9. Dezember 2023
Gerfried Promberger
Commander Austrian Air Force (Air Chief); Kommandant Luftstreitkräfte
Ich denke, ich habe etwas mehr vorgetragen als nur über das State Partnership Program (#SPP) mit der Vermont Air National Guard. Zum Beispiel:
-) #AIRPOWER24
-) Ergebnisse #Luftgipfel vom 20.03.2023
-) #Aufbauplan ÖBH 2032+ und Auszug der Luftfahrzeug-Flottenentwicklung
-) #BodengebundeneLuftabwehr
-) European Sky Shield Inititive (#ESSI)
https://de.linkedin.com/posts/reinhard- ... 11008-qBBv
"Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben", in: Militär Aktuell, H 4 (2023), p. 54-60
Lassen Sie uns beim Advanced Jet Trainer ins Detail gehen. Wann ist mit einem Typenentscheid zu rechnen?
Freistätter: Wir haben im Sommer einen Request for Information (RFI) an alle infrage kommenden Hersteller gesendet und kürzlich die Antworten bekommen. Wir werten diese nun aus, bewerten sie und entwickeln eine Budgettangente. Anschließend werden wir die Ergebnisse der Frau Bundesminister zur Entscheidung vorlegen, das sollte noch bis Jahresende der Fall sein.
Stimmt es, dass mit der L-39NG von Aero Vodochody, der M-346FA von Leonardo und dem T-7 von Boeing und Saab prinzipiell drei Typen im Rennen sind?
Vodosek: Lassen Sie es mich so formulieren: Wir haben im Wesentlichen zwei große Fähigkeiten für uns definiert: Einerseits die Fähigkeit zum Luft-Boden-Kampf und andererseits eine Trainerfähigkeit. Damit sind wir auf den Markt getreten und haben alle Typen identifiziert, die unsere Anforderungen mit Blick auf verschiedene Leistungsparameter wie Steigleistung oder Waffensystemoptionen erfüllen.
Können Sie etwas zur geplanten Stückzahl sagen? Geht es um den Ankauf der ursprünglich geplanten zwölf Maschinen? Oder um mehr?
Vodosek: Es geht um zwölf Flugzeuge mit unterschiedlichen Bewaffnungsoptionen.
Kommen wir zum Eurofighter: Aktuell verfügt das Bundesheer über 15 Jets, die nun Raketenwarngeräte, Pods für die Nachtsichtfähigkeit sowie weitreichenden AIM-120 C-8 AMRAAM-Lenkwaffen erhalten sollen. Das ändert aber nichts am Plan, die Maschinen spätestens 2037 außer Dienst zu stellen, oder?
Vodosek: Es war beim Zulauf in den Jahren 2007 bis 2009 beabsichtigt, das Muster 30 Jahre zu fliegen und in der Ministerschaft von Klaudia Tanner wurde auch klargestellt, dass wir den Eurofighter bis dahin weiter betreiben wollen. Dafür werden wir die erwähnten Modifikationen vornehmen und dann sollte idealerweise noch in den 2020er-Jahren eine Entscheidung über die Nachfolge getroffen werden - und dabei stehen wir vor einem vollständigen Paradigmenwechsel. Unsere Aufgabe war bislang die Luftraumüberwachung, in Zukunft geht es aber um Luftraumverteidigung.
Ist neben dem Umstieg auf andere Modelle auch eine Fortführung unserer Eurofighter Tranche 1 über 2037 hinaus denkbar?
Freistätter: Das wird technisch nur schwer oder gar nicht möglich sein. Dafür müsste man das Flugzeug mit enormem Aufwand vollständig entkernen und im Wesentlichen neu aufbauen. Das wäre vollkommen unwirtschaftlich und am Ende des Tages hätte man wieder nur eine Kompromisslösung ...
Was kommt nach dem Eurofighter?, in: Militär Aktuell, H 4 (2023), p. 63
Hersteller Airbus/Eurofighter (früher EADS) muss den Betrieb unserer Jets zwar laut Vertrag 30 Jahre unterstützen, sieht zugleich aber für gewisse Bauteile und Komponenten Betriebsgrenzen von 25 Jahren ab Produktion vor. Um ihre Tranche-1-Maschinen trotzdem bis zumindest 2032 flugtauglich zu halten, hat die deutsche Luftwaffe kürzlich mit dem Hersteller die nötigen Maßnahmen zur Lebensdauerverlängerung definiert. Diesbezüglich soll nun auch Österreich via Beauftragung durch die deutsche Amtsseite miteinbezogen werden. Mit Blick auf die drei Upgrades erhält Österreich Militär Aktuell-Infos zufolge im Jänner ein Angebot, damit dürfte der Betrieb bis maximal 2037 gedeckt sein. Und für die Ablöse der Jets ist dann auch mit einem neuen Eurofighter-Angebot zu rechnen.
