Entwicklungen Fliegerabwehr

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Verweigerer
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Verweigerer »

theoderich hat geschrieben: Sa 18. Nov 2023, 19:02 ;-)

Nur so viel: Es stehen im Landesverteidigungsbericht 2022 nicht umsonst 350 Mio. EUR für "Weitreichende Wirksysteme" - und das war vor dem neuen Bundesfinanzrahmen!
Okay, anders gefragt: Mit wie viel kann man jetzt planen, seit dem neuen Finanzrahmen? Wie sieht der Betrag jetzt aus für „Weitreichende Wirksysteme“? In Zahlen. Also EUROPULS im Verhältnis zu den Bestellungen Dänemarks sollte mittlerweile drin sein. Wenn nicht gar mehr;-)
iceman
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von iceman »

theoderich hat geschrieben: Sa 18. Nov 2023, 18:37
Timor hat geschrieben: Sa 18. Nov 2023, 18:16Und vor allem, wer soll dass alles bedienen-im Moment haben wir ein Fla Battaillon, in Zukunft 4 ?! Und nebenbei geht Z. B die Artillerie nahezu fast leer aus..
Ich freu mich zwar über Patriot, verstehe aber die Prioritäten der Geldverteilung nicht ganz..
Bis 2032 wird ein zweites Fliegerabwehrbataillon aufgestellt. Vermutlich durch erneute Reorganisation des Jägerbataillons 8 (früher: Fliegerabwehrbataillon 1) zu einem Fliegerabwehrbataillon.
Timor hat geschrieben: Sa 18. Nov 2023, 18:16Und nebenbei geht Z. B die Artillerie nahezu fast leer aus..
Wie an anderer Stelle angemerkt: Abwarten! Bei der Artillerie wird sich in den nächsten Jahren sehr viel tun.
Ist das JgBat 8 nicht ein Milizbat.? Viel Kader wird da nicht zu finden sein.
Das Personal für das ganze Gerät das bedient und gewartet werden will wird die eigentliche Herausforderung in der Zukunft. Und da meine ich nicht nur die Fliegerabwehr. Hinzukommen ja auch noch Drohnen, Aufklärungsmittel, evt. Raketenartillerie, etc.
Ich glaube, hier wird noch kräftig umstrukturiert.
Zuletzt geändert von iceman am Sa 18. Nov 2023, 22:20, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

iceman hat geschrieben: Sa 18. Nov 2023, 22:13Ist das JgBat 8 nicht ein Milizbat.? Viel Kader wird da nicht zu finden sein.
Nein, es ist ein "vermindertes" Jägerbataillon, mit nur zwei Jägerkompanien.

https://www.bundesheer.at/unser-heer/or ... ataillon-8
öbh
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von öbh »

Nur so nebenbei betreffend Investition in die bodengebundene FlA: Seit Bestehen des ÖBH war das Fehlen einer angemessen starken FlA das größte Manko unserer Landesverteidigung. Das ÖBH hätte in einem Verteidigungsfall trotz einigermaßen ausgerüsteter Bodenkräfte gegen Angriffe der Luftstreitkräfte des Gegners nichts entgegensetzen können.
Wenn die Vorhaben der Regierung wirklich in der Form für die FlA umgesetzt werden, ist das ein echter Grundpfeiler einer starken Landesverteidigung.
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Anfrage 16145/J 1 von 3
vom 19.09.2023 (XXVII. GP)
des Abgeordneten Ing. Mag. Volker Reifenberger
an die Bundesministerin für Landesverteidigung
betreffend Kauf von IRIS-T System


Am 12.09.2023 verkündete die Bundesministerin für Landesverteidigung Tanner auf
einer Pressekonferenz, dass Österreich im Rahmen der European Sky Shield
Initiative (ESSI) das deutsche IRIS-T System als bodengebundene Luftabwehr
mittlerer Reichweite einführen wird. Die Ankündigung der Entscheidung für diese
milliardenschwere Investition erfolgte äußerst überraschend und ohne erkennbares
vorangegangenes Vergabeverfahren. Es ist demnach nicht klar, welche
Beurteilungen zu dieser Entscheidung geführt haben. Weder sind die finanziellen
Auswirkungen dieser Entscheidung bekannt, noch gibt es Details zu den Absichten
der ESSI. Auch sind keine Planungsdokumente bekannt, welche die Anforderungen
an ein solches System präzisieren, wie es bei einer vergleichbaren Ausschreibung
normalerweise der Fall wäre. Das Ministerin Tanner geringere Kosten durch diese
Entscheidung erwartet, konnte weder in noch nach der Pressekonferenz dargelegt
werden. Von einem transparenten Vorgang kann demnach keinesfalls gesprochen
werden, da alle Vorgänge zu und um ESSI nach wie vor im Dunkeln bleiben.
Unabhängig zur „Black Box" Sky Shield gibt es daher zur milliardenschweren
Entscheidung von Tanner viele Fragezeichen.

