Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
muck
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von muck »

Acipenser hat geschrieben: Sa 10. Jun 2023, 07:47 Die Bundeswehr plant ja 2024 einen Einsatz eines Truppenversorgers und einer Fregatte im Südchinesischen Meer also richtet seine Fühler auch über den ganzen Globus aus, wie zuletzt der Minister auf einer Tagung in Singapur bekannt gab.
Deutschland hat nicht einmal eine kohärente nationale Sicherheitsstrategie, aus der Sie dergleichen ableiten könnten, sondern nur ein regelmäßig missachtetes Weißbuch voller Floskeln. Was von diesem Fühler-Ausstrecken zu halten ist, hat man gesehen, als Berlin 2021/2022 einknickte und auf der Ostasienreise der Fregatte Bayern alles verbot, was China hätte provozieren können. Man erkannte sogar implizit Pekings rechtswidrige Beanspruchung des südchinesischen Meeres an.

Was Pistorius in Singapur angekündigt hat, ist eine Alibi-Veranstaltung, die nur verhindern soll, dass Indien völlig in die Arme Russlands und Chinas abdriftet, sowie eine Gegenleistung für die durch Australien in der Ukraine-Frage erhaltene Hilfe.

Das sogenannte Zielbild 2035 zeigt klar, dass sich die Marineführung auf die Landes- und Bündnisverteidigung in den atlantischen Randmeeren zurückbesinnt. Sogar die Zahl der gerade erst für teuer Geld gekauften F 125 soll reduziert werden. Seefernaufklärer werden durch Drohnen substituiert, Korvetten durch optional bemannte Schnellboote, die Kehrtwende ist eingeleitet zu geringeren Tonnagen und Tiefgängen. Pirateriebekämpfung, die Sicherung von Handelswegen, die Durchführung sogenannter Präsenzfahrten werden künftig nur sekundäre Aufgaben sein, und das ist gut so.
Acipenser hat geschrieben: Sa 10. Jun 2023, 07:47Daher ist der Einsatz einer Luftunterstützung von Langstrecken-See(Fern)Aufklärern zukünftig durchaus naheliegend.
Das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Außer zu kurzen Übungsaufenthalten wird man eine derart kostbare Fähigkeit, die ca. 2030 allenfalls im Umfang von 6 Flugzeugen bereitsteht, nicht so weit von Deutschland entfernen. Im Ostseeraum wird auf absehbare Zeit nur Deutschland Seefernaufklärer besitzen, und da gehören sie hin.
Acipenser hat geschrieben: Sa 10. Jun 2023, 07:47Dafür sollten ursprünglich eine ganze P8 Staffel verantwortlich sein die nun im reduzierten Mass ausgeliefert werden soll. Dafür (nur) unbemannte Drohen oder nur auf den Reisbrett vorhandene deutsch-französischen Projekte heranzuziehen wäre sehr gewagt, daher meine (und anderer) Einschätzung das die P8 mehr als 10 Jahre im Einsatz sein wird!
Dass die P-8A länger als zehn Jahre im Einsatz sein könnte, ist, wie gesagt, gut möglich, aber es wird im Leben nicht zu einem Parallelbetrieb von zwei gleichartigen Seefernaufklärern kommen. Eher schon löst sich MAWS in Wohlgefallen auf.
Acipenser hat geschrieben: Sa 10. Jun 2023, 07:47Hinweis: Die Seewege nach China, Japan und Korea sind lebenswichtig für die Industrienation Deutschland
Sicher. Nur folgt aus dieser Erkenntnis noch lange kein ernsthaftes Regierungshandeln.

