Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01
Betreff der Panzer: Dieser Fernsehbericht war echt von einen deutschen Panzerkommandanten den ich vor Jahren im deutschen Fernsehen gesehen habe. Er ist vor leeren Panzerhallen gestanden und hatte seit einen Jahr seine Soldaten nur auf dem Sturmgewehr ausbilden können, war als Beispiel für die Missstände in manchen Teilstreitkräften der BRD gemeint.
Hier wäre der Zeitpunkt interessant. Vielleicht war damit das Panzerbataillon 414 gemeint, das in der Umgliederungsphase (jetzt der niederländischen 43. Mechanisierten Brigade unterstellt) lange ohne Panzer auskommen musste, weil die Führung die im Zuge der Reform von 2011 abgegebenen Fahrzeuge erst teuer von der Industrie zurückkaufen musste.
Aber wie dem auch sei, so ziemlich alle europäischen Armeen sind derzeit unterfinanziert. Nach einer RAND-Studie aus 2016 erging es etwa dem britischen Heer damals noch schlechter als dem deutschen. Das steht politisch bedeutsamen Investitionen jedoch nicht entgegen. Die nukleare Teilhabe ist von dieser Art, was sogar die Pazifisten in SPD und B'90/Grüne zugeben mussten, die voriges Jahr noch dem Atomwaffenverbotsvertrag hatten beitreten wollen. Sie ist Staatsräson.
Indem es zum Abschreckungspotential der NATO beiträgt, steht Deutschland nicht nur unter diesem Schutzsschirm, sondern hat auch ein Mitspracherecht dahingehend, ob und inwieweit er geöffnet wird. So kann es dazu beitragen, einen nuklearen Schlagabtausch zu verhindern, und stellt auch sicher, dass keine Atomwaffen in seiner Nähe eingesetzt werden.
Das Bündnis muss nämlich im Zweifelsfall die Interessen der Allgemeinheit über die Interessen der Einzelstaaten stellen, und so war bis 1999 der Atomwaffeneinsatz auf NATO-Gebiet als Ultima Ratio fester Bestandteil der alliierten Strategie.
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01Nahost betraf u.a. den Syrieneinsatz der Luftwaffe bzw. IS von Türkei bzw. Inzwischen von Jordanien aus.
Dafür wurden die Tornados aber nicht reaktiviert, noch standen sie zuvor zur Disposition.
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01Die BRD hatte sich Jahrelang neutraler als das neutrale Österreich in Sachen Auslandseinsätze (UN) verhalten
Definiere "Jahrelang". Auslandseinsätze der Bundeswehr wurden aus verfassungsrechtlichen Gründen erst nach 1994 zum regulären Bestandteil deutscher Außenpolitik. In den zwei Jahrzehnten zwischen UNOSOM II (Somalia) und dem Ende von ISAF (2014) hatte Deutschland insgesamt 300.000 Soldaten im Auslandseinsatz, einschließlich Kampfeinsätzen.
Das Thema Vereinte Nationen gehört außerdem nicht wirklich hierher. Neutrale Staaten wie Österreich, aber z.B. auch Irland und Schweden beteiligen sich traditionell häufig an Blauhelm-Missionen, was auch von der UNO und vielen Gastgeber-Staaten deutlich gewünscht wird, um ein Höchstmaß an Unparteilichkeit sicherzustellen – was bei den nicht-blockfreien Staaten, um das Wort wiederzubeleben, oder bei ehemaligen Kolonialmächten häufig nicht gegeben ist.
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01und zum Thema Serbien Nato Krieg: Ich hatte vor Jahren das zweifelhafte Vergnügen mit einen deutschen Luftwaffenoffizier höheren Ranges in Trogier (Kroatien) zu Tauchen und seine Sicht der Dinge bzw. der der Luftwaffe zu hören. Daraus ziehe ich so meine Schlüsse.
Auch hier fehlt zur Einordnung der Zeitpunkt, und mit dunklen Andeutungen kann ich noch weniger anfangen.
Wenn jener Offizier, wie ich annehme, dass Du andeuten willst, sich über die damalige Einsatzbereitschaft der Luftwaffe beklagt haben sollte, ändert es doch nichts daran, dass deutsche Tornados 1999 236 AGM-88B gegen jugoslawische Stellungen verschossen, die Aufgabe SEAD/DEAD also durchaus nicht nur Theorie für die Luftwaffe ist und Investitionen rechtfertigt.
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01Die Politik der BRD war es zur Wiedervereinigung und danach Abrüstung glaubhaft insbesondere Russland gegenüber zu zelebrieren, natürlich hat spätestens die Krimannexion da ein Umdenken gebracht.
Das halte ich für eine eigenwillige Sichtweise.