In diesem Zusammenhang richtet der unterfertigte Abgeordnete an die
Bundesministerin für Landesverteidigung nachstehende
Anfrage


Antwort
15632/AB vom 17.11.2023 zu 16145/J (XXVII. GP)
MAG. KLAUDIA TANNER
BUNDESMINISTERIN FÜR LANDESVERTEIDIGUNG


1. Welchen Inhalt wird das in der PK angesprochene MOU (Memorandum of
Understanding) haben?


2. Gibt es bereits einen Entwurf des geplanten MOU?
a. Wenn ja, was ist der Inhalt?
b. Wenn ja, wann wird das BMLV den Inhalt veröffentlichen bzw. dem
Parlament zur Verfügung stellen?
c. Wenn keine Veröffentlichung geplant ist, warum nicht?


Zu 1 bis 2c:
Der Inhalt des Memorandum of Understanding-Entwurfs wird derzeit in meinem Ressort im
Detail geprüft und beurteilt. Das Memorandum of Understanding regelt eine bestimmte
Vorgehensweise aller Vertragspartner bei der gemeinsamen Beschaffung von
Luftabwehrsystemen. Konkret werden darin Zuständigkeiten, Abläufe und Regelungsinhalte
festgelegt, die insbesondere bei einem allfälligen Abschluss privatrechtlicher Verträge
relevant sind; eine Verpflichtung zu einer Beschaffung wird dadurch nicht begründet.



3. Gibt es Planungsdokumente, in denen das BMLV definiert hat, welche
detaillierten Spezifikationen/Fähigkeiten eine bodengebundene Luftabwehr
mittlerer Reichweite haben muss?

a. Wenn ja, welche Dokumente (Pflichtenheft/Leistungsbeschreibung) sind
das und seit wann sind diese genehmigt?

b. Wenn ja, gibt es Aussagen/Stellungnahmen der GrpDionKontr zu
diesen Dokumenten?

c. Wenn es keine Aussagen/Stellungnahmen der GrpDionKontr gibt,
warum nicht?

4. Gibt es bereits eine WFA (Wirkungsorientierte Folgeabschätzung) zum Ankauf
der Systeme der bodengebundenen Luftabwehr mittlerer Reichweite?

5. Wurde das BMF bereits in die Beschaffung eingebunden?
Wenn Ja, wie.

b. Wenn nein, warum nicht?

6. Sind diese Systeme der bodengebundenen Luftabwehr mittlerer Reichweite
Teil des Aufbauplan Bundesheeres 2032+?

a. Wenn ja, in welcher Phase (Jahr) des Aufbauplans sind diese Systeme
planerisch und budgettechnisch vorgesehen?



Zu 3, 3a, 3c, 4, 5, 5a, 6 und 6a:
Die Fähigkeitslücken der bodengebundenen Luftabwehrtruppe wurden in einem
Motivenbericht evaluiert. Eine entsprechende Vorhabensabsicht für ein
Luftwaffenlenksystem mittlerer Reichweite ist derzeit in Arbeit; weitere Maßnahmen
hinsichtlich einer möglichen Beschaffung wurden noch nicht gesetzt. Das
Luftwaffenlenksystem mittlerer Reichweite ist Teil des Aufbauplans 2032+ und soll bis
zum Jahr 2030 in allen Entwicklungslinien, wie Ausrüstung, aber auch Organisation,
Ausbildung und Infrastruktur implementiert werden. Das Bundesministerium für Finanzen
wurde über die geplanten Vorhaben des Aufbauplans 2032+ informiert.


7. Welches Vergabeverfahren kommt zur Anwendung, wenn die Ressortleiterin
bei einer Pressekonferenz die Anzahl und den Hersteller der ausgewählten
Systeme verkündet?

