Schweiz: Armeebotschaft 2021

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
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Kampfhamster
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von Kampfhamster »

Abwarten. Dass die Leo's behalten werden war schon länger klar. Ebenso die CV9030. In naher Zukunft stellt sich aber die Frage was mit den M109 passieren soll. Die Karren müssen bald ersetzt werden, wie eigentlich sämtliche Fahrzeuge der Artillerie. Die ganzen Feuerleitfahrzeuge sind auf M113 Basis, der Nachschub wird teilwiese mit M548 gewährt, beide wurden in den 60er Jahren eingeführt.
Kein Geld, keine Schweizer
theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

Gewisse Andeutungen, in welche Richtung es gehen könnte, gibt es schon seit eineinhalb Jahren:
  • Schweiz: Bericht über die Zukunft der Artillerie
    Ersatz der Panzerhaubitze M-109 durch modernere Geschütze in geringerer Anzahl

    Eine Möglichkeit zur Modernisierung der Artillerie bestünde darin, die vorhandenen Panzerhaubitzen durch neue, moderne und mobilere Geschütze mit grösserer Reichweite zu ersetzen. Diese wären in der Lage, neben Spreng-, Beleuchtungs- und Nebelgranaten auch Präzisionsmunition entsprechender Reichweite einzusetzen, die bis zu diesem Zeitpunkt auch für die Schweiz beschaffbar sein dürfte. Für die Beschaffung einer angemessenen Zahl von GPS-gelenkter Präzisionsmunition müssten rund 100 Millionen Franken veranschlagt werden. Derartige, moderne Artilleriegeschütze hätten den Vorteil, dass sie mobiler wären als die heute in der Schweizer Armee vorhandenen Panzerhaubitzen, es würde über eine bedeutend höhere Reichweite und Schusskadenz verfügen und wären wesentlich präziser.

    Die insgesamt gesteigerte Wirkung der einzelnen Geschütze würde es erlauben, die Flottengrösse zu reduzieren, ohne dass die Artillerie dadurch an Wirksamkeit einbüssen würde. Es wäre deshalb möglich, die Panzerhaubitzen M-109 im Zuge der Einführung des neuen Artilleriesystems schrittweise ausser Dienst zu stellen. Eine solche Modernisierung der Artillerie (Geschütze, Beobachtungssysteme, Ballistik-Computer, Feuerführungs- und Feuerleitungs-systeme, Ausbildungssimulator) würde Investitionen in der Grössenordnung von rund 500 Millionen Franken erfordern.

    Wieviele Artillerieabteilungen sich mit einer reduzierten Anzahl von Systemen bilden liesse, würde von der Zuteilung der Geschütze und von den Einsatzverfahren abhängen, weshalb sich dazu heute keine präzisen Aussagen machen lassen. Wesentlich wäre insbesondere die Rahmenbedingung, dass das neue System nach wie vor miliztauglich sein müsste und dass die benötigten Kader mit artilleristischem Know-how für die vorgesetzten Kommandos aus den Reihen der Miliz-Artillerieoffiziere gewonnen werden könnten.
    Kampfwertsteigerung der Panzerhaubitze M-109

    Grundsätzlich wäre es möglich, die Panzerhaubitzen M-109 einem umfassenden Nutzungs-verlängerungs- und Kampfwertsteigerungsprogramm zu unterziehen. Dabei würde es insbe-sondere darum gehen, deren Präzision und Reichweite zu erhöhen und die Fahrzeugnavigation und Rechnersysteme zeitgemässen Anforderungen (Einzelgeschützfähigkeit) anzupassen. Es ist aber zu beachten, dass die heute in der Schweizer Armee vorhandenen Panzerhaubitzen M-109 technisch weitgehend ausgereizt sind. Um sie dennoch zu befähi-gen, GPS-gelenkte Munition auf grössere Distanzen zu verschiessen, wären umfangreiche konstruktive Änderungen am gesamten Geschütz (Rohr, Ladungskammer, Turm usw.) mit hohen Kostenfolgen unausweichlich. Hinzu kämen Kosten zur Anpassung praktisch aller Systeme im gesamten Verbund der Artillerie wie Aufklärung, Feuerleitung, Führung und Logistik, die im selben Zeitraum ans Ende ihrer Nutzungsdauer gelangen. Ob derartige Investitionen in ein dannzumal über 50-jähriges System für eine Nutzungsverlängerung von gerade einmal zehn Jahren ökonomisch vertretbar sind, wird zu prüfen sein.
    http://www.doppeladler.com/forum/viewto ... 64&p=51075
  • Schweiz: Bericht "Zukunft der Bodentruppen"
    Beim Schutz von Plattformen gegen direkte Waffeneinwirkung lassen sich verschiedene Grade oder Kategorien unterscheiden, nämlich:
    • Kategorie 1: Einzelplattform (schweres geschütztes Raupenfahrzeug, z. B. Kampfpanzer oder schwerer Kampfschützenpanzer): Beschaffungspreis bis 12,5 Millionen Franken;
    • Kategorie 2: Mehrzweckplattform (schweres geschütztes Radfahrzeug, z. B. Radschützenpanzer, geschützter Lastwagen) Beschaffungspreis bis 4,5 Millionen Franken;
    • Kategorie 3: Mehrzweckplattform (leichtes geschütztes Radfahrzeug, z. B. geschütztes Mannschaftstransportfahrzeug) Beschaffungspreis bis 2 Millionen Franken;
    • Kategorie 4: Individualplattform (ungeschütztes Universal-Radfahrzeug, z. B. Personen- oder Lieferwagen, geländegängiger Lastwagen) Beschaffungspreis bis 1 Million Franken.
    Fähigkeiten zur indirekten Wirkung

    [...]

