Bundesheer beschafft AW169M

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
theoderich
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von theoderich »

LEONARDO: AW169 FÜR ÖSTERREICH AUF SCHIENE
Das hat sich nun aber alles um – zumindest – einige Monate verschoben. Wie zu hören ist, ist die Verzögerung einerseits auf die doch mühsameren bilateralen Regierungsverhandlungen (G2G) zurückzuführen, die man „etwas unterschätzt” habe, weil beiderseits mehrere Ministerien involviert sind. Andererseits dürfte auch die Covid-19-Pandemie mit ihren Reisebeschränkungen und -verhinderungen einen Teil zur Verzögerung beigetragen haben. Das gilt fü die vielen nötigen Gespräche und Treffen auf Beamtenebene, aber auch auf bilateral-militärischer Ebene und auch für die Involvierung des Herstellers Leonardo. Schließlich soll jener die Maschinen bauen und die doch nötigen Abweichungen für Österreich von der – wie stets betont wird – hochgradig gesuchten „Anlehnung” an die vielleicht im Endausbau mehr als 100 AW169-Hubschrauber der italienischen Heeresflieger einplanen und teils entwickeln.

Nun soll die Übergabe der ersten beiden Maschinen – wohl AW169B – Anfang Dezember 2022 erfolgen, die Lieferungen werden voraussichtlich bis 2025 dauern. Die erwähnten einzelnen Fähigkeitseinrüstungen sowie deren Nachweis und die finale Full Operational Capability (FOC) wohl bis 2027. Das heißt, AW169 und Alouette-III werden sich 2023 zwar noch begegnen, die volle Anzahl an Ersatz wird bis zum offiziellen Nutzungsende letzterer – so es bei jenem bleibt – aber nicht im Lande sein. Jedenfalls beträgt die geplante Nutzungsdauer des neuen Systems mindestens 30 Jahre – in Österreich wohl noch länger.
Österreichs präferiert – wie im Zuge des Besuchs wieder betont – aber ein Kufengestell. Dieses wird vom Hersteller aber erst im nächsten Sommer zertifiziert, übrigens ebenso wie ein EPP-Leistungspaket welches nochmals 45 Wellen-PS aus jedem der beiden Triebwerke herausholt. Daher ist noch offen, ob die sechs (auch) als Schulhubschrauber titulierten B-Varianten anfangs mit Rädern- oder gleich mit Kufen ausgeliefert werden, beziehungsweise ob jene Version in Italien eventuell später umgerüstet wird.

Derzeit fliegen jedenfalls in Italien einer oder zwei Zulassungs-Testträger mit Kufengestell. Aufhorchen lässt, dass im ARMAERO-Dokument explizit auch eine Option auf nochmals sechs weitere B-, sowie weitere zwölf M.A.-Varianten enthalten ist, wenngleich man nicht weiß wie lange diese – auch beim S-70 gab es eine solche einst und die ließ man verstreichen – gezogen werden kann. Im Gespräch mit den Medienvertretern vor Ort wollte man jedenfalls nur von zwölf Optionen sprechen.
https://www.militaeraktuell.at/leonardo ... f-schiene/
Italy and Austria sign G2G agreement for 18 AW169 helicopters (3. Dezember 2021)
Austria has earmarked between EUR300 million (USD340 million) and EUR400 million for the programme.
The agreement also includes an option for a further six AW169Bs and a further 12 AW169MAs; however, it was not said for how long this option will remain valid.

Comment

The type was selected in September 2020 over the Airbus Helicopters H145M and Bell 429 GlobalRanger, although negotiations between Rome and Vienna have beend stymied by the ongoing Covid-19 health crisis.

