Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung
Verfasst: Mi 6. Apr 2022, 00:59
Im Kriegsfall. Es gibt aber derzeit keine kriegsführenden Parteien, welche unseren Luftraum benutzen möchten, insofern müssen wir niemandem etwas verwehren.propellix hat geschrieben: ↑Mo 4. Apr 2022, 16:13 Manchmal kommt mir echt vor, dass es selbst hier kein staatsrechtliches Wissen über die österr. Neutralität gibt:
EIN Kernpunkt der österr. Neutralität ist, dass Ö kriegsführenden Parteien die Nutzung des österr. Luftraumes als neutraler Staat verwehren MUSS.
In dem Zusammenhang würde ich anregen, dass man aufhören sollte zu argumentieren mit "Die Neutralität verpflichtet uns zu ..." - denn das erweckt den Eindruck, als ob diese Neutralität ein fremdes Subjekt ist, dass uns zu Dingen zwingt, die wir eigentlich gar nicht wollen.
Eher sollte man darauf abstellen, dass Österreich ein Eigeninteresse als souveräner Staat hat, seinen Luftraum mit eigenen Mitteln und unabhängig von Dritten rund um die Uhr zu kontrollieren (dazu gehören natürlich auch Kampfflugzeuge) und im Notfall auch Flugobjekte abzuschießen - wie eben gerade der Vorfall in Kroatien gezeigt hat.
Die Haager Abkommen entstanden in einem zeitlichen Kontext, als noch formale Kriegserklärungen die Norm waren.
Siehe III. Haager Abkommen - in Artikel 1 und 2 wird unmissverständlich festgehalten, dass die Aufnahme von Feindseeligkeiten einer Kriegserklärung bedürfen und dass der Kriegszustand den neutralen Mächten unverzüglich bekannt zu geben ist.
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassu ... r=10000022
Formale Kriegserklärungen dürften in Europa das letzte Mal im 2. Weltkrieg der Fall gewesen sein.
Weiters war der Sinn und Zweck dieser Bestimmungen, dass sich diese explizit an neutrale Staaten in einem Kriegsfall richten, also solche Staaten, die sich an einem formalen Krieg nicht beteiligen und hinsichtlich dieses einen Kriegsfalls ihre Neutralität bekunden. Das ist nicht dasselbe wie eine immerwährende Neutralität.
Die Haager Abkommen sind überholt, zumindest lässt sich daraus keine verbindliche Definition der immerwährenden Neutralität für Österreich im 21. Jahrhundert ableiten, schon gar nicht hinsichtlich der praktischen Ausgestaltung - wie dem Ausmaß der Luftraumüberwachung.
Beim Thema Luftraumverteidigung sollte man nicht nur an feindliche Kampfflugzeuge und Bomber denken.Doppeladler hat geschrieben: ↑Di 5. Apr 2022, 17:44 Ich frage mich ob es nicht sinnvoller ist mehr EF Doppelsitzer zu beschaffen als Jet-Trainer. Nur Abfangjäger sind einsatztauglich im Sinne der Luftraumüberwachung & -sicherung und wir haben zu wenige davon. Auch ein M346 kann das nicht. Da helfen dann geringere Flugstundenkosten auch nicht, wenn die Leistung nicht erbracht wird.
Der Betrieb eines zweiten Jet-Systems kostet auch Geld - von der Schraube über das Personal bis zum Simulator. Die Anmietung der relevanten Trainingskurse im Ausland könnte im Jet-Trainer Bereich die vernünftigere Lösung sein.
Zur Überwachung des Luftraums, Verdichtung des Lagebilds (Aufklärung) und als Abfangjäger gegen langsamer/tiefer fliegende Flugobjekte müssen nicht unbedingt Eurofighter bzw. Überschall-Kampfjets eingesetzt werden, das können auch andere Flugzeuge, sofern sie entsprechend ausgerüstet sind.
Ob das in der Praxis für Österreich Sinn macht, ist eine andere Frage, soweit ich sehe ist es bei Staaten von mit Österreich vergleichbarer Größe nicht üblich, eine zweite Flotte mit "Hilfsjägern" zu betreiben.
Ein Vorteil ist eine gewisse Ausfallsicherheit. Sollte es bei der Eurofighter-Flotte zu Problemen kommen, hätte man eine Alternative, die zumindest einen Teil der Aufgaben stemmen kann.
Nachteil ist, dass man eben zwei Flotten an Jetflugzeugen hat, also in vielen Bereichen einen doppelten Aufwand, der den Kostenvorteil eines günstigeren "Hilfsjägers" wieder aufheben könnte - vor allem da entsprechend hochwertig ausgerüstete "Hilfsjäger" auch nicht billig sind.
Wie ich schon mal geschrieben habe: Die Zeit der Saab-105 kommt nicht mehr zurück.