Drohnen-Alarm: EU plant digitalen Schutzwall
Rebekka Salzer (ORF): "Einen schönen Sonntag! Herzlich willkommen zum ,Hohen Haus' - heute mit diesen Themen:
[Überschrift "Drohnen-Wall"; im Hintergrund der Sitzungssaal des EU-Parlaments] ,Drohnen Wall. Das Europaparlament debattiert darüber, [Zwei F-16 im Flug] wie sich Europa künftig verteidigen soll. [Überschrift "IM STUDIO"; im Hintergrund GenMjr Starlinger bei einem Interview mit dem ORF in der Wiener Innenstadt] Im Studio ist Thomas Starlinger, sicherheitspolitischer Berater des Außenministeriums. [...]
In Straßburg ist es diesmal ,um die Wurst gegangen' - allerdings nur im übertragenen Sinn. Denn die Debatte um Veggie-Burger hat die sicherheitspolitische heikle Agenda überlagert. Seit Drohnen über immer mehr EU-Ländern auftauchen und die Aufklärung Hinweise darauf liefert, dass sie aus Russland stammen könnten, hat die EU-Kommission eine neue Überschrift parat: ,Drohnen-Wall', also eine ,Drohnen-Mauer'.
Was dafür notwendig ist, ob das schnell genug gehen kann und ob Europa so etwas überhaupt braucht, das wurde in der vergangenen Plenarwoche in Straßburg debattiert. Robert Zikmund berichtet."
[Nächtliches Straßenschild "Drohnen verboten. No Drone Zone. Melden Sie Drohnen dem Flughafenbetreiber"] Es gibt so gut wie keine Bilder von jenen Drohnen, [Flughafen Kopenhagen bei Nacht] die in den vergangenen Tagen europäische Flughäfen über Stunden lahmlegten. Und [Passagiere auf Feldbetten bei der Übernachtung in der Abflughalle des Münchner Flughafens] es sind nicht nur Russlands Nachbarländer betroffen, wie diese Bilder aus München zeigen. Auch in Kopenhagen musste erstmals ein Gipfel [Blick auf die Inderhavnsbroen, dahinter das Opernhaus und das Hotel Paper Island] des Europäischen Rates von der Luftabwehr mehrerer EU-Staaten beschützt werden.
[Gebäude des Europäischen Parlaments in Straßburg] Schauplatzwechsel: Straßburg. Hier im Europäischen Parlament [Eingangshalle des Europäischen Parlaments] fand diese Woche eine Plenarwoche statt, die sich mit der Frage der Drohnenabwehr beschäftigt hat. Mit dabei: [Sitzungssaal des Europäischen Parlaments] Der [Andrius Kubilius bei einer Rede vor dem Europäischen Parlament] Verteidigungskommissar der EU, Andrius Kubilius. Gerade baltische EU-Politiker fordern vehement einen Europäischen Drohnenwall an der Grenze zu Russland.
Andrius Kubilius (EU-Verteidigungskommissar): "Ich kann nur wiederholen, was die Präsidentin, was aber auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte sagt: Dass wir nicht direkt im Krieg sind, aber auch nicht wirklich im Frieden. Wir sind also in einer Art Graubereich. Mit russischen Provokationen, die mehr werden. Wir können erwarten, dass sie unseren Luftraum öfters verletzen werden."
[Marie-Agnes Strack-Zimmermann und Thomas Waitz bei der Diskussion während der Sendung "Inside Brüssel" mit Raffaela Schaidreiter] Direkt neben dem Straßburger Plenarsaal sagt die deutsche Abgeordnete und Außenpolitikerin Strack-Zimmermann in der ORF-Sendung "Inside Brüssel", Europa sei knallharten Angriffen ausgesetzt. Neutralität werde niemanden schützen. Es gehe um die gemeinsame westliche Welt.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (EP-Vorsitzende Verteidigungsausschuss): "Und diese steht auf der Kippe! Und deswegen müssen wir auf vielen Nuancen darüber nachdenken und handeln: Wie schützen wir unsere Freiheit? Und dazu gehören selbstverständlich auch die Staaten, die frei sind, aber neutral im Bündnis sind."
[Andrius Kubilius im Interview mit Robert Zikmund] Und Kommissar Kubilius auf die Frage, ob es Österreich auch ohne NATO schaffen kann?