8. Entspricht es dem Grundsatz der Sparsamkeit bzw. ist es kaufmännisch
üblich, wenn der Hersteller ohne das mit ihm preislich und leistungstechnisch
verhandelt wurde, bereits weiß, dass er den Zuschlag erhält?

a. Wenn ja, gibt es „Best Practice" Erfahrungen, die zeigen, dass auf
diese Art die für die Republik kostengünstigste Lösung erreicht wird?

9. War die Bekanntgabe der Systemauswahl mit dem deutschen Partner
abgestimmt?

a. Wenn ja, welche Dokumente gibt es dazu?

b. Wenn ja, welches Vergabeverfahren liegt von deutscher Seite
zugrunde?

10. Hat Deutschland bereits ein Vergabeverfahren gestartet?

a. Wenn nein, wie konnte Österreich bereits jetzt eine
Systementscheidung treffen?

11 .Wie wurde entschieden, dass die Beschaffung im Rahmen der SKY SHIELD
Initiative die für Österreich kostengünstigste Variante der Beschaffung einer
bodengebundenen Luftabwehr mittlerer Reichweite darstellt?

12. Welche und wie viele Vergleichsangebote für vergleichbare Systeme der
bodengebundenen Luftabwehr mittlerer Reichweite wurden eingeholt?

13. Wurde eine Marktanalyse durch die GrpDionRüst (ehemals Dion 5) bzw. durch
den Rüstungsdirektor der am Markt verfügbaren vergleichbaren Systeme
durchgeführt?

a. Wenn ja, was war das Ergebnis?

b. Wenn nein, warum nicht?

c. Wenn ja, gibt es Dokumente zur Marktanalyse?

d. Wenn ja, werden diese Dokumente veröffentlicht und wann?

e. Wenn nein, wie kann eine milliardenschwere Entscheidung ohne
Marktanalyse getroffen werden?

f. Wenn keine Veröffentlichung geplant ist, warum nicht?


Zu 13, 13a, 13c, 13d und 13f :
Ja, die Marktanalyse ergab, dass mehrere Produkte ähnliche Fähigkeiten aufweisen könnten.
Im Ressort liegen derzeit erste Marktbeobachtungen und interne Berichte vor; eine
detaillierte Beurteilung kann erst nach Abschluss der Planungen erfolgen.

Zu 3b, 5b, 7 bis 12, 13b und 13e:
Entfällt.
theoderich
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Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »



Ich vermute dieser Kommentar ist zynisch gemeint.

Sky Shield, die NATO und wir: Zahlt sich der Raketenschutzschirm aus?
Regierungsmitglieder schalten ihr Handy ohnehin nur selten ab, als Verteidigungsministerin kann die ständige Erreichbarkeit aber überlebenswichtig sein. Würde eine fremde, bewaffnete Drohne die Sicherheit des Landes bedrohen, müsste Klaudia Tanner, ÖVP, den Eurofighter-Piloten einen finalen Befehl geben: Abschießen, und zwar mit ihren sogenannten Luft-Luft-Raketen (sie werden von der Luft aus abgefeuert, um in der Luft zu treffen) namens IRIS-T.

Wenn Militärs dieses Worst-Case-Szenario durchspielen, und das ist Teil ihres Jobs, wird sie allerdings ein Schaudern erfüllen. Die Sache hat nämlich gleich mehrere Haken. Der fremde Flugkörper sollte sich durch die bewaffneten Eurofighter vernichten lassen. Die Piloten und ihre Abfangjäger müssten bereitstehen – nachts ist das derzeit nicht der Fall. Ansonsten könnte das Heer nur, mit etwas Vorwarnung und geringer Entfernung, Raketen oder Kanonen vom Boden aus einsetzen.

Es steht zu befürchten, dass ein Aggressor nicht so viel Rücksicht auf Dienstpläne und Reichweiten nimmt. Würde Österreich attackiert werden oder ein Flugkörper unabsichtlich in den Luftraum eindringen, wäre das Land so gut wie ungeschützt. Die Bundesregierung will das ändern, aber nicht allein. Ausgerechnet die Republik, die lange ihre Neutralität als vermeintliches Schutzschild vor sich trug, nimmt eine Einladung Deutschlands an: Insgesamt 19 europäische Staaten, die meisten Teil der NATO, wollen den gemeinsamen Raketenabwehrschirm „Sky Shield“ aufbauen. Allein für Österreich ist das ein milliardenschweres und jahrelanges Projekt. Zahlt sich das aus?

