Wie gesagt, ich glaube nicht, dass solches Material derzeit überhaupt Sinn macht.
Dingos, vielleicht. Die basieren auf Unimogs und haben, ähnlich wie Bushmaster MRAPs, keine derartige logistische Tiefe, dass ein ukrainischer Schrauber nicht nach kurzer Einweisung auch mit COTS-Ersatzteilen halbwegs zurande käme.
Aber indem man den Ukrainern Schützenpanzer Marder oder Warrior, oder gar westliche Kampfpanzer zur Verfügung stellt, wie der o.g. Artikel andeutet, würde ihre Kampfkraft kaum gemehrt. Im Gegenteil, ihnen würde ein Klotz ans Bein gehängt.
Voll auf T-Panzern und BMPs ausgebildete Besatzungen könnte man wohl in einem einwöchigen Crashkurs leidlich auf die neuen Böcke umschulen. Bleibt aber der logistische Rattenschwanz, und da sprechen wir eher von Monaten als von Wochen.
Es braucht Unmengen an Verbrauchs- und Ersatzteilen, Spezialwerkzeuge, technische Dokumentation; es braucht geschulte Techniker, die die Böcke auseinandernehmen, Defekte identifizieren, beheben, und das Ganze wieder zusammenbauen können.
Ohne diese Voraussetzungen hätten solche Lieferungen nur eines zur Folge: Zu den aufgegebenen russischen Fahrzeugen, die die ukrainische Landschaft spicken, würden sich aufgegebene ukrainische Fahrzeuge westlicher Provenienz gesellen.
Kurzfristig sinnvoller wäre es – und da könnte sich auch Österreich einreihen, scheint mir – den östlichen NATO- bzw. EU-Staaten mit Geldzahlungen, Krediten, Preisnachlässen usw. die Abgabe ihres Wehrmaterials sowjetischer Machart an die Ukraine schmackhaft zu machen, bzw. ihnen somit den schnelleren Ersatz zu erleichtern.
Freilich ist auch die mittelfristige Problematik zu berücksichtigen: Das Argument, dass die geschrumpften Armeen Westeuropas auch Wehrmaterial für sich selbst zurückhalten müssen, ist kein Vorgeschobenes. Noch weniger Lust, plötzlich mit runtergelassenen Hosen dazustehen, werden Länder wie Polen oder Tschechien verspüren.
Nebenbei, was ich seit langer Zeit mal loswerden wollte:
innsbronx hat geschrieben: ↑Fr 8. Apr 2022, 22:14nach Kiew oder Kyjiw
Ich verstehe die historische Konnotation, und warum deutschsprachige Ukrainer fordern, in Zukunft die ukrainische Aussprache des Namens der Stadt anstelle der russischen zu verwenden. Aber so funktionieren Toponyme nun mal. Wir nennen die Stadt nicht deshalb Kiew, um ein politisches Zeichen zu setzen, sondern übersetzen ihren Namen nach der Maßgabe unseres Wörterbuchs.
Weil ein und dieselbe Stadt gemeint ist, wäre also auch die korrekte Übersetzung für das ukrainische Київ dieselbe wie für das russische Киев: "Kiew". Nennt der Franzose Wien "Vienne", ist damit ja auch keine politische Aussage verbunden.