KUBILIUS: "Ich bin in Litauen aufgewachsen und mein Land war bis in die 90er-Jahre von den Sowjets besetzt. Wir waren dann sehr glücklich, der EU und der NATO beitreten zu können, weil wir wussten, dass wir nur so sicher sind. [KUBILIUS: "[...] in all tragic lessons, that to be together in the community of NATO, in the community of EU is only way to be much more secure!"]
[Robert Zikmund im Interview mit Petra Steger] Ein klares Nein zu solchen Überlegungen, wie auch zum Drohnenwall, kommt von der FPÖ.
Petra Steger (Europaabgeordnete, FPÖ): "Ich find' das ein bisschen merkwürdig, dass ausgerechnet zum Zeitpunkt wo Von der Leyen eben ihr großes Drohnenanschaffungspaket präsentiert, dieser Drohnenwall, dann überall in ganz Europa von angeblichen Angriffen über Drohnen berichtet wird und immer dann mit dem Zeigefinger sofort auf die Russen gezeigt wird: ,Die Russen waren's' ohne, dass man das überhaupt wirklich weiß oder bestätigt hat. Und in vielen Fällen hat sich's ja dann auch als falsch herausgestellt."
KUBILIUS: "Zumindest der Großteil davon entspringt der russischen Provokation."
[Robert Zikmund im Interview mit Martin Schirdewan] Am linken Ende des politischen Spektrums des Parlaments bestreitet man die Gefahr zwar nicht, kritisiert die Kommission aber dennoch.
Martin Schirdewan (Co-Vorsitzender Fraktion Die Linke) : "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass zumindest auch getestet wird, seitens vermutlich Russlands - wir wissen es nicht genau, woher auch diese Drohnenangriffe kommen, auch die Bedrohung der zivilen Infrastruktur. Aber ja, da passiert offensichtlich etwas, auf das man vorbereitet sein muss."
[David McAllister bei einer Rede im Europäischen Parlament] David McAllister ist der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses im Europaparlament. Als solcher hat er Zugang zu vielen sensiblen, sicherheitspolitischen Informationen.
David McAllister (Vorsitzender Ausschuss Auswärtige Angelegenheiten): "Also wir stehen in jedem Fall vor einer enormen Herausforderung. Wir haben jetzt gesehen, durch die ersten Überflüge bewaffneter Drohnen nach Polen, dass wir verletzlich sind. Die NATO hat konsequent reagiert - die Drohnen sind unschädlich gemacht worden. Aber wir müssen uns auf weitere russische Aktivitäten dieser Art einstellen und deshalb ist es wichtig, dass wir uns absichern. Und dazu trägt die ,Drone Wall' auch einen wichtigen Beitrag, dass eben auf der gesamten osteuropäischen Flanke wir den Schutz der gesamten Europäischen Union sicherstellen. Und das ist nicht nur ein Thema für die osteuropäischen Anrainer, sondern das ist ein Thema für die gesamte Europäische Union und hier brauchen wir europäische Solidarität."
[Sitzung des Europäischen Parlaments] Bei den meisten Parlamentsparteien ist gerade beim Thema Verteidigung ein sanfter Hang zur Einigkeit zu spüren. Auch ein Grund, warum man Misstrauensanträge gegen die Kommission eben nicht unterstützt hat.
Lena Schilling (Europaabgeordnete, Die Grünen; wild gestikulierend): "Jetzt können wir uns tagelang hinsetzen und drüber diskutieren, werden sie es tun oder nicht und nichts tun für den Fall, dass was passiert, oder wir setzen uns hin und machen uns unabhängig von Russland, zahlen denen kein Geld mehr für Öl und Gas, kümmern uns auch zum Beispiel uns rund um unsere Cyberabwehr, kümmern uns darum, dass wir auf Social Media nicht die ganze Zeit russische Bots reingeschwemmt kriegen, all das müssen wir jetzt gerade tun."
ZIKMUND: "Die Kommission will einen Drohnen-Wall bauen. Ist das für Sie eine sinnvolle Maßnahmen?"
Andreas Schieder (SPÖ): "Ich glaube absolut. Wir müssen uns im Klaren sein, dass wir auch als kleines Österreich nicht abschotten können von den Bedrohungen, die zurzeit auf unserem Kontinent herrschen, und gerade die Drohnenvorfälle, das Lahmlegen einzelner Flughäfen in Europa, unterschiedlicher Flughäfen, hat ja auch gezeigt, dass das jederzeit auch Österreich treffen kann."
Reinhold Lopatka (ÖVP): "Jetzt hat es diese Drohneneinsätze gegeben und wir waren ziemlich hilflos in unserer Reaktion. Das darf nicht das Konzept für die Zukunft sein."
