Entwicklungen Fliegerabwehr

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maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Ein Aspekt wär noch zu erwähnen.
Wenn man sich mit Raketenabwehr beschäftigt, dann wird man Flugbahndaten brauchen.

Und alles beginnt mit Sat-gestützten Infrarotsystemen, die den ersten Hinweis liefern auf welchen Teil des Himmels sich die Radaranlagen konzentrieren sollen. Immerhin sind die Signaturen der Ziele klein und ein großes Problem für die Raum/Zeit Einteilung des Radars. Man kann nicht mit der gesamten Radarenergie, den ganzen Raum, die ganze Zeit alles auf maximale Entferung erfassen. Da muss ein tradeoff her und der kostet massiv Vorwarnzeit - ein Problem, dass man mit den IR-Sats weg bekommt.

Bild

Irgend wer muss uns damit versorgen. Die Feuerleitlösung kann man dann selbst. Nur ob sich das noch Neutralitätsrechtlich hinbasteln lässt frag ich mich schon.
Das sind wesentliche Aspekte, die Effektivität des Waffensystems betreffend.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

maro-airpower hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 09:28 Ein Aspekt wär noch zu erwähnen.
Wenn man sich mit Raketenabwehr beschäftigt, dann wird man Flugbahndaten brauchen.

Und alles beginnt mit Sat-gestützten Infrarotsystemen, die den ersten Hinweis liefern auf welchen Teil des Himmels sich die Radaranlagen konzentrieren sollen.

[...]

Irgend wer muss uns damit versorgen. Die Feuerleitlösung kann man dann selbst. Nur ob sich das noch Neutralitätsrechtlich hinbasteln lässt frag ich mich schon.
Das Bundesheer wird künftig bestenfalls über die Fähigkeit zur Bekämpfung ballistischer Kurzstreckenraketen, Marschflugkörper und ALBMs verfügen. Dazu braucht man keine Frühwarnsatelliten.

Nach meinem Wissensstand existieren derzeit nur drei Raketenabwehrsysteme, die mit Daten von Frühwarnsatellten arbeiten: das amerikanische Ground-Based Midcourse Defense (Satellitensysteme: SBIRS, DSP), ein japanisches und ein russisches Äquivalent (Kupol):

Bild
https://www.spaceforce.mil/About-Us/Fac ... ed-system/

Bild
https://www.northropgrumman.com/space/next-gen-polar
  • Northrop Grumman Completes Critical Design Review for the Space Development Agency’s Tranche 1 Tracking Layer

    Bild
    Northrop Grumman Corporation (NYSE: NOC) recently completed its Critical Design Review (CDR) on a proliferated low-Earth orbit constellation of 16 missile tracking satellites for the Space Development Agency, clearing the way to begin production work on the space vehicles.
    The satellites are part of the Tranche 1 Tracking Layer (T1TRK) that will identify and track hypersonic weapons and advanced missiles from the earliest stages of launch through interception.

    Once in orbit, the satellites will operate in two of four low-Earth orbital planes, interconnected with Tranche 1 Transport Layer (T1TL) – another element of SDA’s Proliferated Warfighter Space Architecture (PWSA) designed as a high-speed, high-volume data transport network connecting U.S. forces around the globe.
    Details on the PWSA:

    Fourteen of the satellites for T1TRK will feature a wide field-of-view sensor, three optical communications terminals and a Ka-band payload for communications. Two satellites will feature a medium field-of-view infrared sensor to demonstrate a fire-control solution.
    To date, SDA has awarded Northrop Grumman 132 satellites. In March, Northrop Grumman successfully completed a Critical Design Review for T1TL. In October, SDA awarded Northrop Grumman a contract to design and build 38 satellites as part of Tranche 2 Transport Layer – Alpha (T2TL-Alpha).
    https://news.northropgrumman.com/news/r ... king-layer
Bild
https://www.spaceforce.mil/About-Us/Fac ... atellites/

Bild
https://www.mod.go.jp/en/d_architecture ... index.html

Und bis auf den französischen Demonstrator SPIRALE (système préparatoire infrarouge pour l’alerte) gab es in dieser Hinsicht in den letzten 15 Jahren keine bekannten Entwicklungen in Europa:

Lancement du démonstrateur pour l’alerte spatiale avancée Spirale

https://web.archive.org/web/20090313233 ... ee_spirale

Auch "Arrow 3" hat keine weltraumgestützte Sensorik, sondern ausschließlich das ELM-2080/2080S Green Pine.
Zuletzt geändert von theoderich am Mi 15. Nov 2023, 23:45, insgesamt 7-mal geändert.
iceman
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von iceman »

Wozu benötigt man eigentlich Raketen mit 50 km und 200 km Reichweite?
Die mit 200 km Reichweite schafft ja auch die ersten 50 km?
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Grünes Licht für Luftabwehrsystem mit großer Reichweite

https://orf.at/stories/3339881/


Bundeskanzler Nehammer: Sky Shield ist ein Meilenstein für die österreichische Sicherheitspolitik

https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bund ... litik.html

Beschlussprotokoll des 77. Ministerrates vom 15. November 2023

https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bund ... 5-nov.html


ZIB 13:00
Mi., 15.11.2023 | 13.00 Uhr

[Intro] Alexandra Maritza Wachter: „[…] [Foto: Zwei „Patriot“-Werfer der deutschen Bundeswehr; Text: „Luftverteidigung für Österreich“] Außerdem: Luftverteidigung für Österreich. Heute soll Österreichs Regierung einen Grundstein für die Beschaffung mehrerer Raketensysteme legen. […]“

[…]