Wenn es jemand aus militärischer Sicht beantworten kann, dann ist das Bruno Hofbauer. Er ist für alle Großinvestitionen im Verteidigungsressort zuständig, und seit einigen Tagen ist die Einkaufsliste länger geworden: ÖVP und Grüne kündigten zuletzt im Ministerrat an, Langstreckenraketen kaufen zu wollen. Dabei hatte die Öffentlichkeit weder sicherheitspolitisch noch finanziell mit so einer Entscheidung gerechnet.

Die militärische Ebene

Derzeit ist Hofbauer aber ohnehin mit anderen Vorhaben beschäftigt. Um zu wissen, was Österreich braucht, muss man zuerst das Prinzip von Sky Shield verstehen: Es ist nicht ein großer Schirm, der über alle Teilnehmer aufgespannt wird. Die Länder sollen ihre eigenen kleineren und größeren Schirme haben. Gemeinsam ergeben sie eine Schutzschicht. Kooperiert wird beim Einkauf, Austausch von Daten und bei der Ausbildung. Seit Jahrzehnten wird der Luftraum nicht mehr nur durch Kampfflieger bedroht, die Bomben abwerfen. Die Gefahr droht auf mehreren Höhen und mit verschiedenen Waffen.

Daher gibt es die Schirme, erklärt Hofbauer, auch in unterschiedlichen Spannweiten: Fünf Kilometer und 15 Kilometer sind die kleinsten. Mit diesen Kanonen oder Raketen will man schnell auf tiefer fliegende Bedrohungen reagieren. Das Heer schließt bald die ersten Planungsschritte für die Schirme mittlerer Reichweite bis zu 50 Kilometer ab. Frühestens in drei Jahren wird es sie in Österreich geben. Und dann sollen eben irgendwann auch die größten Schutzschirme mit einer Reichweite von mehr als 50 Kilometer aufgespannt werden. Damit wäre das Land zum Beispiel in der Lage, mit Lenkwaffen gegen ballistische Raketen vorzugehen, also letale Waffen, deren Flugbahn eine Wurfparabel beschreibt.

Österreich bereitet also riesige Rüstungsgeschäfte vor: Langstreckenraketen haben ihren Preis, und die Regierung ist gerade erst dabei, ihn zu definieren. Tanner kündigte im Parlament an, ein Vorbelastungsgesetz vorzulegen. Mit einem solchen Beschluss erlaubt der Nationalrat langfristige Investitionen, die über den aktuellen Finanzrahmen hinausgehen. Dass SPÖ, FPÖ und NEOS von den Plänen aus den Medien erfahren haben, erhöht nicht gerade die Akzeptanz. Alle drei Parteien fordern eine stärkere Einbindung in den Prozess. Nicht nur beim Einkauf der Langstreckenraketen, sondern bei „Sky Shield“ allgemein.

Die innenpolitische Ebene

Selbst der Koalitionspartner, die Grünen, würde sich eine stärkere Einbindung des Parlaments wünschen. „Sie findet zu wenig bis überhaupt nicht statt“, sagt der grüne Wehrsprecher David Stögmüller. Daher habe er – wie die anderen Wehrsprecher – eine Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka für eine öffentliche Diskussion abgelehnt. „Wir empfinden, dass es zuerst eines ausführlichen Gesprächs mit der Ministerin und der Opposition über die aktuellen Pläne bedarf sowie eines klaren innerkoalitionären Fahrplans“, teilte er Sobotka via E-Mail mit.

Bild
Patriot-Raketenabwehr-System

Im Büro von Verteidigungsministerin Tanner beteuert man, alle Informationen mit den Abgeordneten zu teilen. Viele Details zum Schutzschirm seien aber noch offen. Die offizielle Zusammenarbeit bei Sky Shield beginnt für Österreich gerade. Im Sommer hat Tanner einen „Letter of Intent“ unterschrieben, also eine Absichtserklärung zur Teilnahme. Hofbauer betont, unabhängig von der innenpolitischen Debatte: Dieses Dokument „hat uns überhaupt erst die Türen geöffnet, dass wir als Partner ernst genommen und in den Klub der Interessierten aufgenommen werden“.

