Medienberichte 2023

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
theoderich
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

Verteidigungsministerin Tanner: "Nur ein Viertel der Österreicher wäre bereit, das Land mit der Waffe in der Hand zu verteidigen"
SN: Ein Aufreger des Sommers war, dass Österreich am europäischen Raketenabwehrsystem Sky Shield teilnehmen wird. Können Sie schon sagen, was das konkret bedeutet?

Klaudia Tanner: Anfang September wird unser Luftwaffenchef erstmals Einblick in die Detailplanungen bekommen. Dann wird das Geheimnis gelüftet werden. Fest steht, dass Sky Shield für Österreich einen zusätzlichen Schutz gegen Agriffe aus der Luft bieten wird. Interessant wird die Klärung sein, welches Teilnahmerland welche Waffensysteme beschafft. Da gibt es in Deutschland ja neue Entwicklungen.

Sie meinen die Entscheidung, dass Deutschland das israelische Raketenabwehrsystem Arrow 3 kauft. Wird Österreich auch dabei mitmachen?

Ganz genau. Arrow 3 ermöglicht die Raketenabwehr in extrem großen Höhen, also schon in der Stratosphäre. Das bietet besonderen Schutz, weil man Angriffe bereits sehr frühzeitig abwehren kann. Das ist aber etwas, das ein Land allein nicht bewerkstelligen kann.

Das heißt, Österreich wird im Rahmen von Sky Shield bei Arrow 3 mitzahlen?

Was wir konkret beitragen, ist noch offen. Es gibt verschiedene Wege, wie man sich bei Sky Shield einbringen kann. Ein möglicher Beitrag Österreichs wäre auch die Bereitstellung der Luftbewegungsdaten aus unserem Radarsystem Goldhaube. Daran besteht großes Interesse der anderen Teilnehmerstaaten.

Aber ohne finanziellen Beitrag wird es nicht gehen.

Unabhängig von Sky Shield sind in unserem Bundesheer-Aufbauplan "Mission vorwärts" 2,5 Milliarden Euro für den Ausbau der bodengebundenen Luftabwehr budgetiert. Die Planungen laufen in die Richtung, dass die neuen Luftverteidigungssysteme des Bundesheeres nicht nur in Zeltweg, sondenr auch in Salzburg stationiert werden.

Die Kämpfe in der Ukraine zeigen, dass der Krieg immer digitaler und elektronischer wird. Wie weit ist das Bundesheer in diesem Bereich?

Da muss man ehrlich sagen, das steckt bei uns noch in den Kinderschuhen. Daher werden wir 300 Millionen Euro in die elektronische Kampfführung investieren, also etwa in den Schutz der eigenen Kommunikation und das Stören der gegnerischen. Diese Investitionen werden unter anderem dem Führungsunterstützungsbataillon 2 in St. Johann im Pongau zugutekommen. Das Zweite ist, dass wir im gesamten Bundesheer ein "Battle Management System" einführen: eine Art elektronische Landkarte, aus der man im Einsatz ersehen kann, wo der Gegner steht und wo sich die eigenen Kameraden befinden.

Das Parlament hat das Bundesheer durch ein Krisenlagergesetz damit beauftragt, Versorgungsgüter für künftige Krisen und Pandemien anzulegen. Was heißt das?

Das ist nichts Neues. Schon bei der Covidpandemie hatte das Bundesheer als strategische Reserve der Republik den Auftrag, die Lagerung und Logistik der benötigten Güter - Masken, Impfstoffe, Beatmungsgeräte, etc. - zu übernehmen. Und das machen wir auch weiterhin, weil wir als Einzige die notwendigen Lager dafür haben.

Aber wollten Sie derartige "Mädchen für alles"-Aufgaben nicht reduzieren?

Das tun wir auch. Die Lagerhaltung ist wie gesagt keine neue, zusätzliche Aufgabe. Sehr wohl reduziert haben wir die Botschaftsbewachungen in Wien. Und durch den Einsatz elektronischer Überwachungssysteme konnte auch die Mannstärke im Grenzeinsatz deutlich gesenkt werden. Das ist wichtig, weil die Grundwehrdiener damit für die militärische Ausbildung frei werden.

Der Wehrwille ist in Österreich laut Umfragen nur sehr schwach ausgeprägt. Was wollen Sie tun, um ihn zu heben?