Bundesheer kauft Raketen-Abwehrsysteme

MARITZA WACHTER: „Und damit wechseln wir jetzt den Schauplatz und kommen nach Österreich, wo das Bundesheer weiter aufrüstet. Heute hat die Regierung im Ministerrat beschlossen, Langstrecken-Luftabwehrsysteme zu kaufen. Die Anschaffung soll im Rahmen des europäischen Luftverteidigungssystems Sky Shield erfolgen.“

[Zwei Soldaten mit lFAl „Mistral“ bei einer Übung] Die Luftabwehr Österreichs ist veraltet. [Detailaufnahme lFAl „Mistral“] Das bodengebundene Abwehrsystem „Mistral“ hat eine Reichweite von gerade einmal fünf Kilometern. Der [HIMARS beim Start einer Rakete] Ukrainekrieg hat die Bedrohungslage verändert. Im September hat die Regierung [Werfer von IRIS-T SLM auf RMMV HX2 und IRIS-T SLS auf GDELS Eagle 6x6 bei der ILA 2023] beschlossen, mit IRIS-T Luftabwehrsysteme [Nächtlicher Start einer „Arrow 3“ bei einem Test in Israel] bis 50 Kilometer Reichweite zu beschaffen. Im Zuge des europäischen [BM Pistorius, BR Amherd und BM Tanner bei der Unterzeichnung der Absichtserklärung für ESSI] Luftverteidigungssystems Sky Shield. Schritt Drei ist jetzt [Start einer „Stunner“-Lenkwaffe durch einem „Iron Dome“-Werfer in Israel] in die Langstreckenraketenabwehr einzusteigen. [Lenkwaffe von „Iron Dome“ im Flug und bei Zerstörung des Ziels] Reichweite: 200 Kilometer und mehr.

Karl Nehammer (Bundeskanzler, ÖVP): „Das ist tatsächlich ein Durchbruch. Das ist ein Meilenstein für die österreichische Sicherheit. Wir waren bisher nicht in der Lage, aus vielerlei Gründen, diese Form der Abwehr durchführen zu können.“

Werner Kogler (Vizekanzler, Die Grünen): „Wir wollen zeitgemäß hier die Sicherheit stärken. Und, so gut es geht für ein kleines Land, Schutz bieten vor dem speziellen Hintergrund der österreichischen militärischen Neutralität.“

[Schwenk über Journalisten bei der PK im Bundeskanzleramt] Die Beschaffung des Langstreckenluftabwehrsystems soll ab 2027 erfolgen.

Bericht: Helma Poschner

MARITZA WACHTER: „Und darüber sprech‘ ich jetzt mit Fritz Dittlbacher aus unserer Innenpolitikredaktion. Welche Gefahren aus der Luft sollen denn nun mit Sky Shield abgewehrt werden können und welche Bedingungen gibt es für die Anschaffung?“

Fritz Dittlbacher: „Na, die Gefahren sind relativ einfach umrissen. Es geht gegen ballistische Raketen und gegen Drohnen. Es gab ja da letztes Jahr einen Fall, wo eine russische Drohne bis nach Kroatien geflogen ist. Also für so einen Fall soll es künftig auch eine Abwehr geben.
Bisher haben wir eine Luftraumüberwachung gehabt, aber kaum aus mit den relativ kurz wirkenden Mistral-Raketen – kaum eine wirkliche Abwehr. Und das soll jetzt mit den neuen Systemen Mittel- und auch Langstreckenbereich erfolgen.

Wie viel es genau kostet, wann man es wirklich kauft und wo man es kauft, das weiß man alles noch nicht.“

MARITZA WACHTER: „Und nun geht’s ja, laut Kanzler Nehammer, darum, dass Österreich sich als neutrales Land vor Bedrohungen schützen kann. Wie ist denn dieser Ankauf mit der Neutralität vereinbar?“

DITTLBACHER: „Na, es gibt eine Kooperation sozusagen im Ankauf. Aber die Kommandogewalt über den Einsatz der Raketen, die verbleibt in Österreich. Daher ist es – sagt die Regierung – mit der Neutralität vereinbar. Es ist ja auch eine wehrhafte Neutralität, zu der sich Österreich verpflichtet hat.
Ein größeres Problem wäre eigentlich die im Staatsvertrag verankerte … das verankerte Raketenverbot. Das steht nämlich so im österreichischen Staatsvertrag drinnen. Allerdings hat man das schon 1990 einseitig für obsolet erklärt, seitens Österreichs. Da … Österreich darf weder Raketen, noch U-Boote, noch Torpedos und so weiter kaufen. Man hat gesagt: ,Das gilt jetzt nicht mehr‘. Und nachdem die Signatarmächte damals nicht … keinen Einspruch gemacht haben – die Sowjetunion hatte damals andere Probleme – gilt dieses Raketenverbot mittlerweile nicht mehr.“

FPÖ gegen Waffen-Anschaffung

MARITZA WACHTER: „Danke für diese Analyse, Fritz Dittlbacher.

Und diametral entgegengesetzt zur Regierung positioniert sich die FPÖ. Sie lehnt Sky Shield und auch die Anschaffung von Langstreckenwaffen ab. Parteichef Herbert Kickl spricht Geldverschwendung. Laut ihm sei das Luftverteidigungssystem ein Bruch der Neutralität und des Völkerrechts.“

[Pressekonferenz der FPÖ] Für Herbert Kickl ist Sky Shield ein Beitritt zur NATO durch die Hintertür.

