Entwicklungen Luftraumüberwachung

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
chuckw
Beiträge: 574
Registriert: Mo 30. Apr 2018, 12:38

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von chuckw »

Desantnik hat geschrieben: Sa 19. Mär 2022, 13:22 Es bleibt spannend, vor allem würde es mich interessieren wann man denn gedenkt Lenkwaffen in ausreichender Anzahl zu beschaffen. Dass sich 15 Flugzeuge eigentlich 20 Raketen "teilen" müssen ist doch höchst abenteuerlich.
Ich dachte es sind 25 IRIS-T (natürlich auch lächerlich wenig...)?

Sollten wirklich z.B. AMRAAM beschafft werden (wäre ja fast ein Wunder), dann wird man ob des Stückpreises von ca. 1 Million Euro wohl in ähnlichen Stückzahlen denken...ich irre mich aber gerne.
Alles läßt sich durch Standhaftigkeit und feste Entschlossenheit erreichen. (Prinz Eugen v. Savoyen)
Erik1503
Beiträge: 1
Registriert: Sa 19. Mär 2022, 14:53

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Erik1503 »

Hallo an alle,

Schön dass "jetzt" geprüft wird, ob wir unsere österreichischen EF Tranche 1 irgendwie upgraden können.
Leider ist die kostensparende Chance das Tranche 1 Upgrade gemeinsam mit den spanischen EF in Getafe durchzuführen vorbei -> weil vermutlich zu spät..
Der erste modifizierte Tranche 1 Eurofighter der Spanier fliegt ja schon wieder.
War da nicht auch mal ein nicht gezogenes EF Upgrade Programm + eine Option auf ein paar Hawk -> angeboten von den Briten?
Somit dürfte ein potentielles Upgrade unserer Tranche 1 EF jetzt richtig richtig teuer werden!!

Aber ehrlich gesagt ist das eh fast egal, weil wenn wir eh so wenig EF Piloten haben, dann fliegen die Bösen halt um 03:00 Morgens zum Wochenende über Ö drüber und die Goldhaube dokumentierts mit. Und es passiert danach gar nichts.
Wir sind neutral -> haben wir halt nichts gesehen.

Mal sehen wie lang die österreichischen EF noch fliegen werden.
Desantnik
Beiträge: 210
Registriert: Mi 23. Jun 2021, 19:38

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Desantnik »

Ob oder inwieweit die spanischen OFP-xxx Upgrades eine "kostensparende Chance" waren lässt sich schwer beurteilen. Es wurden viele Änderungen an Hard- und Software durchgeführt, die auch maßgeblich die air-to-ground Fähigkeiten verbesserten, was für Österreich völlig uninteressant ist. Einzig die digitale Integration der IRIS-T und der AIM-120C-7 wäre von Belangen.

Wobei man bedenken sollte, dass die C-7 schon durch die C-8 ersetzt wurde, von der Funktionsweise und Leistung zwar identisch mit der C-7, jedoch wurden nicht näher genannte obsolete Teile durch aktuell in Produktion befindliche ersetzt, was wohl zumindest geringfügige Änderungen bei der Softwareintegration notwendig macht. Kann das aber nicht zu 100% Sicherheit sagen, da viele Informationen dafür nicht öffentlich einsichtlich sind.

https://milnews.at/2017/materialstab-luft-eurofighter/


METEOR fällt übrigens komplett weg, da die Rechenleistung der T1-Computer nicht ausreicht, die deutschen Maschinen werden alle erst ab T2 ausgerüstet Schritt für Schritt.

https://www.militaeraktuell.at/luftwaff ... aifun-ein/

War da nicht auch mal ein nicht gezogenes EF Upgrade Programm + eine Option auf ein paar Hawk -> angeboten von den Briten?
Nicht "gezogen" kann man so eigentlich nicht sagen, es war ein vertraulich übermittelten Offert, welches auf Initiative der Briten geschickt wurde, ohne dass seitens Ö etwas angefordert wurde. Aus parteipolitischen Gründe ist es samt dazugehörigem Prospekt in der Schublade verstaubt.

