ObstdG Ing. Mag.(FH) Reinhard Kraft, Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, in: AQUILA. Die Fachpublikation der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, Bd. 19 (September 2019) hat geschrieben:Die Luftraumüberwachung mit einem Jettrainer durchzuführen, welcher nicht überschallfähig ist, ist auf jeden Fall billiger und daher auch effizienter, als einen teureren Abfangjäger zu beschaffen und zu betreiben. Im Resultat wird der Luftraum aktiv überwacht, der Unterschied in der Qualität zu einem überschallfähigen Abfangjäger liegt jedoch offensichtlich auf der Hand. Betrachtet man die geforderte Wirkung, nämlich, dass Flugzeuge mit hoher Geschwindigkeit abgefangen und gegebenenfalls auch Folgemaßnahmen (Landezwang bis zum Waffeneinsatz) eingeleitet werden müssen, sieht man die Schere auseinandergehen.
Von Luftfahrzeugen mit einer feindlichen Absicht wird hier noch gar nicht gesprochen, dies würde noch weitere Fähigkeiten zum Reagieren (z.B. Selbstschutzausrüstung, Radarlenkwaffen) brauchen.
Ein modernes Passagierflugzeug ist durch einen veralteten Jettrainer aufgrund der Reisehöhe, aber auch der Reisegeschwindigkeit kaum mehr abzufangen – das ist Realität. Die Effektivität ist in dieser Rolle daher fast gleich Null. Betrachtet man nun die Hauptaufgabe eines Jettrainers, nämlich als Ausbildungsmittel für die Jetpilotenausbildung, steigt die Effektivität wieder ungemein.
Diese könnte zwar auch auf dem Abfangjäger selbst erfolgen, wäre aber nicht effizient, da es ein Vielfaches mehr kosten würde. Auch braucht ein Abfangjägersystem einen „Trainingspartner“, welcher kostengünstig durch einen Jettrainer dargestellt werden kann. Daher braucht es beide Systeme, um effektiv und gleichzeitig auch effizient die gestellten Aufgaben (Luftraumüberwachung, Ausbildung und Training) bewältigen zu können.
An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass der Betrieb der Eurofighter (Kampfjet der 4. Generation!) in Österreich auf höchstem technischem und betrieblichem Niveau durchgeführt wird, bei vergleichsweise geringen Kosten gegenüber anderen Betreibernationen – ein effizienterer Betrieb des Eurofighters ist, aus meiner Sicht, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen, nicht möglich. Möglichkeiten zur Weiterentwicklung wurden mittlerweile bereits durch zwei Kommissionen beurteilt.
Es wurde dabei nicht nur die Effizienz, sondern auch die Effektivität in die Beurteilungen mit aufgenommen. Die (politische) Entscheidungen über die weitere Vorgehensweise wurden jedoch noch nicht getroffen.
ObstdG Ing. Mag.(FH) Reinhard Kraft, Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, in: AQUILA. Die Fachpublikation der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, Bd. 19 (September 2019) hat geschrieben:Dringend notwendige Investitionen in den Ersatz von veraltetem Gerät daher von sogenannten Strukturreformen abhängig zu machen ist kontraproduktiv und wird folglich oftmals als Verzögerungstaktik empfunden – zur weiteren Demotivation der Truppe.
Effizienz bei der Truppe
Leider manifestiert sich dieser angesprochene Effizienzgedanke, nach meinen Beobachtungen, wie ein roter Faden immer mehr auf allen militärischen Führungsebenen, auch bei der Truppe. Durch die jahrelange budgetäre Unterdotierung war mittlerweile bereits jeder Kommandant mit den Auswirkungen konfrontiert, gegenwärtig fast tagtäglich.
Gibt es noch genügend Flugstunden/Flottenkilometer, haben wir dafür noch ein ausreichendes Überstundenbudget, lohnen sich angesichts der budgetären Situation noch Anträge für dringend benötigtes
Gerät, haben wir noch genügend funktionsfähige Fahrzeuge für Verlegungen, was müssen wir streichen um überhaupt noch etwas üben zu können etc. Es gibt keinen Bereich mehr im Österreichischen Bundesheer, welcher nicht über Budgetnöte zu klagen hätte.
Die Folge daraus ist, es wird nicht mehr darüber nachgedacht, wie eine Herausforderung bestmöglich gelöst werden kann, sondern man versucht mit den vorhandenen Mitteln das Bestmögliche zu machen. Oft sehr effizient, meist leider nicht besonders effektiv, wenn überhaupt.
Das beste Beispiel dafür ist die flexible und lageangepasste Luftraumüberwachung, im Kern eine Reduktion der Überwachungszeiten, welche aus Kostengründen eingeführt werden musste. Länder wie die Schweiz zeigen uns aber Anderes vor. Dort wurde 2014, nach einer Flugzeugentführung außerhalb der Bürozeiten der eidgenössischen Luftwaffe, konsequent der Weg in Richtung einer 24/7 (24 Stunden am Tag / 7 Tage die Woche) Luftraumüberwachung eingeschlagen. Dieser ambitionierte Plan wird Anfang 2021 umgesetzt sein – ja, so lange dauert es, eine (aufgegebene) Fähigkeit aufzubauen (die militärischen Leser werden darüber nicht überrascht sein).