This delay means that a full replacement of the over-50-year-old Austrian SA319B Alouette-III fleet, targeted for 2023, looks highly questionable, especially with regard to five different equipment/sensor/weapons packages targeted for full operating capability in 2026.
https://www.janes.com/defence-news/air- ... elicopters
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 6. Dez 2021, 16:45, insgesamt 1-mal geändert.
Acipenser
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von Acipenser »

...wenn wir die ersten beiden Trainermodelle noch mit Rädern statt mit Kufen bekämen, wäre das auch kein Drama! Hauptsache sie kommen zeitnah. Die Rädermodelle hätten den Vorteil, das diese schnell im Hangar verschwinden könnten. Diese beiden ersten Trainermodelle könnten ja in Folge, wenn dann die meisten geliefert sind (mit Kufen) als VIP Versionen verwendet werden, also mit den so geliebten Luxussitzen wie sie die Journalisten erfahren, nein erfliegen, durften.
Also 2 Räderversion, 4 Kufenträiner und 12 KufenEinsatzhubschrauber, damit könnten wir leben. Übrigens unsere Piloten die ab demnächst in Italien eingeschult werden sind selbst Fluglehrer die in Folge mit den 2 plus4 Trainerhubis unsere Flugschüler trainieren sollen
theoderich
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von theoderich »

Das große Warten: Viele Fragen bei den Hubschraubern aus Italien

Ministerin Klaudia Tanner hat ein Übereinkommen unterschrieben. Der Vertrag ist aber ausständig. Die Kosten könnten deutlich steigen.


Von Wolfgang Sablatnig.

Wien. - „In Wahrheit haben wir für die Rax alles mobilisiert, was möglich war“, ist bei der Fliegertruppe des österreichischen Bundesheeres zu hören. Ende Oktober waren zivile Katastrophenschützer und das Militär tagelang gefordert, einen großen Waldbrand in den Wiener Hausbergen im südlichen Niederösterreich unter Kontrolle zu bringen. Im Einsatz waren auch Hubschrauber und Flächenflugzeuge des Heeres. Zu wenig, wie Kritiker sagten. „Wir haben alle Anforderungen erfüllt“, hielt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) dagegen.

Tatsächlich klagen die Flieger seit Jahren über knappe Ressourcen und knappes Personal. Beschaffungen und Modernisierungen wurden zu spät eingeleitet. Viele Hubschrauberpiloten wanderten zu zivilen Arbeitgebern ab. Sie ließen sich von besserem Gehalt und vor allem einem besser vorhersehbaren Dienstplan ohne regelmäßige Auslandseinsätze locken.

Abhilfe kommt nur langsam. "Derzeit ja", lautet die offizielle Antwort aus dem Verteidigungsministerium auf die Frage, ob das Heer für alle Maschinen ausreichend Piloten hat. Derzeit seien 20 Personen in Ausbildung.

Der Personalbedarf wird aber wieder steigen: Es laufen die Vorbereitung für die Beschaffung von 18 neuen Leonardo-AW169-Hubschraubern in Italien. Sie sollen die 50 Jahre alten Alouette-III-Hubschrauber ersetzen. Von ihnen fliegt schon jetzt nur noch ein Teil. Ende 2022 bleiben sie endgültig am Boden.

Zu diesem Zeitpunkt werden allerdings erst zwei neue Hubschrauber aus Italien geliefert sein. Noch ist nicht einmal der endgültige Kaufvertrag unterschrieben.

Überhaupt ist der Weg zu dieser Vereinbarung komplizierter als gedacht: Österreich besteht auf ein "Government to Government"-Geschäft mit dem italienischen Verteidigungsministerium anstelle eines Deals direkt mit dem Herstellerkonzern Leonardo. Kurz gesagt: Als Käufer tritt die Republik Italien auf. Diese gibt die Hubschrauber dann an Österreich weiter.

Die Hoffnung dahinter: Ein Deal von Staat zu Staat braucht weder Provisionen noch Lobbyisten. Es gibt daher auch weniger Einfallstore für Korruption.

Das Problem: Government to Government wirft viele rechtliche Fragen auf, die erst gelöst werden mussten und müssen. Nun sei die Beschaffung aber auf dem Weg, heißt es im Verteidigungsministerium. Vorige Woche unterschrieb Tanner in Rom ein Verwaltungsübereinkommen, das auch Zusammenarbeit bei der Wartung der Hubschrauber und der Ausbildung der Piloten beinhaltet. Noch heuer soll der endgültige Vertrag folgen, versichert der Sprecher des Ressorts.

Keine Details nennt das Verteidigungsministerium zu den Kosten. Zwar gelten offiziell die 300 Millionen Euro, die Tanner vor einem Jahr genannt hat. Genaue Angaben seien aber nicht möglich, weil Ausstattung und Bewaffnung erst fixiert werden müssten.

