Entwicklungen Luftraumüberwachung

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Woyzeck hat geschrieben: Di 26. Aug 2025, 23:47Wie kann es 7 Jahre dauern, eine fachliche Typentscheidung für popelige (damals) 24 LRÜ-Flugzeuge zu treffen, wenn faktisch eh nur 4 Modelle zur Auswahl stehen und die Anforderungen mehr als bescheiden sind ?
Weil jede Regierung die Grundsatzentscheidung für die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs und damit verbunden die Aufstellung der Finanzierung an die Nachfolgeregierung weitergereicht hat - so lange, bis die "Draken" ganz kurz vor der Außerdienststellung gestanden sind:

Situationsbericht 1996 des Bundesministers für Landesverteidigung (III-73 d.B.)
1 .1 .2. Grundsätzliche Konsequenzen für die militärische Landesverteidigung 1992:

[...]
  • Fähigkeit zur militärischen Überwachung des eigenen Territoriums und Luftraumes sowie zum Verwehren der ungehinderten Nutzung, auch durch überlegene Kräfte.
Innerhalb des nächsten Planungszeitraumes (Investitionsplanung) wird nach folgenden Prioritäten vorgegangen:
  • Führungsfähigkeit
  • Aufklärung
  • Luftraumüberwachung
  • Fliegerabwehr
  • Beweglichkeit
  • Splitterschutz
  • Panzerabwehr
  • Feuerungerstützung
  • AusbiIdungsinfrastruktur
  • Versorgung


Im Zusammenhang mit dieser Prioritätenfestlegung werden u.a. folgende Einzelprojekte verfolgt:

[...]

Luftraumüberwachung: Die konkrete Entscheidung über das Nachfolgemuster des Luftraumüberwachungsflugzeuges SAAB 35 OE ("Draken") ist unverzichtbar und muß bis spätestens 1998 fallen. Zur Diskussion steht die Typenentscheidung und -abhängig von der Integration Österreichs in ein europäisches Sicherheitssystem -das Mengengerüst. Dazu erfolgt im Rahmen des Planungsverfahrens eine laufende Evaluisierung innerhalb des Ressorts. Im System "Goldhaube" sind laufende Systemmodernisierungen und l Technologieanpassungen an den letzten Entwicklungsstand notwendig.
https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XX/III/73


Österreich neu regieren (9. Februar 2000)
5. Kostengünstige Nachbeschaffung der Luftraumüberwachungsflugzeuge. Die Bundesminister für Landesverteidigung und Finanzen werden gemeinsam die Voraussetzungen entwickeln, dass der Ankauf rechtzeitig in dieser Legislaturperiode erfolgen kann, im Rahmen der Möglichkeiten des Gesamtbudgets, aber ohne zusätzliche Belastung für das Budget des BMLV.

Das Tüpfelchen auf dem i war die Verschiebung des Zahlungsplans unter der Regierung Schüssel II:

Regierungsprogramm der Österreichischen Bundesregierung für die XXII. Gesetzgebungsperiode (7. März 2003)
Nachbeschaffung Luftraumüberwachungsflugzeuge:

Fortsetzung des Beschaffungsvorganges auf der Grundlage der von der Bundesregierung in der XXI. GP getroffenen Beschlüsse. Für den Ankauf der Abfangjäger werden Gegengeschäfte in maximal möglicher Höhe mit positiven Auswirkungen auf Beschäftigung, Standort und hinsichtlich des technologischen Nutzens umgesetzt. Der Ankauf soll in der gesamten Legislaturperiode nicht budgetwirksam sein.
Budgetbegleitgesetz 2003 (59 d.B.)

https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXII/I/59

Bundesgesetz über den Nachkauf von Luftraumüberwachungsflugzeugen
§ 1. Der Bundesminister für Landesverteidigung wird ermächtigt, für den Bund
  1. 18 Stück Luftraumüberwachungsflugzeuge zum Kaufpreis von bis zu 1 337 Millionen Euro anzukaufen und zusätzlich
  2. Verträge über Lieferungen und Leistungen von bis zu 632 Millionen Euro im Zusammenhang mit dem Ankauf und der über den Voranschlagsansatz 1/40108 zu bedeckenden mehrjährigen Bezahlung dieser Luftraumüberwachungsflugzeuge abzuschließen.
https://ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.w ... r=20002871