Die europäische Ebene

Man darf den Wunsch nach Transparenz auch nicht mit einer Ablehnung von Sky Shield verwechseln. Die Grünen sprechen sich klar dafür aus, genauso wie die NEOS. SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer hätte sich gewünscht, im Vorfeld mehrere Optionen zu prüfen. Dezidiert dagegen ist nur die FPÖ, für sie ist es ein reines NATO-Bündnis, das gegen die Neutralität verstößt. Immerhin habe Deutschland die Initiative gestartet und weitere NATO-Mitgliedstaaten unter seinem Schirm versammelt.

Tatsächlich wird Deutschlands Initiative in manchen anderen EU-Ländern mit Skepsis beäugt. Vor allem, wenn sie eigene Rüstungsinteressen verfolgen. Frankreich beteiligt sich an Sky Shield beispielsweise nicht und baut seinen eigenen Schutzschirm aus. Ein gemeinsames EU-Projekt, völlig losgelöst von der NATO, war schon bisher unwahrscheinlich, wird durch die Sky Shield aber de facto unmöglich.

Wenn sich europäische NATO-Staaten gemeinsam mit neutralen Ländern zusammenschließen, ergibt das aber noch lange kein NATO-Bündnis. Walter Obwexer, Völkerrechtsexperte an der Uni Innsbruck, hat im Vorjahr mit seinem Juristen-Kollegen Stefan Griller ein Gutachten zur Luftraumüberwachung erstellt. „Solange es bei Sky Shield um die gemeinsame Beschaffung, Wartung, Schulung und Ausbildung von Abwehrsystemen geht, ist es neutralitätskonform“, sagt er zu profil. „Österreich dürfte nur keine Vereinbarung unterschreiben, dass sich Sky-Shield-Staaten gegenseitig schützen. Daran wird aber nicht gedacht.“ Der Oberbefehl müsste also bei Österreich bleiben. Und Klaudia Tanner weiterhin ständig erreichbar sein.

Iris Bonavida
ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung Die Presse tätig.
https://www.profil.at/oesterreich/sky-s ... /402681760
Zuletzt geändert von theoderich am Fr 24. Nov 2023, 22:15, insgesamt 1-mal geändert.
anastasius
Beiträge: 229
Registriert: Fr 27. Sep 2019, 00:39

Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von anastasius »

Was erwartet sich die FPÖ. Sie spielt das selbe Spiel wie die Grünen vor 25 Jahren mit ihrem "Bundesheer abschaffen".

Das ist Populismus aus der untersten Schublade.
theoderich
Beiträge: 20366
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »




Sky Shield
„Erstmals Ansätze einer echten Luftverteidigung“
4. Wann kommen die ersten Lenkwaffensysteme in Österreich an?

Formalrechtlich ist die Beschaffung noch nicht eingeleitet, die Verträge mit Deutschland werden vorbereitet. Promberger rechnet mit dem Jahr 2026. „So lange werden wir auch brauchen, bis das Personal geschult ist“, sagt der Brigadier. Österreichs Soldaten werden übrigens im Ausbildungszentrum Todendorf (Schleswig-Holstein, D) und in Griechenland auf dem System Iris-T ausgebildet.

5. Hat das Bundesheer überhaupt ausreichend Personal dafür?

„Ich will nicht kleinreden, dass das unsere größte Herausforderung ist“, bekennt Ministerin Tanner. Mehrere Initiativen zur Personalrekrutierung im Rahmen der „Mission Vorwärts“ seien aber gut angelaufen. Die Basis für den Aufwuchs bildet das Fliegerabwehrbataillon 2 in Zeltweg und Aigen – „da haben wir zum Glück einen Rekonstruktionskern behalten“, merkt Promberger an. Ein weiterer Verband für die Fliegerabwehr sei in Vorbereitung. Modernes Gerät locke neue Leute an, so die Hoffnung.