Deutschland wollte nach 1991 vor allem die sogenannte "Friedensdividende" einfahren, was durchaus im Sinne der vierzig Jahre lang mit der Aussicht auf den dritten Weltkrieg bedrohten Bevölkerung war, aber auch nötig, um die deutsche Wiedervereinigung mitzufinanzieren. Im Rahmen von KSZE und 2+4-Vertrag war man Abrüstungsverpflichtungen eingegangen, die sich sogar positiv auswirkten, weil man hauptsächlich veraltetes Material wie z.B. M48-Panzer abstoßen konnte.
Die gegenwärtigen Probleme der Bundeswehr fingen, wie in vielen anderen Staaten, mit dem Afghanistankrieg an, als man glaubte, dass konventionelle Landkriege in Zukunft passé wären und die Streitkräfte zu einer Art Baukasten umstrukturierte, um daraus rasch und billig Kontingente für COIN- und MOOTW-Einsätze (wie eben in Afghanistan) zu generieren.
Und so sehr ich die deutsche Politik kritisieren muss, nach meiner Wahrnehmung trägt der Grund dafür, dass die Probleme fortdauern, Uniform, und nicht etwa Anzug und Krawatte. Man sieht es auch jetzt wieder, wie die Generalität der neuen Ministerin die sinnvollen Reformansätze ihrer Vorgängerin ausgeredet hat, die eben auch die Zahl der Sterneträger um ca. 40 reduziert hätte. Eine Organisation kann sich nicht effektiv selbst reformieren, niemand wird sich selber abschaffen.
Aber wie dem auch sei, seit 2014 wird ein zaghafter Kurs der Wiederaufrüstung gefahren. Dieser Kurs trägt durchaus auch Früchte (und würde noch mehr Früchte tragen, wäre da nicht der vorgenannte Hemmschuh). Letztes Jahr erhielt die Bundeswehr den höchsten Etat ihres Bestehens. Damit müsste eigentlich mehr Output möglich sein, als tatsächlich realisiert wird. Trotzdem: Verteilungskämpfe sind kein Grund, wichtige Investitionen zu unterlassen.
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01Die "Gegengeschäfte" die ich angesprochen habe sind nicht mit solchen in Österreich diskutierte vergleichbar, vielmehr muss sich Berlin mit laufenden Zollbeschränkungen seitens der USA(vsEU) beschäftigen was dann gar nicht bis ins Heer durchdringt.
Gegen die US-Zölle wird auf EU-Ebene vorgegangen, in der Rüstungspolitik spielen sie eine untergeordnete Rolle. Und zwar nicht zuletzt deswegen, weil immer weniger US-Rüstungsgüter gekauft werden, da man die ITAR-Gesetze der USA als unzulässigen Eingriff in die eigene Souveränität erachtet (was eine allfällige Entscheidung pro F-35 umso bemerkenswerter macht, da dieses Flugzeug wie wohl kein anderes amerikanisches Waffensystem "nach Hause telefoniert").
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01Bewährte Jammer-Fluggeräte in kleiner Stückzahl zu kaufen ist sicher sinnvoller als jahrzehntelang auf Eigenentwicklungen zu warten, ähnlich wie ich ja den Kauf von P8 UBootjägern von Boeing sehr begrüßt habe,
Na, man braucht noch ein bisschen mehr als nur einen Jammer. Hensoldt hat bereits einen potentiellen Kandidaten in der Entwicklung, aber um den sinnvoll einzusetzen, braucht es ggf. Verstärkungen der Flugzeugzelle, Änderungen an Avionik und Waffencomputer, sowie eine Zertifizierung für die neue AGM-88E. Dies gilt umso mehr für die Typhoon, da man hier nicht umhinkommen wird, auf die zweisitzige Trainervariante zurückzugreifen.
Acipenser hat geschrieben: ↑Do 17. Feb 2022, 13:01aber F 35 nur wegen der nuklearen Teilhabe zu kaufen bringt wohl eher die Friedensbewegung in Gang und auf die Straße als F 35 in die Hangars der Luftwaffe
Die Scholz-Administration hat keine andere Wahl, als die Friedensbewegung angesichts der gegenwärtigen geopolitischen Lage zu ignorieren. Die Friedensbewegung verhält sich übrigens auch erstaunlich ruhig, was nur meine Vorbehalte gegen sie verstärkt, die ich eher anti-imperialistisch als wahrhaft pazifistisch einordne. Aber wie auch immer, ein Ersatz für den Tornado muss her, und ein zweites Flugzeugmuster ist für die Luftwaffe im Sinne der Redundanz ein Gewinn.
Natürlich kann man die F-35 auch als konventionellen Jagdbomber oder sogar für die Luftpolizei benutzen.