Herbert Kickl (Bundesparteiobmann FPÖ): „Wenn wir dann in einem solchen Bündnis drinnen sind, dann sind wir logischerweise selbst ein Angriffsziel. Und das ist das Gefährliche an dieser Entwicklung! Das ist ein Bruch der Neutralitätspolitik und ein Schlag ins Gesicht der österreichischen Sicherheit.“

[Kickl beim Deuten auf eine mitgebrachte Karte: Mitteleuropa von Westdeutschland bis zur Ostukraine; eine rote Stecknadel über Österreich und ein blauer Kreis rundherum] Das Geld für Sky Shield sollte besser in das Gesundheitssystem, in die Pflege und in die Polizei investiert werden, sagt Kickl. Zu einem anderen Thema, einem Untersuchungsausschuss zur Causa Benko, wie heute von den Grünen vorgeschlagen, zeigt er sich gesprächsbereit. Die FPÖ verhandle zudem seit Längerem dazu mit der SPÖ.“

[…]

Bericht: Peter Unger
iceman hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 12:45 Wozu benötigt man eigentlich Raketen mit 50 km und 200 km Reichweite?
Die mit 200 km Reichweite schafft ja auch die ersten 50 km?
Die Lenkwaffen mit großer Reichweite kosten ein Vielfaches von denen mit mittlerer Reichweite. Für jeden Höhenbereich eine Salve "Patriot" einzusetzen, wäre ein extrem kostspieliges Unterfangen und in den meisten Fällen ein "Schießen mit Kanonen auf Spatzen".
PATRIOT interceptors are estimated to cost about $4 million per missile.
https://crsreports.congress.gov/product/pdf/IF/IF12297



Zuletzt geändert von theoderich am So 26. Nov 2023, 22:51, insgesamt 4-mal geändert.
alps_spirit
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von alps_spirit »

Danke für die Infos.

Sind da auch Kooperationen/gemeinsame Anschaffungen mit anderen Staaten geplant bzw. überhaupt sinnvoll wie bei AW169/KC390? Bei Patriot könnte man sich an die Schweiz "dranhängen", Arrow 3 wäre D.

Edit: habs mittlerweile auf orf.at gelesen - D wird federführend sein.
Zuletzt geändert von alps_spirit am Mi 15. Nov 2023, 15:18, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Zuletzt geändert von theoderich am So 19. Nov 2023, 23:04, insgesamt 2-mal geändert.
Woyzeck
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Woyzeck »

Ich freue mich als Milizoffizier natürlich über jedes Stück neuer Ausrüstung, aber ganz ehrlich muss man sich bei einer Investition in FlA-Systeme mit einer Reichweite von 200km schon ein bisschen die Frage der Angemessenheit stellen. Nachdem die Flugkörper bei einem Einsatz ziemlich sicher das Bundesgebiet verlassen würden und wir mit unseren Nachbarstaaten meines Wissens keine entsprechenden Vereinbarungen haben bzw. nicht Teil der NATO sind, ist es für mich undenkbar, dass jemals ein Oberbefehlshaber einen solchen Einsatz billigen würde. Glaubt tatsächlich jemand, dass Österreich jemals eine Luftabwehrrakete auf ein Ziel in Zentralungarn abfeuern wird ?
Daneben stellt sich ganz praktisch das Problem, dass der Einsatz einer weitreichenden FlA-Waffe entsprechende Sensorik oder die Einbindung in das Lagebild der uns umgebenden NATO-Staaten voraussetzt - ersteres haben wir nicht und zweiteres lässt sich wohl selbst beim Zudrücken sämtlicher Augen nur schwer mit der Neutralität vereinbaren - europäische Initiative hin oder her. Das ist dann ein klassisches Militärbündnis, wenn auch beschränkt auf die Luftwabwehr. Ohne NATO-Beitritt ist selbst ein technisch hervorragendes System daher mehr oder minder blind und in seiner Leistungsfähigkeit deutlich eingeschränkt.

Es ist schön, dass das Bundesheer jetzt erstmals umfangreiche Investitionsmittel zur Verfügung hat, aber für die kolportierten 2-4 Milliarden EUR würden mir eine Menge anderer Dinge einfallen, die mehr Wirkung entfalten könnten.
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Sky-Shield-Ausbau
8 Fragen zur geplanten Milliarden-Luftabwehr
... und die Nase vorn hat?

Laut „Krone“-Informationen klar Patriot. Die Schweiz hat das System bereits bestellt, Deutschland setzt es seit Jahrzehnten ein, in der Ukraine hat es sich bei Kiew bewährt.

Hat es auch Nachteile?

Ja. Der deutsche Verteidigungsexperte und Oberst a.D. Ralph Thiele im „Krone“-Gespräch: „Patriot ist zwar modern, das Grunddesign ist aber aus Zeiten des Kalten Krieges und damit gegen Flugzeuge und Marschflugkörper ausgerichtet. Außerdem ist der Personalbedarf deutlich höher als bei neueren Systemen wie dem Arrow 3“.

Was sagt die Opposition?

Von Tanners „Sky Shield-Überfällen“ sprach am Mittwoch SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer. Er kritisierte damit, dass er erst aus der „Krone“ von den Plänen erfahren hatte. Die FPÖ lehnt Sky Shield komplett ab, Parteichef Herbert Kickl sieht darin einen „NATO-Beitritt durch die Hintertür“.

Gibt es Anlass zur Sorge?

Thiele sieht Sky Shield positiv: Kleine Länder wie Österreich würden mit ein paar Raketensystemen einen überschaubaren Schutzbeitrag leisten und dafür von den Fähigkeiten größerer Länder in Europa profitieren.

Wie geht es weiter?