Das ist die wichtigste Frage von allen. Nur ein Viertel der Österreicher wäre bereit, das Land mit der Waffe in der Hand zu verteidigen. Das ist im europäischen Vergleich ein sehr niedriger Wert und hat vielleicht damit zu tun, dass in den Schulen zuletzt nicht mehr über die Landesverteidigung informiert wurde. Da haben wir angesetzt: Geistige Landesverteidigung und Bundesheer wurden in den Lehrplänen schon in der Volksschule verankert. 600 Informationsoffiziere sind in den Schulen unterwegs. Zwei Offiziere wurden in die Schulbuchkommission entsandt. Aber ich bin mir bewusst: Die Hebung des Wehrwillens ist eine langfristige Aufgabe.

Die Regierung garantiert dem Bundesheer im Landesverteidigungsfinanzierungsgesetz deutlich steigende Budgets bis 2032. Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass eine künftige Regierung das Gesetz nicht wieder aufhebt?

Einer 120-prozentige Sicherheit gibt es da nicht. Aber welche zukünftige Regierung sollte dieses Gesetz in einer so unsicheren Welt aufheben? Ich kann mir das nicht vorstellen. Zumal dieses Gesetz ein echter Meilenstein ist: Erstmals wird über die Grenzen der Legislaturperiode hinausgedacht, was uns wirklich Planungssicherheit gibt. Denn der Wiederaufbau des Bundesheeres wird viele Jahre dauern. Es wurde davor ja auch viele Jahre kaputtgespart.

Apropos Regierung: Wollen Sie auch nach der Wahl Verteidigungsministerin bleiben?

Es ist bekannt, dass das mein Traumjob ist. Ich würde sehr gern weiterhin den Aufbau des Bundesheeres leiten. Aber ein Jahr vor der Nationalratswahl ist es für diese Frage noch zu früh.

Würden Sie auch unter einem Kanzler Kickl weiter Ministerin bleiben? Mehrere ÖVP-Minister haben das ja bereits ausgeschlossen.

Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gefragt wurde. Jede Sekunde ist mir zu schade, um mich mit dem Führer der Rechten zu beschäftigen.
https://www.sn.at/politik/innenpolitik/ ... -144429424

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https://www.facebook.com/oeog.at/posts/ ... YinJexoCzl


ORF III Aktuell

Di., 29.8.2023 | 9.30 Uhr

Bundesheer rüstet auf

Reiner Reitsamer: „Und jetzt zum Bundesheer: Das rüstet auf. Bis zum Jahr 2032 stellt die Regierung ein Sonderbudget für das lange unterfinanzierte Heer zur Verfügung. Gestärkt wird vor allem die Luftflotte.“

[Meldungsunterschrift: „Verteidigungspläne: Weitere Black-Hawks für Österreichs Heer“; Einsatzkräfte beim Entladen einer AB-212 des Bundesheeres während des Hochwassers in Slowenien] Ein „Black Hawk“-Hubschrauber im Einsatz. Bei den schweren Unwettern Anfang August fliegt er immer wieder in [Foto: „Black Hawk“ mit Seil über einem Container schwebend; dahinter zwei deutsche CH-53G am Boden] besonders betroffene Gebiete Sloweniens. [Foto: Soldaten beim Entladen einer AB-212; Foto: Einsatzkräfte beim Verlassen einer gelandeten AB-212] Mit im Laderaum: Lebensmittel, Medikamente, [Foto: Kabine einer AB-212 mit gestapelten Schaufeln und Harken] Trinkwasser, Schaufeln und Werkzeug.

[Hochwasserführender Bach, daneben umgeknickte Telefonmasten] Auch in Kärnten war nach den Hochwassern ein „Black Hawk“ im Einsatz. Er transportiert Strommasten in abgelegene Ortschaften.
[Mehrere AB-212 im Flug] Seit 2002 fliegen neun der Schwarzen Falken über Österreich. [Entladung eines S-70 aus einer An-124, 2002] Drei weitere wurden bereits bestellt und sollen ab kommendem Jahr im Einsatz sein. [S-70 des Bundesheeres am Rollfeld eines Flughafens] Kostenpunkt: 60 Millionen Euro.

Geht es nach Verteidigungsministerin Klaudia Tanner von der ÖVP [S-70 im Flug mit Löschbehälter] kommen zwölf weitere dieser Hubschrauber dazu. Möglich werde das durch das von der Regierung beschlossene Sonderbudget. 16,6 Milliarden Euro investiert die Regierung in den nächsten neun Jahren in das Bundesheer.

