Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

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opticartini
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von opticartini »

muck hat geschrieben: Di 30. Aug 2022, 02:08 Ehrlich gesagt frage ich mich immer noch, ob die Leistungswerte der KC-390 nicht doch eher aus Prospekten stammen. Insgesamt haben alle jemals gebauten Serienflugzeuge nur knapp 4.000 Flugstunden erflogen. Das ist eine ziemlich kleine Stichprobengröße. Zum Vergleich: Die Kinderkrankheiten der A400M manifestierten sich erst im fünfstelligen Bereich, und das Flugzeug beginnt erst jetzt – acht Jahre nach Indienststellung – die versprochenen Leistungs- und Verfügbarkeitswerte abzubilden.
A400M scheint ein typisch europäisches Projekt zu sein, also mit vielen "Köchen" … daher teuer, kompliziert, verspätet, mit politischen Wünschen. Typisches Beispiel: Bei den Triebwerken wurde der erfahrene Marktführer "Pratt & Whitney" ausgebootet, zu Gunsten eines Angebots des "Europrop" Konsortiums, das angeblich auch erst im zweiten Anlauf und nach einem Wink mit dem Zaunpfahl den besseren Preis bieten konnte. Dieses Konsortium wurde speziell zur Entwicklung des Triebwerks für A400 gegründet und hat bei weitem nicht die Erfahrung bei Turboprop-Triebwerken wie Pratt & Whitney. Daher war es nicht verwunderlich, dass viele Probleme auf die Triebwerke zurückzuführen waren. Der Wunsch, Arbeitsplätze in Europa zu schaffen ist löblich, allerdings muss mit "Kinderkrankheiten" gerechnet werden, wenn das technologische Know-how erst aufgebaut werden muss.

C-390 hingegen wurde primär unter Führerschaft von Embraer umgesetzt, wobei angeblich teilweise auf Technologie der "E-Jet" Familie zurückgegriffen wurde. Die Triebwerke wurden nicht neu entwickelt, sondern es wurden ausgereifte und weit verbreitete Modelle ausgewählt, die bereits bei Airbus A319 und A320 sowie McDonnell Douglas MD-90 im Einsatz waren/sind.
muck
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von muck »

Da magst Du Recht haben, aber das war nicht der Kern der Sache. Du hättest auch jedes beliebige andere Flugzeug als Gegenbeispiel nehmen können; 4.000 Flugstunden ist einfach eine sehr kleine Stichprobengröße, um Kinderkrankheiten auf die Schliche zu kommen, und Kinderkrankheiten hat jedes noch so ausgereifte System. Übrigens ist auch Embraer dazu in der Lage, einen veritablen Bock zu schießen. Die ERJ-135/145 sind auch fünfundzwanzig Jahre nach dem Erstflug für ihre anfällige Avionik berüchtigt, nicht umsonst ist unter Piloten der geringschätzige Name Jungle Jet verbreitet.
Verweigerer
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von Verweigerer »

Bin generell auf die Modellauswahl und geplante Stückzahl gespannt.
Vermeine, irgendwo gar den Aufteilungsschlüssel von 2 / 2 / 2 mal gelesen zu haben. Finde es aber nicht mehr.
Um das sogenannte Spektrum "Fläche" abzudecken.
Zwei oder gar drei verschiedene Muster wird`s in Österreich - aus den bekannten Gründen - aber wohl sowieso nicht spielen.

https://www.kleinezeitung.at/steiermark ... nd-sie-die

Leider wieder ein Bezahlartikel, vielleicht kann`s ja jemand komplett reinstellen.
Tanner, zumindest laut dem Titelbild, schon mal bei der Embraer Millennium ;-)
Berni88
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von Berni88 »

Portugal bekommt seine KC-390 nächstes Jahr:

https://www.flugrevue.de/militaer/ausli ... -flugtest/
theoderich
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von theoderich »

Verweigerer hat geschrieben: Fr 2. Sep 2022, 08:06Vermeine, irgendwo gar den Aufteilungsschlüssel von 2 / 2 / 2 mal gelesen zu haben. Finde es aber nicht mehr.
Der stand schon vor ein paar Monaten in den "Oberösterreichischen Nachrichten":
theoderich hat geschrieben: Do 5. Mai 2022, 11:46Ein interner Vorhabensbericht sieht zwei kleinere, zwei mittlere und zwei große Flugzeuge vor.
Verweigerer hat geschrieben: Fr 2. Sep 2022, 08:06https://www.kleinezeitung.at/steiermark ... nd-sie-die

