Einigung auf Haushalt 2025 und Wachstumsinitiative
Sicherheit im engeren Sinn: Es geht um eine starke Verteidigung und eine starke Bundeswehr. Deutschland wird das Zwei-Prozent-Ziel der Nato in jedem Jahr voll erfüllen. Von 2028 an, wenn das Sondervermögen komplett ausgegeben ist, wird der reguläre Verteidigungshaushalt 80 Milliarden Euro umfassen. Außerdem gibt es mehr Geld für die Sicherheit in den Städten und Dörfern, beispielsweise durch mehr Mittel für die Ausstattung der Polizei. Auch das Technische Hilfswerk und der Katastrophenschutz werden gestärkt.
https://www.bundesregierung.de/breg-de/ ... 25-2297572
Es gibt ein unschöne Stellungnahme des Bundesrechnungshofes zum Entwurf des Bundeshaushalts 2025, die heuer im April veröffentlicht worden ist:
Stellungnahme des Bundesbeauftragten für Wirtschaftlichkeit in der Verwaltung an das Bundesministerium der Finanzen zur Aufstellung des Bundeshaushalts 2025 und der Finanzplanung bis 2028
Risiken und Fluchten beenden – Rahmenbedingungen für eine durchgreifende Konsolidierung des Bundeshaushalts
4 Strukturelle Probleme weiterhin ungelöst
Verfassungsrechtlich riskante Umgehungen der Schuldenregel sind nicht nur rechtsstaatlich bedenklich. Sie ermöglichen es, sich den lange bekannten wesentlichen strukturellen Problemen des Bundeshaushalts zu entziehen. Drängende haushaltspolitische Fragen sind nach wie vor ungelöst:
[...]
- Unsicher ist auch die künftige Finanzierung der Landes- und Bündnisverteidigung.
5 Weitere Zuspitzung im Jahr 2028
Neben den lange bekannten ungelösten strukturellen Problemen wird der Bundeshaushalt bereits in wenigen Jahren mit weiteren, schon heute feststehenden zusätzlichen erheblichen Belastungen konfrontiert sein. Das Jahr 2028 wird ein Schlüsseljahr für die Bundesfinanzen sein. In diesem Jahr
[...]
- wird das Sondervermögen Bundeswehr voraussichtlich ausgeschöpft sein und die politische Zusage, nach NATO-Kriterien jährlich mindestens 2 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Verteidigung auszugeben (2 % Ziel), muss dann vollständig aus dem Bundeshaushalt bestritten werden; damit müsste der Einzelplan 14 im Jahr 2028 gegenüber dem bisherigen Finanzplan für das Jahr 2027 rechnerisch von 52 Mrd. Euro auf 75 bis 85 Mrd. Euro ansteigen,
- beginnt mit der voraussichtlichen vollständigen Inanspruchnahme der Kreditermächtigung des Sondervermögens Bundeswehr die grundsätzliche Verpflichtung zur Rückzahlung der aufgenommenen Kredite,
Zu den Verteidigungsausgaben nach NATO-Kriterien zählen derzeit Ausgaben aus dem Einzelplan 14, aus dem Sondervermögen Bundeswehr sowie aus anderen Einzelplänen (z. B. Einzelplan 60). Ausgehend von der Jahresprojektion „Gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial und Konjunkturkomponenten“ der Bundesregierung vom 21. Februar 2024 (
www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/G/ge ... n-2024.pdf) entsprächen 2 % des BIP im Jahr 2028 Ausgaben von rund 95 Mrd. Euro.
Die Größenordnung von 75 bis 85 Mrd. Euro für den Einzelplan 14 ergibt sich rechnerisch unter der Annahme, dass von den Verteidigungsausgaben etwa 10 bis 20 Mrd. Euro auf andere Einzelpläne entfallen.
https://www.bundesrechnungshof.de/Share ... onFile&v=3
Heeresinspekteur kritisiert geplanten Wehretat: „Schwerwiegende Folgen für Bundeswehr“ – Kritik auch von Pistorius
Heeresinspekteur Mais hat vor schwerwiegende Folgen für die Bundeswehr gewarnt, sollte der Wehretat nicht höher ausfallen als bislang geplant. Der Generalleutnant sagte dem Magazin „Focus“, notwendige Beschaffungen müssten dann ausfallen.
