opticartini hat geschrieben: ↑Mi 21. Jun 2023, 23:40
Wenn es das Ziel ist, eine Alarmrotte rund um die Uhr einsatzbereit zu haben, dann werden mehr Maschinen (und natürlich mehr Piloten, Techniker etc.) benötigt. Es ist unrealistisch, dass wir plötzlich eine Staffel zusätzlicher Eurofighter bekommen.
Wenn man eine Überzahl Premium-Strahltrainer für €50 Mio. pro Stück kauft, um "Hilfsjäger" anzuschaffen, anstatt eine adäquate Anzahl gewöhnlicher Strahltrainer für ~€15 Mio. pro Stück, geht es sich mit der Aufstockung der Typhoon-Flotte natürlich nicht aus. Ich verstehe Ihr Argument aufrichtig nicht, ansonsten würde ich nicht so darauf herumreiten. Aus meiner Sicht plädieren Sie mit dem Argument, dass das Geld nicht reiche, für eine Lösung, die dazu führt, dass das Geld ganz sicher nicht reicht.
opticartini hat geschrieben: ↑Mi 21. Jun 2023, 23:40Ob ein solcher Bedarf nur in Österreich gesehen wird, wird sich zeigen.
Wie kommen Sie darauf?
Der "Hilfsjäger" ist ein rein österreichisches Konzept. Die Übernahme von Aufgaben der Luftraumüberwachung durch Strahltrainer wurde in anderen Staaten regelmäßig verworfen, zuletzt durch eine von der irischen Regierung eingesetzte Expertenkommission. Über die Verwendbarkeit eines Strahltrainers als Erdkampfflugzeug lässt sich streiten (und über die Berechtigung des Erdkampfflugzeugs an sich), nicht aber darüber, dass es sich im Westen um eine Insellösung handelt.
Meines Wissens hält allein Tschechien daran fest, und allein aus industriepolitischen Gründen. Die L-159A wird im Zuge der Anschaffung der F-35 gestrichen. Es wird offenbar
kein Bedarf gesehen, dieses sehr teure Flugzeug durch ein billigeres zu ergänzen. Keine Luftwaffe, die sich ein Mehrzweckkampfflugzeug leisten kann, beabsichtigt derzeit die Anschaffung eines Strahltrainers zur Ergänzung ihres Hauptwaffensystems. Schon gar nicht in einer Stückzahl von 1:1 oder gar 1:1,5.
Und was das Argument angeht, es werde mehr Typhoon nicht geben …
Legt man Vor-Pandemie-Preise zugute, würden 18 M-346 fast €1 Mrd. kosten. 18 L-39NG (als ausreichendes Muster) wären dagegen für €333 Mio. zu haben. Würde man dann noch die Idee mit dem "Hilfsjäger" fallen lassen und sich auf eine ausreichende Zahl beschränken – der Vergleich zu ähnlich großen Luftwaffen legt nahe, dass 8-12 Strahltrainer für Österreich ausreichend wären –, bekäme man eine Trainer-Staffel für €148-222 Mio.: ein Sparpotential von bis zu €852 Mio.
€852 Mio. würden genügen, um die Bestandsflotte auf 24 Eurofighter Typhoon aufzustocken. Aus technischer Sicht wäre eine allzeitige aktive Luftraumüberwachung damit abbildbar, und man würde nicht Geld ausgeben für ein Waffensystem von fragwürdiger Durchsetzungs- und Überlebensfähigkeit in einem konventionellen Krieg (der gewiss der Maßstab sein sollte).
Ich verstehe nicht, warum man zugunsten eines Sonderwegs darauf verzichtet. "Die haben sich dabei schon was gedacht" überzeugt mich nicht. Die Militärgeschichte aller Länder ist voll von unsinnigen Beschaffungsvorhaben. Und immerhin ist Österreich ein Land, in dem die Abschaffung der Typhoon seit Jahren gefordert wird, und wo selbst mancher General dafür plädiert hat in der Hoffnung, dass mehr Geld für Panzer übrig bleibt. Insofern halte ich meine Zweifel für berechtigt.