Re: Krieg in der Ukraine
Verfasst: Do 2. Feb 2023, 08:11
Der Minister wollte einen authentischen Eindruck von der Einsatzbereitschaft des Waffensystems Leopard 2 A6 erhalten und das direkte und offene Gespräch mit der Truppe suchen. Aufgrund der Abgabe von 14 Kampfpanzern hatte sich der Minister ganz bewusst dazu entschlossen, nach Augustdorf zu fahren: „Ich wollte, dass die Soldatinnen und Soldaten des Panzerbataillons 203 von der Entscheidung, Leopard-Panzer aus diesem Bataillon in die Ukraine zu verlegen, nicht nur aus den Medien oder über den Dienstweg erfahren, sondern auch von ihrem Minister.“ In einem Gesprächskreis mit 200 Soldatinnen und Soldaten nutzten daher viele die Chance, ihre Auffassungen mit dem Verteidigungsminister zu teilen.
„Die Fahrt mit dem Kampfpanzer war für mich sehr beeindruckend. Was mir besonders gut gefallen hat, war das Gespräch mit den Besatzungen, die mit viel Stolz, Leidenschaft und Herzblut ihre Arbeit als Panzerbesatzung ausüben. Es macht Freude zu sehen, wie sie mit Kompetenz und Herz bei der Sache sind“, würdigte der Minister die Truppe. Damit verdeutlichte er auch den Stellenwert ihres Einsatzes. Es blute ihnen natürlich das Herz, dass sie diese Panzer jetzt abgeben müssten, aber sie verstünden es. Sie gingen damit professionell um. „Die Ukraine braucht jede Unterstützung. Die Leopard-Panzer, egal ob 2 A6 oder 2 A4, können eine wichtige Rolle in dem Kampf der Ukraine gegen den Aggressor Russland spielen und deswegen versteht am Ende jeder, dass das passieren muss, auch wenn man natürlich betrübt darüber ist, dass die Übungs- und Ausbildungskapazitäten dadurch deutlich verringert werden“, beschrieb Pistorius die Lage in der Truppe.
Stabsfeldwebel J. ist in der 2. Kompanie und Mitglied einer Besatzung. Als Kommandant führt er das Ungetüm. Für ihn ist der Leo 2 A6 der beste Kampfpanzer der Welt. Das sei beispielsweise im technischen Vergleich bei internationalen Wettkämpfen zu erkennen, sagte der Soldat. Es käme natürlich immer auch auf die Besatzung an, also auf das Team. Die Technik sei ausgereift. In die Entwicklung seien Jahrzehnte Erfahrung geflossen.
Wie sieht der Stabsfeldwebel die Entscheidung? „Erst einmal war das für uns ein Schlag, wir geben unsere Panzer – und klar ist man erst einmal traurig, wenn die Panzer weg sind. Aber wir müssen gucken, was jetzt kommt und ob wir noch andere Panzer kriegen. Wir wissen, die Entscheidung war nötig. Fest steht, wir müssen die Ukraine unterstützen, da wo wir es nur können. Bei der Ausbildung müssen wir auf Simulatoren zurückgreifen, aber das bekommen wir hin“, so der Kommandant.
Die Abstellung der Kampfpanzer war eine schwerwiegende Entscheidung für die Truppe. Warum gerade Augustdorf? Der Minister verdeutlichte, dass der Entscheidung eine intensive Abwägung im Verteidigungsministerium mit den Fachexperten vorausging. Festzustellen ist, dass mit der Wahl des Leopard 2 A6 nicht die älteste, sondern eine moderne und durchsetzungsfähige Version abgegeben wurde. Der 2 A7V ist die modernste Version in der Bundeswehr und verfügt im direkten Vergleich unter anderem über eine Zusatzpanzerung sowie ein anderes Kommunikationssystem. Diese Version wird aktuell bei der Truppe für die Schnelle Eingreiftruppe der NATO VJTFVery High Readiness Joint Task Force eingesetzt.
Das Bataillon hat den Auftrag, mit seinem Hauptwaffensystem Leopard das Gefecht bei Tag und Nacht gegen feindliche Panzerverbände für die Landes- und Bündnisverteidigung zu führen. Die Panzer zeichnen sich durch Feuerkraft, Beweglichkeit, Stoßkraft, Schutz und Durchsetzungsfähigkeit aus. Dafür hat das Bataillon insgesamt drei Leopard-Kompanien mit jeweils 14 Kampfpanzern.