Entwicklungen Fliegerabwehr

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Strategiebericht 2024 bis 2027 und Budgetbericht 2024
Wichtigste laufende und geplante Maßnahmen und Reformen

[...]
  • Die wesentlichsten laufenden bzw. geplanten Investitionsvorhaben im Bereich der Rüstung sind im Zeitraum 2024 bis 2027 die Nutzungsdauerverlängerung des Schützenpanzers ULAN und des Kampfpanzers LEOPARD, der Mehrzweckhubschrauber AW-169, die sukzessive Modernisierung der Fahrzeugflotten, die Ergänzung und Modernisierung der persönlichen Ausrüstung der Soldatinnen und Soldaten, die weitere Beschaffung von Mannschaftstransportpanzern PANDUR EVO, der Ersatz des Transportflugzeuges C-130 HERCULES und die bodengebundene Luftabwehr (Modernisierung Lenkwaffensystem MISTRAL und 35 mm Fliegerabwehrmaschinenkanonen). Hinzu kommen noch der Beginn des Fähigkeitsaufbaus zu einer Fliegerabwehr mittlerer Reichweite sowie Investitionen in die Aufklärungsfähigkeit, in die Digitalisierung und in Kommunikationsmittel.
https://www.bmf.gv.at/dam/jcr:492ea544- ... t_2024.pdf
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

theoderich hat geschrieben: Di 17. Okt 2023, 21:33
Grundsätzlich gibt es eine interne Richtlinie zum Beschaffungsablauf. Der Planungs- und Beschaffungsprozess ist in dieser Publikation beschrieben:

Logistischer Terminplaner 2020
Bild
maro-airpower
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von maro-airpower »

Bundesheer-Air Chief Promberger über die Beschaffung und Abwehr von Drohnen - On The Grid Ep: 482/4

Verweigerer
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Verweigerer »

Zehn NATO-Nationen für ESSI

Zehn NATO-Länder (Deutschland, Belgien, Dänemark, Estland, Lettland, Litauen, Niederlande, Slowenien, Tschechische Republik, Ungarn) haben in Brüssel ein Memorandum of Understanding (MoU) für die Entwicklung der von Deutschland initiierten Europäischen Luftverteidigungsinitiative ESSI unterzeichnet.

Weitere neun interessierte Länder (Bulgarien, Finnland, Norwegen, Rumänien, Schweden, Slowakei, und Vereinigtes Königreich, Österreich, Schweiz) unterzeichneten das MoU nicht.

https://esut.de/2023/10/meldungen/45063 ... fuer-essi/

Von den weiteren neun Ländern werden bestimmt noch einige im November 2023 beim nächsten Treffen folgen. Da wird ja unser Air-Chief Promberger wohl auch wieder dabei sein ;-)
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Landesverteidigungsbericht 2023 (III-1043 d.B.)
7.2.1 Schutz und Wirkung der Soldaten – Ausrüstung und Bewaffnung

[...]

Laufende bzw. unmittelbar geplante Vorhaben im Bereich Ausrüstung und Bewaffnung:

[...]
  • Mid-Life Update MISTRAL: Das FlA-Waffensystem MISTRAL hatte das Ende der Nutzungsdauer mit 2021 erreicht. Durch optimale Lagerbedingungen sowie Tausch des Gefechtskopfes konnte eine Nutzungsverlängerung bis maximal 2025 erreicht werden. Entsprechend diesen Parametern wurde 2022 ein Update eingeleitet. Durch dieses Midlife Update (MLU) und den Umstieg auf den modernen Lenkflugkörper M3 (LFK M3) wird die Lebenszeit des Systems um mindestens 20 Jahre verlängert.

    Das MLU beinhaltet vor allem den Umstieg auf die neueste Generation von Lenkflugkörpern (M3), die auch für die Bekämpfung von Kleinflugzielen (z.B. Drohnen in größerer Reichweite) ausgelegt ist, die Einführung eines neuen Visiers, die Adaptierung der vorhandene Simulator und die Beschaffung von weiteren MISTRAL Übungssysteme sowie eine Option für die Beschaffung weiterer Lenkflugkörper.

