BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Fahrzeuge, Waffen, Wasserfahrzeuge, Ausrüstung und Uniformen
theoderich
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von theoderich »

Beschaffung von bis zu 48 Stk. Universalgeländefahrzeugen (UGF) und Waffenstationen (EWS)
Das österreichische Bundesheer (ÖBH) ist neben den Aufgaben der konventionellen Landesverteidigung auch in verschiedenen Auslandsmissionen im Einsatz.
Internationale Einsätze mit dem Bedarf an erhöhter Beweglichkeit vor allem abseits von Wegen und Straßen in Einsatzräumen mit besonderer Oberflächenbeschaffenheit (Land, Sumpf, Sand, Schnee, Eis) sowie im Gebirge erfordern universell einsetzbare, hochgeländegängige Fahrzeuge mit Schutz für die eingesetzten Soldaten. Im Inland können diese Fahrzeuge auch im Rahmen von Katastropheneinsätzen (Hochwasser-, Lawinen- und Bergeeinsätze) genützt werden.

Derzeit verfügt das ÖBH über geländegängige und geschützte Fahrzeuge, die jedoch für bestimmte Fähigkeiten (Sumpf, Land, Schnee, Eis) nicht ausreichend geeignet sind. Um den geforderten und erweiterten militärischen Anforderungen (= Fähigkeiten) zu entsprechen, sind darüber hinaus zumindest 32 Stk. (mit Option auf weitere 16 Stk.) UGF, die die Beweglichkeit und den dazu korrespondierenden bestmöglichen Schutz für die Besatzung sicherstellen, für verschiedene Verwendungsmöglichkeiten zu beschaffen, da das ÖBH derzeit solch spezifische Fahrzeuge nicht im Bestand hat.
Beschreibung der finanziellen Auswirkungen

Zum Zeitpunkt der Erstellung der WFA wurde mit Gesamtauszahlungen in der Höhe von 125 Mio. € inkl. Optionen (32+16 Fzg; Sonderausstattungen, Zubehör) kalkuliert. Die Kalkulationssumme ohne Optionen (32 Fzg) betrug zu diesem Zeitpunkt 84,25 Mio. €. Der Grundvertrag beinhaltete die Bestellung von 32 Fzg im Gegenwert von 84,1 Mio. €. Im Zuge der Abwicklung des Vorhabens und sich geänderter Planungsvorgaben während der Projektabwicklung wurde
  • ein Optionsabruf (54 Stk. Zusätzliche Mannschaftssitze, 2 Stk. Umrüstsatz Verwundetentransport, 2 Stk Umrüstsatz Führungsfahrzeug und 16 Stk. Anhänger) im Gegenwert von 2,5 Mio. €,
  • die 1. Vertragsänderung (VÄ) (Einsatzmöglichkeit der Winde nach hinten, klappbare Waffenstationsträger, Erweiterung des Feuerbereichs nach hinten, Ergonomische Verbesserung Richtschütze, Zusatzleiter 2. Kabine, Modifikation Verstau, Frachtschutznetz, Zusatzgriffe für die bestellten 32 Fzg) im Gegenwert von 0,55 Mio. €,
  • die 2. VÄ (fahrzeugseitige Integration des Rundumbeobachtungssystems ge, Verlegung des Feuerlöschbehälters in der hinteren Kabine, Änderung der Türgriffe, Ergänzungssatz für die Belegung mit acht Personen, Fenster für den Richtschützen, Änderung der Waffenhalterung, Verbesserung des Schutzes der Hauptkabeldurchführungen, Verstärkung der elektrischen Verteilerleitungen) im Gegenwert von 2,27 Mio. €,
  • die 3. VÄ (Technische Dokumentation und Farb- Tarnanstrich für 32 Fzg und 16 Anhänger) im Gegenwert von 0,74 Mio. €,
  • die 4. VÄ (zusätzliche Werkzeugsätze) im Gegenwert von 0,32 Mio. €,
  • die 5. VÄ (Kleinanpassung an den Fahrzeugen und Abbestellung der je 2 Stk. Umrüstsätze Verwundetentransport und Führungsfahrzeug aus dem Optionsabruf) im Gegenwert von -0,19 Mio. €

eingeleitet und bestellt.