Die Bayern war das erste deutsche Schiff seit fast zwanzig Jahren, das sich östlich des persischen Golfs auf Einsatzfahrt befand, ein von der seinerzeitigen Verteidigungsministerin persönlich angestrengtes Vorhaben, das im Bundeskabinett keine Unterstützung hatte. Außenamt, Kanzleramt und der jetzige Kanzler als damaliger Vizekanzler intervenierten und bewirkten, dass das Schiff nicht die Aufgaben wahrnehmen durfte, zu denen es entsandt worden war. Das sagt doch eigentlich alles.
Acipenser
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von Acipenser »

Der EU "Aussenminister" hat ganz klar vorgegeben, dass europäische Schiffe Flagge zeigen sollen im sich anbahnenden "West-Ost" Konflikt Taiwan-China, dass ist Auftrag genug, auch für Deutschland.
Und bei der Atomkatastrophe in Japan vor Jahren hat Deutschland auch Krisen-Elemente in die Region geschickt.
Ad Ostsee: Die gehört den Schweden und wird vom neuen NATO Mitglied Finnland auch mitbetreut, also nur bedingt "DAS" Aufmarschgebiet Deutschland wie im Deutsch-Deutschen Konfliktjahren des Kalten Kriegs.
Schon die Piraten Mission der Bundeswehr vor Somalia hat Deutschland die Notwendigkeit bewachter Seewege vor Augen geführt.

Im Hintergrund macht die (deutsche) Industrie schon mächtig Druck hinsichtlich der Halbleiterengpässe und anderer nicht mehr so "Just in time" Lieferungen aus dem asiatischen Raum. Man muss sich nur die gestiegenen Tag-täglichen Frachtflugverbindungen nach Seoul, Tokio und andere auf flightradar24 ansehen und wenn dann deutsche Arbeitsplätze in Gefahr sein werden, weil Lieferungen ausbleiben.....sind schnell Schiffe und Fernaufklärer in Marsch gesetzt (wenn man die zeitgerecht angeschafft hat)

Ad Kehrtwende Herr muck: Sie übersehen wohl das vor Jahren bewaffnete Schnellboote in großer Zahl ersatztlos gestrichen wurden und diese Aufgaben durch die geringe Zahl an Korvetten übernommen wurden und man nun wieder Schnellboote braucht insbesondere um die Hybride Kriegsführung und mögliche Terrorakte an Bohrinseln und Kritischer Infrastruktur zur See abwenden zu können
Italien setzt zum Beispiel seit Jahren schon auf den Bau von Patrol-Ships ohne hohe Waffendichte um kritische Strukturen und eigene Verbände zusätzlich zu Korvetten zu beschützen (bis hin zu "Opferschiffen") die sich bei einem Terrorangrif vor ein Kriegswichtigen Marineschiff schieben (Bsp. Angriff auf US-Kriegsschiff in Jemen vor Jahren)

Die Ausforschung lohnender Hybrider Kriegsziele in der Nordsee insbesondere vor Norwegen durch Russland zuzuordneten Agenten hat auch Deutschland die Prioritäten erkennen lassen: Nordsee, dafür sind neben den U Booten 212A und zukünftig 212CD eben die fliegenden Kommandostationen einer modernen Seekriegsführung P-8A für die Nordsee ausgelegt.
Für die Ostsee tätens auch die P3 oder wie heute schon praktisiert Drohen (um Kaliningrad, zuletzt auf flightradar24 zu sehen)
Der Ostseeraum ist für die Landstreitkräfte Deutschlands Priorität, auf See nur unterstützend, für anderer Nationen eben.
Die auslaufenden Biber aus Murmansk machen da eher Kopfzerbrechen! Deshalb P-8A wie Norwegen, USA....
Zu den neuanzuschaffenden Schnellbooten: Beispiel Bundespolizei, die hat schon vor Jahren erkann das stärkere Bewaffnung auf Ihren Küstenwachschiffen zur Abwendung von terrorlagen unabdingbar ist und nun muss auch die Bundesmarine nachziehen um flächendecken Schutz vor Sabotageaktionen bieten zu können.
Wer der Hochseeschifffahrt mächtig ist, weiss da Nordseeanrainerstaaten Hochseeschlepper auf See stationiert um in Bedarfsfall schnell reagieren können, nun muss man auch militärisch reagieren können.....

und zum Abschluss noch zum Zielbild 2035: da steht das "leichte" Konzepte wie die BW-Klasse reduziert werden soll zu Gunsten von Kampfstärkeren Einheiten: Soll heissen dass an Zerstörern getüftelt wird!
muck
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