    Auf mittlere Distanzen sollen die eingesetzten Kräfte hauptsächlich aus dezentralen Stellungen mit präzisen indirekt wirkenden Mitteln unterstützt werden können. Dabei soll die Fähigkeit vorhanden sein, eindeutig identifizierte Ziele in der Grösse von Einzelfahrzeugen innert weniger Minuten möglichst punktgenau zu bekämpfen. Daneben sollen aber auch Flächenziele bekämpft werden können (z. B. Massierungen von gegnerischen Truppen, Waffensystemen oder Fahrzeugen). Heute setzen die Bodentruppen dazu die kampfwertgesteigerte und werterhaltene 15,5-cm-Panzerhaubitze M-109 ein. Mit der vorhandenen Munition können Flächenziele auf eine Distanz von rund 20 km bekämpft werden. Moderne Rohrartilleriesysteme erreichen Einsatzdistanzen von bis zu 50 km und Raketenartilleriesysteme der taktischen Stufe können sogar auf über 200 km wirken. Wird die eigene Artillerie aus solch grossen Distanzen beschossen, ist es nicht möglich, das gegnerische Feuer zu erwidern. Die Panzerhaubitze und mit ihr zusammenhängende Systeme erreichen ihr geplantes Nutzungsende 2025.
    16.2 Option 2

    [...]

    Erforderliche Beschaffungen

    Mit dem Ziel, die Fähigkeiten der schweren und mittleren Kräfte besser auf Aktionen im überbauten Gelände und auf ein variierendes Eskalationspotenzial auszurichten, würden die geschützten Plattformen möglichst vereinheitlicht. Dabei ginge es darum, die heutige Flotte gepanzerter Fahrzeuge (Kategorie 1) durch eine grössere Anzahl neuer geschützter Radfahrzeugen (der Kategorie 2) mit unterschiedlichen Wirksystemen zu ersetzen. Diese Plattformen würden sowohl den schweren Kräften und den Kampfunterstützungskräften als auch den mittleren Kräften zugeteilt, in jeweils unterschiedlicher Konfiguration und in unterschiedlicher Menge.

    [...]

    Die Kampfunterstützungskräfte (insbesondere der Bereich indirekte Wirkung) würden ebenfalls mit geschützten Plattformen ausgerüstet, wodurch sich die Fahrzeugflotten stark vereinheitlichen liessen (Kategorien 2 und 3). Gegenüber heute würde die Fähigkeit zur indirekten Feuerunterstützung auf mittlere Distanz quantitativ reduziert, dafür bezüglich Reichweite, Präzision und Mobilität qualitativ verbessert. Die Reichweite beim indirekten Feuer würde wesentlich erweitert (von heute knapp 20 km auf bis zu 100 km).
    viewtopic.php?f=9&t=796&p=6338
Es wird wahrscheinlich auf Unterstützungsfahrzeuge auf Basis des "Piranha IV" ("Piranha 3+") und ein Artilleriesystem auf 6x6- oder 8x8-Fahrgestell hinauslaufen (z.B. Elbit Systems Land ATMOS, BAE Systems ARCHER, KMW RCH 155, KMW AGM Iveco 8x8, NEXTER CAESAR 8x8, Aselsan TMH).
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Doppeladler
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von Doppeladler »

Interessante Lösung, den Greifer unten beim Räumschild zu montieren.
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theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

Dienstag, 20. April 2021 16h40

Medienmitteilung
Ja zur Armeebotschaft 2021
Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrates (SiK-N) hat die Armeebotschaft 2021 mit Verpflichtungskrediten von insgesamt rund 2,3 Mia. Franken, zum Rüstungsprogramm, zur Beschaffung von Armeematerial und zum Immobilienprogramm des VBS gutgeheissen.
Mit 17 zu 4 Stimmen und 4 Enthaltungen beantragt die Kommission dem Bundesbeschluss über das Rüstungsprogramm 2021 im Wert von 854 Mio. Franken zuzustimmen. Sie unterstützt dabei namentlich die Beschaffung von 60 Panzersappeur-Fahrzeugen. Für die Mehrheit erhöht dieses System die Mobilität und erlaubt einen Einsatz in einem breiten Aufgabenspektrum. Die Anzahl Fahrzeuge ist nötig, um sowohl die Ausbildung als auch die Einsätze sicherzustellen. Zwei Minderheiten beantragen, die Verpflichtungskredite für die Erneuerung der Fahrzeuge für die Panzersappeure um einen Drittel zu kürzen oder zu streichen, da solche Radschützenpanzer nicht mehr zeitgemäss seien und der heutigen Gefahrenanalyse nicht entsprechen. Diese Anträge wurden mit jeweils 17 zu 8 Stimmen abgelehnt. Aus diesen Gründen beantragt eine weitere Minderheit auf das Rüstungsprogramm nicht einzutreten.