Draken "gegroundet", F-5 überwachen Luftraum (22. Dezember 2005)
Das Österreichische Bundesheer hat heute den letzen Abfangjäger des Typs Saab S 35Ö Draken aus dem Flugdienst genommen. Oberstleutnant Doro Kowatsch persönlich steuerte den rot-weiß-roten Ostarrichi-Jet und landete ihn in Zeltweg. Ab sofort wird der österreichische Luftraum nun vorerst zur Gänze von Graz aus mit den F-5 "Tiger" überwacht.
https://www.bmlv.gv.at/cms/artikel.php?ID=2570
Zuletzt geändert von theoderich am Do 28. Aug 2025, 08:49, insgesamt 1-mal geändert.
iceman
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von iceman »

Lazarus hat geschrieben: Di 26. Aug 2025, 16:30
iceman hat geschrieben: Mo 25. Aug 2025, 22:52 Also dieses Jahr der Leonardo und nächstes Jahr der EF Nachfolger?
Ich hätte es so verstanden, heuer um den Nationalfeiertag herum die Vertragsunterzeichnung für den Leonardo und nächstes Jahr die Typenentscheidung für die EF Nachfolge. Die Vertragsunterzeichnung wird dann noch einige Zeit in Anspruch nehmen.

Die Typenentscheidung nächstes Jahr ist jedoch sehr sportlich. Ob das realistisch ist?
Im Herbst beginnen die Verhandlungen zur Pensionserhöhung, ob da noch was unterschrieben wird?
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Tanner will mehr Befugnisse für Militärnachrichtendienste
Was die Nachfolge der Eurofighter anbelangt, die spätestens 2035 ausscheiden werden, bleibt Tanner bei dem im Koalitionsabkommen festgeschriebenen Ziel, diese noch in der laufenden Legislaturperiode auf den Weg zu bringen, „also spätestens 2028“. Die Warnung aus den Reihen der Luftstreitkräfte, dass ab dem Jahr 2030 die Kosten für die Ersatzteile der hierzulande im Einsatz befindlichen, ältesten Eurofighter-Baureihe massiv ansteigen werden, kann Tanner „nachvollziehen“. Es werde intensiv am technischen Pflichtenheft gearbeitet. Das andere sei die Finanzierung, die nicht aus dem laufenden Budget erfolgen werde, sondern aus einem Sonderbudget. Tanner will jedenfalls keine Lücke in der Luftraumüberwachung zulassen: „Daher werden wir so schnell wie möglich arbeiten.“
https://apa.at/news/tanner-will-mehr-be ... endienste/

theoderich hat geschrieben: Mi 31. Jan 2024, 17:03 Kampfjet-Starts auf Autobahnen? Pläne dazu gab es schon
Kommandant im Interview
Eurofighter, Airpower und die große Suche nach gutem Personal
Ist geplant, den Personalstand in Zeltweg auszuweiten?

Ja, und zwar massiv. Im Rahmen der Mission Vorwärts 2032+, dem Zielbild der Frau Bundesministerin, bauen wir nicht nur im Überwachungsgeschwader immens auf. Wir müssen jetzt alles dafür tun, um Personal zu rekrutieren und rechtzeitig ausbilden zu können. Da gibt es viele Werbemaßnahmen für die Bereiche Piloten, Flugverkehrskontrolle, Technik, aber auch im Stabsbereich. Wir müssen etwa gerüstet sein, wenn das Nachfolgemodell des Eurofighters kommt.

Wie werben Sie konkret um Mitarbeiter?