Tatsächlich sind Gesamtaufwendungen in der Höhe von rund 96,50 Mio. € eingetreten. Diese setzen sich aus der Bestellung des Grundvertrages (32 Fzg) von nunmehr 84,1 Mio. € plus der Ziehung von Optionen über 6,37 Mio. € zusammen. Die Abweichung lässt sich aufgrund der vertraglich bedungenen Preisgleitklausel und der Währungsschwankungen erklären.

Verzögerung in der Projektabwicklung:

Die Vertragsabwicklung mit der Firma BAE-HÄGGLUNDS war, aufgrund des mehrfachen Wechsels sowohl des Projektleiters als auch des technischen Teilprojektleiters sowie der schwedischen Kultur, sehr herausfordernd. Diese Wechsel führten zu massivem Wissensverlust auf Seiten BAE-HÄGGLUNDS sowie zu Verzögerungen im Projekt. Zusätzlich mussten die Fahrzeuge, aufgrund technischer Mängel, mehrmals einer Überarbeitung durch die Firma BAE-HÄGGLUNDS unterzogen werden, wodurch die Bezahlung der Leistung erst nach vollständiger Erbringung durch den Auftragnehmer erfolgen konnte. Aufgrund dieser technischen Mängel sind Lieferverzögerungen der Hauptpositionen zum ursprünglich geplanten Liefertermin aufgetreten. Dadurch haben sich auch die Abschreibungen im Ergebnishaushalt in ihrer finanziellen Höhe geändert als auch zeitlich nach hinten verschoben.
Durch die nunmehr durchgeführte Erstbeschaffung von insgesamt 32 Stk. UTF können Soldatinnen und Soldaten bis zu einer verstärkten Infanteriekompanie (bis zu 140 Personen) geschützt transportiert werden.
https://www.wirkungsmonitoring.gv.at/20 ... a-518.html

Eine "sehr herausfordernde" Vertragsabwicklung mit BAE Systems HÄGGLUNDS "aufgrund ... der schwedischen Kultur"?!?

Und dass Soldaten bis zu einer verstärkten Infanteriekompanie mit den vorhandenen Fahrzeugen transportiert werden können, möchte ich ernsthaft bezweifeln. Es sei denn, irgendjemand rechnet hier mit einer 100 %-igen Einsatzbereitschaft der Flotte und lässt außer Acht, dass die Fahrzeuge über vier Bundesländer verstreut sind.
Desantnik
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von Desantnik »

Mit 32 wären sich ja eine Gebirgsjägerkompanie und ein Pionierzug ausgegangen, aber man machte ja den Kniefall vor den ganzen Landeskaisern und zerriss die Flotte.

Ist eigentlich bekannt ob die Option auf 16 weitere BvS noch gezogen werden kann? Oder ließ man sie wegen der "herausfordernden Vertragsabwicklung" verstreichen?

Mit der Option würden sich ja theoretisch zwei gepanzerte Gebirgsjägerkompanien ausgehen, wenn man träumen darf...
Phoenix
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von Phoenix »

Wieso wurden die 4 Umrüstsätze denn abbestellt?
theoderich
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von theoderich »

Berechtigte Frage. Könnte mit der unsinnigen Aufteilung der Fahrzeuge zusammenhängen.