Dies führe dazu, dass die Truppe über einen noch längeren Zeitraum mit hohlen Strukturen zurechtkommen müsse. Mais betonte, die Gesellschaft müsse sich fragen, ob es Verteidigungspolitik nach Bedrohungslage oder nach Kassenlage gebe.
https://www.deutschlandfunk.de/heeresin ... n-100.html
Lindner weist Kritik an Etat zurück: Mehrheit fordert mehr Mittel für Bundeswehr – geteilte Meinungen zu Nato
Der Verteidigungsminister bezeichnete die Aufstockung seines Wehretats um lediglich 1,2 Milliarden Euro als „ärgerlich“. Denn Boris Pistorius (SPD) hatte im Zuge der Haushaltsverhandlungen auf mehr Mittel für die Bundeswehr gedrängt.
Damit hat Pistorius auch die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich: 52 Prozent der Bundesbürger meinen, die Bundesregierung tue zu wenig für die Finanzierung der Bundeswehr – darunter sind besonders viele Anhänger von CDU und FDP. Nur elf Prozent sagen, sie unternehme zu viel. Dieser Auffassung sind überdurchschnittlich häufig AfD-, Linke- und BSW-Anhänger. Etwas weniger als ein Drittel hält die Bemühungen für angemessen.
Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Politbarometer der Forschungsgruppe Wahlen für ZDF und Tagesspiegel hervor.
Finanzminister Christian Lindner wies Kritik am geplanten Wehretat am Freitag zurück und bekräftigte, er sei nicht zu einer Aufstockung bereit. Der FDP-Politiker argumentiert, Deutschland liege bei den Wehrausgaben deutlich oberhalb der Nato-Quote von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung. Auch viele andere EU-Staaten erfüllen die Vorgabe inzwischen.
https://www.tagesspiegel.de/politik/lin ... 10493.html
„Andere Länder sind effizienter“: Lindner will Wehretat nicht aufstocken und rügt Pistorius
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat nun Kritik am geplanten Verteidigungsbudget im Haushalt für das kommende Jahr zurückgewiesen und ist nicht zu einer Aufstockung bereit. Gleichzeitig gab es einen Seitenhieb auf Pistorius. „Der Vorschlag der Regierung steht“, sagte Lindner den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland.
„Die Ausgaben für das Verteidigungsministerium wurden mit dem Bundeskanzler Scholz selbst vereinbart“, sagte Lindner und fügte mit Blick auf seinen Kollegen hinzu: „Herr Pistorius war dabei.“
Der Finanzminister forderte Pistorius zugleich auf, die Mittel effizienter einzusetzen. „Übrigens sollten wir schauen, dass wir pro eingesetztem Euro Steuergeld auch mehr Sicherheit und mehr Fähigkeiten für die Bundeswehr erhalten. Andere Länder sind zum Teil effektiver und effizienter, zeigen Studien“, mahnte der FDP-Chef.
Lindner argumentierte, mit der vereinbarten Erhöhung des Verteidigungsetats um weitere 1,2 auf 53 Milliarden Euro liege Deutschland bei den Wehrausgaben deutlich oberhalb der Nato-Quote von zwei Prozent der Wirtschaftsleistung.
„Damit bewegen wir uns weit über den Verteidigungsausgaben anderer G7-Staaten wie Frankreich und Italien“, betonte Lindner. Außerdem sei ein weiterer Aufwuchs für die kommenden Jahre geplant. Lindner machte jedoch klar, dass über den Haushalt am Ende der Bundestag entscheide.
https://www.tagesspiegel.de/politik/and ... 09866.html
11. Juli 2024
NATO, Bundeswehr und die Finanzierung
Boris Pistorius, SPD, Bundesverteidigungsminister, im Interview mit Philipp May
11.07.2024, 06:50 Uhr
May: Sie haben es ja schon gesagt. Sie wollten eigentlich 6,7 Milliarden und Sie haben gesagt, dass Sie bestimmte Dinge nicht in der Geschwindigkeit jetzt anstoßen können durch diese nur 1,2 Milliarden Aufwuchs, wie es eigentlich die Zeitenwende und die Bedrohungslage erforderlich machen würden. Was konkret können Sie jetzt nicht anstoßen?