Klaudia Tanner (Verteidigungsministerin, ÖVP): „Das läuft alles dann im Rahmen des Aufbauplanes bis zum Jahr 2032. Die Planungen dafür beginnen jetzt, weil’s auch immer darum geht: Finden wir auch Staaten, mit denen wir auch zusammenarbeiten können, im logistischen Weg.“

[C-130K in Hörsching] Auch die „Hercules“-Transportmaschine soll ersetzt werden. Zwei Modelle stehen in der engeren Auswahl. Bis Ende September soll eine Entscheidung fallen. [Traktor beim Verschieben einer Saab-105OE in Hörsching] Auch die ausgemusterten Saab-105 Trainingsjets will Tanner ersetzen. Eventuell kommen noch [Saab-105OE am Rollfeld; im Hintergrund startende Saab-105OE] sechs Drohnen dazu. Diese sollen vorrangig für die Luftraumüberwachung eingesetzt werden.

Bericht: Anna Kirchgatterer

REITSAMER: „Wie viel Geld braucht das Bundesheer wirklich? Und was kann es für die Landesverteidigung leisten? Darüber spreche ich jetzt mit dem Militärstrategen Walter Feichtinger. Einen schönen guten Tag!“

Walter Feichtinger (Militär- und Sicherheitsexperte): „Guten Tag!“

REITSAMER: „Jahrzehntelang wurde das Österreichische Bundesheer kaputtgespart, wie sowohl der aktuelle Bundespräsident, als auch ein damaliger Verteidigungsminister, Thomas Starlinger, gesagt haben, vor ein paar Jahren. Warum war denn das Heer für die Politik lange Zeit offenbar so unwichtig?“

FEICHTINGER: „Das war ein Ergebnis der politischen Situation insgesamt, auch der Auslandssituation, weil man gerade in Österreich gedacht hat, dass nach dem Ende des Kalten Krieges, also Anfang der 1990er-Jahre, hier keinerlei militärische Bedrohung mehr vorhanden wäre und daher das Bundesheer immer mehr eigentlich zu einem starken Technischen Hilfswerk sich entwickelt hat. Notgedrungen, weil das Geld gefehlt hat. Und die militärische Komponente, militärischen Aufgaben, standen einfach nicht mehr im Zentrum der Betrachtungen. Man hat dann das gemacht, was man sich noch leisten konnte, was man noch machen.“

REITSAMER: „So können sich die Zeiten leider dann auch wieder ändern, was militärische Bedrohungen angeht. Jetzt wird also ordentlich Geld ins Heer gesteckt. Und zwar 16,6 Milliarden Euro bis zum Jahr 2032. Was wird das bringen?“

FEICHTINGER: „Na, das wird einmal helfen, wieder militärische Kapazitäten zu haben. Wir haben hier das Beispiel der Hubschrauberflotte gesehen. Über viele Jahre, Jahrzehnte haben sich hier verschiedene Typen im Bundesheer ,breitgemacht‘ sozusagen – nicht wirklich breit, weil es waren ja nicht viele Stück. Und es ging immer um die Transportkapazität. Mit dieser neuen Flotte, mit diesen neuen zwei Typen nur mehr soll es möglich sein, bisherige Kapazitäten zu erhalten und auf ein neues Niveau zu bringen. Also, state of the art, standesgemäß, zeitgemäß zu machen.

Hubschrauber sind ein ganz ein wesentliches Element, um eben eine rasche Verlegungsfähigkeit von Truppen zu haben. Und wir sehen ja heute viele Szenarien, wo es sehr stark darauf ankommt, rasch irgendwo wirksam werden zu können. Das reicht vom Katastropheneinsatz, über den Terro … Anti-Terrorismus-Einsatz bis zu militärischen Szenarien.

Aber es mangelt ja an allen Ecken und Enden und daher ist eigentlich der Begriff ,Aufrüsten des Bundesheeres‘ ein bisschen daneben. Es geht eher darum, das Bundesheer wieder als militärischen Arm der Landesverteidigung hier zu stärken, zu etablieren und fit für die Zukunft zu machen.“

REITSAMER: „Gibt es denn bei uns überhaupt genügend Soldatinnen und Soldaten, um die neuen Flugzeuge und Hubschrauber zu bedienen?“