Wir waren bei Lehrlingsmessen, in technischen Schulen wie der HTL Kapfenberg, oder bei Veranstaltungen wie dem Maxlaunmarkt. Das trägt bereits erste Früchte. Wir haben elf Flugschüler, die alle die extrem anspruchsvolle Selektion geschafft haben. Der weitere Ausbildungsweg wird zeigen, wer von ihnen Richtung Hubschrauber, Flächenflugzeug oder Jet geht. Um gutes Personal zu finden, ist auch die Airpower wichtig, denn hier kommen junge Menschen her, die Begeisterung für das Thema mitbringen. Wir stellen zum Beispiel Simulatoren auf, da sieht man schon, wer Talent hat. Den kann man dann gezielt ansprechen.

Einen Mangel gibt es auch bei den Fluglotsen. Das hat soweit geführt, dass Eurofighter teils nach Klagenfurt oder Linz-Hörsching verlegt werden mussten. Wie ist hier die Situation?

Die hundertprozentige Einsatzbereitschaft von Zeltweg aus sicherzustellen ist mit dem derzeit zur Verfügung stehenden Personal nur mit hoher Überstundenbelastung möglich. Um das Personal zu entlasten, müssen wir für gewisse Wochenenden verlegen. Da werden dann Eurofighter nach Klagenfurt oder Linz-Hörsching verlegt, wo sie für Einsätze bereitstehen. Unser Ziel ist aber der Hauptbetrieb in Zeltweg, weil hier haben wir die komplette Infrastruktur. Das Ausweichen bringt aber einen guten Nebeneffekt: Wir werden flexibler und haben Alternativen, sollte zum Beispiel in Zeltweg die Piste nicht verfügbar sein. Zur Steigerung der Flexibilität sind auch andere Projekte in Arbeit, etwa künftig bestimmte Autobahnabschnitte bei Bedarf als Startpisten verwenden zu können. Das hat es etwa auf der S 36 schon einmal gegeben.

Der Militärflugplatz wird für die vielen Arbeitsplätze geschätzt, gleichzeitig gibt es Kritik wegen der Lärmbelastung. Ist das ein Thema, das Sie in Ihrer Funktion als Kommandant stark beschäftigt?

Ja. Wir sind in gutem Austausch mit den Bürgermeistern. Wir ändern des Öfteren unsere Flugrouten, damit man nicht immer über die gleichen Gebiete fliegt, wir wechseln auch ständig unsere Übungsräume. Ich verstehe den einzelnen Bürger, der die Geräusche der Luftfahrzeuge hört. Aber wir versuchen diese zu verteilen und soweit wie möglich zu minimieren. Das geht soweit, dass wir die Schießausbildung mit dem Eurofighter teilweise ins Ausland verlegen, das funktioniert mit Tagesflügen nach Sardinien.
https://www.kleinezeitung.at/steiermark ... m-personal
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Klaudia Tanner
"Fehlgeleitete Drohne kennt keine Neutralität"
Eine Schicht darüber ist es der Eurofighter, der dann auch einmal getauscht werden muss, das jetzige System funktioniert noch bis 2035. Nachdem Beschaffungsprozesse einige Jahre dauern, werden wir das noch in dieser Legislaturperiode anstoßen.

In welcher Dimension?

Wir werden da in etwa 36 Flieger brauchen, das ist angelehnt an die Schweiz, die von der Topografie und den Notwendigkeiten her durchaus vergleichbar ist. Eine Lücke schließen wir auch bei den Saab 105, da bestellen wir Jets von Leonardo, da fehlen nur mehr Vertragsdetails.
https://www.meinbezirk.at/steiermark/c- ... t_a7635364
iceman
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von iceman »

„Drohnenabwehr für längere Reichweiten“??
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Dieses Argument ist aus technischer Sicht sehr weit hergeholt. Aber in Österreich ist man leider nichts anderes gewöhnt. Das würde sich nur rentieren, wenn man damit RQ-4 oder WZ-7 vom Himmel holen wollte.