    Die Projektkosten belaufen sich auf ca. 158,4 Millionen Euro. Der Abschluss aller Maßnahmen ist bis zum Jahr 2027 geplant. Die Lenkwaffe ist in weiterer Folge für die Nutzung im Bereich der Begleitschutz-FlA vorgesehen.
7.2.3.2 NDV 35 mm Fliegerabwehrkanone

Die Nutzungsdauerverlängerung der 35 mm Fliegerabwehrkanonen soll noch 2023, spätestens aber 2024 eingeleitet werden.

Zielsetzung ist die Beseitigung von Obsoleszenzen und die Nutzungsdauerverlängerung durch:
  • Fähigkeitserweiterung zum Verschießen von AHEAD-Munition (Air Burst Munition) und damit Fähigkeit zur Bekämpfung von Kleinzielen wie Drohnen,
  • Implementieren in ein Integrated Air Defense System (IADS) und die Integration des Waffensystems Mistral 3,
  • weitgehende Beibehaltung der Ausbildungs- und Logistikaspekte unter Tausch der veralteten Waffenteile,
  • Implementierung von „State of the Art“ Technologie und Trennung der Sensorik vom Command- und Control-Element,
  • Sicherstellen der Ersatzteilbewirtschaftung aus dem europäischen Raum.
Das Projektvolumen (inkl. Munition, Ausbildung, Simulation, Logistikpaket usw.) beträgt ca. 695 Millionen Euro. Die Nutzungsdauerverlängerung soll bis 2029 abgeschlossen sein.

Die Dislozierung ist unverändert beim Fliegerabwehrbataillon 2 vorgesehen.

7.2.3.3 mFAL

Österreich hat am System IRIS-T SLM Interesse bekundet und es soll in einem nächsten Schritt ein MoU (Memorandum of Understanding) mit Deutschland unterzeichnen.

Ein MoU ist eine Vereinbarung, um das gemeinsame Engagement zur Förderung eines bedeutenden Themas zu betonen.

Deutschland, die Ukraine und Schweden nutzen bereits IRIS-T, zukünftige Nutzerstaaten sind Estland, Lettland und Slowenien. Deutschland spielt in der gemeinsamen Beschaffung eine koordinierende Rolle, das schafft für alle Interessenten die Möglichkeit, die Beschaffung schneller und günstiger durchzuführen.

Die IRIS-T SLM ist ein modernes Flugabwehrsystem der deutschen Rüstungsunternehmen Diehl Defence, Hensoldt (Radar) und Airbus Defence and Space (Gefechtsstandsoftware). Es bietet Rundumschutz vor Angriffen durch Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Jede Feuereinheit besteht aus einem Mittelbereichsradar mit 250 km Reichweite sowie drei Startgeräten mit je acht Lenkflugkörpern. IRIS-T SLM kann Luftziele bis 20 km Höhe und 40 km Entfernung bekämpfen. Die Komponenten sind auf Fahrzeugen aufgebaut, sind verlegbar und schnell feuerbereit.

Das System IRIS-T ermöglicht auch die Abdeckung der mittleren und kurzen Reichweite innerhalb desselben Systems. Dazu können auch die am Eurofighter genutzten IRIS-T Lenkwaffen nach Ende ihrer Nutzungsdauer als Luft-Luft-Lenkwaffe nach einer technischen Modifikation in der Boden-Luft Rolle kurzer Reichweite (bis 15 km) genutzt werden.

Vorerst ist die Aufstellung von zwei Fliegerabwehrbatterien mit einem FlA-Waffensystem mittlerer Reichweite geplant. Abhängig von den Systemkosten und dem verbundenen Betriebs- und Personalaufwand wird in weiterer Folge die Erweiterung der Nutzung im ÖBH beurteilt.

Die erforderlichen Planungsdokumente werden bis Ende 2023 fertiggestellt.

Die erwartbaren hohen Gesamtprojektkosten dieses Vorhabens, könnten zusätzliche gesetzliche Regelungen erforderlich machen.

