Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
theoderich
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Beitrag von theoderich »

theoderich hat geschrieben: Fr 9. Dez 2022, 11:38

Miliz nicht voll einsatzbereit

https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/ ... ereit.html
Rechnungshof hat geschrieben:Um sowohl die Erstbefüllung als auch die sogenannte Nährrate und Ersatzrate bis 2032 erfüllen zu können, müssten jährlich 327 Offiziere, 813 Unteroffiziere sowie 1.545 Chargen und Rekruten hinzukommen. Tatsächlich betrugen die Zugänge im Jahr 2021 147 Offiziere, 364 Unteroffiziere und 1.527 Chargen und Rekruten.

Anzahl an Freiwilligenmeldungen für eine Funktion als Milizsoldat seit dem Jahr 2006 (13434/J)

https://www.parlament.gv.at/gegenstand/XXVII/J/13434

Diese Tabelle ist sehr aufschlussreich:
Die Anzahl der Grundwehrdienst leistenden Soldaten, die keine freiwillige Meldung zu Milizübungen abgegeben haben und daher nicht in den Milizstand übergetreten sind, ist nachstehender Übersicht zu entnehmen:
Kurz gesagt: Die Miliz stirbt aus.
iceman
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Beitrag von iceman »

Was in Österreich Miliz genannt wird, heißt in anderen Ländern Reserve.
Soldaten die nicht mehr beübt werden.
Da die verpflichtenden Milizübungen in nächster Zeit nicht wieder eingeführt werden, wird die praktikabelste Lösung sein, im Ernstfall Grundwehrdiener nicht abrüsten zu lassen.
Ich wäre dafür, jeder abgeleistete Grundwerdiener sollte zwei Jahre lang eine Mob-Beorderung erhalten, am besten in dem Verband, wo er seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat.
Acipenser
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Beitrag von Acipenser »

Im Ernstfall werden die GWDs sowieso nicht heimgeschickt, weil bis der Mob überhaupt einberufen wird und Ausrüstung ausfast, wenn es die denn überhaupt gibt vergeht eh viel Zeit.
Aber es stimmt ice das die Miliz eigentlich nur mehr Reserve ist, haben die eigentlich noch Uniform zu Hause?
Nun gut es gibt ja noch die freiwillige Miliz, die gegen Geldzuwendung Übungen macht, oder gibts die auch nicht mehr?
Acipenser
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Beitrag von Acipenser »

Also wenn sich das von Deutschland angeführte Projekt "Sky Shield" zu einer homogenen Beschaffungsvorgang von Flugabwehrmitteln entwickelt, und auch in Österreich kommen würde, wäre das für die "unterirdische" (Zitat ÖBH Offizier) Luftabwehr ein großer Wurf und Beitrags Tanner zur BH-Reform.

Wenn die Balkan Länder mitmachen, leider außer dem oft Deutschland kritischen Polen aber auch Italien und Frankreich wäre das schon auch ein Schritt in Hinblick auf die Balkanbefriedungsmaßnahmen die ja Österreich verstärkt mitträgt, am Boden etwa durch aktuell die 5. GardeKPE mit Pandur und Dingo bei KFOR oder in der Luft durch Al3, AB212 und S70

Da wie andernorts hier im Forum schon erwähnte erfolgreiche Zusammenarbeit der zivilen Behörden bei der Flugsicherung mit Weitergabe von Daten problemlos seit Jahrzehnten abläuft, könnte auch im militärischen Bereich dies möglich sein ohne Österreichs Neutralität zu bemühen
theoderich
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Beitrag von theoderich »

Ausbleibende militärische Ausbildung von Grundwehrdienern im Jahr 2022 (13881/J)
1. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine Basisausbildung abgeschlossen oder abgebrochen?

2. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BAK bestanden?

3. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BAK nicht bestanden?

4. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BA1 bestanden?

5. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BA1 nicht bestanden?

6. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BA2 bestanden?

7. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BA2 nicht bestanden?

8. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BA3 bestanden?