FEICHTINGER: „Das ist ein wesentlicher Punkt, weil sonst nützen sie ja nichts. Aber es ist so, dass in Österreich ja die Wehrpflicht beibehalten wurde. Das ist ganz ein wesentliches Element auch für die Werbung von jungen Soldaten. Das Bundesheer unternimmt auch sehr viel, um an junge Leute, sowohl Mädchen wie auch Burschen, heranzukommen, um ihnen das Bild, das mögliche Ausbildungsbild, zu zeigen. Und da gehören natürlich Hubschrauberpiloten oder auch Jetpiloten zu der obersten Kategorie. Dafür kann man sicher junge Leute interessieren. Und daher gehe ich davon aus, dass es kein Problem sein wird, hier die entsprechenden Posten und Pilotinnen und Piloten auch zu rekrutieren.“

REITSAMER: „Österreich reagiert mit dieser Finanzspritze auch auf den Ukrainekrieg, der vor über eineinhalb Jahren begonnen hat. Ist das zu spät jetzt?“

FEICHTINGER: „Na ja … Man ist nachher immer klüger. Und auch bei diesem Szenario ist man nachher klüger. Weil eigentlich hätten nach 2014, nach der Annexion der Krim und diesen Kämpfen in den Separatistengebieten, die Alarmglocken rundherum läuten müssen. Das hat es nur ein bisschen in der NATO getan. Man hat damals einen Beschluss gefasst, dass die Verteidigungsbudgets binnen zehn Jahren auf zwei Prozent des BIP anzuheben sind. In Österreich haben wir das ein bisschen verdrängt, würd‘ ich einmal meinen. Und daher ist … entsteht jetzt natürlich ein enormer Nachholbedarf und dem versucht man jetzt Genüge zu tun.“

REITSAMER: „Wir haben vorhin schon kurz über militärische Bedrohungen gesprochen. Bis jetzt hat sich Österreich – zumindest inoffiziell – in Verteidigungsfragen so ein bisschen darauf verlassen, dass uns im Ernstfall umliegende NATO-Staaten verteidigen würden. Können wir das jetzt nicht mehr?“

FEICHTINGER: „Insgeheim tun wir das natürlich nach wie vor. Allerdings ist es einerseits schon auch eine moralische Frage, sich auf die anderen zu verlassen und selber weniger zu tun. Und wir dürfen ja nicht vergessen: Österreich ist ein neutrales Land, das sich selber verschrieben hat, für seine eigene Sicherheit zu sorgen. Daher auf die anderen verlassen ist für mich kein seriöser Zugang, wenn man für die eigene Sicherheit verantwortlich ist. Und daher muss Österreich von der … vom Boden bis in die Luft alles unternehmen, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten. Und da stellt sich die Lage heute, angesichts des Krieges in der Ukraine, ganz anders dar, als das noch vor drei Jahren der Fall gewesen ist.“

REITSAMER: „Aber ist überhaupt vorstellbar, dass sich Österreich selbst verteidigen könnte, so wie etwa die Schweiz, von der man sagt, dass sie bis an die Zähne bewaffnet ist?“

FEICHTINGER: „Im Österreichischen Bundesheer geht man davon aus, dass man gewisse Schutzaufgaben im gesamten Land bewältigen können muss. Das heißt, das ist nicht die große Panzerschlacht im Marchfeld, wie sie oft zynisch irgendwie angeführt wird – auch darauf stellt sich das Bundesheer schon lange nicht mehr ein. Das könnte es natürlich nicht. Das ist ja auch nicht erwartbar.

Aber es gibt jede Menge Szenarien, auf die sich Österreich einstellen muss. Und dafür braucht es ein bewegliches Bundesheer, ein hochmobiles Bundesheer, das natürlich mit heutigen Herausforderungen – Stichwort: Drohnen! – umgehen können muss.“

REITSAMER: „Walter Feichtinger, vielen Dank für das interessante Gespräch und Ihnen noch einen schönen Tag!“

FEICHTINGER: „Danke vielmals!“
https://tvthek.orf.at/profile/ORF-III-A ... f/15457549
Zuletzt geändert von theoderich am Di 5. Sep 2023, 23:01, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

Verteidigungsminister beraten über Ukraine-Hilfen

https://orf.at/stories/3329319/
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

Truppenübungsplatz Großmittel soll zu Energiepark werden
NEOS wollen den Truppenübungsplatz Großmittel im Bezirk Wiener Neustadt-Land zur Erzeugung erneuerbarer Energien nutzen. NEOS Wehr- und Kommunalsprecher Helmut Hofer-Gruber regt an, die Umsetzung eines Energieparks für Photovoltaik und Windkraft zu prüfen.