Leider wieder ein Bezahlartikel, vielleicht kann`s ja jemand komplett reinstellen.
Hier die relevanten Passagen:
Beginnend mit dem Jahr 2029 soll das System C-130 ausgephast und ersetzt werden. Welche Bedingungen der Nachfolger erfüllen muss, umriss Brigadier Jörg Freistätter, Leiter der Luftzeugabteilung im Ministerium: "Wir bewegen uns hier in der 20-Tonnen-Klasse, damit wir einen Pandur transportieren können". Der 18,5 Tonnen schwere Mannschaftstransportpanzer des Bundesheeres, den es auch in einer Sanitäts-Version gibt, muss also im Bauch des Fliegers Platz haben.

Ein weiteres Kriterium ist die Reichweite. Die am weitesten entfernte Mission des Bundesheeres liegt derzeit in Mali, Westafrika. Ohne Tankstopp (auf den Kanarischen Inseln) schafft es die "Hercules" nicht dorthin. Das war vor allem während der Coronapandemie mit gesperrten Flughäfen eine Herausforderung, hört man aus dem Heer. Das neue Flugzeug sollte daher solche Distanzen nonstop schaffen.

Brasilianer als Favorit

Mit der C-390 des brasilianischen Herstellers Embraer gibt es ein relativ neues Transportflugzeug am Markt, das alle diese Ansprüche erfüllt. Bei der Airpower steht ein Exemplar der brasilianischen Luftwaffe (Versionsbezeichnung KC-390), von dem sich die Fachleute des Bundesheeres sehr angetan zeigten. Die Transportmaschine kann in der Luft betankt werden und verfügt über moderne Selbstschutzsysteme.

Weil aber dieses Flugzeug genauso wie derzeit die "Hercules" für routinemäßige Versorgungsflüge zu den Balkan-Kontingenten und für die meisten Personentransporte überdimensioniert ist, denken die Planer im Verteidigungsministerium über eine Zwei-Flotten-Strategie nach. Auf der Suche nach einem kleineren Flieger, der genauso für "MedEvac" (Patiententransport) geeignet ist, wurde man ebenso auf der Airpower fündig. Airbus stellt dort erstmals seine C-295 "Persuader" aus. Ein Vorgängermodell des Turboprops war von 2000 bis 2002 sogar schon im Dienste des Bundesheeres gestanden.

Der A400M von Airbus, den das deutsche Lufttransportgeschwader 62 nach Zeltweg geschickt hat, wurde von den österreichischen Offizieren ebenfalls mit neidvollen Blicken bedacht. Innerhalb der EU bilde er das "Transport-Rückgrat" (Freistätter), für das Bundesheer sei dieses Flugzeug wegen seiner Größe aber kein Thema.

Zwei Systeme effizienter

Kann sich so eine kleine Luftstreitkraft wie Österreich aber überhaupt zwei unterschiedliche Systeme bei Transportmaschinen leisten? Ja, man könnte sie sogar wirtschaftlicher betreiben als derzeit die C-130, glaubt Freistätter. Die Wartung verursache keine Mehrkosten, weil sie von externen Vertragspartnern durchgeführt wird.
Der Nachbeschaffungsprozess für die "Hercules" befindet sich derzeit in der Anfangsphase. Bis es zu einer Ausschreibung kommt, kann es laut Klaudia Tanner noch einige Monate dauern.
https://www.kleinezeitung.at/steiermark ... nd-sie-die
muck
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von muck »

Also, ich tue mir schwer mit der Vorstellung, dass man zweimal zwei völlig unterschiedliche Muster ohne jedwede Synergieeffekte billiger betreiben könne als alte C-130, deren Ersatzteilmarkt extrem ergiebig ist.
alps_spirit
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von alps_spirit »

Ja, das müsste man sich durchrechnen ob es tatsächlich Einsparungen bringt. Hinsichtlich Synergien fällt mir adhoc die Kombination C27/L130 ein. Aber da die C27 im Unterhalt und in der Anschaffung um einiges teurer ist als die C295 könnte man theoretisch sagen, dass für Ö die Kombi C295/L130 am wirtschaftlichsten wäre.

