Wer solche Schlagzeilen fabriziert, der muss deutlich machen was diese Perspektive den österreichischen Steuerzahler kosten würde. Es mehren sich die Anzeichen, dass nach Deutschlands Kehrtwende auch die letzten Sparfüchse im Bündnis aufrüsten werden, Belgien etwa, wo der Wiederaufbau einer Panzerwaffe plötzlich auf der Tagesordnung steht.
Ohne einen deutlich höheren Verteidigungsetat würde sich die NATO nicht gerade darum reißen, Österreich aufzunehmen.
Überdies müsste die Neutralität nicht nur aus der Verfassung, sondern auch aus den Köpfen getilgt werden, und meiner unerheblichen Meinung nach besteht dafür in Österreich auf absehbare Zeit kein Raum, wenn letzte Umfragen irgendetwas besagen, die auf für Westeuropa überdurchschnittlich viel NATO-Skepsis und Putin-Verstehertum hindeuten.
Leider ist klar, wohin die Reise geht; auf absehbare Zeit wird der Kreml versuchen, alle europäischen Gebiete der vormaligen Sowjetunion zurückzugewinnen, die noch nicht der NATO beigetreten sind. Dann sind die drei baltischen Staaten in einer außerordentlich prekären Lage; die Versuchung wäre groß, sich diese Gebiete im Handstreich einzuverleiben, darauf vertrauend, dass die NATO nicht ihretwegen den dritten Weltkrieg riskiert. Österreich müsste z.B. durch Truppenentsendungen ins Baltikum die Bereitschaft beweisen, Allianzterritorium zu verteidigen. Wäre man dazu bereit?
Immerhin: Österreich wird so oder so um eine ernsthafte Debatte über seine sicherheitspolitische Rolle am östlichen Rand Westeuropas, auch in finanzieller Hinsicht, nicht herumkommen. Nach jetzigem Sachstand wird bald allein Ungarn noch zwischen Österreich und einer Neo-Sowjetunion liegen. Und auch innerhalb der EU werden sich dann die Stimmen mehren, die von Wien fordern werden, die Füße in den Boden zu stemmen und den Ungarn den Rücken zu stärken.