Medienberichte 2022

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
theoderich
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von theoderich »

21. September 2022

„Putin zeigt Schwäche“

https://www.nachrichten.at/politik/auss ... 91,3715205
theoderich
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von theoderich »

Rekrutierungsprobleme
Heer will mehr Frauen ins Ausland senden
"Das blaue Barett ist ein Magnet." So beschreibt Generalmajor Martin Dorfer, ein auf mehrere Auslandseinsätze zurückblickender erfahrener Offizier und heutiger Chef der Einsätze des Bundesheers, die Rekrutierung von Soldatinnen und Soldaten für die international angesehensten Aufgaben des Bundesheers. Immer noch ist der Mythos der im direkten Auftrag der Uno stehenden "Blauhelmsoldaten" ausreichend, um Militärpersonen für den Dienst bei der Unifil im Libanon zu gewinnen. Für die seit Jahrzehnten eingespielten Einsätze in Bosnien-Herzegowina (Eufor) und im Kosovo (Kfor) unter EU- und Nato-Flagge ist das erheblich schwieriger.

Aber gerade diese Region ist für die österreichische Außen- und Sicherheitspolitik besonders wichtig – aber da ist die Bereitschaft, noch ein weiteres Mal einzurücken, deutlich geringer. Dazu kommt, dass das Bundesheer ein massives Personalproblem hat: Soldaten mit langer Erfahrung in der Miliz werden langsam alt, neue wachsen nicht nach, weil gerade in den letzten Jahren die Grundausbildung beim Bundesheer massiv gelitten hat.

Zu viele Assistenzeinsätze

Und das hat nicht nur damit zu tun, dass die Milizübungen weitgehend ausgefallen sind, sondern es ist auch eine Folge der vielen Assistenzeinsätze: Infolge der Corona-Krise und der Anforderungen des Grenzschutzes sind die meisten Grundwehrdiener schon als Rekruten schon nach sehr kurzer Ausbildung in leichte Hilfs-Einsätze geschickt worden – für eine komplette Ausbildung fehlt die Zeit, beim Abrüsten sind sie daher nicht voll feldverwendungsfähig.

Und: Infolge der demografischen Entwicklung stehen insgesamt immer weniger junge Wehrpflichtige für einen Grundwehrdienst zur Verfügung.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) ist sich des Problems bewusst – ihre Initiative, die Grundwehrdiener besser zu entlohnen und ihnen eine Verlängerung der Dienst- beziehungsweise Ausbildungszeit schmackhaft zu machen, soll Abhilfe schaffen. Vor allem aber geht es bei den Auslandseinsätzen darum, Frauen zu entsenden.
Problemfeld Sanität

Die aktuell dringendste Sorge ist allerdings die Sanitätsversorgung – es fehlen in den österreichischen Kontingenten Ärztinnen und Ärzte, was durch internationale Kooperation ausgeglichen werden muss. Tanner: "Was den Westbalkan betrifft, haben wir verstärkte Personalrekrutierungsmaßnahmen gesetzt. Dabei steht die Sanitätsversorgung unserer Soldaten im Mittelpunkt; jedoch bleibt auch das Bundesheer vom Ärztemangel nicht verschont. Daher steht sowohl beim militärischen Gesundheitswesen wie auch beim Heerespersonalamt die Anstrengung im Mittelpunkt, Sanitätspersonal in die Einsatzräume zu bringen."

Die aktuelle Personalsituation könnte sich dadurch entspannen, dass ab Oktober das Jägerbataillon 25 – eine luftbewegliche Profitruppe, die in Klagenfurt stationiert ist – in den Kosovo verlegt wird.
Und dann stellt sich die Budgetfrage: Kann und soll sich Österreich das überhaupt alles leisten? Ja, sagt Tanner. Es herrsche in allen Parteien Übereinstimmung, dass das Bundesheerbudget massiv steigen muss.
https://www.derstandard.at/story/200013 ... and-senden


Bundesheer: FPÖ wirft Regierung Untätigkeit vor

https://orf.at/stories/3286476/
Zuletzt geändert von theoderich am Do 22. Sep 2022, 22:13, insgesamt 2-mal geändert.
Acipenser
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von Acipenser »

