Re: Medienberichte 2022
Verfasst: Di 8. Mär 2022, 19:55
Hofburg mit drastischer Kritik an Tanners Heeresreform
https://orf.at/#/stories/3252035/
Österreichs Neutralität auf dem Prüfstand
https://www.diepresse.com/6109146/oeste ... pruefstand
Fundamentales Prinzip gerät ins Wanken: Wegen Putins Krieg streitet Österreich über die Neutralität
https://orf.at/#/stories/3252035/
Österreichs Neutralität auf dem Prüfstand
https://www.diepresse.com/6109146/oeste ... pruefstand
- Die Neutralität bietet Österreich keinen ausreichenden Schutz (Leitartikel)
https://www.diepresse.com/6109183/die-n ... den-schutz
- TT-Leitartikel zu Österreichs Neutralität: Abschied von der Lebenslüge
https://www.tt.com/artikel/30814863/tt- ... ebensluegeWir haben es uns mit der Neutralität bequem eingerichtet. Sie ist aus dem gemeinsamen Bewusstsein der Österreicherinnen und Österreicher nicht wegzudenken. Zu Ende gedacht haben wir sie aber nie.
Schon das Neutralitätsgesetz vom 26. Oktober 1955 verrät viel über den Umgang mit dem liebsten sicherheitspolitischen Versatzstück des Landes. Österreich erklärt "aus freien Stücken" siene immerwährende Neutralität. "Aus freien Stücken"? Na ja. Die Neutralität war das Vehikel, mit dem die österreichischen Verhandler der damaligen (sowjet-)russischen Führung die Unabhängigkeit ihres Landes abkauften.
Als die Neutralität einmal in Kraft war, haben wir es uns mit ihr gut eingerichtet. Militärisch neutral, politisch nach Westen ausgerichtet. Anders als das Neutralitäts-Vorbild Schweiz trat Österreich rasch der UNO und später der EU bei. Die "Blauhelme" der Friedenstruppen wurden zu einem Symbol der Sicherheits- und Neutralitätspolitik. Die Solidarität war geboren. Ebenso symbolträchtig war der "Wehrigel": Diese Figur aus der Kreativabteilung des Heeres warb für den Wehrwillen im Land.
Solidarität übt Österreich weiterhin. Der Wehrigel hingegen hat seine Stacheln verloren. Bundesheer und Republik haben bei der Friedensdividende der jüngeren Vergangenheit voll mitgeschnitten und Investitionen in die Rüstung vernachlässigt. Der Trittbrettfahrer war geboren. Für die Sicherheit sorgt das Umfeld.
Militärs werden nicht müde, auf diesen Mangel hinzuweisen. Die Politik beschäftigt das Heeresministerium aber lieber mit Sesselrücken bei der x-ten internen Reform. Nur als der politische Zufall vorübergehend einen General an die Spitze des Ressorts brachte, ließ dieser den Bedarf auflisten. Das Ergebnis war eine für österreichische Verhältnisse maßlose Wunschliste der Militärs. Doch selbst nach einem Reality-Check blieb der Befund dramatisch.
Neutral ist Österreich so gesehen schon lange nicht mehr - zumindest nicht nach dem Vorbild Schweiz. Das eigene Land zu verteidigen wäre dem Bundesheer so gut wie unmöglich.
Die Ukraine-Krise könnte ein Anlass sein, die sicherheitspolitische Lebenslüge zu überdenken. Diese besteht übrigens nicht darin, dass Österreich neutral ist. Dafür lassen sich gute Gründe finden, auch als Mitglied der EU. Die Lebenslüge besteht darin, dass Neutralität billiger zu haben ist als der Beitritt zur NATO.
Jetzt die Diskussion über die Neutralität für beendet zu erklären, mag daher der Stimmung im Land geschuldet sein. Von der Verpflichtung, die Finanzierung der Sicherheitspolitik nachhaltig zu erhöhen, entbindet sie aber niemanden. Nicht den türkisen Kanzler. Nicht den grünen Regierungspartner. Nicht die Opposition.
Fundamentales Prinzip gerät ins Wanken: Wegen Putins Krieg streitet Österreich über die Neutralität
https://www.tagblatt.ch/international/u ... ld.2260565Bundeskanzler Karl Nehammer versuchte alles, um seine Worte direkt wieder einzufangen. «Österreich war neutral, Österreich ist neutral, Österreich wird auch neutral bleiben», insistierte der Regierungschef. Doch da war es bereits zu spät - und die Debatte um Österreichs Neutralität in vollem Gange.
Nehammer selbst hatte sie losgetreten. Die Neutralität sei Österreich von den sowjetischen Kommunisten «aufgezwungen» worden, sagte der Kanzler. Und so hat Österreich plötzlich eine Diskussion um das Rückgrat seiner Verfassung – ob Nehammer will oder nicht.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Österreich in Besatzungszonen aufgeteilt. 1955 wurde vertraglich besiegelt, dass es zu keiner Teilung wie in Deutschland kommt und dass Österreich in die Unabhängigkeit entlassen wird. Die Bedingung der Sowjetunion: Neutralität. Die Zusicherung Österreichs lautete, eine Neutralität in der «Art zu üben, wie sie von der Schweiz gehandhabt wird».
Stehende Ovationen für Putin
Doch nun wird es immer lauter in den bisher schmeichelweichen Beziehungen Österreichs zu Russland. Zur Erinnerung: Putin war seit der Annexion der Krim zwei mal offiziell in Wien zu Gast und von Wirtschaftstreibenden mit stehenden Ovationen begrüsst worden. Zuletzt aber kamen aus der russischen Botschaft unverkennbar zornige Meldungen.
Dass Nehammer Russlands Krieg in der Ukraine scharf verurteilte und von Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit sprach, stösst Russland auf. Die Reaktion auf Nehammers Äusserungen war eine Erklärung der Botschaft voller Ohrfeigen: Nehammer, der Kanzler des «scheinbar neutralen Österreichs» hiess es darin. Er habe «empörende Aussagen» getätigt und dabei eine «emotionale antirussische Rhetorik» angewandt.
Es war der ehemalige Bundesheerkommandant Günter Höfler, der als erster offen jene Debatte startete, die Nehammer nun beenden will: Die Neutralität habe in der Geschichte noch nie ein Land vor einem Aggressor bewahrt, so Höfler. Einzige Alternativen seien eine starke bewaffnete Neutralität wie die Schweiz, oder ein Nato-Beitritt. Stark bewaffnet ist Österreichs Bundesheer jedenfalls nicht.
Neutralität müsse «ernsthaft diskutiert werden»
Ihm schloss sich der ehemalige ÖVP-Nationalratspräsident Andreas Khol an, eine graue Eminenz in der Partei: In einem Zeitungsbeitrag plädierte er für einen Nato-Beitritt oder die Mitarbeit an einer EU-Armee. Die einst frei gewählte Neutralität solle angesichts der aktuellen «Zeitenwende» in einer ebenso freien Entscheidung aus der Verfassung gestrichen werden.
Mit ÖVP-Wehrsprecher Friedrich Ofenauer stimmte schliesslich auch ein aktiver Politiker in den Chor mit ein: Über die Neutralität und ihre Ausgestaltung müsse «ernsthaft diskutiert werden».
Eine parlamentarische Mehrheit hat ein Ende der Neutralität derzeit nicht. Die SPÖ und die FPÖ sind klar dagegen. Ebenso äusserten sich die Grünen. Lediglich die NEOS können sich vorstellen, an dem Verfassungspassus nachzubessern.