Kostengünstiger Lenkflugkörper auf Basis von ungelenkten 70-mm-Raketen.
Das Bundesheer hat das Waffensystem beschafft. Es wird in den leichten Mehrzweckhubschrauber AW196MA und den Advanced Jettrainer M-346FA integriert.

Geschichte der 2,75 Zoll (70 mm) Raketen
Ungelenkte, luftgestützte Raketen mit einem Durchmesser von 2,75 Zoll (70 mm) wurden ursprünglich in den späten 1940er Jahren von der NOTS (Naval Ordnance Test Station) in China Lake entwickelt. Die Raketen sollten als leistungsstärkere Ergänzung und/oder Ersatz für Geschütze sowohl in Luft-Luft- als auch in Luft-Boden-Anwendungen eingesetzt werden. Bis heute wurden viele Millionen Raketengeschosse gebaut, und die neuesten Versionen werden immer noch von vielen Streitkräften eingesetzt.
Mehr Infos: https://nointervention.com/archive/mili ... ckets.html
Technische Daten:
- Kaliber: 2,75'' (70 mm)
- Länge: ~1800 mm
- Masse: 12,7 kg (mit 4,1kg Gefechtskopf)
- Lenkung: SAL (Semi-Aktiv-Laser gemäß NATO-Standard STANAG 3733*)
Leistung
- Reichweite: von 1,5 km bis zu 7 km
- CEP(**): 1 Meter bei 6 km Reichweite
- Stehende und sich bewegende Ziele (max. Winkelgeschwindigkeit 60km/h)
Gefechtskopf
- HE (1 kg Sprengstoff, Composit B)
- Vorfragmentierte Hülle (3,1kg)
- Durchschlagskraft: 6 mm dicker Stahl ST37-2 (DIN 17100)
- Tödlicher Radius: 9 m
- Aufschlagzünder zur Optimierung von Ladung und Splitterwirkung
operative Anforderungen
- Kompatibel mit 2,75" (70mm) Raketensystem
- Luft-Boden-Start
- Boden-Boden-Start
- Boden-Luft-Start (nicht laut Hersteller, aber in der Praxis bestätigt, Ukraine)
- Luft-Luft-Start (nicht laut Hersteller, zumindest in Erprobung)
- Kostengünstige Lenkmunition
- Geringere Kollateralschäden
- Kompatibel mit Starr- und Drehflüglern
- Flexibel
- Tag- und Nachtbetrieb
- Geringere Anfälligkeit der Plattform
- Keine Wartung erforderlich
- Hohe Ersttrefferwahrscheinlichkeit
- Reduzierte Pilotenausbildung
- Begrenzter Integrationsaufwand
- Zielgenauigkeit
- Verbesserte Abstandsreichweite
Ziele
- leicht gepanzerte Fahrzeuge
- Luftverteidigungsanlagen
- Radaranlagen
- Kommunikationseinrichtungen
- Flugzeuge am Boden
- Kleine Schiffe und Patrouillenboote
- Weiche Bunker
- Scharfschützen
- Pick-up/Jeep ...
Quelle: https://fz.be/upload/files/FZ%20brochur ... 021(1).pdf
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(*) Im NATO Standardisierungsübereinkommen STANAG 3733 werden die Anforderungen an den Laser definiert. STANAG 3733 ist geheim, aber ein bisschen was weiß man.
- der Laser ist im Infarotbereich und muss für das menschliche Auge unsichtbar sein. (1064 nm)
- das Laserzielsystem richtet auf ein Ziel, der Laser wird mit einem vorgegebenen Frequenzcode gepulst.
- der Infrarotempfänger identifiziert das gepulste Signal und richtet sich auf das reflektierte Licht, das von dem Ziel gestreut wird.
- die Divergenz eines Laserstrahls muss so gering sein, dass bei einer angenommenen Zielgröße von 2,3m2 während 95 % der Zeit 90 % seiner Energie auf das Ziel treffen. Bei heute im NATO Bereich üblichen Geräten liegt die Divergenz bei weniger als <200 μRad und ermöglichen damit Distanzen über 10km.
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(**)Die Kreisfehlerwahrscheinlichkeit (CEP) ist ein Maß für die Präzision eines Waffensystems in der militärischen Wissenschaft der Ballistik. Sie ist definiert als der Radius eines auf den Zielpunkt zentrierten Kreises, der voraussichtlich die Landepunkte von 50 % der Geschosse einschließt.
Das heißt, wenn das CEP 1 Meter beträgt, landen 50 % der Schüsse innerhalb von 1 Metern des mittleren Aufschlags, 43,7 % zwischen 1 und 2 Meter und 6,1 % zwischen 2 und 3 Metern, und der Anteil der Schüsse, die weiter als das Dreifache des CEP vom Mittelwert entfernt landen, beträgt nur 0,2 %.
