wissen alles über BUK-M2, BUK-M3, 9K33 Osa, 9K35 Strela-10, 9K330 Tor, 9K331 Tor-M1, 9K332 Tor-M2 und Pantsir-S1....und noch einiges anderes Zeug...alles unbeschädigt erbeutet. Keine Ahnung wie schnell das geht, aber man kann davon ausgehen, dass die Bibliotheken der NATO so perfekt sind wie noch nie (relativ betrachtet). Wie sich die Russen aktuell FLA vorstellen gegen die NATO weiß ich nicht....vom EW Standpunkt ist das für die derzeit nicht darstellbar. Und die Systeme mit langer Reichweite wie S-300+ etc. sind alleine auch nicht überlebensfähig - die kann man auf die Reichweite einer JSOW locker unterfliegen.
Unser Bibliothekenproblem wäre ja eher, dass wir nirgendwo hin kommen - ausser das wir die Nachbarschaft "belauschen" und uns so zumindest mal "freundliche" IDs holen. Um zu Signalen zu kommen bräuchten wir einen Schnüffelflieger. Eine DA-42 oder 62 zum Beispiel....weil EF Daten sammeln lassen ist ein bissl sehr teuer....