Der gestrige Ministerratsbeschluss hat in erster Linie symbolische Kraft, ÖVP und Grüne bekannten sich zu der bis zu vier Milliarden Euro schweren Anschaffung. Nun müssen als Nächstes die finanziellen Mittel fixiert werden. Kanzler Nehammer und Verteidigungsministerin Tanner sprachen dennoch bereits von einem „Meilenstein für Österreichs Sicherheit.“
https://www.krone.at/3168183


Sky Shield: Österreich will Langstrecken-Luftabwehrraketen beschaffen
Die Neos plädierten unterdessen für eine gemeinsame europäische Verteidigung: „Gerade angesichts aktueller Bedrohungen zeigt sich, wie dringend Österreich eine neue Sicherheits- und Verteidigungsstrategie braucht - und wie wichtig es ist, dass Europa in Sicherheits- und Verteidigungsfragen stärker zusammenarbeitet“, so Neos-Verteidigungssprecher Douglas Hoyos. „Daher muss die Bundesregierung Farbe bekennen und eingestehen, dass Sky Shield nicht der Weisheit letzter Schluss ist und langfristig an einer gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit einer gemeinsamen europäischen Armee kein Weg vorbei führt.“
https://kurier.at/politik/inland/sky-sh ... /402670669


Österreich kauft auch Langstreckenraketen für Sky Shield

https://www.derstandard.at/story/300000 ... sky-shield


OTS0040, 15. Nov. 2023, 09:29
SPÖ-Laimer zu Sky Shield: Tanner wird dem Parlament Rede und Antwort stehen müssen

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... en-muessen

OTS0090, 15. Nov. 2023, 11:49
Ofenauer ad Laimer: Mit „Skyshield“ sorgt die Bundesregierung für mehr Sicherheit

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... sicherheit

OTS0122, 15. Nov. 2023, 13:25
FPÖ – Kickl: „Bundesregierung muss Veto gegen den Beitritt der Ukraine in die Europäische Union einlegen“

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS ... n-einlegen

Woyzeck hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 15:22Nachdem die Flugkörper bei einem Einsatz ziemlich sicher das Bundesgebiet verlassen würden und wir mit unseren Nachbarstaaten meines Wissens keine entsprechenden Vereinbarungen haben bzw. nicht Teil der NATO sind, ist es für mich undenkbar, dass jemals ein Oberbefehlshaber einen solchen Einsatz billigen würde. Glaubt tatsächlich jemand, dass Österreich jemals eine Luftabwehrrakete auf ein Ziel in Zentralungarn abfeuern wird ?
Eine Souveränitäts- und auch eine Neutralitätsverletzung ergibt sich alleine dadurch, dass ein Flugkörper das österreichische Hoheitsgebiet überquert:

Abkommen betreffend die Rechte und Pflichten der neutralen Mächte und Personen im Falle eines Landkriegs
Art. 1

Das Gebiet der neutralen Mächte ist unverletzlich.
Art. 5

Eine neutrale Macht darf auf ihrem Gebiete keine der in den Artikeln 2–4 bezeichneten Handlungen dulden.

Sie ist nur dann verpflichtet, Handlungen, die der Neutralität zuwiderlaufen, zu bestrafen, wenn diese Handlungen auf ihrem eigenen Gebiete begangen worden sind.
Eine Abfangrakete muss aber nicht den österreichischen Luftraum verlassen. Es ist auch nicht daran gedacht, dass das Bundesheer Ziele direkt über dem Hoheitsgebiet eines Nachbarstaats bekämpft.

Nebenbei bemerkt: Oberbefehlshaber des Bundesheeres ist der Bundespräsident - und dieser hat, laut Wehrgesetz, de facto nur zwei Befugnisse: Offiziere zu befördern und bei Bedarf die Einberufung von mehr als 5000 Soldaten zum Einsatzpräsenzdienst zu verfügen.
Woyzeck hat geschrieben: Mi 15. Nov 2023, 15:22Daneben stellt sich ganz praktisch das Problem, dass der Einsatz einer weitreichenden FlA-Waffe entsprechende Sensorik oder die Einbindung in das Lagebild der uns umgebenden NATO-Staaten voraussetzt - ersteres haben wir nicht und zweiteres lässt sich wohl selbst beim Zudrücken sämtlicher Augen nur schwer mit der Neutralität vereinbaren - europäische Initiative hin oder her.
Sensorik zur Erfassung und Verfolgung ballistischer Raketen gibt es in Österreich schon seit Jahren - das ortsfeste Leonardo RAT-31DL bzw. das mobile RAT-31DL/M (Reichweite: 400 km):
Leonardo S.p.a. hat geschrieben:The AESA architecture allows the use of Multiple Simultaneous Pencil Beams (MSPB) which can be electronically and independently steered in elevation. The MSPB architecture allows to transmit a large number of pulses in different pointing directions, guaranteeing high clutter suppression in adverse weather conditions and optimizing performances against a wide range of threats, including TBM, EW platforms and mass-raid.
https://electronics.leonardo.com/docume ... 4470152446

TBM ... Tactical Ballistic Missiles

Das System "Patriot" hat eigene Radarsysteme und eine "Einbindung in das Lagebild der uns umgebenden NATO-Staaten" ist dazu überhaupt nicht erforderlich.
DESCRIPTION

The Phased Array Tracking Radar to Intercept of Target (PATRIOT) Missile protects ground forces and critical assets at all echelons from advanced aircraft, cruise missiles and tactical ballistic missiles (TBM). The PATRIOT Advanced Capability – 3 (PAC-3) is the Army’s premier guided air and missile defense (AMD) system providing highly reactive hit-to-kill capability in both range and altitude while operating in all environments.

The combat element of the PATRIOT system is the fire unit, primarily consisting of a radar set (RS), engagement control station (ECS) and launching stations (LS). The RS provides airspace surveillance, target detection, discrimination, identification, classification, simultaneous tracking of targets, missile guidance and engagement support. The LS performs transport and missile launch functions and is remotely operated from the ECS, which provides command and control. The LS has a load-out capacity of between 12 and 16 PAC-3 missiles depending on configuration. The PAC-3 missile, initially fielded in 2001, introduced hit-to-kill technology for greater lethality against TBM, cruise missiles and aircraft. The combination of a highly responsive airframe and attitude control motors generates an angle-of-attack that would not be achievable with actuator-driven aerodynamic control surfaces alone.