Pistorius: Das ist nichts, was in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollte. Es kursieren ja die einen oder anderen Gerüchte. Aber ja, wir müssen neu priorisieren. Das werden wir tun. Gleichzeitig habe ich angewiesen, dass Priorität Nr. 1 im kommenden Jahr wieder sein muss, was es lange nicht war, dass die Übungs- und die Einsatzfähigkeit der Truppe gewährleistet bleibt, dass das Material, das die Truppe braucht, zuläuft, und dass keine Abstriche gemacht werden im täglichen Betrieb. Und darüber hinaus werden wir aus dem Sondervermögen noch auslösen, was auszulösen ist. Und bei den Projekten, die im Augenblick dann nicht finanzierbar scheinen aus den üblichen Mitteln, werden wir nach kreativen Wegen suchen müssen, weil wir keine Alternative haben.
May: Aber 2028 ist das Sondervermögen weg. Dann muss – haben Sie auch schon gesagt – ohne Aufwuchs der Wehretat quasi auf einen Schlag um, ja, fast 30 Milliarden Euro anwachsen. Das klingt ja, ehrlich gesagt, absolut unrealistisch.
Pistorius: Na ja, das ist eine Frage der Verantwortung und der Prioritäten. Da bin ich, ehrlich gesagt, ganz fest im Glauben. Alle sagen immer wieder, ohne Sicherheit ist alles nichts. Und das ist keine Floskel. Ich war zehn Jahre lang Innenminister. Ich weiß um die Bedeutung der inneren Sicherheit für die Menschen im Land. Und ich weiß seit meinem Amtseintritt als Verteidigungsminister, dass äußere Sicherheit angesichts einer Bedrohung, wie wir sie wieder haben, eben auch zentral ist. Das heißt, es ist ganz einfach. Wir müssen in der Gesellschaft Überzeugungsarbeit leisten, damit auch die politischen Kräfte, die es heute noch nicht einsehen, dass dieser Weg alternativlos ist … ich mag das Wort nicht, aber in dem Fall ist es tatsächlich so. Es braucht die Mittel, damit die Bundeswehr selbstverteidigungsfähig wird, ihren Beitrag im Bündnis, in der NATO leisten kann, denn nur im NATO-Bündnis sind wir stark. Das ist auch die Botschaft, die von diesem Gipfel ausgeht.
https://bilder.deutschlandfunk.de/7a/a5 ... 24-100.pdf
7. Juli 2024
Bundeswehrverband:
Ampel-Etat: Truppe "größtenteils schockiert"
Der Bundeswehrverband kritisiert den Haushaltsentwurf der Ampel scharf. Der werde der Bedrohungslage nicht gerecht. Die Truppe sei "verwundert, größtenteils schockiert".
Der Bundeswehrverband fordert deutliche Nachbesserungen am Koalitionsentwurf für den Verteidigungsetat. Ein Zuwachs von 1,2 Milliarden Euro werde "keinesfalls der aktuellen Bedrohungslage und erst recht nicht Deutschlands Verantwortung in der Welt gerecht", sagte der Verbandsvorsitzende André Wüstner der Deutschen Presse-Agentur.
Wüstner warnte: "Mit diesem Haushalt mag sich die Bundesregierung zwar durch diese Legislaturperiode hangeln wollen, aber die Bundeswehr als wesentlicher Teil unserer Sicherheitsarchitektur - und damit wir alle - zahlt den Preis dafür."
Wüstner verwies auf politische Instabilität und Unklarheit über die künftige Rolle der USA als Sicherheitsgarant für Europa. Es sprach insgesamt von der "gefährlichsten Sicherheitslage seit dem Fall des Eisernen Vorhangs".
Wüstner verwies auf den jüngsten Bericht zur Einsatzbereitschaft der Streitkräfte. Der habe dem Verteidigungsausschuss aufgezeigt, wie schwierig die Lage und wie weit entfernt die Bundeswehr von den Nato-Fähigkeitszielen sei. Das sei der Grund, weshalb Verteidigungsminister Boris Pistorius energisch ein Etatplus von 6,7 Milliarden Euro eingefordert habe, sagte Wüstner. "Einmal mehr wurde er hängengelassen, wie im vergangenen Jahr oder zuletzt im Zuge seiner Forderungen zur Wehrpflicht."
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... t-100.html