Fabrik für Panther-Kampfpanzer: Rheinmetall will Waffenproduktion in die Ukraine verlagern (11. 5. 2023)
Das Vorhaben des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall, in der Ukraine eine Fabrik für Kampfpanzer vom Typ Panther zu bauen, scheint jetzt konkrete Formen anzunehmen - in den nächsten Wochen wolle das Unternehmen Kooperationen und Gemeinschaftsunternehmen mit ukrainischen Firmen abschließen, verkündete der Vorstandschef von Rheinmetall Armin Papperger bei der virtuellen Hauptversammlung des Rüstungsunternehmens am Dienstag (9. Mai). Die Produktion des Schützenpanzers Lynx in Ungarn könne dafür als Vorbild dienen.
Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall könnte bald in der Ukraine Panzer, Munition und Flugabwehr herstellen - im Moment verhandele der Konzern mit ukrainischen Firmen über die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, gab der Vorstandsvorsitzende von Rheinmetall bei der virtuellen Hauptversammlung bekannt. Der ukrainische Staat würde in neue Fabriken investieren, in denen Rheinmetall unter anderem seinen neuen Kampfpanzer vom Typ Panther herstellen könne.
Pro Jahr könnten nach Plänen von Rheinmetall bis zu 400 Panzer dieses Typs produziert werden. Die Gespräche mit Kiew zu dem Panzervorhaben seien vielversprechend, so Papperger. Mit der Produktion von Panzern, Flugabwehr und Munition solle die Ukraine unterstützt werden: „Damit befähigen wir mittelfristig und langfristig die Ukraine, sich selbst verteidigen zu können“, sagte der Vorstandschef. Rheinmetall geht offenbar von einer noch lange andauernden Krisensituation im Ukraine-Konflikt aus - in den nächsten zehn Jahren werde die Nachfrage nach Panzern von der Ukraine sehr hoch sein, schätzt Papperger.
https://www.fr.de/politik/rheinmetall-p ... 69826.html
Diese Aussagen sind wohl eher für sensationsgierige Journalisten bestimmt, als in irgendeiner Weise realistisch.
- Rede von
Armin Papperger
Vorsitzender des Vorstands der Rheinmetall AG
zur
Hauptversammlung 2023
am 9. Mai 2023
So haben wir der deutschen Regierung zugesagt, die vom ukrainischen Militär so dringend benötigte Munition für den Schützenpanzer Gepard bereits im Sommer in einer ersten Tranche auszuliefern.
Derzeit reaktivieren wir an unserem Standort in Unterlüß eine Produktionslinie für
Mittelkalibermunition, um bereits ab Juli Bedarfe im für die Ukraine lebenswichtigen Bereich der Flugabwehr decken zu können. Dies geschieht übrigens mit tatkräftiger Unterstützung unserer hauptsächlich im zivilen Geschäft tätigen italienischen Tochtergesellschaft, die überragende Kompetenzen im Bereich Industrie 4.0 hat und die komplette Anlagentechnik entwickelt und fertigt.
Rheinmetall selbst liefert im Auftrag der deutschen Bundesregierung HX 8x8 LKW direkt an die Ukraine. Insgesamt wurden 26 fabrikneue Exemplare der hochmobilen Wechselladersysteme (WLS) verschickt. Darüber hinaus haben wir unsere Zusagen erfüllt und wie eingangs beschrieben erst vor kurzem 20 Schützenpanzer Marder direkt zur Auslieferung Richtung Ukraine gebracht.
Großen Bedarf hat die Ukraine auch bei der Luftverteidigung. Zum Jahresende wird das Land daher – übrigens als zweiter Kunde – zwei hochmoderne Skynex Flugabwehrsysteme von uns bekommen.
Zudem wurden fünf SurveilSPIRE Luftüberwachungssysteme im Jahr 2022 geliefert, weitere 5 Systeme sind beauftragt. Rheinmetall kooperiert hier mit einem estnischen Partnerunternehmen.
Der Ukraine haben wir in diesem Jahr ein schlüsselfertiges modernes Feldhospital, das zelt- und containerbasiert aufgebaut ist, geliefert. Ein weiteres soll im Verlauf dieses Jahres folgen.
Die Aussage von Armin Papperger während der Hauptversammlung war im Konjunktiv gehalten und sehr unkonkret:
Doch die Ukraine braucht auch auf lange Sicht hin Unterstützung, wenn es darum geht, ihre eigenen militärischen Kapazitäten wiederaufzubauen, zu stärken und an westlichen Standards auszurichten.
Wir stehen dazu in Gesprächen mit der Regierung des Landes und prüfen die Möglichkeiten einer engen Kooperation. Explizit interessiert sich die Ukraine auch dafür, eigene Kapazitäten zur
Produktion eines hochmodernen Kampfpanzer-Modells entstehen zu lassen. So wie wir den
Schützenpanzer Lynx in Ungarn in einem Werk bauen, das dem ungarischen Staat gehört, so könnte nach vergleichbarem Muster künftig unser neuentwickelter Kampfpanzer Panther in einem
ukrainischen Werk vom Band rollen. Ich freue mich auf die Fortsetzung der bislang
vielversprechenden Gespräche dazu. Das Ziel muss es sein, die einst starke wehrtechnische Industrie in der Ukraine wiederaufzubauen, um die Autonomie ukrainischer Kapazitäten sicherzustellen.
https://ir.rheinmetall.com/media/docume ... 5_2023.pdf
Ich erinnere an Ralf Ketzel, den CEO von KMW, vor gerade einmal drei Monaten:
Hochfahren der Produktion könnte Jahre dauern (17. 2. 2023)
KMW habe einen Vorlauf von einem Jahr, bevor Montage und Integration beginnen könnten. "Das bedeutet, dass die großen Unterlieferanten, die Motoren herstellen, Optronic, Elektronik oder spezielle Optiken, sofort gefordert sind", sagte Ketzel. "Manche haben überhaupt gar kein Problem damit, weil sie für viele Systeme ohnehin eine größere Produktionsstraße haben. Manchmal lösen aber auch kleine Themen Kopfschmerzen aus." Das könne zum Beispiel ein Chip sein.
Für das Hochlaufen einer Koproduktion - also für weitere Produktionslinien im Ausland oder in Deutschland - veranschlagt Ketzel ein bis zwei Jahre. Allerdings bräuchten auch die Unterlieferanten einen Vorlauf. "Wir können, wenn wir jetzt einen Auftrag haben, sicherstellen, dass die ersten Systeme in zwei Jahren ausgeliefert werden", erklärte Ketzel. "In drei Jahren geht das dann hoch." Wie steil diese Kurve werde, hänge von den Parametern ab. "Wir können vielleicht zwei Linien aufbauen, aber wir können nicht fünf aufbauen", so der KMW-Chef.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/un ... n-101.html