The PAC-3 Missile Segment Enhancement (PAC-3 MSE), fielded in 2015, represents the next generation PAC-3 missile and provides expanded battlespace performance against evolving threats. The PAC-3 MSE improves upon the original PAC-3 capability with a higher performance solid rocket motor, modified lethality enhancer, more responsive control surfaces, upgraded guidance software and insensitive munitions improvements.
https://asc.army.mil/web/portfolio-item/ms-pac-3_mse/

GhostEye® Family of Radars: LTAMDS

https://www.rtx.com/raytheon/what-we-do ... nse/ltamds

Bild
https://www.rtx.com/raytheon/news/2023/ ... irst-tests

Ein Radardatenaustausch zwischen Österreich und der NATO findet schon seit Jahren im Rahmen des Air Situation Data Exchange statt.

Ukraine joins NATO Air Situation Data Exchange programme (13. Juni 2008)
The ASDE programme was launched in 2001 to provide a means for the reciprocal exchange of filtered air situation information between NATO and a Partner country. The programme also provides Partner countries with insight into NATO procedures and offers valuable training experience.
Austria is the only Partner to have established a functioning ASDE exchange with NATO.
https://www.nato.int/cps/en/natolive/news_7802.htm
Zuletzt geändert von theoderich am Do 16. Nov 2023, 23:43, insgesamt 10-mal geändert.
alps_spirit
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von alps_spirit »

Der heutige ZiB Beitrag stimmt mich positiv - jubeln können wir aber erst wenn die ersten Einheiten dem ÖBH übergeben werden. Aber mit 3 Systemen über der Mistral hätte ich ebenso wenig gerechnet wie mit der offenbaren Zustimmung der Grünen im Ministerrat.

Dass die FPÖ dagegen wettert ist ebenso überraschend - aber ich will politisch nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Wenigstens zeigen die NEOS konstante Inkompetenz was unser Militär betrifft ;-)
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

15. November – Servus Nachrichten 19:20
Caroline Pospischil: „Schönen guten Abend.

Österreich rüstet auf: [Überschrift: Regierung kauft Abwehrraketen; Start einer „Patriot“-Lenkwaffe] Die Regierung kauft für bis zu 4 Milliarden Euro erstmals [„Patriot“-Werfer der US Army beim Start einer Lenkwaffe] Luftabwehrraketen mit großer Reichweite. Scharfe Kritik kommt von der Opposition. […]“

[Foto: Fliegerabwehrsysteme „Patriot“, „Hawk“, „Avenger“ und 9K33 Osa bei einer Übung in Polen]

POSPISCHIL: „Es soll ein Meilenstein für die Sicherheit in Österreich sein. So hat zumindest die Regierung heute ihre Pläne angekündigt. Erstmals in der Geschichte wird das Bundesheer mit Langstreckenraketen für die Flugabwehr ausgestattet. [Einblendung des CGI eines „Patriot“-Werfers] Diese Raketen werden von Systemen wie diesem hier, dem amerikanischen ,Patriot‘-System abgefeuert. Die wird Österreich für den gemeinsamen europäischen Raketenschutzschirm Sky Shield kaufen.

Das Ziel? Bedrohungen aus der Luft schneller abfangen und ausschalten zu können [CGI des „Patriot“-Werfers startet eine Lenkwaffe mit Triebwerksgeräusch].

[Feuerleitsystem „Skyguard“ und ZFlAK 85 am Vorfeld des Fliegerhorsts Brumowski] So sieht das österreichische Luftabwehrsystem derzeit aus. Weniger als zehn veraltete Fliegerabwehrkanonen aus dem Jahr 1969. [Soldat betritt den Bedienstand der ZFlAK 85] Sie können Flugobjekte bis in einer Höhe von rund 5 Kilometern treffen. [„Patriot“-Werfer der US Army beim Start einer Lenkwaffe] Jetzt will Österreich seine Luftabwehr modernisieren. Und zwar im Rahmen des Verteidigungssystems Sky Shield.

Klaudia Tanner (Verteidigungsministerin, ÖVP): „Der heutige Schritt, den wir im Ministerrat beschlossen haben […] der bedeutet für uns alle, der bedeutet für Österreich, dass wir eine umfassende Verteidigungsfähigkeit erlangen werden. Dass wir diese um ein Vielfaches erhöhen werden.“

[PATRIOT-Werfer der Bundeswehr, eingezäunt mit SB-Rollen] Bereits im Juli war Österreich Sky Shield beigetreten. [PATRIOT-Werfer der Bundeswehr, dahinter ein Flugplatzradar] Gemeinsam mit 18 weiteren europäischen Ländern. [Rückseite der Munitionskanister eines PATRIOT-Werfers] Heute beschließt die Regierung, sich an dem Projekt auch mit [Start einer PATRIOT-Lenkwaffe] Langstreckenabwehrraketen zu beteiligen.

[Grafik: Links – stilisiertes Radarsystem, Mitte – stilisierte Stadt, Rechts – stilisierter Iskander-Werfer] Kurzstreckenabwehrraketen können bis zu 15 km [Gelber Halbkreis über der stilisierten Stadt: Beschriftung „bis 15 km“] entfernte Objekte treffen. Mittelstreckenabwehrraketen [Oranger Halbkreis über dem gelben Halbkreis: Beschriftung „bis 50 km“] fliegen bis zu 50 km weit. Beide Systeme hat die Regierung bereits bestellt. Jetzt startet die Planung für die [Roter Halbkreis über dem orangen Halbkreis: Beschriftung „über 50 km“] Langstreckenabwehrraketen. [Von links fliegt eine stilisierte Rakete auf die Stadt mit den drei Halbkreisen darüber zu] Sie können auch Objekte [Stilisierte Radarwellen beim Radarsystem, stilisierter Abschuss einer Rakete vom Iskander-Werfer – Treffer durch mehreckige rote Form angezeigt] abschießen, die mehr als 50 Kilometer entfernt sind.