Helmut Brandstätter (NEOS - Das Neue Österreich): "Es ist wirklich der Versuch Putins, Europa auch in diesem Bereich zu verunsichern. Es geht immer nur darum, Europa zu verunsichern und zu schauen, wo kann ich die Einheit Europas gefährden? Und wir wissen, hier im Parlament sitzen Rechtsextreme, die sind quasi die Marionetten Putins und die freuen sich darüber und wir haben es heute ja auch im Parlament wieder gehört."
ZIKMUND: "Zu hoffen bleibt jedenfalls, dass die EU ihr Image ablegen kann und gerade beim Thema Verteidigung schnell vom Reden ins Tun kommt."
Experte über die Bedrohung durch Drohnen in Europa
SALZER: "Und wir wollen das Thema noch vertiefen. Zu Gast im Studio ist der ehemalige Verteidigungsminister in der Expertenregierung und jetzt sicherheitspolitischer Berater im Außenministerium, Thomas Starlinger. Danke fürs Kommen. Kommen wir von der Drohnenbedrohung noch kurz auf die Meta-Ebene, was sind denn die Hauptbedrohungen in Europa derzeit?"
Thomas Starlinger (Privat): "Sie treffen recht einen guten Punkt, weil alle Blicke jetzt Richtung Russland gerichtet sind, wir haben den Westbalkan mit seiner Herausforderung, wo man wirklich die nächsten Schritte setzen sollte, um die Westbalkanstaaten in die Europäische Union aufzunehmen. Wir haben den Nahen und Mittleren Osten mit dem Lichtblick, das sich jetzt doch einen Friedensprozess abzeichnet. Wir haben einen afrikanischen Kontinent, wo sich die Bevölkerung verdoppelt, und zwar von 1,2 auf 2,4 Milliarden in Verbindung mit dem, mit dem Klimawandel und wenn wir noch in den Interpazifik schauen, der Raum, wo in den nächsten Jahren das Wirtschaftsvolumen um 1000 Milliarden US-Dollar steigt. Die Straße von Taiwan, wo 60 Prozent des weltweiten Güterhandels durchgeht. Das sind so die Abhängigkeiten von Europa und die Herausforderungen der Zukunft."
SALZER: "Das sind sehr, sehr viele Bedrohungen und Gefahren und Herausforderungen. Was ist denn die größte für Europa?"
STARLINGER: "Ich kann gar nicht priorisieren, weil wenn man jetzt den afrikanischen Kontinent nimmt, die Migrationsströme und dergleichen, und wenn wir dort nicht die Sustainable Development Goals erreichen, wird das die unmittelbare Herausforderung für Europa sein. Genauso ist wichtig, dass wieder Friede in der Ukraine herrscht."
SALZER: "Wie können wir denn das stemmen? Kann man das irgendwie global beantworten?"
STARLINGER: "Ja, doch, die Europäische Union mit der, mit ihrer neuen Sicherheitsstrategie, mit dem Bemühen in die Verteidigung macht es jetzt alles, um sich, wie es einmal zu ausdrücken, autarker zu machen, sowohl im militärischen Bereich, aber auch im wirtschaftlichen Bereich."
SALZER: "Aber da gibt es ja auch das Thema mit der Einstimmigkeit, alle EU-Länder müssen da natürlich auch zustimmen und das ist eigentlich schwierig auch gerade bei diesem Sicherheitsthema. Wird sich da nicht die, also es gibt eben viele Länder, die bei manchen Dingen auch nicht zustimmen wollen, also wie wird denn das künftig sein, wenn man sich nicht einig ist?"
STARLINGER: "Ich sehe so eine normative Kraft des Faktischen, wenn man so über die Europäische Sicherheitsarchitektur sprechen, es gab kein Widerstand von Mitgliedsstaaten. Zum Beispiel dieses 800 Milliarden Euro Paket, das im Raum steht, in den Raum zu stellen. Wichtig für Österreich wäre, unser Kriegsmaterialiengesetz anzupassen, weil sonst ..."
SALZER: "[STARLINGER: "... kriegs't von diesem Kuchen ..."] Es ist schon sehr alt."
STARLINGER: "Ja, sehr alt hat nichts mit unserer verfassungsmäßig geregelten Neutralität zu tun, behindert aber österreichische Unternehmen und in der Industriestrategie, die der Staatssekretär Schellhorn gerade macht, steht auch drinnen die Veränderung des Kriegsmaterialiengesetz, weil sonst nascht die österreichische Industrie von diesem großen Kuchen nur ein paar Brösel mit."