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Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 06:04 Der EU "Aussenminister" hat ganz klar vorgegeben, dass europäische Schiffe Flagge zeigen sollen im sich anbahnenden "West-Ost" Konflikt Taiwan-China, dass ist Auftrag genug, auch für Deutschland.
Der EU-Außenbeauftragte ist kein Außenminister. Er hat keine Exekutivbefugnis. Die Außenpolitik der EU wird vom EU-Ministerrat bestimmt. Und das zeigt sich im Tagesgeschäft, wo die EU-Staaten (mit Ausnahme der Niederlande und Litauens) alles tun, um China nicht zu verärgern. Frankreich hat sogar ausdrücklich (und zum Zorn der USA) angekündigt, sich in der Taiwan-Frage nicht festlegen zu wollen. Borrell kann viel fordern, wenn der Tag lang ist. Ob man ihm folgt, ist eine andere Frage, und zumindest Deutschland folgt ihm nicht. Das kann es auch nicht, objektiv gesprochen. 8% der deutschen Wirtschaftsleistung hängen an China.
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 06:04 Ad Ostsee: Die gehört den Schweden und wird vom neuen NATO Mitglied Finnland auch mitbetreut, also nur bedingt "DAS" Aufmarschgebiet Deutschland wie im Deutsch-Deutschen Konfliktjahren des Kalten Kriegs.
Nein. Gerade die finnische Marine ist eine reine Green Water Navy, die die Aufgaben nicht wahrnehmen kann, die Sie ihr übertragen wollen. Keine der Anrainer-Marinen besitzt Schiffe zur Verbandsflugabwehr, ausdauernde Überwasserkampfschiffe oder Einheiten, die Verbandsstäbe aufnehmen können. Die besonders wichtigen Minenkampfeinheiten sind zwar v.a. in Finnland vorhanden, aber mehrheitlich Küstenminenleger. Ebenso fehlen luftgestützte U-Jagd-Mittel.

Die Aufgabenverteilung innerhalb der NATO wird durch gemeinsame Übereinkünfte auf der Basis dessen festgezurrt, was die einzelnen Staaten beisteuern können und wollen. Für den Schutz der Ostsee ist nach dieser Übereinkunft Deutschland verantwortlich, für die Ostseezugänge Dänemark und Deutschland, für die Nordsee Großbritannien und Norwegen.
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 06:04Schon die Piraten Mission der Bundeswehr vor Somalia hat Deutschland die Notwendigkeit bewachter Seewege vor Augen geführt.