Gerald Karner (Militärstratege, Wien): „Also sicherlich sinnvoll insgesamt die Dichte des Schutzes des Luftraumes, im Sinn eines Schutznetzes sozusagen, möglichst herzustellen, sodass eben möglichst alle anfliegenden ballistischen Lenkwaffen oder Marschflugkörper abgefangen werden können. Und dafür ist es offensichtlich für die Planer notwendig, auch Langstreckensysteme zu beschaffen.“

[Pressekonferenz von Herbert Kickl] Scharfe Kritik kommt von FPÖ-Chef Herbert Kickl. Für ihn ist Sky Shield nicht mit der Neutralität vereinbar. Etwa wenn Österreich für andere Länder Raketen abschießen müsste. [VK Kogler, BK Nehammer und BM Tanner beim Pressefoyer nach dem Ministerrat] Bundeskanzler Karl Nehammer kontert:

Karl Nehammer (Bundeskanzler, ÖVP): „Jedes unidentifizierte Flugobjekt, das den Luftraum verletzt, zugeordnet wird, ist eine Bedrohung. […] Das heißt, ich habe die Verantwortung, wenn ich sie entdecke, zu bekämpfen. Da geht‘s nicht ,Mach‘ ich das für ein anderes Land?‘ – ich mache es für die Sicherheit der Menschen in Österreich!“

[Start einer PATRIOT-Lenkwaffe] Auch bei der SPÖ hält sich die Begeisterung über die Raketeninitiative in Grenzen. [Werfer von IRIS-T SL; Start einer Lenkwaffe IRIS-T SL; ägyptische IRIS-T SL-Werfer in Stellungen in der Wüste] Die Sozialdemokraten fühlen sich vor allem zu wenig in das Projekt eingebunden.

Robert Laimer (Wehrsprecher SPÖ): „Es hat die Handschrift der ÖVP, ganz klassisch. Ja, wir haben das gesehen bei Eurofighter und wir wollen die Lehren daraus ziehen! Diese Eurofighter-Saga, dieses Milliardengrab, nicht 2.0 zu erben mit Sky Shield!

Ich verspreche Ihnen: Wenn es so geht, wie es geplant ist von der ÖVP, gibt es wieder Untersuchungsausschüsse.“

[PATRIOT-Werfer der Bundeswehr] Bis zu 4 Milliarden Euro sollen die Langstrecken-Abwehrraketen kosten. [Skyguard und Richtschütze mit MISTRAL vor einem Hangar in Langenlebarn; zwei OH-58B beim Überflug] Zum Vergleich: Das gesamte Jahresbudget des Bundesheeres beträgt etwa 3,3 Milliarden Euro. [Zwei PATRIOT-Werfer der Bundeswehr hinter SB-Rollen] Bis zum Jahr 2025 soll Sky Shield in Betrieb gehen.

Beitrag: J. Dohr, J. Schmidt, K. Kouloukakos

Schnitt: Stephan Linko
https://www.servustv.com/aktuelles/v/aa ... uf5weev4m/


ORF III Aktuell am Abend

Mi., 15.11.2023 | 19.20 Uhr

Luftstreitkräfte-Kommandant Gerfried Promberger über „Sky Shield“

Philipp Maiwald: „Und uns zugeschaltet ist jetzt der Kommandant der österreichischen Luftstreitkräfte, Gerfried Promberger. Einen schönen guten Abend, Herr Promberger!“

Gerfried Promberger: „Einen schönen guten Abend ins Studio!“

MAIWALD: „Österreich möchte ab 2027 diese Langstreckenraketen zum Einsatz bringen. Gegen welchen konkreten Bedrohungsfall, gegen welches Bedrohungsszenario rüstet sich Österreich denn da?“

PROMBERGER: „Da gibt’s einen ganzen … eine ganze Palette von möglichen Bedrohungen. Einerseits können das Drohnen sein, fehlgeleitete Drohnen, oder gegen militärische Bedrohung, aber auch gegen Marschflugkörper bzw. gegen ballistische Raketen.“

MAIWALD: „Bei diesem Projekt Sky Shield sind nicht alle Länder in Europa dabei. Frankreich etwa kritisiert, dass hier zu wenig europäische Technologie zum Einsatz kommt. Es wird kritisiert, dass stattdessen amerikanische Technologie zugekauft wird bzw. amerikanisch-israelische Technologie.

Verstehen Sie das? Und gibt es keine Alternative zu amerikanischen Luftwaffensystemen?“

PROMBERGER: „Also grundsätzlich schauen wir einmal … oder ist uns in Österreich besonders wichtig, die österreichische sowie auch europäische Wertschöpfung. Wir konzentrieren uns natürlich auf europäische Produkte. Wir machen – das ist ja insofern ganz normal – bei einer Beurteilung ein entsprechendes Beurteilungsverfahren, welche Systeme in Europa beispielsweise Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Italien zur Verfügung stehen.