6. Wie konkret sind die Planungen für ein Langstrecken-Abwehrsystem?

Die stehen nach dem Ministerratsbeschluss vor zwei Wochen erst am Anfang, das Budget ist noch nicht reserviert. „Jetzt schreiben wir einmal fest, was wir haben wollen. Dann treten wir an die Industrie heran“, so Chefplaner Generalmajor Bruno Hofbauer. Die Beschaffung soll ja erst 2027 starten. Neben den Kosten ist laut Hofbauer auch die Frage relevant, wie viel Personal ein System braucht – und wie viel Expertise. Die Schweiz, die auf die US-Raketenabwehr „Patriot“ setzt, will diese überwiegend mit Milizsoldaten betreiben. Das macht es für Österreich interessant. Auch in Europa wird der Markt sondiert. Das deutsche Rüstungsunternehmen Diehl entwickelt mit Iris-T SLX derzeit ein Langstreckensystem, das dem Bundesheer gut ins Konzept passen würde. Diese Typenentscheidung liege jedenfalls allein bei Österreich, hält Hofbauer fest.
https://www.kleinezeitung.at/politik/in ... rteidigung


Österreich und Sky Shield: "Ansätze von Luftraumverteidigung"
Mit dem Beitritt zum Verteidigungsschild beginnt Österreich seinen Luftraum umfassend zu schützen. Für die Neutralität ist das kein Hindernis – im Gegenteil.

Walter Obwexer sagt es so klar, wie man es nur sagen kann: „Nach jetzigem Stand ist Sky Shield mit der Neutralität vollkommen in Einklang zu bringen. Alles andere entbehrt jeder rechtlichen Grundlage.“

Die Feststellung des Innsbrucker Uniprofessors ist durchaus geboten. Denn nachdem die Bundesregierung vor wenigen Tagen auch formal entschieden hat, für die Teilnahme an „Sky Shield“ Langstrecken-Luftabwehrraketen zu beschaffen, hält sich hartnäckig die Behauptung, Europas Schutzschild sei ein NATO-Projekt und mit Österreichs Neutralität nicht zu vereinbaren.

Bei einem Hintergrundgespräch im Ministerium erklärten Experten im Beisein von Ressortchefin Klaudia Tanner, warum die Teilnahme an Sky Shield nicht nur kein Problem, sondern nachgerade geboten sei.

Wie das? Laut Neutralitätsgesetz ist Österreich verpflichtet, die Neutralität „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln aufrechtzuerhalten und zu verteidigen“.

Wer sich allerdings mit Gerfried Promberger, dem Chef der heimischen Luftstreitkräfte oder dem Planungschef im Bundesheer, Bruno Hofbauer, unterhält, dem wird schnell klar: Bis heute hat Österreich diesen selbst auferlegten Auftrag nicht rasend ernst genommen. Denn was den österreichischen Luftraum angeht, hat das Militär seit jeher eine bescheidene Reichweite, nämlich: gerade einmal fünf Kilometer. So weit feuern die Zwillings-Flak „Oerlikon“ und die Fliegerabwehrlenkwaffe „Mistral“. Raffinerien, Flughäfen oder Städte können mit diesen beiden Systemen wenig bis gar nicht geschützt werden.

Fast kurios ist, dass die passive Überwachung in ihrer Leistung rein gar nicht dazu passt. Denn das Radar-System „Goldhaube“ gilt als extrem leistungsfähig und analysiert Flugbewegungen bis Berlin und Sarajevo.

Geht es allerdings darum, Gefahren abzuwenden, die von Drohnen, schnell fliegende Raketen oder Marschflugkörper ausgehen, ist das neutrale Österreich – noch – weitgehend zum Zuschauen verdammt.

Mit Sky-Shield und den neuen Systemen könne man „erstmals von Ansätzen einer echten Luftraumverteidigung sprechen“, sagt Promberger.

Schritt für Schritt werden Raketensysteme beschafft, um 15 und danach 50 Kilometer und mehr Reichweite zu schaffen. Welche Systeme das sind, ist offen, die Ausschreibungen kommen erst.

Fest steht – und auch hier sind sich Rechts- und Militärexperten einig – dass das Raketenabwehrsystem in österreichischer Hoheit bleibt.

Das bedeutet in der Praxis: Bei Kauf, Ausbildung und Wartung helfen die „Sky Shield“-Partner zusammen, man spart den Steuerzahlern viele Millionen Euro.