Im Hintergrund macht die (deutsche) Industrie schon mächtig Druck hinsichtlich der Halbleiterengpässe und anderer nicht mehr so "Just in time" Lieferungen aus dem asiatischen Raum. Man muss sich nur die gestiegenen Tag-täglichen Frachtflugverbindungen nach Seoul, Tokio und andere auf flightradar24 ansehen und wenn dann deutsche Arbeitsplätze in Gefahr sein werden, weil Lieferungen ausbleiben.....sind schnell Schiffe und Fernaufklärer in Marsch gesetzt (wenn man die zeitgerecht angeschafft hat)
Die Bundesrepublik Deutschland ist ein Land, das seinen damaligen Präsidenten Horst Köhler zur Demission gezwungen und mit fast hundert Strafanzeigen aus der Mitte der Bevölkerung wegen angeblicher Planung eines Angriffskrieges überzogen hat, als der die Annahme aussprach, es könne notwendig werden, Handelswege militärisch zu schützen. Deutschland ist kein Land, das eine proaktive Sicherheitspolitik betreibt und Schiffe und Flugzeuge "schnell" in Marsch setzen würde, um Arbeitsplätze zu schützen. Diese Darstellung geht schlicht an der Realität vorbei. Und die Planungen der Marineführung zeigen deutlich, dass man zumindest in Rostock glücklich darüber ist und sich auf das Kerngeschäft konzentrieren möchte.
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 06:04Ad Kehrtwende Herr muck: Sie übersehen wohl das vor Jahren bewaffnete Schnellboote in großer Zahl ersatztlos gestrichen wurden und diese Aufgaben durch die geringe Zahl an Korvetten übernommen wurden und man nun wieder Schnellboote braucht insbesondere um die Hybride Kriegsführung und mögliche Terrorakte an Bohrinseln und Kritischer Infrastruktur zur See abwenden zu können
Das übersehe ich durchaus nicht. Die Schnellboote wurden seinerzeit für entbehrlich gehalten, eine fatale Fehleinschätzung, denn es handelt sich um ideale Einheiten für die Ostsee. Das Problem ist, dass der Marineschiffbau in Deutschland ein hochsubventioniertes und selten bedarfsgerechtes Unterfangen ist. Man baut unnötig große und komplexe Schiffe, damit die Werften Arbeit haben, und nicht notwendigerweise deshalb, weil es militärisch geraten wäre.
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 06:04und zum Abschluss noch zum Zielbild 2035: da steht das "leichte" Konzepte wie die BW-Klasse reduziert werden soll zu Gunsten von Kampfstärkeren Einheiten: Soll heissen dass an Zerstörern getüftelt wird!
Eben. Von den F 125-Fregatten und K 130-Korvetten, die primär für Einsätze gegen Piraten, zur Überwachung von Embargos und Präsenzpatrouillen gebaut wurden, sollen bis zu fünf Schiffe vorzeitig still gelegt werden. Die Korvetten werden dabei durch leichte unbemannte (nach jetzigem Kenntnisstand optional bemannte) Boote ergänzt. Niemand hat bestritten, dass auch künftig schwere Einheiten gebaut werden sollen, aber Sie sollten auch lesen, was hier geplant wird, und warum. Aus dem Zielbild 2035:
Kernauftrag sei die Landes- und Bündnisverteidigung, alle anderen Aufgaben hätten sich dem unterzuordnen [so Bundeskanzler Scholz]. [Die] Landes- und Bündnisverteidigung bestimmen die Ausrichtung der Flotte. Dabei sind Seekriegsmittel und Führungsstrukturen, die im intensiven Gefecht bestehen können, grundsätzlich auch für Einsätze niedriger Intensität etwa im Rahmen der Vereinten Nationen oder der EU-Missionen geeignet – nicht jedoch umgekehrt.

Allerdings wirken sich langanhaltende Einsätze niedriger Intensität negativ auf Einsatzbereitschaft und Reaktionsfähigkeit für Landes- und Bündnisverteidigung aus. Marinekräfte für Einsätze im Internationalen Krisenmanagement zu verwenden, verlangt deshalb stets sorgfältiges Abwägen.

Seekriegsmittel primär auf solche Einsätze auszurichten, ist kontraproduktiv. Daher sollten bisher daraufhin optimierte Ansätze, Kosten und Mittel der Marine umgesteuert werden. Damit können die gefechtsbereiten Kräfte flexibler zur Abschreckung, Verteidigung oder wahlweise als außenpolitisches Instrument eingesetzt werden.
Ich weiß wirklich nicht, wie Sie aus solchen Zeilen herauslesen, dass Stabilisierungs- und Sicherungsaufgaben künftig noch einen hohen Stellenwert für die Deutsche Marine besäßen. Hier steht ganz klar, dass sowohl die politische als auch die militärische Führung alle anderen Aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung unterordnen und die Schiffe der Marine daran ausrichten wollen. Es wird sogar ausdrücklich davor gewarnt, dass Aufgaben wie die Pirateriebekämpfung die Marine schwächen und vom Kerngeschäft abhalten. Das von Ihnen skizzierte Szenar läuft künftig unter "Ferner liefen", das ist einfach so.
Acipenser
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

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Dazu kann ich nur sagen: die in Planung befindliche F127 Klasse, angelehnt an die US Zerstörer in Größe und Einsatzspektrum mit aber etwa halb so vielen Besatzungsmitgliedern!
Nun aber zurück zur P-8A, dem eigentlichen Thema hier: somit hat die "Ostseeverwaltung" Rostock und die "Hohe See Marine" unterschiedliche Ansätze
theoderich
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von theoderich »

muck hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 17:44Für den Schutz der Ostsee ist nach dieser Übereinkunft Deutschland verantwortlich, für die Ostseezugänge Dänemark und Deutschland, für die Nordsee Großbritannien und Norwegen.
Dazu gibt es eine Anfragebeantwortung und eine aufschlussreiche Informationsbroschüre der deutschen Marine:

04.11.2019

Ergänzende Antwort
der Bundesregierung

auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Matthias Höhn, Dr. Alexander S. Neu, Dr. Kirsten Tackmann, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.