Notwendige Fähigkeitsentwicklung der Waffengattung Fliegerabwehr im Österreichischen Bundesheer auf Basis der neuen Bedrohungen, für den Einsatz im Inland., in: AQUILA. Die Fachpublikation der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule, Bd. 19 (September 2019), p. 6-10
https://bibisdata.bmlv.gv.at/194784.pdf
IndieGrz hat geschrieben: ↑Fr 29. Nov 2019, 18:28Das BMLV weist ja selber in seiner Aussendung auf die "erheblichen Mehrkosten" hin. Wo bitte ist da das EF-Bashing? Die höheren Betriebskosten sind ja evident.
Ich habe die Aussendung nicht gesehen.
Trotzdem: Erwähnt man Begriffe wie "Mehrkosten", speziell im Zusammenhang mit dem Eurofighter, stürzen sich die Medien darauf. Und plötzlich wird wieder der Eurofighter zum "Problem" gemacht, nicht die Saab-105.
Ö1 Abendjournal 29.11.
Bundesheer: Saab-105 Flugzeuge fallen aus
Franz Renner: "Mit Franz Renner, guten Abend. Die Schlagzeilen zu den Themen des Tages:
Der Defekt eines Bolzens stürzt die österreichische Luftraumüberwachung endgültig in die Krise. Die uralten Saab-105 müssen für Monate am Boden bleiben. Für das Bundesheer bedeutet das horrende Kosten und sogar das Risiko eines Totalausfalls."
[...]
RENNER: "Wovor Experten seit langem warnen, ist heute eingetreten. Die uralten Saab-105-Flugzeuge des Bundesheeres fallen für Monate aus, wegen defekter Bolzen. Die Luftraumüberwachung muss daher von den Eurofightern allein durchgeführt werden. Das bringt nicht nur wesentlich höhere Kosten, sondern kann bei Schlechtwetter sogar zum Totalausfall der Luftraumüberwachung führen. Informationen von Klaus Webhofer."
Klaus Webhofer: "Auf die Militärpiloten, die Techniker, die Fluglotsen kommen schwere Zeiten zu. Mit dem Komplettausfall der Saab-105 - nebenbei gesagt sind das 50 Jahre alte Maschinen - müssen die wenigen Eurofighter nun die gesamte Luftraumüberwachung übernehmen. Für ein paar Monate lang. Eine prekäre Situation, so Bundesheersprecher Michael Bauer."
Oberst Michael Bauer: "Es wird sehr schwierig werden und es wird auch nur über einen bestimmten Zeitraum gehen. Was noch hinzukommt: Dass die Luftraumüberwachung in Hinkunft nur mehr auf einen einzigen Flughafen, nämlich Zeltweg, abgestützt ist. Und das würde bedeuten, dass bei extremen Wetterbedingungen überhaupt keine Luftraumüberwachung mehr möglich ist."
WEBHOFER: "Das deshalb, weil die Saab nördlich des Alpenhauptkammes, von Linz aus operiert haben. Und teurer wird das ganze auch."
BAUER: "Und das bereits bei einem sehr, sehr angespannten Budget. Die Flugstunde der Saab-105 kostet ungefähr 3000 Euro - die Flugstunde des Eurofighters ein Zehnfaches."
WEBHOFER: "Ende 2020 müssen die Saab zwar ohnehin definitiv ausgemustert werden. Dennoch zahlt es sich für das Heer aus, die beschädigten Bolzen für ein paar Monate nachproduzieren zu lassen, so der Heeressprecher."
Oberösterreich heute
Fr., 29.11.2019 | 19.00 Uhr
Saab 105 nicht mehr einsatzbereit
Klaus Obereder: "Nächste Hiobsbotschaft für das Österreichische Bundesheer. Die in Linz-Hörsching stationierte Saab-105-Flotte ist aktuell nicht mehr einsatzbereit. Grund dafür seien beschädigte Bolzen.
Die Behebung des Schadens würde Monate dauern. So lange müssten die im Betrieb deutlich teureren Eurofighter die gesamte Luftraumüberwachung übernehmen, so das Bundesheer."
ZIB 1
Fr., 29.11.2019 | 19.30 Uhr
Österreich
Eurofighter müssen für Saab einspringen
[Saab-105OE bei der Landung in Hörsching] Johannes Marlovits: "Die veralteten Saab-105 des Bundesheeres aus den 70er-Jahren [Saab-105 wird an einer Schleppstange aus der Werft gezogen] werden nach einem technischen Problem monatelang nicht einsatzfähig sein. [Zwei Eurofighter am Rollfeld in Zeltweg, daneben Techniker und eine APU] Die gesamte Luftraumüberwachung müssen deshalb die Eurofighter übernehmen, [Zwei Eurofighter von hinten beim Überflug] die zehn mal so teuer sind.
EUROFIGHTER ALS ERSATZ
Saab flugunfähig! Heer drohen exorbitante Kosten
https://www.krone.at/2052867
Heer: Die 105er-Flotte fällt monatelang aus
https://www.nachrichten.at/politik/inne ... 85,3193899
Hiobsbotschaft:
Gesamte Saab-Flotte monatelang nicht einsetzbar
https://www.oe24.at/oesterreich/chronik ... /407770067
Saab nicht mehr flugfähig - Mehrkosten für das Bundesheer
https://www.sn.at/politik/innenpolitik/ ... r-79962541
https://www.facebook.com/militaeraktuel ... ?__tn__=-R