Das Thema Feldverwendung (Bezug obiger Artikel) ist wahrlich ein Problem: Vor 30 Jahren war ich echt überrascht wie viele Milizsoldaten sich echt gefreut haben auf den Schießdienst und die Feldverwendung bei den 2 Jährlichen 1-2 Wochen dauernden Übungen. Offensichtlich hatte es vielen Spaß gemacht aus Ihren grauen Alltag Berufsleben für ein paar Tage auszubrechen und mal die Sau raus zu lassen. Ich schreib das bewusst so, bei aller Disziplin die im Scharfen Schuss geherrscht hat. Ich höre (neuerdings) auch immer wieder das manche Soldaten ihren Dienst eher als Zeit Tod schlagen sahen
Ich sehe daher es hoch an der Zeit an, dass die 6 Monate GWD nur mehr maximal zur Hälfte zu Assi-einsätzen verwendet werden dürfen!
Also 1-2 Monate AGA und spez. Ausbildung, 2 Monate Feldverwendung und maximal 2 Monate Assi-einsatz!
Wobei der neue Ansatz wäre Grenzeinsatz maximal je 2 Wochen gefolgt von einer Truppenübung 2 Wochen und wieder 2 Wochen Assi-einsatz....ist vielleicht aufwendiger im ersten Schritt aber zeitgemäßer
Weniger Frust, oftmaliges Verlegen -eine Tugend des militärischen Alltags- und immer wieder neue Betätigungsfelder.
Verpflichtend sehe ich zukünftig Schwimmunterricht (mit Schnorcheln, Apnoe und gar Einführung ins Gerätetauchen als Anreiz), Erste Hilfe Vertiefung also auch Abwechslung in der Ausbildung
Das neue Motto der Abrüster sollte dann lauten: Ich hab was für mein Leben gelernt, ich komme gern wieder!
iceman
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von iceman »

Bitte keine Rekruten zu Ass-Einsätzen an die Grenze, max. Katastrophenhilfe. Für alles andere gibt es die Miliz und KPE. Rekruten sollten mMn ausgebildet werden, nicht mehr. Danach Mob-Beorderung für zwei Jahre.
Zuletzt geändert von iceman am Do 22. Sep 2022, 23:46, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von theoderich »

  • Das Bundesheer mit Milliarden zu füttern ist noch keine Reform (Kommentar)
    Die Eskalation im Ukraine-Krieg rückt auch ein innenpolitisches Thema wieder in den Vordergrund: Was wurde eigentlich aus den Bestrebungen, das Bundesheer neu aufzustellen? Wir erinnern uns: Im Frühjahr, nach dem Angriff Russlands auf das Nachbarland Ukraine, war bei allen politischen Parteien die Erkenntnis gereift, dass Österreich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten die militärische Landesverteidigung sträflich vernachlässigt hatte. Plötzlich gab es auch die Bereitschaft, die notwendigen Budgetmittel dafür zur Verfügung zu stellen. Von einem, eineinhalb oder gar zwei Prozent des BIPs (statt bisher 0,6 Prozent) war da die Rede.

    Was seither passiert ist? Eigentlich nicht viel. Mehr Geld für das Heer dürfte es im nächsten Budget tatsächlich geben, ist aus dem Umfeld des Verteidigungsministeriums zu hören, es soll in Richtung ein Prozent gehen. Sonst ist die kurz aufgeflammte Diskussion um die Landesverteidigung aber sanft entschlafen.

    Gerade eine Debatte wäre jetzt aber notwendig, und es wäre höchst an der Zeit, angesichts des veränderten Umfelds auch Tabuthemen aufzugreifen. Das erste und wichtigste Thema ist die Frage nach dem sicherheitspolitischen Konzept: Ist die Neutralität tatsächlich die sinnvollste Lösung, oder wäre ein Nato-Beitritt nicht eine bessere Variante? Immerhin haben Schweden und Finnland diesen Weg eingeschlagen. Das zumindest breit zu diskutieren wäre sinnvoll. Einige zaghafte Versuche aus der ÖVP hat es gegeben – das wurde von Parteichef Karl Nehammer aber rasch gestoppt. Auch die anderen Parteien wollen an diesem Thema nicht rütteln, niemand wagt es, den breiten Konsens in der Bevölkerung für die Neutralität infrage zu stellen.