In dem angesprochenen Fall vom European Sky Shield Initiative ist ja die Initiative von Deutschland ausgegangen. In Summe beteiligen sich derzeit 19 Nationen. Und ich geh‘ davon aus, dass es da sehr wohl um europäische Wertschöpfung geht. Natürlich gibt es verschiedene Systeme kurzer, mittlerer und großer Reichweite. Und es gibt natürlich – wie auch immer üblich: Es ist wie beim KFZ-Bau – gibt’s unterschiedliche Hersteller. Nur zur vielleicht zur Erklärung für die Zuseherinnen und Zuseher: Kurze Reichweite ist ungefähr bis 15 Kilometer, mittlere Reichweite 35 bis 50 Kilometer und große Reichweite ist, wie g’sagt, jenseits der 50 Kilometer. Und da gibt’s genauso europäische Hersteller in allen drei Bereichen, amerikanische wie auch israelische Hersteller.“

MAIWALD: „Weil Sie die Reichweite angesprochen haben: Wenn wir 2027 dann diese Raketen haben, wo werden die in Österreich denn stationiert werden? Und von wo aus wird man sie steuern?“

PROMBERGER: „Das ist ein … das ist derzeit gerade in Planung. Ich hab‘ genau gestern mit dem Fähigkeitsdirektor darüber gesprochen. Da sind die Entscheidungen noch nicht gefallen. Faktum ist aber, dass der Einsatz dieser Systeme sicher hoheitlich passieren wird, das heißt in österreichischer Hand liegen wird. Und es ist ein Zusammenspiel zwischen Sensor und Effektor: Also der Sensor sind ja Radaranlagen und Satelliten. Da werden wir entsprechende Radardaten austauschen.

Der Effektor, also sprich: die Lenkwaffe an sich, wird auf jeden Fall von uns ausgelöst. Und die wird natürlich, aufgrund der Reichweite kann die sehr flexibel eingesetzt und stationiert werden. Und wir werden sie dann dort stationieren oder eben Verteidigungspositiv so aufstellen, wie … wie es der Bedrohung entsprechend gerecht wird.“

MAIWALD: „Versteh‘ ich Sie richtig, dass diese Waffensysteme aber nur dafür gedacht sind, den österreichischen … das österreichische Territorium [PROMBERGER nickt] zu beschützen und dass es nicht zu dem Fall kommen könnte, dass etwa Flugkörper abgeschossen werden, die sich gar nicht auf dem Weg nach Österreich befinden würden, sondern eben in ein Nachbarland wie Kroatien oder Italien, das da nicht dabei ist?“

PROMBERGER: „Also, als Kommandant der österreichischen Luftstreitkräfte kümmere ich mich erstens einmal um den österreichischen Luftraum. Das ist meine primäre Aufgabe. Auch wenn wir natürlich mit Deutschland, Schweiz, Tschechoslo… also mit Tschechien, Slowakei, Ungarn und Italien sehr sehr eng und und sehr sehr gut zusammenarbeiten.

Aber im Prinzip geht’s um den Schutz des … der österreichischen Bevölkerung, die Aufrechterhaltung der Lufthoheit im österreichischen … oder über dem österreichischen Staatsgebiet und vor allem um die Erhaltung der Souveränität der Republik Österreich. Das heißt, unsere einen entsprechenden Einsatz von Waffen – also sprich: Es ist ja eine rein defensive Waffe – wird sicher nur ausgelöst, wenn wir … also wenn die österreichische Lufthoheit oder eben die Bevölkerung entsprechend bedroht wird oder beispielsweise kritische Infrastruktur, sowie auch militärische Rechtsgüter. Kritische Infrastruktur, große Städte … Graz, Salzburg, Linz, Wien … oder eine Raffinerie, die von strategischer Bedeutung.“

MAIWALD: „Herr Promberger, vielen Dank für Ihre Zeit und das Gespräch.“

PROMBERGER: „Danke sehr. Und beste Grüße ins Studio.“

ZIB 1

Mi., 15.11.2023 | 19.30 Uhr

Tarek Leitner: „Es ist halb acht, hier ist die Zeit im Bild.“

Susanne Höggerl: „Guten Abend.

Österreich kauft Langstreckenraketen. [Titel „Aufrüstung“; IRIS-T SLM-Werfer auf einem Waldweg] Die neue Aufrüstung soll Antwort auf die gegenwärtige [HIMARS beim Start einer Rakete] Weltlage sein. Steht sie im Einklang mit der Neutralität? Dazu analysieren wir gleich. […]“

HÖGGERL: „Das Bundesheer bekommt ein Luftabwehrsystem wie es das in der Geschichte noch nicht gegeben hat. Es sind Langstreckenraketen, die bis zu 200 Kilometer Reichweite haben.“

LEITNER: „Diese Waffen sind Teil eines gemeinsamen Schutzschirms mehrerer Länder gegen Drohnen und Raketen. Schon im Juli ist Österreich sowie auch die Schweiz der Europäischen Sky Shield Initiative beigetreten.“
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[Zwei Soldaten mit lFAl „Mistral“] Seit den 90er-Jahren hat Österreich bereits Flugabwehrraketen. 500 französische „Mistral“ [Detailaufnahme der lFAL „Mistral“] mit einer recht bescheidenen Reichweite von 5 Kilometern. Jetzt soll aufgerüstet werden.

[HIMARS beim Start einer Rakete] Der Kauf von Mittelstreckenraketen [IRIS-T SLM mit Werfer und Radar Hensoldt TRML-4D bei Diehl Defence in Überlingen] bis 50 Kilometer wurde schon im Sommer beschlossen, [Start einer Lenkwaffe „Arrow 3“ bei Nacht] jetzt will man auch Langstreckensysteme, [Start eines „Stunner“-Flugkörpers von einem „Iron Dome“-Werfer aus] heißt es heute im Ministerrat.

Karl Nehammer (Bundeskanzler, ÖVP): „Das ist ein Meilenstein für die österreichische Sicherheit. Wir waren bisher nicht in der Lage, aus vielerlei Gründen, diese Form der Abwehr durchführen zu können.“

Werner Kogler (Vizekanzler, Die Grünen): „Wir wollen zeitgemäß hier die Sicherheit stärken. Und, so gut es geht für ein kleines Land, Schutz bieten vor dem speziellen Hintergrund der österreichischen militärischen Neutralität.“

[VK Kogler, BK Nehammer und BM Tanner bei der Pressekonferenz] Welche Raketen es werden und was sie kosten, ist noch unklar.

