Entwicklungen Luftraumüberwachung

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
muck
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von muck »

Ein Mix an luft- und bodengestützten Fähigkeiten ist natürlich das Optimum. Allerdings sollte man vorsichtig damit sein, aus dem Ukraine-Krieg vorschnell Handlungsmaximen abzuleiten. Die Ukrainer sehen sich speziellen Herausforderungen gegenüber, die von der Geographie des Landes und dem weitgehenden Stillstand an der Front herrühren, außerdem spielt die Geographie des Gegners eine Rolle, dessen Nachschublinien aufgrund der Größe Russlands nicht leicht abgeschnitten werden können.

Österreich befindet sich nicht in der gleichen Lage.

De facto ist Österreich keiner konkreten Bedrohung ausgesetzt. Das realistischste aller unrealistischen Szenare besteht meines Erachtens darin, dass das Land bei einem Angriff Russlands auf die NATO einen "Streifschuss" erhalten könnte. (Ein Primärziel wäre es nicht; angesichts der politischen Stimmung wäre es auch vorstellbar, dass der Kreml im Konfliktfall versuchen würde sicherzustellen, dass Österreich nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, damit die Bevölkerung weiter neutral bleiben will.)

Bodengebundene Assets sind das kosteneffizienteste Mittel, um Angriffe aus der Luft auf die militärische Infrastruktur bzw. Zivilbevölkerung abzuwehren (z.B. Attacken mit Drohnen und Marschflugkörpern, wie sie derzeit fast täglich auf die Ukraine niedergehen). Die Luftwaffe kommt vor allem dann ins Spiel, wenn man versuchen möchte, die Angriffe zu unterbinden, statt nur die gröbsten Schäden abzuwehren.
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von maro-airpower »

Lazarus hat geschrieben: Mi 31. Jan 2024, 08:21 Sie haben "Volle Luftverteidigung" sehr umfassend erklärt, diese kann man sicher nicht ausschließlich mit Kampfflugzeugen erreichen. Aber geht es auch ohne?
Für mich ist die Ukraine derzeit das beste Beispiel. Zu wenig an allem, aber vor allem fehlen ihnen Kampfflugzeuge. Daher sollen heuer noch die F16 kommen.
Die Ukraine war nie ohne Kampfflugzeuge. Den Luftraum freigekämpft haben sie aber nicht - das war die bodengebundene Fliegerabwehr - vor allem die mobilen Elemente und auch sehr wesentlich MANPADS, die vor allem dann sehr effektiv sind wenn der Gegner tief fliegen muss. Dazu kann ich ihn zwingen wenn er die weitrechenden Fla nicht in den Griff bekommt oder dazu ist er gezwungen wenn ihm präzise Standoff-Waffen fehlen.

Aber HARM auf MiG-29 war eine sehr wesentliche Entwicklung. Mit HARM die Fliegerabwehr bekämpfen, was dazu führt, dass HIMARS durchkommt was dazu führt, dass die Russen ihre Hubschrauber FARPs weiter ins Hinterland schieben müssen, was dazu führt dass ein HS länger zur Front und zurück fliegt somit weniger effektive Kampfzeit hat....ein kleines Tortenstück so einer Kausalkette.

Wenn man besser verstehen will wie Luftstreitkräfte kämpfen dem empfehle ich das Buch.
Das spannt den Bogen von offensiv zu defensiv, die einzelnen Zielklassen, Einsatzarten.
Es vermittelt einen guten Eindruck was mindestens erforderlich ist um handlungsfähig zu bleiben.

https://www.amazon.de/Air-Campaign-Plan ... 1583481001
muck hat geschrieben: Mi 31. Jan 2024, 09:04 Ein Mix an luft- und bodengestützten Fähigkeiten ist natürlich das Optimum.