ZWEIKER Obst Klaus: Die Berücksichtigung der Fähigkeiten des Universalgeländefahrzeuges BvS10AUT in der taktischen Einsatzplanung der Gebirgsjäger (Wien 2019)
C2-Kit (Command and Control-Kit):

Bei der Truppe verfügbare Einbausätze ermöglichen die Konfiguration des BVS10AUT als bewegliche Befehlsstelle (TACCP). Mit dieser Ausstattung kann der Kompaniekommandant bzw. der Bataillonskommandant aus der beweglichen Befehlsstelle auf die technischen Führungsmittel zugreifen. Die Beweglichkeit des Fahrzeuges in Kombination mit der Geräteausstattung ermöglicht es dem taktischen Kommandanten Übersichtspunkte zur Einblicknahme ins Gelände zu beziehen und im Gefecht zu führen. In Verbindung mit einer Gefechtsstandausrüstung ist auch die Errichtung eines vorgeschobenen Gefechtsstandes möglich. Entsprechende Systeme sind u.a. in der Deutschen Bundeswehr auf Zeltbasis vorhanden, beim ÖBH bisher jedoch noch nicht eingeführt.
Das ÖBH beschafft beim BvS10AUT zwei Sanitätsausstattungssätze für CASEVAC-Einsätze. Dazu können im hinteren Fahrzeugteil die Sitze selbständig durch die Truppe ausgebaut und durch eine Transportliege für Verwundete ersetzt werden. Damit können insgesamt ein liegender und zwei sitzende Verwundete oder vier sitzende Verwundete und zwei Sanitäter befördert werden.

Die für die Erfüllung der Kriterien einer MEDEVAC erforderliche medizinische Ausrüstung ist in der Beschaffung vorerst nicht vorgesehen, wird jedoch von der Erzeugerfirma angeboten.
https://bibisdata.bmlv.gv.at/196076.pdf
Acipenser
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von Acipenser »

Desantnik hat geschrieben: Mi 10. Aug 2022, 19:17 Mit 32 wären sich ja eine Gebirgsjägerkompanie und ein Pionierzug ausgegangen, aber man machte ja den Kniefall vor den ganzen Landeskaisern und zerriss die Flotte.

Ist eigentlich bekannt ob die Option auf 16 weitere BvS noch gezogen werden kann? Oder ließ man sie wegen der "herausfordernden Vertragsabwicklung" verstreichen?

Mit der Option würden sich ja theoretisch zwei gepanzerte Gebirgsjägerkompanien ausgehen, wenn man träumen darf...
ich persönlich bin heilfroh das es zu einer Erstbeschaffung überhaupt gekommen ist, bei all den politischen Scheingefechten der letzten Jahren.
Der Hägglund war aber nie als reinrassige Kompanie geplant sondern sollte nur die Fähigkeiten einzelner Züge steigern, was er ja getan hat. Gebirgskampf ist nie mit dem klassischen Gefecht in Tallagen vergleichbar, was ja Österreich schon im 1 WK bitter erfahren musste

Noch ein Hinweis: Der Transport der Kompanie erfolgt per LKW -früher 680 (teils auch weiß lackiert!)- Der Hägglund kann auf größeren Strecken mit Tieflader oder Bahn transportiert werden. Die Kompanie wird zum Absetzpunkt (befahrbare Wege und Straßen) verbracht und setzt den Fussmarsch oder Skimarsch fort. Pinzgauer oder Husar können im schweren Gelände nur minimal vordringen, ab hier ist erst der Einsatz des Hägglund in Zugsstärke wirksam. Er kann wie auch Heereseigene Seilbahnen als Aufstiegshife für Skimärsche an der Leine herangezogen werden
theoderich
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von theoderich »

BAE Systems Hägglunds segmented vehicles, today and tomorrow
According to the company, beside what is now the three-nations issue, there are other countries that have shown interest; Austria is talking about the need of a higher number of platforms, Italy is thinking of replacing its BV-206, and a handful of other armies are looking at the BAE Systems Hägglunds vehicle.
https://www.edrmagazine.eu/bae-systems- ... d-tomorrow
chuckw
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Re: BAE Systems Hägglunds BvS10 MkIIB

Beitrag von chuckw »

Geht es hier um Hägglunds?
Auf der Mobilitätsliste am Boden sind unter anderem ...Fahrzeuge für die Gebirgsjäger ... vorgesehen.
https://www.salzburg24.at/news/oesterre ... -128379910
Alles läßt sich durch Standhaftigkeit und feste Entschlossenheit erreichen. (Prinz Eugen v. Savoyen)
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