In Heereskreisen kursieren Beträge bis zu 450 Millionen Euro. Neben der Ausrüstung müssten auch steuerliche Fragen geklärt werden. Kürzungen, um im Gegenzug Kosten zu sparen, sollen die Militärs bereits eine Absage erteilt haben.
https://www.tt.com/artikel/30807777/das ... us-italien
Acipenser
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von Acipenser »

...bei den letztendlichen Kosten ob 300 oder vielleicht 450 Mille muss man aber sagen: Es ist eine Frage was den zu den Hubschraubern alles dazu gerechnet wird, ob jetzt nur die Kosten für die 18 Hubschrauber oder eben die Kosten die dann rund um die Hubschrauber so anfallen.
Stückzahlreduktion geht gar nicht, den in den nächsten Jahren und Jahrzehnt werden weitere Hubitypen ausgemustert und ersetzt werden müssen. Da würde dann noch ein größeres Loch im der Transportleistung aufgetan. Daher ist die Option für 6 plus 12 weitere ein wichtiges Tool!
theoderich
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von theoderich »

Möglich, dass hier auch Infrastrukturkosten eingepreist sind. Alleine in Aigen werden in den nächsten Jahren mindestens 24,5 Mio. EUR investiert. Nicht eingerechnet ist z.B. die Notwendigkeit, im Zusammenhang mit der Einführung des "Missionsausrüstungspakets Wirkungssystem" am Fliegerhorst Fiala-Fernbrugg ein gesichertes Munitionslager nach den Vorgaben des Munitionslagergesetzes 2003 und der Munitionslagerverordnung 2006 zu errichten (Am Fliegerhorst Brumowski existiert ein Munitionslager, dieses entspricht aber am ehesten § 4 Abs. 2 Z 1 MLV 2006.).

Und in Langenlebarn laufen im Zusammenhang mit der AW169M und den drei neuen S-70A Projekte wie neue Hallenvorfelder, der Bau eines Werftsondergebäudes (Lager- und Werkstättengebäude für die Fliegerwerft, Außenanlagen), einer Wartungs- und Lackierbox, Zubauten für zwei Hangars und die Errichtung einer Flugplatzradaranlage (5,8 Mio. EUR). Da sowohl für die AW169M, als auch für den S-70 neue Simulatoren beschafft werden, wird auch ein Simulatorgebäude erforderlich sein.

Wenn man diese Kosten als Projektkosten zu den 300 Mio. EUR für die lMzHS addiert, ist man schnell im Bereich von 350 - 400 Mio. EUR. Der Baupreisindex (Sonstiger Hochbau) ist seit der Typenentscheidung im September 2020 um 10,4 % gestiegen! Ich glaube nicht, dass dieser Satz auf der Website des BMLV besonders durchdacht war:
1. Wie hoch ist das Beschaffungsvolumen?

Das Investitionsvolumen für die Hubschrauberbeschaffung beträgt ca. € 300 Mio. Mit dieser Summe ist die Gesamtheit der Beschaffung - Hubschrauber, Technik, Logistik, aber auch die Ausbildung sowie infrastrukturelle Erfordernisse - abzudecken.
https://www.bundesheer.at/cms/artikel.php?ID=10584
opticartini
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von opticartini »

theoderich hat geschrieben: So 5. Dez 2021, 16:44 Die Betonung der "Kooperation" bei der Bekanntgabe der Zuschlagsentscheidung an Leonardo sollte man nicht überbewerten - ebenso wie diverse unnötige Aussagen der Ressortleiterin. Und dass die AW169M aus technischer Sicht das mit Abstand leistungsfähigste der angebotenen Modelle war, ist eindeutig. Sie unterstellen hier - wieder einmal -, dass das ganze Verfahren manipuliert worden sei, damit ein bestimmter Bieter den Zuschlag erhält.
Dass nur die AW169 in Frage kamen wurde von offizieller Stelle bestätigt - und zwar nicht aufgrund dessen überragender Eigenschaften oder des überzeugenden Preis-/Leistungsverhältnisses, sondern weil nur Italien für das G2G-Geschäft wie gewünscht zur Verfügung stand. Nicht zu vernachlässigen ist dabei der gewählte Zeitraum des Beschaffungsprozesses, dass dieser perfekt zur Beschaffung und Produktion in Italien passte, ist natürlich nur reiner Zufall. Die Auswahl war in Wahrheit keine Auswahl, sondern durch die genannten Sachzwänge bedingt.