Wehrsprecher will Militär-Standort auflassen

„Der Truppenübungsplatz ist der ideale Standort für dieses Pionierprojekt, das durch die Kombination von Wind- und Sonnenkraft ein Turbo für die Energiewende sein könnte. Denn auf diese Weise kann ein Viertel des gesamten niederösterreichischen Stromverbrauchs kostengünstig mit erneuerbaren Energien abgedeckt werden“, so der Abgeordnete, der auch eine zusätzliche landwirtschaftliche Nutzung der Flächen geprüft wissen will. Laut Hofer-Gruber müsse der ohnehin sehr überschaubare militärische Betrieb dafür nach Allentsteig absiedeln. Der Aufwand halte sich aber in Grenzen.
https://www.wn24.at/umwelt/truppenuebun ... 50014.html


Flugzeuge für Kriegsgebiet: Firma vor Gericht

https://noe.orf.at/stories/3222085/


Waffenschieber-Prozess: Trump-Intimus stellt sich der Justiz
Der berüchtigte Gründer der US-Söldnertruppe, Erik Prince, nimmt doch auf der Anklagebank am Landesgericht Wr. Neustadt Platz. Es geht um den Umbau von Agrar- zu Kampfflugzeugen

Erik Prince (54) nimmt tatsächlich auf der Anklagebank Platz. Der internationale Medienrummel wird gewaltig sein, wenn der Milliardär und Gründer der berüchtigten US-Söldnertruppe Blackwater sowie enger Berater von Donald Trump, sich ab dem 16. November am Landesgericht Wiener Neustadt der Justiz stellt.

Dem Gericht ist es gelungen, den US-Promi zu erreichen und den Strafantrag zuzustellen, bestätigt Gerichtssprecherin Birgit Borns auf Anfrage des KURIER. Dem Vernehmen nach wird Prince vom renommierten Wiener Rechtsanwalt Norbert Wess vertreten und sich auch nicht vor dem Waffenschieber-Prozess um die illegale Ausfuhr von Kriegsmaterial drücken. Das Verfahren wurde verschoben, derzeit sind zwei Verhandlungstage am 16. November sowie am 14. Dezember anberaumt.

Der 54-Jährige ist eine von fünf Personen im Umfeld des Wiener Neustädter Flugzeugausstatters Airborne Technologies, gegen die die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt einen Strafantrag eingebracht hat. Weitere Beschuldigte sind zwei Airborne-Geschäftsführer, ein australischer Ex-Royal-Airforce-Pilot der in Salzburg lebt, sowie der erstangeklagte Chefpilot von Airborne, ebenfalls Australier mit Wohnsitz in Tirol.

Den Beteiligten wird vorgeworfen, zwei zivile Agrarflugzeuge vom Typ Trush 510G zu Kampfflugzeugen umgebaut und ohne erforderliche Bewilligung nach dem Kriegsmaterialgesetz in ein Krisengebiet in den Südsudan gebracht zu haben – ein Verstoß gegen das UN-Waffenembargo.

Verfassungsschützer ermittelten

Laut Ermittlungen des Verfassungsschutzes wollte Airborne die Kontakte von Erik Prince in weltweite Krisengebiete nutzen, um daraus Profit zu schlagen – durch den Verkauf von modifizierten Flugzeugen. Die Beteiligung des Milliardärs an Airborne lief bis Februar 2018 über die Frontier Kapital GmbH (gehört zur Frontier Services Group, FSG) mit diversen Tochterfirmen.

Laut Strafantrag sah der Plan vor, die im Vergleich zu „echten“ militärischen Kampfflugzeugen günstigen Agrarmaschinen mit Panzerungen, Aufnahmesystemen für Waffen, hochmoderner Aufklärungstechnik (FLIR-Kameras) und kugelsicheren Tanks zu versehen.

Da eine Genehmigung zur Ausfuhr derartig modifizierter Flugzeuge in den Südsudan und andere Embargoländer niemals zu erlangen gewesen wäre, sei die Tarnung als Agrarflugzeug gerade recht gekommen, meint der Staatsanwalt.