– Drucksache 19/11336 –

Militärische Einrichtungen und Bewegungen in Ostdeutschland

Die bisherigen drei Einsatzstäbe der Marine an den Standorten Wilhelmshaven, Kiel und Rostock wurden aufgelöst und in die derzeitige Organisationsstruktur als DEU MARFOR im Marinekommando am Standort Rostock zusammengeführt. Da das Personal der drei Einsatzstäbe komplett als nationales Dienststellensegment mit multinationalen Verbindungsstellen überführt wurde, lässt sich aus hiesiger Bewertung weder personell noch aufgabenwahrnehmend per Definition von einem geplanten Upgrade zu einem NATO Stab sprechen. DEU MARFOR bildet als permanente nationale Dienststelle mit multinationalen Verbindungstellen den Kernstab eines Baltic Maritime Component Command (BMCC).

Zusätzlich zum bisherigen Einsatzkonzept wird das BMCC mit seinen Fähigkeiten künftig ein aufwuchsfähiges Hauptquartier sein, welches in der Lage ist, im Fall seiner Aktivierung im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung Aufgaben als Maritime Component Command/High Readiness Forces (Maritime) HQ zu übernehmen. Vor diesem Hintergrund ist DEU MARFOR/ BMCC eine neue nationale Dienststelle.
https://dserver.bundestag.de/btd/19/147/1914736.pdf

DEU MARFOR
German Maritime Forces Staff

Mit der russischen Annexion der Krim hat sich die sicherheitspolitische Lage in Europa entscheidend verändert. In der Folge haben die NATO-Mitgliedstaaten auf ihrem Gipfel im September 2014 in Wales eine Refokussierung auf die Bündnisverteidigung beschlossen.

Damit einhergehend erfolgte die Aufstellung der als „NATO-Speerspitze“ bekannten Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) sowie die Aufstellung von Verbänden der enhanced Forward Presence (eFP) beziehungsweise von NATO Force Integration Units (NFIU) im Ostseeraum. Auch hat die NATO im Juli 2016 eine generelle Anpassung ihrer Kommando- und Streitkräftestruktur auf den Weg gebracht.

In diesem sicherheitspolitischen Kontext hat sich Deutschland 2016 im Rahmen des NATO Readiness Action Plan (RAP) dazu verpflichtet, im Ostseeraum ein multinationales Hauptquartier zur Führung maritimer Operationen, das sogenannte Baltic Maritime Component Command (BMCC), aufzubauen.

Deutschland hat somit regionale und überregionale Verantwortung für die Bündnisverteidigung mit maritimen Kräften übernommen.
Bis spätestens 2025 soll DEU MARFOR die volle Einsatzfähigkeit (Full Operational Capability) zum Wahrnehmen der Aufgaben als Maritime Component Command (MCC) beziehungsweise als High Readiness Forces (Maritime) Headquarters (HRF (M) HQ) erreichen.
https://www.bundeswehr.de/resource/blob ... e-data.pdf
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 18:56 Dazu kann ich nur sagen: die in Planung befindliche F127 Klasse, angelehnt an die US Zerstörer in Größe und Einsatzspektrum mit aber etwa halb so vielen Besatzungsmitgliedern!
Von der F127 gibt es bislang nicht mehr als ein FFF und drei Jahre alte Konzeptzeichnungen:

13. Oktober 2020
Der Deutschen Marine stehen seit 2004 drei Luftverteidigungsschiffe der Klasse 124, auch Sachsen-Klasse genannt, zur Verfügung. Das geplanten Ende der Nutzungsdauer dieser drei Schiffe rückt näher. Ab Mitte 2030 würde dadurch eine Fähigkeitslücke in der maritimen Luftverteidigung entstehen. Diese Fähigkeitslücke soll durch die „Next Generation Frigate“ geschlossen werden, um die durch Deutschland akzeptierten NATO-Planungsziele umzusetzen.
https://www.bundeswehr.de/de/organisati ... mt-3456884