https://www.addendum.org/bundesheer/politik-luftkrieg/
Zuletzt geändert von Desantnik am Sa 19. Mär 2022, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
Beiträge: 20368
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

chuckw hat geschrieben: Sa 19. Mär 2022, 13:48Ich dachte es sind 25 IRIS-T (natürlich auch lächerlich wenig...)?
  • Bundesheer beschafft Iris-T (TRUPPENDIENST 2/2006)
    Bereits bei der Ausschreibung für die "Draken"-Nachfolge, die letztlich zugunsten des Eurofighter "Typhoon" entschieden wurde, war auch die Ausrüstung der neuen Kampfflugzeuge mit 20 Kurzstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffen und vier Mittelstrecken-Luft-Luft-Lenkwaffen enthalten. Von der IRIS-T werden vorerst etwa 20 Stück beschafft, eine Aufstockung der Stückzahl ist bei Bedarf jederzeit kurzfristig möglich.
    https://www.bundesheer.at/truppendienst ... php?id=432
muck hat geschrieben: Sa 19. Mär 2022, 12:50Weder gebrauchte SAAB Gripen C/D, von der manche österreichische Journalisten noch zu träumen scheinen, noch F-16 C/D, die weiterhin das Rückgrat der US-Luftverteidigung stellen, verfügen über IRST.
Wahrscheinlich ist das eine Nachwirkung der Rechnungshofberichte:
  • Wahrnehmungsbericht des Rechnungshofes
    Luftraumüberwachungsflugzeuge:
    Kaufverträge
    Finanzierung
    Gegengeschäftsvertrag

    Reihe BUND 2005/3
    Technische Einrichtungen

    5.1 Um Ziele auch bei Nacht und Schlechtwetter eindeutig erfassen und bestimmen zu können, sah die Angebotseinholung den Ankauf von acht Stück (Muss–Forderung) elektrooptischen Zielerfassungs–Einrichtungen vor. Der Kaufvertrag sah dagegen den Ankauf von sechs Stück zum Preis von 8,4 Mill. EUR vor.

    Weiters bot die Firma Eurofighter acht Selbstschutz–Systeme gegen Bedrohungen aus der Luft an (Muss–Forderung). Der Kaufvertrag sah hingegen den Ankauf von sechs Selbstschutz–Systemen zum Preis von rd. 44,6 Mill. EUR vor. Den Selbstschutz–Systemen fehlte jedoch ein System, das auf Kampfflugzeuge abgefeuerte Lenkwaffen IT–gesteuert erfasst.

    Damit Kampfflugzeuge Bedrohungen rechtzeitig erkennen können, sind in Bedrohungsbibliotheken gespeicherte Bedrohungsbilder erforderlich. Für den Aufbau einer solchen Bedrohungsbibliothek werden Einrichtungen benötigt, welche die Firma Eurofighter um rd. 34,1 Mill. EUR anbot (Soll–Forderung). Im Kaufvertrag schien keine derartige Einrichtung auf.

    5.2 Das BMLV konnte dem RH keine Begründung für die Stückreduzierung bei den technischen Einrichtungen bzw. die fehlenden Systeme nennen, weshalb er empfahl, den Bedarf an den zu erwartenden Einsatzszenarien zu ermitteln.

    5.3 Das BMLV nahm die vom RH getroffenen Empfehlungen und Schlussfolgerungen zur Kenntnis. Es wies jedoch darauf hin, dass es sich um künftige Ergänzungen des Systems handle,welche nicht Gegenstandder Einführung und Betriebsplanung gewesen seien.
    https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/ ... haefte.pdf

Wie die Konkurrenz das Erfordernis einer "Identifizierung von Luftzielen bei Nacht" hätte erfüllen wollen, ist erst recht fraglich, denn in der Bekanntgabe eines möglichen Angebots der US-Regierung schienen entsprechende Zielerfassungssysteme überhaupt nicht auf:

36(b) Arms Sales Notification Index

http://web.archive.org/web/200402131533 ... _index.htm
  • Austria – Possible Sale of F-16 Fighter Aircraft
    The Government of Austria has requested a possible sale of 30 F-16C/D Block 50/52 fighter aircraft with engines, three Pratt and Whitney F100-PW-229 or General Electronic F110-GE-129 spare engines, four AIM-120C Advance Medium Range Air-to-Air Missiles (AMRAAM), nine AIM-120C AMRAAM Air Vehicle Instrumented missiles, 20 AIM-9M-8/9 SIDEWINDER missiles, and 15 AIM-9M-8/9 SIDEWINDER practice/training missiles. Associated simulators, support equipment, software development/integration, logistics support, training missiles, ammunition, spare and repair parts, flight test instrumentation, publications and technical documentation, personnel training and training equipment, U.S. Government and contractor technical and logistics personnel services, and other related requirements to ensure full program supportability. The estimated cost is $1,739 million.
    http://web.archive.org/web/200308101025 ... 002-13.pdf
Dafür aber beim unaufgeforderten Angebot gebrauchter F-16A/B:
  • Austria – F16 Fighter Aircraft
    The Government of Austria has requested a possible sale of 30 F-16A/B aircraft upgraded with the Falcon Up structural modification and the Mid-Life Update (MLU) capability modification. The aircraft includes: F-100-PW-220 alternate fighter engines, AN/APG-66(V)2 radar sets, LAU-129 launchers, M61A1 20mm cannons, provisions for AN/ALQ-131 Electronic Counter Measure pods, PANTERA (LANTIRN derivative) or LITENING II targeting pods, and the capability to employ a wide variety of munitions. This possible sale includes: four F-16A Block 10 operational capabilities upgrade aircraft for cannibalization, four spare F-100-PW-220 engines, 4,000 rounds of 20mm cannon ammunition, eight AN/ALQ-131 Electronic Counter Measure pods, 16 PANTERA (LANTIRN derivative) or 16 LITENING II targeting pods, 30 M61A1 20mm cannons, associated support equipment, software development/integration, ammunition, radar, modem, receivers, installation, avionics, spare and repair parts, flight test instrumentation, publications and technical documentation, personnel training and training equipment, U.S. Government and contractor technical and logistics personnel services, and other related requirements to ensure full program supportability. The estimated cost is $1 billion.
    http://web.archive.org/web/200308100910 ... 002-19.pdf
Auf der Marketing-Website von Gripen International zur österreichischen Ausschreibung fand sich überhaupt keine Information zu dieser Anforderung:

Systembeschreibung

https://web.archive.org/web/20021108034 ... _daten.htm

Bild
https://web.archive.org/web/20010210183 ... _index.htm
Die offizielle Programmwebsite erwähnt ein System namens IR-OTIS, das für die JAS-39C/D in Entwicklung war und 1998 bis 1999 an einer JA-37 "Viggen" erprobt wurde - aber nie in den "Gripen" integriert worden ist:

https://www.aef.se/Flygvapnet/Tidskrift ... ersikt.htm
BRANDTBERG Hans: Modular avionics brings information to the pilot (Ericsson Saab Avionics AB, 2000)
Video management is also an important part of the cockpit avionics. Today's advanced aircraft includes several imaging sensors. These sensors could be weather radar, search and track radar or advanced multi function radars such as those found in fighters. One or two infrared sensors are often used for all weather imagery capability. It could be a Flir (forward looking infrared) for piloting, an infrared search and track (IRST) sensor or infrared sensors for weapon delivery.
http://web.archive.org/web/200305180212 ... /prod7.pdf
Gripen News 3/2002 hat geschrieben:Sweden’s advanced JAS 39C Gripens (along with the two-seat JAS 39Ds) will introduce a wide range of new systems and capabilities including air-to-air refuelling with a new retractable probe, the large screen full-color cockpit displays, OBOGS (on board oxygen generation system), a new central computer, FADEC engine controls, enhanced ‘smart’ weapons compatibility, the CDL 39 communications fit, EWS 39 self-defence system and the provision for new sensor systems (such as the IR-OTIS infra-red search and track system). The Batch Three Gripens also have a revised environmental control system, an improved auxiliary power unit and an 8,000-hour airframe life.
https://web.archive.org/web/20030428212 ... 002_03.pdf


23 January 2003
SAAB IRST: the system and flight trials
Abstract

Saab Bofors Dynamics has developed an IRST-system (Infra Red Search and Track) named IR-OTIS (Optical Tracking and Identification System) and flight trials have been carried out with the system mounted on a Saab JA37 Viggen fighter aircraft. This paper consists of three major parts. First an overview of Saab's IRST-programs. The second part describes the system ( IR-OTIS(Viggen) ) that made flight trials during 1998 and 1999 and finally a report from the flight trials. IR-OTIS has mainly three operating modes: 1) IRST-mode where the system covers several different FOS (Field Of Search). 2) FLIR-mode (Forward Looking IR) where the systems LOS (Line Of Sight) is directed from the aircraft. 3) Track-mode where the built-in-tracker controls the LOS. It is also possible to switch from IRST-mode to track-mode automatically. Physically the IR-OTIS(Viggen) consists of the SU (Sensor Unit) and the SPU (Signal Processing Unit). The SU is operating in the longwave IR-band with a 288*4 detector. In all modes the Sensor Unit generates images in 25 Hz and it is also possible to choose one of three FOV. The SPU consists of a Saab designed image processing hardware and several DSPs. Functions in the SPU includes a scene-based NUC (Non Uniformity Correction), anti-Narcissus, a point-target detector including estimation of SNR and a clutter classifier for CFAR, target association, a correlation target tracker and an AGC for image presentation. We carried out over 50 flight trials during 1998 and 1999 in three different rounds. The functionality of the system has increased during the rounds and at the end of the trials all major goals were achieved.
https://www.spiedigitallibrary.org/conf ... hort?SSO=1