De facto ist Österreich keiner konkreten Bedrohung ausgesetzt. Das realistischste aller unrealistischen Szenare besteht meines Erachtens darin, dass das Land bei einem Angriff Russlands auf die NATO einen "Streifschuss" erhalten könnte. (Ein Primärziel wäre es nicht; angesichts der politischen Stimmung wäre es auch vorstellbar, dass der Kreml im Konfliktfall versuchen würde sicherzustellen, dass Österreich nicht in Mitleidenschaft gezogen wird, damit die Bevölkerung weiter neutral bleiben will.)
Bei einem Angriff Russlands auf die NATO sind das in allen Fällen EU Länder. Dann greift GSVP. Bestenfalls können wir uns konstruktiv enthalten was darauf hinaus läuft, dass EU Länder Kräfte durch oder über Österreich verlegen können - von der Neutralität bleibt da herzlich wenig.
Der politische Druck auf Wien von allen Seiten wäre wohl beispiellos. Die Vor-EU Neutralität können wir nur in Konflikten außerhalb des EU Raumes aufrechterhalten, sobald die EU angegriffen wird ist es de facto vorbei.
Wie Russland das beurteilen würde, keine Ahnung. Jedenfalls wären aber die Ziele (für Russland) so vielfältig, dass "unsere Anteil" (das was auf Ö. geschossen wird) eine machbare Größe darstellt für die geplanten FlA-Mittel an SHORAD/MRAD/LRAD.
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Kampfjet-Starts auf Autobahnen? Pläne dazu gab es schon
Schweizer Luftwaffe lässt auf gesperrtem Autobahnstück ihre F-18 starten und landen. In Österreich gab es ähnliche Tests bereits, jetzt sollen die Pläne wieder aus der Schublade geholt werden.
Und in Österreich? Da gibt es mit Zeltweg derzeit nur einen einzigen Militärflughafen für unsere Eurofighter, Linz-Hörsching soll künftig als Ausweichbasis für den Kampfjet eine größere Rolle spielen. Auch der nächste Jet-Trainer (die Typenentscheidung fällt demnächst) wird in Linz stationiert sein. Auf allen zivilen Flughäfen (Graz, Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg und Wien-Schwechat) werden von den Piloten regelmäßig Außenlandungen trainiert. Nicht aber auf Autobahnen – und das sei derzeit auch kein Thema, wie ein Sprecher der Luftstreitkräfte der Kleinen Zeitung erklärt. „Theoretisch und technisch wäre das schon möglich, es gibt einige Teilstücke, die gerade und lange genug dafür sind.“ Speziell die S 36 (Murtal-Schnellstraße) im Bereich des Fliegerhorsts Zeltweg war als Ersatz-Landepiste konzipiert worden, vor deren Verkehrsfreigabe hat es dort auch schon Tests mit der Saab 105. gegeben. Der Kommandant der Luftstreitkräfte, Brigadier Gerfried Promberger, bestätigt der Kleinen Zeitung aktuelle Gespräche, diese Pläne aus Zeiten der Raumverteidigung wieder aus der Schublade zu holen. Man sei dabei aber stark auf die Kooperation mit den zivilen Behörden angewiesen.
https://www.kleinezeitung.at/oesterreic ... kein-thema




Wanted: Neuer Advanced Jet Trainer gesucht

https://militaeraktuell.at/wanted-neuer ... r-gesucht/
Lazarus
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Lazarus »

Frei nach den Worten des Bundeskanzlers: Leider geht das in Österreich nicht, dass ist der Wirtschaft nicht zumutbar. Oder so ähnlich. 😉
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Das Problem ist vielmehr, dass man die letzten 79 Jahre beim Bau von Autobahnen und Schnellstraßen auf solche militärischen Bedürfnisse nie Rücksicht genommen hat. Wenn man sich die Verläufe von Bundesstraßen und Autobahnen in Österreich ansieht, wird es sehr schwer, überhaupt geeignete Teilstücke für Behelfsflugplätze zu finden. Und bei einer tatsächlichen Realisierung finden sich bestimmt gleich einige Bürgerinitiativen dagegen ...

In den 1970ern wollte man ca. 24 Ausweichpisten samt Infrastruktur (Fernmeldeanschlüsse + getarnte Flugzeugunterstände) errichten - letztlich gebaut wurde keine einzige.
Hmmwv
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Hmmwv »

Die S36 neben Zeltweg wird doch immer wieder dafür kolportiert?

https://unterirdisch.de/index.php?threa ... eich.4240/
theoderich
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Das war nie eine Dauerlösung, sondern nur zur Erprobung und existiert schon sehr lange nicht mehr. Dabei sind 2400 m Autobahn während des Baus auf Kosten des Bundesheeres vorbereitet worden.
innsbronx
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von innsbronx »

Bevor man solche Behelfsflugplätze auf Autobahnen errichtet, wäre es doch um einiges sinnvoller, bestehende Flugfelder und Flugplätze entsprechend zu adaptieren oder vorzubreiten. Und da gäbe es ja doch ein paar, die sich anbieten würden.
Hmmwv
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Hmmwv »

Denke die Idee davon war es sie besser verbergen zu können bevor sie genutzt werden?
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von maro-airpower »

theoderich hat geschrieben: Mi 31. Jan 2024, 21:12 In den 1970ern wollte man ca. 24 Ausweichpisten samt Infrastruktur (Fernmeldeanschlüsse + getarnte Flugzeugunterstände) errichten - letztlich gebaut wurde keine einzige.
Wir haben 20~25 Plätze wo ein AJT raus und rein kann - das ist nicht wenig.
In Summe über 50 Plätze die eine Bandbreite an ziviler Infrastruktur haben.
Und wenn man sich ab und zu Bilder ansieht gibts ja dort Besuche von PC-7...HS...also sicher nicht alles unbrauchbar.
Probleme gibt es mit den Überschalljets, die 1000m+ brauchen - da gibts nur 7 Standorte.
Insbesondere HS...eine Industriehalle wo man unterziehen kann findet man bald wo.

Das mit den Fernmeldeanschlüssen kann man knicken, das geht heut Satcom.
Insbesondere braucht ja die ganze Karawane an Fahrzeugen die für den Betrieb eines FARP erforderlich sind ja nicht von weiten als Bundesheer erkennbar sein...das sind ja keine Gefechtsfahrzeuge und mit denen muss man auch nicht auf die Parade. Und die E-Teile dürfen nicht am Präsentierteller liegen...sondern dort wo die Shahed nicht einschlägt.

2004 gabs eine Feldinstandsetzung - OH-58 Getriebewechsel in bei der Freiwilligen Feuerwehr in Kaltenberg...also wenn man will geht das. Ok, die Technik heute ist herausfordernder aber das Problem haben alle...muss man leben damit.
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