Bild

Bild
https://esut.de/2020/12/fachbeitraege/2 ... ent/abb-9/

o.V.: Sea Directorate, in: European Security & Defence, H 8 (2022), p. 25, Online verfügbar unter: https://euro-sd.com/wp-content/uploads/ ... AAINBw.pdf
Next Generation Frigate – Air Defence (NGFrig-AD), Type 127 Frigate

The project outline draft “Next Generation Frigate” was approved by the FMOD Directorate-General for Planning in February 2020. The dedicated project team led by the Bundeswehr Office for Defence Planning was established at the end of the third quarter 2020 and is currently developing the associated operational and employment scenarios. As result of part 1 of the analysis phase, it must submit the “Capability Gap and Functional Requirement” including the derived prioritised requirements catalogue by April 2022.

In part 2 of the analysis phase, which will take from 2023 to 2025, the different solution proposals allowing a selection decision to be taken are intended to be developed by the end of 2025.
8. März 2023

https://www.ostsee-zeitung.de/lokales/n ... ZHVNM.html
  • Fregatte F127

    IST: Fregatte F124
    • Luftverteidigungsfregatte
    • Übernimmt die deutsche NATO-Zusage für die Verbandsflugabwehr
    • Ende der Lebensdauer ab 2033 ff.
    Zukunft: Fregatte F127
    • Luftverteidigungsfregatte, erweitert um "Ballistic Missile Defense" und Abwehr hypersonischer Raketen
    • Einsatzbereitschaft ab 2033 ff. kann durch Wahl eines verfügbaren Entwurfs mit erprobtem Einsatzsystem sichergestellt werden, z.B. tkMS MEKO® A-400 AMD
    • F127 kann auch eine wichtige Rolle im Rahmen eines "europäischen Schutzschirms" spielen
    ThyssenKrupp Marine Systems
    11 I 04.03.2023 I Besuch SPD-Bundestag und Landtag in Kiel
    https://www.ostsee-zeitung.de/resizer/l ... WULK5U.jpg
Es wird anscheinend auch die Beschaffung der amerikanischen "Constellation"-Klasse als "FFG(X) DEU" in Betracht gezogen (Grafik in "European Security & Defence" - s.o.). Diese entspricht, gemessen an der geplanten Verdrängung von 6016 lt/6112 t, eher einer Fregatte, als einem Zerstörer (F123: 4900 t; F124: 5800 t; F125: 7200 t; F126: 10.000 t; Arleigh Burke class/DDG-51: 8,230 - 9,700 lt/8361 - 9855 t).

Aber das Einsatzspektrum der F127 ist de facto äquivalent zur "Arleigh Burke"-Klasse:
Guided-missile destroyers are multi-mission surface combatants capable of conducting Anti-Air Warfare (AAW), Anti-Submarine Warfare (ASW), and Anti-Surface Warfare (ASuW). The destroyer's armament has greatly expanded the role of the ship in strike warfare utilizing the MK-41 Vertical Launching System (VLS), and, beginning with ships equipped with Aegis Baseline 9, Ballistic Missile Defense (BMD).
https://www.navy.mil/Resources/Fact-Fil ... rs-ddg-51/
Zuletzt geändert von theoderich am So 11. Jun 2023, 23:44, insgesamt 10-mal geändert.
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von muck »

theoderich hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 20:47 Von der F127 gibt es bislang nicht mehr als ein FFF und drei Jahre alte Konzeptzeichnungen
Ja, aber die F127 wird mit Sicherheit gebaut werden, weil sie zum Ersatz der F124 und Erlangung der Fähigkeit ICBM-Abwehr gebaut werden muss; und sie dürfte schon in etwa so ausfallen, wie @Acipenser sie beschrieben hat.

Abgesehen von den erwähnten industriepolitischen Faktoren will die Marine kleinere Besatzungsgrößen, mehr Komfort und größere Abstände zwischen den Werftliegezeiten ermöglichen. Schon die vielfach redundanten Systeme für den höheren Automatisierungsgrad und die nach Zivilstandards gebauten Unterbringungen lassen diese Schiffe riesig werden.