    Die Zukunft des Heeres

    Zweitens wäre eine Diskussion darüber notwendig, wie das Bundesheer in Zukunft eigentlich aufgestellt sein soll. Und da gibt es gleich das nächste Tabuthema: Der Grundwehrdienst ist im Moment in einer völlig absurden Form konzipiert. Das Bundesheer wendet einen wesentlichen Teil seiner Kapazitäten dafür auf, jährlich an die 18.000 Grundwehrdiener auszubilden, ohne einen erkennbaren Nutzen daraus zu erzielen. Die Ausbildung von Rekruten ist nämlich nur dann sinnvoll, wenn diese später auch als Milizsoldaten eingesetzt werden können – was aber nur möglich ist, wenn die Miliz regelmäßig übt. In Österreich sind die verpflichtenden Milizübungen aber abgeschafft, und die Zahl jener, die sich freiwillig dafür melden, ist mehr als überschaubar. Die Grundsatzfrage wäre daher: Wollen wir ein Milizheer – dann muss es wieder verpflichtende Übungen geben. Oder wollen wir das nicht, dann können wir uns den Grundwehrdienst sparen und auf ein Berufsheer, ergänzt um eine freiwillige Miliz, umsteigen. Der derzeitige Zustand ist eine Vergeudung von Ressourcen – jener des Bundesheers wie auch jener der jungen Männer, die zum Dienst verpflichtet werden.

    Die dritte Frage lautet schließlich: Was soll das Heer eigentlich können? In den vergangenen Jahren wurde die Kernkompetenz des Bundesheers eher im nicht militärischen Bereich angesiedelt: Katastrophenschutz, Assistenzeinsatz an der Grenze, Botschaftsbewachung, Hilfsdienste in der Coronapandemie gehörten zu den Aufgaben der Soldaten. Inzwischen ist die militärische Landesverteidigung als Kernkompetenz wieder in den Mittelpunkt gerückt – aber auch da stellt sich die Frage, was genau das Bundesheer in welchem Ausmaß können soll. Den Luftraum ernsthaft sichern (auch in der Nacht)? Auf konventionelle Konflikte mit schweren Waffen vorbereitet sein? Cyberkriege führen können?

    Von der Beantwortung all dieser Fragen hängt es ab, welches Budget für die Landesverteidigung tatsächlich notwendig ist und wie es eingesetzt wird. Nun gibt es dazu natürlich genügend Überlegungen und Konzepte im Bundesheer selbst. Aber eigentlich handelt es sich um politische Fragen, die auch politisch entschieden werden müssen. Und diese Debatte sollte jetzt schleunigst geführt werden – und zwar bevor die Budgets aufgestockt und große Investitionspakete um etliche Milliarden Euro geschnürt werden.
    https://www.diepresse.com/6193442/das-b ... ine-reform
Am besten, statt Geld zur Verfügung zu stellen, jahrelang debattieren und die Organisation parallel verhungern lassen ... Das hatten wir schließlich überhaupt noch nie. Welch "innovativer" Vorschlag! Aber von Herrn Fritzl ist man leider seit Jahren nichts anderes gewöhnt; seine Texte gehen immer in diese Richtung.
Acipenser
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von Acipenser »

...der hat den Zilk nicht gekannt, ist wohl zu jung, sonst würde er nicht nach einer (Grundsatz-)Debatte fürs ÖBH rufen!
Das einzige was das ÖBH seit Jahrzehnten braucht ist Geld, Geld und nochmals Geld. Nicht morgen oder Übermorgen sondern heute. Die vielen Akademiker aus WrNeustadt wissen schon wos hingehört im Interesse der Republik also dem Bundesheer!
Zuletzt geändert von Acipenser am Do 22. Sep 2022, 22:33, insgesamt 2-mal geändert.
theoderich
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von theoderich »

Acipenser hat geschrieben: Do 22. Sep 2022, 22:22...der hat den Zilk nicht gekannt, ist wohl zu jung
Ist das ironisch gemeint?
Zuletzt geändert von theoderich am Do 22. Sep 2022, 22:34, insgesamt 1-mal geändert.
Acipenser
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von Acipenser »