7.2.3.4 Begleitschutz FlA

Die Beschaffung von begleitschutzfähigen FlA-Systemen auf Basis des MTPz PANDUR EVO ist in Einleitung.

Es ist vorerst geplant vier Fliegerabwehrbatterien, jeweils eine bei den vier Landbrigaden, aufzustellen. Die Dislozierung ist noch in Beurteilung.
https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/III/1043

theoderich hat geschrieben: Do 1. Dez 2022, 20:37RANDOLF Josef: Die Fliegerabwehrtruppe, in: Truppendienst, H 5 (1995), p. 469-473
Bereits 1962 entstanden drei Panzerfliegerabwehrbatterien für die mechanisierten Brigaden der Gruppenkommanden, ausgestattet mit amerikanischen Selbstfahrlafetten M-42 (ZwSfL M-42), die 4-cm-Zwillingswaffen von Bofors trugen. Die Batterie war in drei Züge zu je vier Geschützen gegliedert. Schwächen des Systems waren - trotz einiger Verbesserungen - vor allem seine geringe Richtgeschwindigkeit und das unzureichende Visier. Die 4-cm-ZwSfL M-42 wurden bis 1988 in den Panzerfliegerabwehrbatterien verwendet, waren aber häufig aus technischen Gründen gesperrt und wurden 1993 endgültig außer Dienst gestellt.

Zuletzt geändert von theoderich am Mo 23. Okt 2023, 01:46, insgesamt 2-mal geändert.
Lazarus
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Lazarus »

Zum Thema Begleitschutzflugabwehr: 4 Flugabwehrbatterien - je eine pro Brigade - sind ein wichtiger Anfang. Und es wird einige Jahre dauern, bis die aufgestellt und einsatzfähig sind. Absolut notwendig.

Aber mit Blick auf die aktuellen Krisenherde wie Ukraine, Libanon etc. wird es notwendig sein, jedes Bataillon mit einer eigenen Dronenabwehr auszustatten. Beim JgB 8 gibt es schon seit Jahren eine Erprobung, gibt es dazu Informationen?
Phoenix
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Phoenix »

ich denke das muß man kombiniert sehen. Elektronische Drohnenabwehr ist das eine Thema. 30mm AHEAD auf Evo ist das zweite ballistische Schutzschild zur Drohnenabwehr aber natürlich noch gegen ganz andere Ziele wie Raketen, Hubschrauber, Flugzeuge im Tiefflug
Phoenix
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von Phoenix »

Bei der ganzen Auflistung zur Luftabwehr findet sich irgendwie das Thema SLS (sofern SLM kommt) irgendwie nicht mehr oder nur mehr sehr rudimentär in den Aufstellungen als Option abgeflogene Luft - Luft dort weiterzuverwenden. Mit unseren 24 Stück komm ma da halt nicht sehr weit
theoderich
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von theoderich »

Deutsche Raketenabwehr könnte Österreich „mitschützen“
Die Völker- und Europarechtler Walter Obwexer und Stefan Griller haben dazu ein 20-seitiges Papier verfasst, das in diesen Tagen in den „Juristischen Blättern“ (Verlag Österreich) erscheint. Es liegt der „Presse“ vor und ist vor allem relevant, weil es sich im Kern um ein Gutachten für das Verteidigungsministerium aus dem Jahr 2022 handelt. Es ist damit eine wichtige Entscheidungsgrundlage für die Politik.

Einen Fokus legt das Papier auf die Sky-Shield-Initiative, der gemeinsamen europäischen Luftabwehr. Österreich hat Anfang Juli eine Erklärung unterzeichnet, dass es sich an der Initiative beteiligen will. Sie soll Fähigkeitslücken in der europäischen Luftabwehr schließen. So plant das Verteidigungsministerium unter anderem den Ankauf von Iris-T-Luftabwehrsystemen mit Deutschland. Auch die Schulungen der österreichischen Soldaten sollen im Nachbarstaat stattfinden. Doch könnte die Kooperation noch größere Ausmaße annehmen. Für Österreich wäre es nämlich möglich, sich von einem anderem Staat beschützen zu lassen. Eine einseitige Beistandspflicht zugunsten Österreichs könnte „mit den Neutralitätspflichten vereinbar sein“, so die Völkerrechtler.