2014 wurden zwei Trush-Maschinen gekauft und umgebaut. Prince soll für das Projekt den australischen Kampfpiloten sowie dessen Landsmann und späteren Chef der Airborne-Flugerprobung eingesetzt haben. Der Erstangeklagte flog demnach am 3. November 2014 mit der Trush mit Kennung T7-SAW erstmals von Wr. Neustadt nach Malta – mit an Bord das FLIR-Kamerasystem. Für die Anklage ist das deshalb wichtig, weil es dafür einer Dual-Use-Genehmigung des Wissenschaftsministeriums bedarf.

Panne stoppte Flug nach Afrika

Eine Panne habe schließlich den Weiterflug der Maschine von Malta in den Südsudan verhindert, weshalb das Flugzeug am 12. November laut Flugaufzeichnungen nach Österreich zurückkehrte, um am 10. Dezember 2014 erneut Richtung Afrika zu starten.

Der Chefpilot, Erik Prince und ein Airborne-Techniker waren einige Tage im Südsudan, wo auch Tests mit der Maschine durchgeführt wurden. Laut Prince sei das Flugzeug aber nur wegen „technischer Probleme“ dort gelandet.

Zeugen geben an, dass die Trush samt Bodenstation im Südsudan zu Vorführungszwecken stationiert wurde. Laut Protokoll des australischen Ex-Airforce-Piloten „operierte“ die Maschine bis Ende 2015 in dem Bürgerkriegsland. Einer konkreten Seite in dem bewaffneten Konflikt konnte das Flugzeug nicht zugeordnet werden.

Raketenwerfer bei Messe in Paris ausgestellt

Der zweite Trush-Flieger mit der Kennung T7-SAX wurde am 25. Juni 2015 vom Chefpiloten an die bulgarische Flugzeugfirma LASA geliefert und von Wr. Neustadt nach Sofia überstellt. Das Modell wurde später mit Raketenwerfern und Maschinengewehren auf der Pariser Flugmesse martialisch zur Schau gestellt.

Modifikationen am Flieger

Alle Beteiligten bestreiten die Vorwürfe. Das Gutachten in dem Verfahren wurde vom Sachverständigen für Waffen und Kriegsmaterial, Ingo Wieser, erstellt. Wie es darin heißt, wurden Triebwerk und Cockpit der Flugzeuge mit vier Millimeter dicken Stahlplatten gegen Beschuss und Treibstofftanks durch Aluminium-Verkleidungen vor Explosionen geschützt.

Durch eine Erweiterung der Tanks wurde die maximale Flugdauer der Maschinen von elf auf 16 Stunden erhöht. Diverse Überwachungssysteme, eine Downlink-Antenne und ein Laser-Range-Finder dienen der Aufklärung. Laut der Einschätzung des Sachverständigen ist es grundsätzlich möglich, an den Flugzeugen ein breites Waffenspektrum anzubringen. Kabelstränge und andere kleine Umbauten müssten dafür noch berücksichtigt werden.

Die Staatsanwaltschaft kommt zu folgendem Schluss: Aufgrund aller vorgenommenen Modifikationen kann nicht mehr von einem zivilen Flugzeug gesprochen werden, beide Flugzeuge seien demnach als Kriegsmaterial einzustufen.
https://kurier.at/chronik/niederoesterr ... /402574385
Zuletzt geändert von theoderich am Do 31. Aug 2023, 14:52, insgesamt 1-mal geändert.
iceman
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von iceman »

theoderich
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

Dafür mehr Technik
Grenzeinsatz: Zahl der Soldaten wird reduziert

https://www.krone.at/3100020


Weniger Soldaten und mehr Technik im Assistenzeinsatz an der Grenze

https://kurier.at/chronik/burgenland/we ... /402576107
theoderich
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

BERND ROTT
"Schwäche kann ich mir als Kommandant nicht leisten"
Der Krieg in der Ukraine hat verursacht, dass die Landesverteidigung wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen rückt.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Bevölkerung einordnen kann, was sich aktuell abspielt. Die Bilder sind für viele aber Anstoß zur Sorge. Drei bis fünf Generationen nach einem militärischen Konflikt wird der Krieg wieder zur Option, weil sich die aktuellen Handlungsträger an die Auswirkungen nicht mehr erinnern. Jetzt sind wir wieder soweit.

Das heißt?

Ich bin mir nicht sicher, ob die meisten Menschen wissen, was es heißt, derzeit in der Ukraine zu überleben. Und man muss sagen, dass der Wehrwille bei uns aktuell nicht gestiegen ist. Drei Viertel der Österreicher fragen sich „Wer macht das für mich?“ und nicht „Welchen Beitrag kann ich persönlich leisten und wo kann ich mich melden, um Österreich mit der Waffe zu verteidigen?“

Zuletzt wurde vom Bundesheer ein Personalzuwachs vermeldet. Gibt es diesen auch in Osttirol?