Der Einsatz heimischer Abwehrraketen erfolgt ausschließlich über österreichischem Luftraum. Und entgegen anderslautenden Behauptungen bleibt die Entscheidung, wann die Abwehr-Raketen aktiviert werden, in heimischer Hand. „Es gibt schon jetzt eine klare Befehlskette bei ernsten Bedrohungen“, sagt Tanner. „Diese bleibt.“ Das bedeutet: Im Ernstfall entscheidet die Ministerin über einen Abschuss einer Rakete – und nicht die NATO oder Brüssel.
https://kurier.at/politik/inland/oester ... /402683266


Tanner beginnt Informationsoffensive zu Sky Shield

https://www.derstandard.at/story/300000 ... sky-shield


Dem Sky Shield fehlen noch die Soldaten
Zwar werden die ersten deutschen Iris-T-Luftabwehrsysteme laut Promberger „wahrscheinlich“ erst 2026 an Österreich ausgeliefert werden. Andere reden sogar von frühestens 2026. Aber viel früher könnte Österreich salopp formuliert damit sowieso nichts anfangen. „Das ist genau die Zeit, die wir auch für die Ausbildung brauchen. Wir tauchen da in eine neue Dimension ein“, sagt Promberger bei einem Hintergrundgespräch vor einer Handvoll Journalisten.

„Will das nicht kleinreden“

„Es muss massiv Know-How aufgebaut werden“, meint auch Planungschef Bruno Hofbauer. Und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) sagt mit Blick auf die Personalfragen: „Ich will nichts kleinreden: Dass das die große Herausforderung ist, ist klar.“ Aber laut Promberger läuft die „Personalrekrutierung“ schon an. Und bei einem Treffen der 19 Essi-Staaten in der Vorwoche stand ebenfalls die Ausbildung im Zentrum, die wie die Wartung der Geräte gemeinsam erfolgen soll.

Österreich plant den Ankauf von acht deutschen Iris-T-Luftabwehrsystemen für die kurze und mittlere Reichweite (bis 40 Kilometer). Ab 2027sollen dann auch Langstreckensysteme angeschafft werden (bis 200 Kilometer), die noch komplexer sind. Zu den Kandidaten zählen das US-System „Patriot“ und „Arrow 3“. Für „Patriot“ spricht, dass das System auch für die Nutzung durch Milizstreitkräfte ausgelegt ist, wobei es auch noch andere Kriterien gibt. Die 19 Essi-Staaten wollen darüber hinaus Radardaten austauschen, wovon sich Österreich ein schärferes Lagebild verspricht also bisher.
https://www.diepresse.com/17858531/dem- ... e-soldaten
Zuletzt geändert von theoderich am Mo 27. Nov 2023, 04:48, insgesamt 1-mal geändert.
chuckw
Beiträge: 574
Registriert: Mo 30. Apr 2018, 12:38

Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von chuckw »

anastasius hat geschrieben: Fr 24. Nov 2023, 18:18 Was erwartet sich die FPÖ. Sie spielt das selbe Spiel wie die Grünen vor 25 Jahren mit ihrem "Bundesheer abschaffen".

Das ist Populismus aus der untersten Schublade.
Die FPÖ erwartet sich dadurch einen Wahlsieg und nimmt damit als mögliche Konsequenz eine massive zukünftige Schwächung der Sicherheit Österreichs in Kauf.

Man braucht sich nur ansehen, wie die selbsternannte "Volkskanzler-Sicherheitspartei" mit Großteils hanebüchenen Argumenten gegen die Anschaffungen des Bundesheeres für die Luftverteidigung wettern. Die neutrale Schweiz kauft gemäß Neutralitätsrecht im Sinne der Selbstverteidigung das Flugabwehrraketen-System Patriot und tritt der europ. Kooperation Sky Shield bei. Das neutrale Österreich tut letzeres auch, agiert gemäß Neutralitätsgesetz und kündigt (endlich) an in Luftabwehrraketen zu investieren und schon wird das Bundesheer und unsere Sicherheit zum Spielball der blauen Wahlkämpfer. Auch erinnert das Wording an die Roten zu Zeiten des EF-Kaufs (anstatt von "hier fliegt ihre Pension" lautet halt das blaue Motto kein Geld für Gesundheit und Pflege aber für Raketen etc.).

Der Vergleich macht (un)sicher (derer gäbe es noch viele):
Ausgaben Ö. Soziales 2022: ca. 136 Mrd.
Ausgaben Ö. Verteidigung 2022: ca. 3,5 Mrd.

Aber Hauptsache es gibt einen Freundschaftsvertrag mit dem Despoten Putin...
Alles läßt sich durch Standhaftigkeit und feste Entschlossenheit erreichen. (Prinz Eugen v. Savoyen)
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