Schutz durch andere Staaten

Um ein hypothetisches Gedankenexperiment handelt es sich nicht. Es steht im Raum, dass Deutschland den österreichischen Luftraum ab einer gewissen Höhe mit weiterreichenden Waffensystemen wie Arrow 3 schützt. Man gehe hier davon aus, dass Österreich „mitgeschützt“ werde, sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bei einem Hintergrundgespräch zum Sky Shield im September: „Das Ziel ist selbstverständlich, dass wir unter dem ganz großen Schutzschirm für Europa mit dabei sind.“

Solch ein Schutz durch einen anderen Staat wäre für das neutrale Österreich laut den Völkerrechtlern ein gangbarer Weg, solang Grenzen eingehalten werden. Neutralitätswidrig wäre eine wechselseitige Beistandspflicht, bei der Österreich einem anderen Land im Kriegsfall beistehen müsste. Kooperationen mit anderen Staaten dürften sich nämlich nicht auf „ein Bündnis für den Kriegsfall oder die Errichtung von Stützpunkten fremder Staaten auf eigenem Territorium oder von eigenen Stützpunkten auf fremdem Territorium erstrecken“. Auch eine eigene Raketenabschussbasis in Österreich könnte Deutschland also nicht errichten.

Eine einseitige Beistandspflicht zugunsten Österreichs wäre hingegen möglich. Die Vereinbarung müsse aber sicherstellen, „dass Österreich im Kriegsfall zwischen Dritten neutral bleiben und seinen Verpflichtungen aus der Neutralität vollinhaltlich nachkommen kann“, so die Völkerrechtler. Österreich dürfte durch die Vereinbarung mit einem anderen Staat nicht in einen Krieg hereingezogen werden: „Zum Beispiel durch oder wegen faktischer Verflechtungen technischer Überwachungs- und Schutzeinrichtungen oder durch die Errichtung von Stützpunkten auf österreichischem Territorium.“ Dies müsse „ausgeschlossen“ werden.

Das neutrale Österreich könnte sich also von Deutschland oder anderen nicht neutralen Staaten „Hilfe versprechen lassen und auch in Anspruch nehmen“, sofern es selbst keine Solidaritätspflicht treffe, konstatieren die Völkerrechtler. Bisweilen werde diese Rechtslage als „Trittbrettfahren“ bezeichnet, heißt es in dem Papier.

Ausbildung und Beschaffungen

Unproblematisch wären laut den Völkerrechtlern die sonst bisher angedachten Kooperationen rund um die Sky-Shield-Initiative. In Friedenszeiten darf Österreich sehr weit gehen, ohne seine Neutralität zu verletzten. Die Autoren führen als Beispiele „die Zusammenarbeit zu Ausbildungszwecken, die Beschaffung von Kriegsmaterial, die Teilnahme an gemeinsamen Manövern und friedenserhaltende Maßnahmen“ an. In diesem Rahmen bewegen sich bisher bekannte Kooperationen rund um den Sky Shield. Der gemeinsame Kauf von Waffensystemen oder die Ausbildung österreichischer Soldaten in Deutschland wäre daher mit der österreichische Neutralität vereinbar.
https://www.diepresse.com/17764600/deut ... tschuetzen
Zuletzt geändert von theoderich am Mi 25. Okt 2023, 00:11, insgesamt 2-mal geändert.
anastasius
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Re: Entwicklungen Fliegerabwehr

Beitrag von anastasius »

theoderich hat geschrieben: Di 24. Okt 2023, 09:48 Deutsche Raketenabwehr könnte Österreich „mitschützen“

https://www.diepresse.com/17764600/deut ... tschuetzen
Eine einseitige Beistandspflicht zugunsten Österreichs könnte neutralitätsrechtlich zulässig sein.
Wie immer. Rosinenpicken und sicherheitspolitisches Trittbrettfahren.
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