Fakt ist das die Neutralität eine selbsternannte ist und jeder so sieht wie er es will und der Ruf in der Presse nach neuerlichen Debatten ist wohl nur der Versuch was auf die lange Bank zu schieben, die längst vom Holzwurm zerfressen ist und auf der kein GWD mehr platz nehmen kann.
Also kann man weder mehr stolz aufs Holz noch auf den Autor sein
iceman
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von iceman »

Acipenser hat geschrieben: Do 22. Sep 2022, 22:22 ...der hat den Zilk nicht gekannt, ist wohl zu jung, sonst würde er nicht nach einer (Grundsatz-)Debatte fürs ÖBH rufen!
Das einzige was das ÖBH seit Jahrzehnten braucht ist Geld, Geld und nochmals Geld. Nicht morgen oder Übermorgen sondern heute. Die vielen Akademiker aus WrNeustadt wissen schon wos hingehört im Interesse der Republik also dem Bundesheer!
Das Bundesheer kann aber das Geld nicht ausgeben. Das muß die Politik, per Gesetz und einer politischen Entscheidung, wofür das Geld ausgegeben wird. Der Autor hat nicht so unrecht.
theoderich
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Re: Medienberichte 2022

Beitrag von theoderich »

https://www.facebook.com/oeog.at/posts/ ... %2CO%2CP-R
iceman hat geschrieben: Do 22. Sep 2022, 23:37Das Bundesheer kann aber das Geld nicht ausgeben. Das muß die Politik, per Gesetz und einer politischen Entscheidung, wofür das Geld ausgegeben wird. Der Autor hat nicht so unrecht.
Wie die Politik so eine Frage traditionell "anpackt", müsste der Herr Innenpolitikredakteur aber sehr gut selbst wissen:

Entweder wird bei der Frage nach mehr Geld eine "Ersatzdebatte" angestoßen (Wehrpflicht, Eurofighter, Struktur, "Aufgaben" des Bundesheeres ...), bei der am Ende zwangsläufig Budgetkürzungen, Fähigkeitsabbau oder "Weiterwursteln" (Immer mehr Aufgaben, bei immer weniger Budget.) stehen.

Oder man verweist darauf, dass ja "allgemein bekannt" sein müsste, dass das Bundesheer aufgrund der "hohen" Investitionen oder Budgets in der Vergangenheit blendend dasteht und deswegen finanziell sowieso kein Handlungsbedarf besteht.

Oder die dritte Option: Man diskutiert über die Aufgaben, erstellt nach Jahren einen Bericht und verkündet dann, dass man sich die Maßnahmen aus diesem Bericht nicht leisten könne, weil sonst ein populärer Bereich X (Beliebig einsetzen: "Soziales", "Gesundheit", "Bildung", ...) zu kurz kommen würde.

Die letzte "breite" Debatte "wie das Bundesheer in Zukunft eigentlich aufgestellt sein soll", wurde 2003 mit dem Regierungsprogramm für die XXII. Gesetzgebungsperiode angestoßen und hat in der Zerstörung des Milizsystems und einem mehr als zehn Jahre dauernden Kahlschlag in allen Bereichen der Streitkräfte geendet:

Regierungsprogramm
der Österreichischen Bundesregierung
für die XXII. Gesetzgebungsperiode

  • Die militärische Landesverteidigung muss auch in Österreich den Bedrohungen und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angepasst werden. Dazu setzt die Bundesregierung unter Federführung des BMLV eine Reformkommission ein, die auf Basis der Bundesverfassung und der geltenden Sicherheits- und Verteidigungsdoktrin die Grundlage für diese Reform bis spätestens Ende 2003 erarbeiten soll. Im Rahmen dieser Kommission sollen auch alle Fragen im Zusammenhang mit der militärischen Sicherung der österreichischen Souveränität geklärt werden.
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https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX ... ndex.shtml

Das größte Problem des Bundesheeres in den nächsten Jahren ist, neben dem Geldmangel, die anstehende Pensionierungswelle und der damit verbundene Knowhowverlust in allen Bereichen der Streitkräfte. D.h. es gehen jene Offiziere und Unteroffiziere in Pension, die noch über Führungserfahrung bei Ausbildungsvorhaben haben, die der klassischen militärischen Landesverteidigung dienten und den "Kampf der verbundenen Waffen" trainierten. Solche Übungen wurden ab 2003 abgeschafft. Aber darüber spricht praktischerweise niemand.
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