9. Wie viele Grundwehrdiener haben im Jahr 2022 eine BA3 nicht bestanden?
  • Zu 1 bis 9:

    Im Jahr 2022 haben 16.463 Grundwehrdienst leistende Soldaten (GWD) eine Basisausbildung abgeschlossen oder abgebrochen. 11.011 GWD haben die Basisausbildung Kern (BAK) bestanden, 1.240 GWD nicht; 5.296 GWD haben die Basisausbildung 1 (BA1) bestanden, 671 GWD nicht; 5.170 GWD haben die Basisausbildung 2 (BA2) bestanden, 167 GWD nicht; 3.264 GWD haben die Basisausbildung 3 (BA3) bestanden und 150 GWD nicht.
10. Warum wurde im Jahr 2022 eine so geringe Anzahl an Grundwehrdienern einer BA3 unterzogen?
  • Zu 10:

    Dazu ist anzumerken, dass die Absolvierung einer BA3 nicht für alle GWD vorgesehen ist. Im Jahr 2022 wurde ein Großteil jener GWD, die für eine BA3 vorgesehen waren, im bis zu drei Monate dauernden sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz bzw. im Assistenzeinsatz im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie eingesetzt.
16. Wie viele Grundwehrdiener wurden im Jahr 2022 für Assistenzleistungen abgestellt?
  • Zu 16:

    Im Jahr 2022 wurden 3.120 GWD für Assistenzleistungen abgestellt. Diese waren im Durchschnitt 42 Tage im Einsatz.
18. Wie viele der Grundwehrdiener, die im Jahr 2022 eine vollständige militärische Basisausbildung (BAK-BA3) erhalten und bestanden haben, sind dem Berufs- oder dem Milizstand erhalten geblieben?
  • Zu 18:

    Im Jahr 2022 wurden 1.335 GWD in den Milizstand versetzt. 52 GWD wurden Berufsmilitärpersonen.
19. Wie viele der im Jahr 2022 nicht vollständig militärisch ausgebildeten Grundwehrdiener (ohne BA3) werden als befristet beorderte Milizsoldaten im System aufrechterhalten?
  • Zu 19:

    Im Jahr 2022 wurden 1.432 GWD befristet und 574 GWD unbefristet beordert.
https://www.parlament.gv.at/gegenstand/ ... dStage=100
theoderich
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

Beitrag von theoderich »

Parlamentarische Bundesheerkommission
Jahresbericht 2022

Assistenzeinsätze (Migration, COVID-19, Bewachung von Botschaften etc.) werden seit Jahren in einer hohen Intensität durchgeführt. Die Kernaufgabe eines Verbandes, Ausbildung und Fähigkeitserhalt in der jeweiligen Waffengattung, kann dadurch nur rudimentär geübt werden. Dies bewirkt bei den Rekruten keine Identifikation mit den Aufgaben der Truppe. Diese fehlende Attraktivität des Grundwehrdienstes erschwert die Rekrutierung von Nachwuchs aus dem Pool der grundwehrdienstleistenden Soldaten. Das Modell 3 Monate Funktionsdienst unmittelbar nach dem Grundwehrdienst unterstützt vorwiegend bei der Abdeckung des Personalbedarfs in den permanenten, verschiedenen Assistenzeinsätzen. Das Ziel, Grundwehrdiener nicht mehr in den sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz an der Grenze zu schicken, wurde nicht erreicht.
VI.4 Prüfbesuch beim Jägerbataillon 24 in Lienz

Am 14. September 2022 führte die Parlamentarische Bundesheerkommission einen Prüfbesuch beim JgB24 in der Haspinger-Kaserne in Lienz durch.

[...]

VI.4.2 Resümée

[...]
  • Das Kaderpersonal wird – wie die GWD – intensiv für Assistenzeinsätze herangezogen, damit ist sowohl die BA 2 und 3 nicht durchführbar als auch der Fähigkeitserhalt des Bataillons nicht möglich.
  • Selbst bei einer Vollkontingentierung der Grundwehrdiener entfällt die gebirgsspezifische BA 2 und 3. Nur sehr wenige GWD können motiviert werden im Verband zu bleiben.
[...]
  • Die Ausrüstung der Hochgebirgsmiliz ist nicht vorhanden.
VII.4 Miliz

In Fortsetzung der Gesprächsreihe der Parlamentarischen Bundesheerkommission mit dem Milizbeauftragten des Bundesheeres wurde Nachstehendes zur Situation der Miliz festgestellt:

[...]