Weiter beantragt die Kommission, den Bundesbeschluss zur Beschaffung von Armeematerial 2021 von 772 Mio. Franken zu genehmigen, und zwar mit 17 zu 3 Stimmen und 5 Enthaltungen. Eine Minderheit möchte die Kredite zur Verlängerung der Nutzungsdauer der Panzerhaubitzen M-109 streichen und den Gesamtkredit für den Ausrüstungs- und Erneuerungsbedarf 2021 um 17.4 Mio. Franken kürzen. Der Antrag wurde mit 15 zu 8 Stimmen und 2 Enthaltungen abgelehnt.
https://www.parlament.ch/press-releases ... ?lang=1031

Die 8 Stimmen für die Streichung der Pionierradpanzer und der Nutzungsdauerverlängerung der M-109 kamen offenbar von den Sozialdemokraten, den Grünen und den Grünliberalen. Diese Parteien haben genau 8 Mandate in der SiK-N.
theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

Armeebotschaft 2021: Nationalrat bewilligt Gesamtkredite von rund 2,3 Milliarden Franken

https://www.vbs.admin.ch/de/home.detail ... 10608.html
theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

CONTINUE TO DELIVER TECHNOLOGY TO THE SWISS ARMED FORCES, REMOTE WEAPONS SYSTEMS (10. Dezember 2021)
In continuous and close cooperation with Switzerland, KONGSBERG has delivered in total five variants of Remote Weapon Systems to the country’s Defence Forces. According to the new delivery contract, the Swiss Forces will use KONGSBERGs newest version of weapon systems, the PROTECTOR RS4.
https://www.kongsberg.com/kda/news/news ... s-systems/
theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

Ein erstes reales Foto des neuen Pionierunterstützungsfahrzeugs für die Schweizer Armee:

PIRANHA Sappeur (Inserat), in: SOGAFLASH 2021, p. 20

https://www.sogart.ch/3d-flip-book/sogaflash-2021/
theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

theoderich hat geschrieben: Do 18. Feb 2021, 11:54Die heutigen Aktivradare, auf deren Daten auch das Luftlagebild basiert, sind durch ihre elektromagnetische Abstrahlung leicht zu orten. Mit dem Passivradar «Silenzio» sollen ergänzende Sensoren und Ausrüstung beschafft werden. Sie erlauben es künftig, Objekte im Luftraum ohne eigene elektromagnetische Abstrahlung aufzuspüren und zu orten.
Bundesrat nimmt Gesamtkonzeption Cyber zur Kenntnis

https://www.vtg.admin.ch/de/armee.detai ... ntnis.html
  • Gesamtkonzeption Cyber
    5.7 Fähigkeit Aktionen im elektromagnetischen Raum

    [...]

    5.7.2 Künftige Ausprägung

    [...]

    Die Armee muss in Zukunft auch über Passivradare verfügen. Dies sind Radare, die Objekte erfassen können, selbst aber keine eigenen Signale aussenden. Die heutigen Radarsysteme senden starke elektromagnetische Signale aus. Sie können dadurch einfach geortet und mit Abstandswaffen zerstört werden. Ein Passivradar nutzt primär vorhandene, nicht selbst erzeugte Rundfunksignale (z. B. FM, DAB, DVB-T). Dadurch ist es beinahe unmöglich, ein Passivradar zu orten, um es anschliessend zu zerstören. Neben dem Passivradar soll auch die Technologie des bistatischen Radars vertieft untersucht werden. Es handelt sich dabei um ein Radarsystem, das auf einer örtlichen Trennung von Sender und Empfänger basiert.
    https://www.vtg.admin.ch/de/organisatio ... 9198995081
theoderich
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Re: Schweiz: Armeebotschaft 2021

Beitrag von theoderich »

Vertragsunterzeichnung Erneuerung der Fahrzeuge für die Panzersappeurinnen und –sappeure

Bild
Zur Erneuerung der seit 1963 im Dienst stehenden Raupenfahrzeuge M113 für die Panzersappeurinnen und -sappeure sollen gemäss Armeebotschaft 2021 60 neue Fahrzeuge vom Typ PIRANHA IV mit Waffenstation beschafft werden. Im Rahmen des Projektes werden ebenso diverse Zusatzsysteme und Frontanbauten geliefert. Dazu gehören unter anderem 60 Räumungsschilder, 24 Manipulator-Arme und 12 Minenräumpfluge. Der Verpflichtungskredit für diese Beschaffung beträgt insgesamt 360 Millionen Franken.
https://www.ar.admin.ch/content/ar-inte ... hnung.html
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