Wanted! Neuer Advanced Jet Trainer gesucht, in: Militär Aktuell, H 4 (2023), p. 60-61
Es geht im Beschaffungsumfang primär um zwölf Luftfahrzeuge, angepeilt ist eine Lieferung des ersten Systems mit Ende 2026. Die Nutzungsdauer soll bei zumindest 30 Jahren und bis zu 3.600 Flottenflugstunden pro Jahr liegen, die Verfügbarkeit bei zwölf Maschinen bei wenigstens 75 Prozent. Das Heer denkt zurzeit an sieben Missionsausrüstungspakete zur Erfüllung aller Einsatzaufgaben. Gewollt sind zudem ein Full Flight Simulator (FMS), ein oder zwei Flight Training Devices (ohne Bewegungsplattform), ein Ausbildungspaket für Piloten und Techniker durch den Hersteller sowie computerbasierte Ausbildungsmittel für Piloten und Techniker in neuen Anlagen in Hörsching.
Zur Realisierung wurde auf Basis einer Leistungsbeschreibung Militär Aktuell Informationen zufolge bereits im Sommer ein sogenannter RFI (Request for Information) an die Hersteller Boeing/Saab (T-7), Leonardo (M-346FA) und Aero Vodochody (L-39NG) übermittelt. Deren Antworten hatten bis 29. September einzulangen und werden aktuell ausgewertet, eine Typenentscheidung ist noch heuer oder Anfang 2024 möglich. Das Ministerium strebt dabei eine Government-to-Government-Lösung (G2G) mit einer Partnernation an, um eine Abstützung auf deren Projektorganisation zu gewährleisten. Die Erst-Operationsfähigkeit (IOC) soll im vierten Quartal 2028 und die Full Operational Capability (FOC) im zweiten Quartal 2031 erreicht werden.
Auf der durchaus robusten Ausstattungs-Wunschliste stehen dem Vernehmen nach weiters sieben Außenlaststationen auch für den Einsatz von Präzisionswaffen (lasergelenkt), ein eigenes Bordradar, Allwetterfähigkeit, die Möglichkeit zur Luftbetankung, aktive EloKa-Behälter und Link-16-Datenfunk. Zudem sollte das Muster bei Vertragserstellung woanders bereits eingeführt sein.
Schwedens Alternative, in: Militär Aktuell, H 4 (2023), p. 68-70
Der T-7 ist also gar nicht im Rennen?
Alriksson: Oh doch, denn von Seiten des Bundesheeres wurde uns kommuniziert, dass man bei der Trainer-Beschaffung auch für alternative Konzepte offen wäre und genau ein solches - zugegebenermaßen sehr mutiges - haben wir nun vorgeschlagen.
Inwiefern?
Alriksson: Wir schlagen Österreich in Abstimmung mit Boeing vor, einen größeren Schritt zu gehen, nach der Beschaffung von sechs oder gerne auch mehr Stück T-7 als reine Trainer nur mehr minimal in die bestehende Eurofighter-Flotte zu investieren und früher als aktuell geplant auf den neuen Gripen E umzusteigen. Da könnten wir uns ein Paket mit beispielsweise 18 Stück vorstellen, falls gewünscht auch mit F-Modell-Zweisitzern. Damit könnte man die in der nächsten Regierungsperiode ohnehin unumgängliche Nachbeschaffung für den Eurofighter bereits frühzeitig abdecken, muss nicht zwei bewaffnete Systeme parallel betreiben und bekäme zeitnah eine moderne Kampfjet-Flotte, die zumindest bis ins Jahr 2060 ihren Dienst versehen könnte. Dazu hätte man auch noch den Vorteil, dass die Cockpits von T-7 und Gripen E sehr ähnlich sind, der Umstieg den Flugschülern also leichtfallen wird - "Train as you fight!"
Ist dieses Angebot nur im Paket denkbar? Oder würde man dem Bundesheer den Gripen E im Zuge der Eurofighter-Nachfolge auch anbieten, wenn sich Österreich nun nicht für den T-7 entscheidet?
Alriksson: Ja, absolut. Jetzt geht es um einen kombinierten Vorschlag, aber Österreich kann sich später natürlich auch "nur" für den Gripen E entscheiden. Wir setzen laufend Modernisierungen und Verbesserungen um - der Gripen E wird damit jeden Tag noch fortschrittlicher.
Gehört das bei SAAB zur Firmenpolitik? Kunden mit seltsamen Angeboten zu "beglücken", die diese nie gefordert haben?