SALZER: "Dieses Kriegsmaterialiengesetz ist ja tatsächlich schon sehr, sehr alt, aber bis wann sollte das verändert werden Ihrer Ansicht nach, also wie dringend ist das?"
STARLINGER: "Aus meiner Sicht sehr dringend, weil die Europäische Rüstungsindustrie schaut natürlich jetzt nach Partnern und dergleichen. Ist ein einfaches Gesetz, also es könnte die Regierung relativ rasch umsetzen."
SALZER: "Warum wird das nicht gemacht?"
STARLINGER: "Ich bin überzeugt, dass jetzt - in der Industriestrategie steht es drinnen - dass die nächsten Schritte da relativ rasch besetzt werden. Vor allem wird auch der Druck aus der Wirtschaft kommen."
SALZER: "Wie kann sich denn Europa ganz generell wappnen gegen diese ganzen Bedrohungen, auch proaktiv?"
STARLINGER: "Um, ich habe es schon erwähnt, souveräner zu werden, autarker, in den unterschiedlichsten Bereichen. Kritischer Fakt ist definitiv die Ressourcen, die wir vom Ausland beziehen oder außerhalb von Europa beziehen, sei es Energieressourcen, sei es seltene Erden, dort zu diversifizieren. Das ist ein Punkt und natürlich im Bereich der Verteidigung entsprechend aufzuholen, quasi die letzten Jahrzehnte, die verabsäumt wurden, dort zu investieren, entsprechend wieder in die Höhe zu kommen."
SALZER: "Aber wie schnell kann das gehen? Europa muss ja da sehr, sehr rasch etwas machen, also sicherheitspolitisch auch was die Drohnenbedrohung betrifft, da ist Europa sehr, sehr schwach. Wie schnell kann das Europa aufholen?"
STARLINGER: "Es gibt sicher Bereiche, die können unmittelbar aufgeholt werden, nehmen wir jetzt Panzer und dergleichen oder Flugzeuge, sind wir relativ rasch beim Produzieren. Es gibt Abhängigkeiten in kritischen Bereichen, wo wir sehr stark von den Vereinigten Staaten abhängig sind, wo es länger dauern wird, wo es durchaus auch ein Jahrzehnt dauern kann."
SALZER: "Sollte sich Europa mehr von den USA loslösen?"
STARLINGER: "Ich würde sagen ..."
SALZER: "Oder versuchen, zumindest?"
STARLINGER: "Ich würde sagen, nicht nur von den Vereinigten Staaten, sondern generell, sich nicht in Abhängigkeiten gerade zu einer Region zu begeben, sondern auch dort diese Abhängigkeiten zu diversifizieren."
SALZER: "Wie macht man das?"
STARLINGER: "Im Bereich der Energieversorgung, dass man jetzt nicht nur einen Lieferanten hat, sondern mehrere, das gilt auch für die seltenen Erden, und vor allem auch in der Verteidigung, dass man schaut, dass man in kritischen Bereichen, wo wir jetzt noch von den Vereinigten Staaten abhängig sind, in Zukunft unabhängiger sind."
SALZER: "Ja, apropos Verteidigung, also zum Thema Drohnen jetzt nochmal konkret, wir haben es ja auch im Beitrag gehört, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert einen sogenannten Drohnenwall, eine Drohnenmauer, also ein System zur Abwehr von Drohnen. Ist dieses Versprechen realistisch oder illusorisch?"
STARLINGER: "Jetzt könnte ich sagen, beides. Bei einem Drohnenwall darf man sich jetzt nicht vorstellen, dass es eine Drohnenmauer gibt, weil die Bedrohung dieser Drohne ja nicht nur aus einer Richtung kommen kann, sie kann aus dem Land auch heraus sein, das sehen wir in manchen Bereichen. Da geht es vor allem, diese Abwehrfähigkeiten auf die nächste Ebene zu heben. Also das ist eine gute Initiative, aber man darf sich jetzt nicht darunter vorstellen, da gibt es jetzt an der Ostgrenze der Europäischen Union quasi die Drohnenmauer, dann fliegt nichts herein."
SALZER: "Gut, das stellt sich jetzt, stellen sich jetzt aber möglicherweise Menschen so vor, das heißt aber, ist es eben eine Illusion, dass wir wirklich uns abschirmen können? Oder ist es wirklich realistisch?"