Aber nach meinen bescheidenen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen bräuchte es dafür schon eine gewisse Stückzahlen je Teilflotte. Und das können wir uns sowieso abschminken.

Mein Tipp: langjährige Evaluierung, Lösung via Gebrauchtmarkt.
Acipenser
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von Acipenser »

Verweigerer hat geschrieben: Fr 2. Sep 2022, 08:06 Bin generell auf die Modellauswahl und geplante Stückzahl gespannt.
Vermeine, irgendwo gar den Aufteilungsschlüssel von 2 / 2 / 2 mal gelesen zu haben. Finde es aber nicht mehr.
Um das sogenannte Spektrum "Fläche" abzudecken.
Zwei oder gar drei verschiedene Muster wird`s in Österreich - aus den bekannten Gründen - aber wohl sowieso nicht spielen.

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Leider wieder ein Bezahlartikel, vielleicht kann`s ja jemand komplett reinstellen.
Tanner, zumindest laut dem Titelbild, schon mal bei der Embraer Millennium ;-)
Das theoretische Modell 2 kleine 2 mittlere und 2 größere Transportflugzeuge mag eine interessante Diskussionsgrundlage sein aber ist mit all den Flugtechnischen Wartungen (ob alt oder neu) eher problematisch ob der geringen Stückzahl einzelner Typen, und würde wohl zu vielen Flugausfällen führen

Im wesentlichen geht es doch um die militärische Einsetzbarkeit, also im Einsatzfall schnell Truppen und (leichte)Gefechtsfahrzeuge vor Ort zu bringen
muck
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von muck »

Das Thema hatten wir ja schon mal, als diese bemerkenswerte Stückelung zuerst publik wurde.

Der (schweizerische) Co-Chef des WHQ-Forums, goschi, beschied mir kürzlich, Zweifel zu hegen an der Wirtschaftlichkeit solcher Kleinstflotten sei eine typisch deutsche Manie, in Wahrheit sei das alles kein Problem. Dessen ungeachtet kann ich mir nach wie vor nicht vorstellen, dass sich der Betrieb von zwei oder sogar drei Mustern zu jeweils lediglich zwei Stück wirklich ausgeht. Und dies umso weniger, wenn man nicht auf halbwegs vorteilhafte Kombinationen (wie eben C-27J+C-130J) setzt.

Und dann ist da noch die Frage nach der Durchhaltefähigkeit. Drei ist die magische Zahl der militärischen Bedarfsplanung: ein Stück im Einsatz, ein Stück planmäßig abgegangen, ein Platzhalter für unvorhergesehene Abgänge. Hat man nur zwei Stück eines Geräts, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es im Bedarfsfall nicht zur Verfügung steht. Man spart keinen müden Euro, wenn man z.B. die C-295 als spezialisiertes Muster vorhält, am Ende aber doch mit der C-390 nach Sarajewo fliegen muss.
Acipenser
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Re: Neue Transportflugzeuge für das Bundesheer

Beitrag von Acipenser »

Ja, mir ging es aber eher um den Umstand das die 3plus1 C130 heute zu wenig sind um den militärische Kernaufgabe zu erfüllen. Das sind im Einsatzfall eine beladen mit Fallschirspringern und eine mit Spezialkräften ausgestattet mit Fzg. wie Viper.
Da zuletzt eine C 130 zum Service/update...in GB war, wäre bei Ausfall einer Maschine nur mehr eine verfügbar, wenn überhaupt.
Daher hatte ich in der Zeitenwende annehmen können, das man sofort am Gebrauchtmarkt 1-3 Maschinen zukauft um eine halbe Staffel zu kompletieren und nach Ihren oben genannten Schlüssel immer zumindest zwei Maschinen sicher einsatzfähig hat.
In Zeiten wo der Wiener Bürgermeister per Notverordnung in einen Monat der Wien Energie 0,7 Miliarden zukommen lassen kann und im Folgemonat ebenso ohne das Stadtparlament vorweg zu informieren, könnte man doch annehmen das die Bundesregierung die fehlenden C130 zügig zulaufen lassen könnte.
Die Beschaffung der neu geplanten Maschinen in 10 Jahren würde das ja nur am Rande betreffen
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