Aber das zeigt halt auch, dass die Größe nicht mehr Hand in Hand geht mit den Aufgaben des Schiffes.
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 18:56 Dazu kann ich nur sagen: die in Planung befindliche F127 Klasse, angelehnt an die US Zerstörer in Größe und Einsatzspektrum mit aber etwa halb so vielen Besatzungsmitgliedern!
Und warum können Sie das nur sagen? Das bestreitet ja niemand.

Das Zielbild 2035 sieht als Rückgrat der Flotte jeweils sechs Fregatten der Klassen 126 (ASW) und 127 (AAW) vor. Die Fregatten vom Typ 125 und Korvetten des Typs 130 sollen hingegen Federn lassen, weil sie nur noch in reduziertem Umfang gebraucht werden. Ähnliches gilt für die U-Jagd-Komponente, hier sollen Drohnen unterstützend eingesetzt werden. Quasi direkt vom Strand startend, können sie aufgrund der kurzen Anflugswege ihren Reichweitenvorteil voll ausspielen.
Acipenser hat geschrieben: So 11. Jun 2023, 18:56Nun aber zurück zur P-8A, dem eigentlichen Thema hier: somit hat die "Ostseeverwaltung" Rostock und die "Hohe See Marine" unterschiedliche Ansätze
Das (einzige) Marinekommando sitzt in Rostock.

Und es gibt nur einen Ansatz, eben den zitierten: Landes- und Bündnisverteidigung.

Alles andere hat keine Priorität und wird künftig nur übernommen, wenn es nicht von der Hauptaufgabe ablenkt.
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von theoderich »

Weil Sie das "Zielbild Marine 2035+" erwähnen: Dort findet sich auch ein interessantes Detail in der künftigen Flottenstruktur, wonach die acht P-8A ("bzw. MAWS"!) um sechs UAS ergänzt werden sollen:

Das Zielbild für die Marine ab 2035 (29. März 2023)

https://www.bundeswehr.de/de/organisati ... 35-5600748
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von muck »

theoderich hat geschrieben: Sa 17. Jun 2023, 22:46 Weil Sie das "Zielbild Marine 2035+" erwähnen: Dort findet sich auch ein interessantes Detail in der künftigen Flottenstruktur, wonach die acht P-8A ("bzw. MAWS"!) um sechs UAS ergänzt werden sollen:
Richtig, aber das Thema hatten wir ja bereits weiter oben.

Die Bundeswehr hat sich immer schon schwer getan mit der bisherigen Generation von MALE-UAS, die aufgrund der strikten europäischen Gesetzgebung (und der noch strikteren deutschen Auslegung derselben) über Land nur mit Ausnahmegenehmigungen betrieben werden können. Es wäre nicht praktikabel, für Einsätze wie am Horn von Afrika unbemannte Seefernaufklärer zu beschaffen, weil man dazu entweder in einem bürokratischen Spießrutenlauf halb Europa überfliegen oder das UAS zerlegt in den Einsatzraum verlegen müsste, um es von einer regionalen Basis aus zu betreiben.

Die veränderte geopolitische Lage eröffnet jedoch neue Einsatzmöglichkeiten über der Ostsee. Ein von den Fliegerhorsten an der Kieler Bucht ostwärts startendes UAS wäre sofort über dem Meer und in seinem Einsatzraum, und könnte seine Ausdauer von bis zu 40 Stunden voll ausnutzen, ohne kostbare Zeit für An- und Abflug zu verlieren. Außerdem kann sich das fliegerische Personal voll auf die Aufgabe der U-Jagd konzentrieren, wenn die zeitintensive Aufgabe der Aufklärung UAS übertragen wird.
theoderich
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von theoderich »

muck
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Re: Bundeswehr mustert P-3C "Orion" aus

Beitrag von muck »

Ist ja fast schändlich, für die alten Mühlen noch Geld zu verlangen. Wenn nur die Hälfte von dem wahr ist, was der Flurfunk vermeldet, waren die Orions schon am Ende ihrer wirtschaftlichen Lebensdauer, als sie 2005 gekauft wurden.
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