STARLINGER: "Eine Illusion ist es, dass man sich vor Drohnen hundertprozentig schützen kann. Etwas, was man sicher machen kann, Großveranstaltungen, kritische Infrastruktur und, und dergleichen entsprechend zu schützen, Sensorensysteme an Flughäfen zu haben, die rechtzeitig diese Drohnen erkennen, und bei Veranstaltungen dann in einer gemeinsamen Anstrengung - in Österreich wäre das das Innenministerium und das Verteidigungsressort - die Gefahrenbedrohung zu analysieren und dann gemeinsam die entsprechenden Aktionen dagegenzusetzen."
SALZER: "Deutschland macht jetzt zum Beispiel Tempo beim Ausbau der Verteidigungsfähigkeit. Da soll, also die Regierung, baut dafür die Kompetenzen der Bundespolizei aus, also da sollen die Beamten die Flugobjekte abschießen dürfen. Wäre das in Österreich auch vorstellbar?"
STARLINGER: "In Österreich, kann ich kurz ein Beispiel geben, die Airpower, dort macht man eben gemeinsam diese Bedrohungsanalyse, stellt gemeinsam die Mittel zur Verfügung. Und wenn jetzt sowas in der Luft ist, wird es zuerst gestört, der Abschuss ist immer eine kritische Frage, was passiert mit der abgeschossenen Drohne und dergleichen? Und die Kompetenzverteilung ist klar, in einer normalen Friedenssituation liegt die Kompetenz beim Innenministerium. Wird das Bundesheer zur Assistenz angefordert, gibt es eine entsprechende Erweiterung der Kompetenzen."
SALZER: "Das heißt, in Österreich könnte die Polizei dann auch die Drohnen abschießen?"
STARLINGER: "Ja."
SALZER: "Jetzt ist Österreich umgeben von NATO-Staaten, also die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs ist eher gering, aber das ändert sich ja auch mit den Drohnen, weil die kommen ja über die Luft. Was, wie kann sich jetzt Österreich da konkret schützen?"
STARLINGER: "Ich würde es wieder erweitern, von den Drohnen auf Raketen und dergleichen, Österreich nimmt ja an dieser Sky Shield-Initiative teil. Da gibt es zwei Elemente. Wir haben die Sensoren, weil zuerst muss man erkennen, was kommt aus der Luft daher, und der Effektoren. Die Sensoren darf man sich vorstellen, wie das Flight Radar, das wir vielleicht auf unseren Handys haben. Da sehe ich die Punkte fliegen, sehe von wo kommt es, wo landet es, und die Effektoren ist etwas, was das Bundesheer zum Beispiel im Rahmen seines Aufbauplans entsprechend beschaffen wird."
SALZER: "Zum Thema Verteidigung und Angriff, Österreich ist ein neutrales Land, will auch neutral bleiben. Wird, ist die Neutralität noch zeitgemäß, so wie sie jetzt ist?"
STARLINGER: "Absolut, ich darf hier wirklich die Eleganz der Bundesverfassung heranziehen."
SALZER: "So wie der Herr Bundespräsident, ja."
STARLINGER: "Was steht in der Bundesverfassung? Was steht in der Bundesverfassung? Kein Beitritt zu einem militärischen Bündnis. Die Frage stellt sich für uns nicht, auch weil es nicht notwendig ist, und keine permanente Stationierung fremder Truppen in Österreich. Das ist quasi das eine Eck, und der Raum wird dann umgrenzt von unserem Artikel 23j gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die uns als Neutraler alle Möglichkeiten schafft, im Rahmen der europäischen Sicherheitsarchitektur."
SALZER: "Sie haben gesagt, es ist kein Beitritt zu einem Militärbündnis, also zur NATO zum Beispiel notwendig. Wird sich das über kurz oder lang ändern? Können wir da jemals wirklich sagen, wir werden da nie beitreten?"
STARLINGER: "Ich würde das Wort nie nicht verwenden, aber in den nächsten Jahrzehnten sehe ich das nicht, auch weil nicht die Notwendigkeit besteht. Wir haben eine enge Partnerschaft mit der NATO, wir bekommen die Standards, um unsere Streitkräfte interoperabel zu machen für gemeinsame Aktionen, wie zum Beispiel bei KFOR. Also wir haben alle Möglichkeiten, und daher sehe ich auch derzeit nicht die Notwendigkeit, da etwas gegen den Willen einer Mehrheit, der Mehrheit der Bevölkerung zu tun."
SALZER: "Herr Starlinger, vielen Dank für den Besuch im Studio. Und für das Gespräch, danke."
STARLINGER: "Gerne."