Natürlich gibt es aufgrund der erfolgreichen Bemühungen der Frau Bundesministerin (Anm. Klaudia Tanner) mit den unterschiedlichen Werbungsansätzen – auch bei den Frauen – Zuwächse. Diese Zugänge sind aber mit den Abgängen, die der demografischen Entwicklung geschuldet sind, in Relation zu setzen. Wir können durchaus noch wehrwilliges und einsatzfähiges Personal brauchen.

Kann man jungen Soldaten eine gute Work-Life-Balance bieten?

Das ist eine Definitionsfrage. Man kann das Bundesheer nicht mit einer Firma vergleichen. Wenn wir zum Beispiel aufgrund der Lawinensituation in Bereitschaft stehen, haben wir für den Schutz der Bevölkerung verfügbar zu sein. Wenn die Lawine am Sonntag um 18 Uhr kommt, kann niemand sagen: „Geht nicht, ich bin gerade in der Balance-Phase Auszeit.“ Aus dieser nicht alltäglichen Einsatzrolle entstehen jedoch auch ein gewisser Stolz und die notwendige Motivation.
https://www.kleinezeitung.at/kaernten/o ... n#cxrecs_s

  • Wenn die Einschläge näher kommen: Was der Überfall auf die Ukraine zeigt (Leitartikel)
    Erfreulicherweise haben sich die beiden Koalitionsparteien ohne die milieutypischen Streitereien auf einen Beitritt zum europäischen Luftverteidigungssystem Sky Shield geeinigt. Erfreulicherweise lässt auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen keinen Zweifel daran, dass er ebenfalls für dieses Projekt ist. Die FPÖ ist dagegen, eh klar, weil ja der Gegner für Herbert Kickl und die Seinen nicht in Moskau sitzt, sondern in Brüssel, in Washington oder im Hotel Bilderberg. Die Neos sind wenig überraschend für Sky Shield. Nur die SPÖ, deren Vorsitzender die EU bekanntlich noch vor drei Jahren für das "aggressivste außenpolitische militärische Bündnis" hält, "das es je gegeben hat", ringt noch mit sich selbst.

    Worum geht es? Der russische Überfall auf die Ukraine hat plastisch vor Augen geführt, dass die traditionelle Luftabwehr überfordert ist, wenn ballistische Raketen, Marschflugkörper und mit Bomben bestückte Drohnen in die Städte und Dörfer des überfallenen Landes abgefeuert werden. Namentlich Österreich befindet sich in einer besonders gefährdeten Lage. Denn zum ersten ist die Ukraine nur wenige hundert Kilometer von unserer Grenze entfernt, der Krieg findet also in unserer unmittelbaren Nachbarschaft statt. Zum zweiten ist unsere bestehende Luftabwehr nicht so gut aufgestellt, wie sie das eigentlich sein sollte. Und zum dritten tut sich ein kleines Land wie Österreich schon aus ökonomischen und geografischen Gründen schwer, seinen Luftraum in Eigenregie gegen sämtliche Bedrohungen einer immer raffinierteren und heimtückischeren Kriegsführung zu schützen.

    Österreich ist also gut beraten, sich an der Sky Shield-Initiative zu beteiligen, die vor etwas über einem Jahr vom deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz angestoßen wurde und derzeit vorwiegend aus den Nato-Staaten Ost- und Mitteleuropas besteht. Österreichs Verteidigungsministerin hat im vergangenen März gemeinsam mit ihrer Schweizer Amtskollegin und unter Beifügung eines Neutralitätsvorbehalts eine Absichtserklärung zum Beitritt unterzeichnet.

