Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

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theoderich
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Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von theoderich »



Zumindest neu gibt es nicht sonderlich viele Optionen:
An A400M oder Antonov An-178 will ich nicht so recht glauben. Ich bezweifle aber auch, dass man sich für ein Muster entscheiden wird, das eine geringere Transportkapazität und Leistungsfähigkeit als die derzeitige C-130K hat (z.B. C295 oder C-27J). Und gebrauchte Flugzeuge in einem akzeptablen Zustand zu finden, wird vermutlich sehr schwierig bis unmöglich.


Der ORF hat den Vogel abgeschossen:
Um ein Debakel wie bei der gescheiterten Nachbeschaffung der ausgemusterten Saab-Flieger zu vermeiden, soll demnächst eine Arbeitsgruppe zur Nachbeschaffung der Hercules-Hubschrauber – es geht um rund 300 Mio. Euro – eingesetzt werden.
https://orf.at/#/stories/3195764/

Nicht nur die Formulierung - hier wird so getan, als ob "Arbeitsgruppen" (solche hat es zum Thema Saab-105-Nachfolge mehr als genug gegeben) populistische Entscheidungen zur Aufgabe militärischer Fähigkeiten unterbinden könnten.
Zuletzt geändert von theoderich am Sa 2. Jan 2021, 13:27, insgesamt 3-mal geändert.
propellix
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von propellix »

Also mMn wären Spartans und zwar 4 oder 5 statt 3 sowieso effizienter, denn ich kann mir vorstellen, dass der Unterschied in der Ladekapazität zumindest beim ÖBH nur selten gebraucht wird. Und ob der aktuelle Pandur selbst in eine C-130J passt, weiß ich nicht auswendig. Daher wäre für mich die C-27J die bessere und effektivere Wahl.
theoderich
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von theoderich »

propellix hat geschrieben: Sa 2. Jan 2021, 09:10Und ob der aktuelle Pandur selbst in eine C-130J passt, weiß ich nicht auswendig. Daher wäre für mich die C-27J die bessere und effektivere Wahl.
Der EVO passt in die C-130J. Die C-27J ist dafür zu klein und zu leistungsschwach - sie kann nur maximal 11,6 t Nutzlast aufnehmen (Leergewicht des Pandur EVO mit demontierter Zusatzpanzerung: 15 t; Leergewicht des Pandur EVO mit Zusatzpanzerung: 18,3 t).

Bei einem kleineren Flugzeug als der C-130J müsste man die Fahrzeugausstattung bei Auslandseinsätzen - sofern man für Transportflugzeuge nicht wieder auf teure Mietlösungen zurückgreift - qualitativ auf den Iveco LMV beschränken.

Das MEDEVAC-Modul von air ambulance technology passt übrigens auch nur in die "Hercules".

Bild

Bild
https://www.bundesheer.at/archiv/a2020/ ... hp?id=5609

Bild
https://www.bundesheer.at/ausle/kfor/ar ... hp?id=4526

Das Problem wird sein, dass man sich eine eigenständige Lufttransportkapazität genau genommen gar nicht mehr leisten kann, wenn die Wahl nicht auf obsoleszenzbehaftete Flugzeuge am Ende ihrer Nutzungsdauer fällt. Neuseeland hat kürzlich fünf C-130J-30 und einen dazugehörigen Simulator für umgerechnet ca. 820 Mio. EUR bestellt.
Zuletzt geändert von theoderich am Di 5. Jan 2021, 10:47, insgesamt 2-mal geändert.
theoderich
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von theoderich »

Tanner kündigt Nachbeschaffung der Hercules-Flugzeuge an
"Die Nachfolgeentscheidung für die Saab 105 hätte man vor Jahren treffen müssen. Diese ist bedauerlicherweise nicht getroffen worden. Beschaffungen in diesem Bereich brauchen ihre Zeit, man kauft ja kein Zuckerl im Supermarkt", übt Tanner Kritik an ihren Vorgängern und will Ähnliches bei der Hercules vermeiden. Diese Transportflugzeuge, die Österreich 2003 von Großbritannien gekauft hat, sind mittlerweile stark in die Jahre gekommen und müssten spätestens 2030 ausgemustert werden. Das bedeute, dass die Nachfolgeflugzeuge 2028 zulaufen müssten. Deswegen leite sie diese Nachbeschaffung jetzt ein, so Tanner, die auf die Bedeutung der Hercules hinweist: Mit dieser wurden in der Coronakrise unter anderem Evakuierung von Österreichern aus dem Ausland und zahlreiche Gütertransporte durchgeführt.
https://www.diepresse.com/5917960/tanne ... ugzeuge-an
opticartini
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von opticartini »

Ich werfe mal die Embraer C-390 Millennium (KC-390) in den Raum.

https://defense.embraer.com/global/en/c-390

https://de.wikipedia.org/wiki/Embraer_C-390_Millennium

Laut "janes.com" hat Ungarn diesen November zwei Stück bestellt: https://www.janes.com/defence-news/news ... ifter-sale

Die sollen auch als Tanker verwendet werden zur Luftbetankung der Gripen.