Marschflugkörper - das wäre stichhaltig.
asdf
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von asdf »

Timor hat geschrieben: Sa 4. Okt 2025, 14:54 Wusste gar nicht dass die Aufgabe der Luftstreitkräfte luftpolizeiliche Aufgaben sind. Ich dachte umfassende Landesverteidigung wäre das Ziel. Für Luftpolizei reicht auch unser kastrierter Eurofighter vollkommen. Natürlich ist die F35 teuer. Aber auch das fähigste System mit den besten Zukunftsaussichten. Und wie oben genannt, bei Rafale und Gripen wäre man wieder um Jahre zu spät und läuft in Zukunft wieder Gefahr, eine Insellösung zu beschaffen. Zudem die Leistungsfähigkeit (gerade im Vergleich mit F35) fragwürdig ist….
Bliebe nur noch der Eurofighter, aber ob das politisch funktioniert?
Ich antworte Dir hier, damit wir im Trainer-Thread nicht zu viel Offtopic posten:

Die reale Lage in Österreich ist dir bekannt, oder?! Nix mit umfassender Luftraumverteidigung. Dafür haben wir nicht die Mittel. Besser gesagt wollen wir nicht haben. Schon gar nicht für 36 Stück eines Flugzeugs der 5. Generation. Wenn du die F-35 beschaffst, die ohne Frage den anderen technisch überlegen ist, bleiben für den Rest des Heeres nur noch Krümel übrig. Wunschdenken ist schön. Aber in der Realität schaut die Sache halt anders aus.

Insellösungen sind Rafale und Gripen sicher nicht. In Europa bist du bei der Rafale schon einmal nicht allein und beim Gripen fliegen den die Schweden auch noch ein Zeiterl. Von Indien und Brasilien rede ich da noch gar nicht bei den Mustern.

Weiters: Rafale und EF sind für uns in Wahrheit auch überdimensioniert.
Ich erinnere an die Diskussion bzgl. Betriebskosten des EF. Da fährst bei der zweistrahligen Rafale wohl auch nicht billiger.

Das Einzige, was Österreich interessieren sollte ist, wie lang der zu erwartende Support für den Flieger sein wird. Da sehe ich bei keinem Modell Probleme, wird aber auf die beschaffte Version ankommen. Lockheed hat mit der F-16 schon bewiesen, dass die selbst die relativ alten Zellen noch auf den neuesten Stand heben (Taiwan). Da hast du ebenfalls wohl noch ewig Support.

Also für mich macht die F-35 rein vom technischen Standpunkt und der Tatsache her Sinn, dass sie in halb Europa geflogen wird. Ansonsten kannst sie vergessen. Und in Wahrheit auch die Zweistrahligen. Bleiben Gripen und F-16. Beide in der Anschaffung auch nicht gerade günstig, aber im Betrieb unschlagbar.
cliffhanger
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von cliffhanger »

Politisch wäre der immer Gripen am leichtesten durchzusetzen gewesen …. Aber jetz wo auch Schweden in der NATO ist … fällt auch dieses „Neutralitäts“ Argument weg.
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

asdf hat geschrieben: So 5. Okt 2025, 09:17Ansonsten kannst sie vergessen. Und in Wahrheit auch die Zweistrahligen. Bleiben Gripen und F-16.
Die Schweiz und Finnland fliegen seit Jahrzehnten F/A-18. Und Kroatien wie auch Serbien führen die "Rafale" ein. Letztendlich wird es vom Budget und von den Forderungen in der Leistungsbeschreibung abhängen.
asdf
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von asdf »

theoderich hat geschrieben: So 5. Okt 2025, 09:51
Die Schweiz und Finnland fliegen seit Jahrzehnten F/A-18. Und Kroatien wie auch Serbien führen die "Rafale" ein. Letztendlich wird es vom Budget und von den Forderungen in der Leistungsbeschreibung abhängen.
Ja schon. Aber die haben auch höhere Heeresbudgets. Und unsere jammern ja schon ewig wegen den Kosten für den EF. Da liegt der Hund begraben.
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