VII.4.1 Personal

Personalstärke

Die Personalstärke der Miliz beträgt 36.000, davon sind 21.000 unbefristet beordert. Der verbleibende Teil von 15.000 sind befristet Beorderte, die nicht übungspflichtig sind. Die Mobilmachungsstärke des Bundesheeres beträgt 55.000 Soldatinnen und Soldaten.

Besetzungsgrad

Der Besetzungsgrad beträgt bei Offiziersfunktionen 55 % und bei Unteroffizieren 45 %. Die finanziellen Anreize für eine freiwillige Meldung sind ausreichend, werden gut angenommen, decken aber den Personalbedarf bei weitem nicht ab. Hervorzuheben ist ein Pilotprojekt mit dem etwa 1.000 Milizsoldaten und Milizsoldatinnen geworben werden konnten. Punkto finanzieller Anreize ist der Plafond der Personalrekrutierung erreicht. Inlandseinsätze werden zu ca. 54 % und Auslandseinsätze zu ca. 34 % von Soldatinnen und Soldaten der Miliz abgedeckt.

[...]

VII.4.3 Beorderung

Da befristet beorderte Soldaten aufgrund fehlender rechtlicher Grundlagen nicht verpflichtend zu Übungen einberufen werden können, sind Milizübungen in der Praxis nur mit reduzierter Truppe möglich. Ziel ist eine Übung mit Volltruppe, die jedoch nur möglich sein wird, wenn der politische Wille eine verpflichtende Übungstätigkeit auch für diesen Personenkreis vorgibt. Um eine breite Akzeptanz auch im Sinne einer wirtschaftlichen Chancengleichheit zwischen Unternehmen zu erreichen, wird von der Wirtschaft für eine Abstellung von Bediensteten zu Milizübungen eine Planungs- und Rechtssicherheit (Anmerkung: Verpflichtung zu Milizübungen) anstelle des bis dato bestehenden Freiwilligenprinzips geltend gemacht.

Bei verpflichtenden Milizübungen beträgt die personelle Ausfalls-/Abmelderate aus gesundheitlichen, beruflichen oder wirtschaftlichen Gründen im Durchschnitt zwischen 20 und 25 %.

Das Ziel aller Personalgewinnungsmaßnahmen Miliz ist es, möglichst viele unbefristet Beorderte (Milizübungspflichtige) zu gewinnen. Das Modell 6 Monate Grundwehrdienst plus 3 Monate Funktionsdienst trägt derzeit nur unwesentlich dazu bei, weil damit keine Milizübungspflicht verbunden ist. Außerdem wird eine regelmäßige Information und Betreuung von unbefristet Beorderten ein notwendiges Service sein, um ihnen ihre „Stand-by-Position“ in ihrem Verband zu demonstrieren.

[...]

VII.4.5. Ausrüstung

Die materielle Ausstattung der Miliz ist nach wie vor unzureichend, weil die Gerätschaften an die Waffenschulen und im Auslandseinsatz verteilt sind und dadurch keine rasche Verfügbarkeit gewährleistet ist.

Aus dem 200 Millionen Euro Miliz-Invest bewirkte die Beschaffung von 186 MTW eine erfreuliche Erhöhung der Transportkapazität an ungeschützter Mobilität. Die Ausstattung der Miliz mit dem Tarnanzug ist umgesetzt. Erhebliche Verbesserungen sind beim Ausstattungsgrad an Schutzwesten, Kampfhelmen, Nachtsichtgeräten, Scharfschützengewehren etc. erfolgt.

Für eine starke Miliz werden weitere finanzielle Mittelzuweisungen nötig sein, bis alle Milizanteile gemäß Organisationsplan ausgerüstet sind.
https://bibisdata.bmlv.gv.at/207449.pdf
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Re: Bundesheer-Reform - Beitrag Tanner

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Unsanftes Erwachen aus der strategischen Gemütlichkeit

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https://www.kleinezeitung.at/politik/18 ... etlichkeit
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