Klaudia Tanner (Verteidigungsministerin, ÖVP): „Wir wissen, dass ja in diesem Bereich der langen Reichweiten es insbesondere zwei Typen gibt, die in Verwendung sind. Das heißt, dieser Rahmen ist noch offen.“

[Zwei „Patriot“-Werfer der Bundeswehr] Klar ist aber, was sie leisten sollen. [Bediener in der Führungszentrale für IRIS-T SLM bei einem Test gegen eine Zieldrohne] Jede Drohne oder Rakete eliminieren [Lenkwaffe von „Iron Dome“ im Flug und bei Zerstörung des Ziels], die in den heimischen Luftraum eintritt.

[Radarantenne eines 9K33 Osa] Wobei der Befehl dazu, [Soldaten beim Bedienen des Feuerleitsystems eines 9K33 Osa] trotz Sky Shield-Kooperation, [IRIS-T SLM-Werfer auf einem Waldweg] in Österreich erfolgt. Daher sei auch die Neutralität [PATRIOT-Werfer der Bundeswehr, eingezäunt mit SB-Rollen und Hesco-Barrieren] nicht gefährdet, sagt die Regierung.

[Herbert Kickl bei der Pressekonferenz] Ist sie doch – meint Herbert Kickl.

Herbert Kickl (Bundesparteiobmann FPÖ): „Weil Sky Shield nichts anderes ist, als eine NATO-Initiative. Und der Beitritt zu Sky Shield ist damit ein Beitritt zur NATO durch die Hintertür.“

[Leopard 2A4 des Bundesheeres bei einer Übung am verschneiten TÜPl Allentsteig] Die NEOS plädieren heute für eine gemeinsame [Richtschütze im Leopard 2A4] europäische Verteidigung. Die SPÖ sagt Ja zu Luftabwehrsystemen, der Kauf müsse jedoch transparent erfolgen.

Bericht: F. Dittlbacher / H. Poschner

Mitarbeit: Peter Unger

LEITNER: „Im Studio dazu jetzt Hans Bürger. Inwiefern macht denn diese jüngste Entscheidung der Bundesregierung das Land tatsächlich ein Stück sicherer?“

Hans Bürger (ZIB Innenpolitik): „Ich denke die Situation ist einfach zu klären und eigentlich auch relativ überraschend klar, wie sie jetzt vor uns steht. Wir haben drei Möglichkeiten:

Das eine ist, wir treten einem Militärbündnis bei und haben gar keine Sicherheitssorgen mehr. Dann haben wir aber ein sehr großes Neutralitätsproblem, eine komplette Verletzung der Neutralität.

Das zweite ist: Wir setzen unseren Kurs fort: ,Wird schon nix passieren und die NATO-Staaten rund um uns werden uns schon schützen‘. Das ist sehr kurzsichtig und deshalb auch keine wirkliche Möglichkeit.

Und das dritte jetzt: Wir geben eben mit unserer Neutralität auch der Sicherheitspolitik eine ganz neue Dimension. Jahrzehntelang ist die Verteidigungspolitik in Österreich vernachlässigt worden: Viel zu wenig Geld. Man hat jetzt eine neue Weltlage und deshalb ist man auch bereit, sehr viel … sehr viel Geld auszugeben. Und offensichtlich ist die Akzeptanz derzeit auch bei der österreichischen Bevölkerung größer.“

LEITNER: „Diese Entscheidung soll in Einklang mit der Neutralität stehen. Ist das so?“

BÜRGER: „Alle Verfassungsexperten und alle die sich mit der Neutralität schon sehr lange beschäftigen, sagen ,Ja, das geht‘.

Und warum geht es? Es ist ein sehr spezieller Punkt, wenn’s nämlich darum geht, tatsächlich einmal eine Rakete abzuschießen, also auf den berühmten Knopf zu drücken, dann müssen das eben wir machen, in Österreich, und nicht irgendeine ausgelagerte Kommandozentrale.

Jetzt wird man fragen: Woher weiß man wo eine Rakete herkommt und bzw. wie weit sie fliegt und was das … der Zielort ist? Dazu gibt’s das große Radarsystem. Das gibt’s ja bisher auch schon; das heißt, die wissen ziemlich genau, wo so etwas landen soll. Und deshalb wird dieser berühmte Kommandoknopf in Österreich gedrückt werden. Wenn das so ist, dann ist es mit der Neutralität vereinbar.“

LEITNER: „SPÖ und FPÖ sind trotzdem skeptisch, was diese Beschaffung jetzt betrifft. Zu recht?“

BÜRGER: „Natürlich kann man gegen die Summen skeptisch sein. Man kann auch immer wieder diskutieren, ob der parlamentarische Ablauf da jetzt wirklich gewährleistet worden ist, weil’s sehr schnell gegangen ist. Da gibt’s große Bedenken, vor allem der … von Seiten der SPÖ. Die FPÖ ist sowieso gegen diesen … gegen dieses Sky Shield-System.

Aber eins auch noch: Ich glaube auch, dass als Wahlkampfthema das nicht mehr so taugen wird. Also die Teurofighter, wie vor zwanzig Jahren, ich glaub‘ das wird nicht mehr so funktionieren, weil das Ansehen und das Image der Verteidigungspolitik und des Bundesheers viel größer geworden ist.“

LEITNER: „Vielen Dank, Hans Bürger. Die Akzeptanz für solche Entscheidungen steigt wohl auch mit den Nachrichten aus der Ukraine und Nahost. Dort dringt die israelische Armee immer weiter in die zentralen Strukturen der Hamas vor. […]“
https://tvthek.orf.at/profile/ZIB-1/1203/ZIB-1/14201429
Zuletzt geändert von theoderich am So 26. Nov 2023, 23:07, insgesamt 4-mal geändert.
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