Portugal hat angeblich rund 827 Millionen Euro für fünf Stück bezahlt, billiger als neue C-130 sind die also nicht.

Falls man nicht irgendwo gebrauchte Flieger auftreibt, die dann wieder eine kürzere Nutzungsdauer haben, oder wenn man nicht "abgespeckte" Varianten kaufen möchte, dann muss man damit rechnen, dass man für 300 Mille nicht mehr als zwei neue Transportflugzeuge dieser Größe bekommt.

In Russland arbeitet man derzeit an der Ilyushin Il-276, allerdings weiß ich nicht, ob die überhaupt für den internationalen Markt vorgesehen und tauglich ist bzw. wie aufwändig das wäre.

https://en.wikipedia.org/wiki/Ilyushin_Il-276

https://aerobuzz.de/militar/russland-en ... in-il-276/

Vermutlich werden aber russische Produkte ohnehin eher nicht in Frage kommen.
Wolfgang
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von Wolfgang »

Das hört sich grundsätzlich positiv an. Ich habe vor kurzem erst geschrieben, dass man über neue Transportflugzeuge nachdenken sollte. Ich denke, dass ein Mix von 2 Stk. C-130J und 2 Stk. C-27J für Österreich gut wäre. Würde auch unter Katastrophenschutz Platz finden.
7L*WP
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von 7L*WP »

2 C-130J und 2 C-27J wären auch meiner Meinung nach eine sehr gute Entscheidung.
Leider bin ich bei dieser Angelegenheit sehr skeptisch und befürchte, dass am Ende wieder einmal nur ein lauwarmer Kompromiss herauskommen wird.
…und wahrscheinlich wird am Ende wieder alles aufgeschoben und aufgeschoben und auf den nächsten Minister abgeschoben und dann beginnt das Spiel von Neuem…!
chuckw
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von chuckw »

Eine sehr positive Nachricht (falls es wirklich zu einer adäquaten Nachbeschaffung kommt). Wenn man bedenkt, dass eine C-27J schon mindestens 60 Mio kostet, wird man aber unter 300-400 Mio. nicht viel bekommen. Die Entscheidung wird wohl auch Konsequenz des politischen Diskurses zwischen Land und Bund bzgl. der Erhaltung des Standortes Hörsching sein.
Alles läßt sich durch Standhaftigkeit und feste Entschlossenheit erreichen. (Prinz Eugen v. Savoyen)
Krachundwech
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von Krachundwech »

Könnte sein, dass man sie an die Multistaffel von A-400M der Bundeswehr in Landsberg anschließt und nur die Stunden, wo das Flugzeug benötigt wird bezahlt. In Süddeutschland sollen 15 A-400M stationiert werden.
theoderich
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von theoderich »

Bundesheer macht sich nun auf die Suche nach „Hercules“-Nachfolger
Kurz vor Weihnachten mussten Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Generalstabschef Robert Brieger in Schwechat stundenlang auf den Start der C-130 „Hercules“ nach Sarajevo warten. Dabei hatten sie viel Zeit, über die Zukunft der größten Transportmaschine des Bundesheeres zu sprechen. 2030 endet die Nutzungsdauer jener drei einsatztauglichen Maschinen, die Österreich 2003 von der britischen Royal Airforce um rund 40 Millionen Euro gekauft hatte. Schon damals hatten die Maschinen fast 30 Jahre auf ihrem Rumpf.

Die Botschaft des Generals ist bei der Ministerin angekommen. Wie sie nun in einem Interview mit der APA erklärte, werde demnächst eine Arbeitsgruppe zur Nachbeschaffung der „Hercules“ eingerichtet. Bis 2028 soll ein Nachfolgemodell beim Bundesheer eintreffen.
Wobei für das Bundesheer auch die Option im Raum steht, neue Transportmaschinen im Verbund mit Nachbarstaaten zu beschaffen und zu betreiben: Deutschland bot die A400M von Airbus an, heeresintern betrachtet man das Modell aber als „eine Nummer zu groß“. Eine günstigere Alternative wäre die KC-390 des brasilianischen Herstellers Embraer.

Wilfried Rombold
https://epaper.neue.at/osterreich/2021/ ... olger.neue

Krachundwech hat geschrieben: Sa 2. Jan 2021, 16:38und nur die Stunden, wo das Flugzeug benötigt wird bezahlt.
Bei einem hohen Gleichzeitigkeitsbedarf würde so eine Beteiligung zum Problem werden. Denn z.B. bei der Multinational Multirole Tanker Transport Unit gibt es für die beteiligten Staaten bestimmte jährlich nutzbare Flugstundenkontingente. Und bei der Multinational Air Transport Unit wird das nicht anders laufen.
Zuletzt geändert von theoderich am So 3. Jan 2021, 05:33, insgesamt 2-mal geändert.
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