Pflichtenhefte, Ausschreibungen, Bewertungen etc. hätte man aus formalen Gründen auch dann erstellt, wenn es offiziell nur einen einzigen Anbieter gegeben hätte. Diese Anforderungen existieren ja nicht im luftleeren Raum, sondern werden natürlich an das angepasst, was überhaupt am Markt verfügbar ist. Das ist keine Unterstellung, sondern Tatsache.
theoderich
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von theoderich »

opticartini hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 22:05sondern weil nur Italien für das G2G-Geschäft wie gewünscht zur Verfügung stand.
Wenn man Berichten in der "Tiroler Tageszeitung" vom 29. Juni 2020 und den "Oberösterreichischen Nachrichten" vom 5. August 2020 glauben schenkt, mag das stimmen. Ich gehe aber davon aus, dass Airbus Helicopters ebenfalls hätte liefern können - auch wenn die Bundeswehr den LUH SK erst um 2024/2025 einführen möchte. Das ist aber vollkommen spekulativ und inwiefern die mögliche Lieferfähigkeit innerhalb der gewünschten sehr engen Frist tatsächlich ausschlaggebend war, werden wir vermutlich nie erfahren.
opticartini hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 22:05Nicht zu vernachlässigen ist dabei der gewählte Zeitraum des Beschaffungsprozesses, dass dieser perfekt zur Beschaffung und Produktion in Italien passte, ist natürlich nur reiner Zufall.
Na ja, wie "perfekt" der Zeitraum "passte" sieht man an der leicht verzögerten Lieferung.
opticartini hat geschrieben: Do 9. Dez 2021, 22:05Pflichtenhefte, Ausschreibungen, Bewertungen etc. hätte man aus formalen Gründen auch dann erstellt, wenn es offiziell nur einen einzigen Anbieter gegeben hätte.
Pflichtenhefte - ja, denn das ist ein Routinevorgang. Aber eine "Ausschreibung" oder eine Bewertungskommission hätte es bei offiziell nur einem Anbieter ganz sicher nicht gegeben. Ungarn z.B. hat seine H145M direkt bei Airbus Helicopters gekauft - ohne Ausschreibung.
innsbronx
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von innsbronx »

Das Problem ist, dass bei jeder militärischen Anschaffung wieder die Partikularinteressen der Landeskaiser befriedigt werden müssen. In der derzeitigen Konstellation vor allem jene der Niederösterreicher und Steirer. Und dann muss man halt da und dort einen Stützpunkt sündteuer ausbauen - was den Preis hinauftreibt. Das hat aber nichts mit dem Rüstungsgut selbst zu tun.
theoderich
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von theoderich »

Das wäre so oder so notwendig gewesen. In Langenlebarn und Aigen ist jahrzehntelang nichts saniert, geschweige denn ausgebaut worden. Übrigens ist beim Eurofighter auch niemand auf die Idee gekommen, die erheblichen Infrastrukturinvestitionen am Fliegerhorst Hinterstoisser zu den Beschaffungskosten für die Flugzeuge zu zählen.
opticartini
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Re: Bundesheer beschafft AW169M

Beitrag von opticartini »

Verzögerungen bei der Produktion sind gerade derzeit generell zu erwarten, das war nicht gemeint, sondern dass der Beschaffungsvorgang natürlich nur ganz zufällig mit dem in Italien synchron läuft.

Wenn man sich das Eurofighter-Theater seit mittlerweile 20 Jahren anschaut, würde ich nicht kategorisch ausschließen, dass alle möglichen formalen Verrenkungen durchgeführt werden, nur um ja keine Angriffsfläche zu bieten. Schließlich war das der Grund, warum die Hubschrauber explizit nicht direkt beim Hersteller gekauft werden, sondern per Government-to-Government.

Die Umbauten waren überfällig und sind auch dadurch bedingt, dass offenbar in Zukunft Bewaffnung in Aigen gelagert wird, dazu sind ganz andere Sicherheitsvorkehrungen nötig als bisher.
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