    Die österreichische Neutralität wird durch den Beitritt zu Sky Shield formal nicht berührt, weil es sich um kein Militärbündnis handelt und Österreich auch keine fremden Truppen auf seinem Gebiet stationieren wird. Soweit zum verfassungsrechtlichen Aspekt. Betrachtet man die Sache politisch, kann man klarerweise die Meinung vertreten, dass sich die Neutralität nicht mit dem Beitritt zu einem gemeinsamen Verteidigungssystem verträgt. Nur: In diesem Fall sollte auch dazugesagt werden, wie sonst sich Österreich gegen Bedrohungen aus der Luft schützen soll. Denn der russische Überfall auf die Ukraine hat ja einige der schönen Gewissheiten, auf die wir uns in den vergangenen Jahrzehnten gestützt haben, in Trümmer gelegt. Etwa die Gewissheit, dass in Europa kein Land mehr ein anderes überfallen wird. Und auch die Gewissheit, dass Österreich, weil neutral, nichts passieren könne. In Wirklichkeit schützt uns die Neutralität nur solange, wie allfällige Gegner sie respektieren. Die Aggression Putins gegen seinen Nachbarstaat zeigt, und das nicht zum ersten und wohl auch nicht zum letzten Mal in der Geschichte, dass Verträge, Abmachungen und Verfassungsgesetze nicht einmal das Papier wert sind, auf dem sie geschrieben stehen, wenn sie einem Aggressor nicht mehr in den Kram passen.

    Natürlich könnte man die Frage stellen: Warum sollte ein Aggressor seine Bomben ausgerechnet auf das friedliche Österreich werfen? Diese Frage lässt außer acht, dass in internationalen Konflikten nicht nur moralische, sondern mitunter auch rationale Grundsätze außer Kraft gesetzt werden. Es gibt keinen rationalen Grund für Kim Jong-Un, ständig Langstreckenraketen in Richtung Japan zu feuern. Es gibt keinen rationalen Grund für arabische Staaten, seit Jahrzehnten das Existenzrecht Israels zu bestreiten. Es gibt keinen rationalen Grund für Putin, die Ukraine zu erobern und ukrainische Städte zu zerstören. Und trotzdem passieren all diese Dinge. Zu glauben, Gefahren aller Art mit einem Verfassungsgesetz aus dem Jahr 1955 im Banne halten zu können, ist naiv. Es gibt keinen Urlaub aus der Weltgeschichte. Auch nicht für Österreich.

    Und man fragt sich: Wie nahe müssen eigentlich die Einschläge kommen, bis auch die Gutwilligsten begreifen, dass wir in Österreich nicht auf einer Insel der Seligen leben? Und dass Landesverteidigung nicht etwas Unanständiges ist?
    https://www.sn.at/kolumne/kollers-klart ... -144599914

Zuletzt geändert von theoderich am Mo 4. Sep 2023, 09:09, insgesamt 2-mal geändert.
qsglx
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von qsglx »


Auch interessant.
Pax
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von Pax »

Acipenser hat geschrieben: Mi 23. Aug 2023, 19:57 und 7 Pandur EVOs in acht Monaten? Fein, wenn wir also weitere 200 bestellen sind die in 20 Jahren da, wenns keine Verzögerungen gibt, über den Daumen 2043! Sorry aber eine Mission vorwärts sieht anders aus, würd ich meinen
Ja das ist glaube ich aufgrund von anderen Verträgen die dazu gekommen sind (selbe Modell für die USA 100 stück) normalerweise sind 2 pro Monat schon drinnen. Der Auftrag für die zusätzlichen 200 kam ja nach den USA, wer weiß ob der überhaupt schon unter Dach und Fach ist..
theoderich
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Re: Medienberichte 2023

Beitrag von theoderich »

Beim Heer droht Hörsching ins Hintertreffen zu geraten

https://www.nachrichten.at/politik/inne ... 85,3876425


Mehr Flüchtlinge
Einwohner protestieren gegen den Heeres-Rückzug

https://www.krone.at/3103048

Pax hat geschrieben: Mo 4. Sep 2023, 16:51aufgrund von anderen Verträgen die dazu gekommen sind (selbe Modell für die USA 100 stück)
Die USA haben kaum mehr als zwanzig "Pandur EVO" bestellt. Der letztes Jahr an GDELS Steyr vergebene Auftrag hatte einen Wert von rund 53 Mio. EUR.
Pax hat geschrieben: Mo 4. Sep 2023, 16:51Der Auftrag für die zusätzlichen 200 kam ja nach den USA, wer weiß ob der überhaupt schon unter Dach und Fach ist..
So einen "Auftrag" gibt es nicht.
Pax
Beiträge: 3
Registriert: Mo 7. Aug 2023, 18:12

Re: Medienberichte 2023

Beitrag von Pax »

So einen "Auftrag" gibt es nicht.
Das dachte ich mir schon, sie hoffen dann zumindest darauf. Danke dir Theoderich! Das es für die USA nur 20 wurden verwundert mich schon ein wenig.
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