Bild
https://www.defencetalk.com/military/ph ... hter.1102/


Aber SAAB hat Österreich mit dem Ericsson PS-05/A ein Radar mit mechanischer Strahlschwenkung angeboten und gleichzeitig für das in Entwicklung befindliche AESA-Radar Ericsson NORA Werbung gemacht (Das nie serienreif geworden ist.):

https://web.archive.org/web/20021108034 ... _radar.htm

Ericsson in European radar talks (20. Januar 2004)
Ericsson is preparing an upgrade programme for the Swedish air force's PS-05/A radar system - equipping its Saab/BAE Systems Gripens - from the Mk3 Jura single data processor version to the fourth generation Greta, a high-resolution synthetic aperture radar (SAR). The company is also set to launch a demonstration programme of the fifth-generation Nora version of the radar, which uses an active electronically scanned array (AESA), on Swedish air force JA37 Viggens by the end of this year.
https://www.flightglobal.com/ericsson-i ... 03.article

Helmvisiere hat man als "Bereich" in "Entwicklung" angepriesen - sprich: noch nicht ausgereift:
Weitere Bereiche an denen intensiv gearbeitet wird sind unter anderem Helmvisiersysteme sowie aktive und passive elektronische Selbstverteidigungssysteme.
https://web.archive.org/web/20021105055 ... ripen6.htm

Ein Helmdisplay, das Pilkington Optronics "Guardian", war offensichtlich in der Erprobung:

https://web.archive.org/web/20020409005 ... GN1_01.PDF

https://web.archive.org/web/20031208074 ... g_2002.pdf


https://web.archive.org/web/20030111211 ... /press.htm
  • ERSTER GRIPEN-FLUG MIT HELM-DISPLAY (7. Februar 2001)
    SAAB-BAE SYSTEMS und ihre Partner arbeiten an der technologischen Weiterentwicklung des Gripen, die unter anderem die Einführung eines aktiven Electronically Scanned Array-Radars, die Adaptierung des Cockpits für den Einsatz von Nachtsichtgeräten, die Einführung eines InfraRed-Search-and-Track-Systems zur Erfassung und Verfolgung von Zielen und des TARAS-Kommunikationssystems der nächsten Generation vorsieht.
    https://web.archive.org/web/20030115054 ... 010207.htm
Zuletzt geändert von theoderich am So 20. Mär 2022, 19:49, insgesamt 1-mal geändert.
Verweigerer
Beiträge: 1093
Registriert: Do 3. Mai 2018, 13:03

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Verweigerer »

Mich wundert, dass sich hier noch niemand am Beitrag des Herrn Rosenkranz im Artikel von Austrian Wings ob der zusätzlich geforderten Stückzahl von mindestens 24 Jettrainern stößt. Vermutlich auch deswegen, da er es meines Erachtens nach relativ schlüssig ob des Klarstands und der beiden notwendigen Standorte (Ausbildung und Einsatz) erklärt. Auf alle Fälle bin ich schon ob der baldig kolportierten Ankündigung seitens der Politik zur zukünftigen LRÜ gespannt. Hoffen wir mal auf vielleicht ansprechend gute Nachrichten. Ob der breiten Berichterstattung wird sich die Tanner jetzt bald früher oder später erwartungsgemäß in der Öffentlichkeit mitteilen dürfen.
Benutzeravatar
Doppeladler
Beiträge: 1049
Registriert: Di 24. Apr 2018, 12:51

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von Doppeladler »

Der Artikel ändert nichts daran, dass ein Jettrainer für die Luftraumüberwachung ungeeignet ist. 24 sind auch nicht geeignet. Lieber 24 Einsatzmaschinen und keine oder ein paar Jet-Trainer als 24 Jet-Trainer und ein paar Einsatzmaschinen.
DOPPELADLER.COM - Plattform für Österreichs Militärgeschichte. Bundesheer | k.u.k. Monarchie | Weitere Themen
opticartini
Beiträge: 694
Registriert: So 14. Okt 2018, 14:36

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von opticartini »

muck hat geschrieben: Sa 19. Mär 2022, 12:50 Was kommen die Medien eigentlich immer mit der "Nachtsichtfähigkeit" daher?
Das liegt einerseits daran, dass sich die "Recherchen" eines Journalisten darauf beschränken, Pressekonferenzen zu besuchen (vorzugsweise solche mit Buffet) und auf Twitter zu surfen.

Andererseits hat das Bundesheers teilweise selbst den Mythos der mangelnden Nachtsichtfähigkeit vorangetrieben, um über die Medien Druck auf die Politik auszuüben, damit entsprechende Systeme angekauft werden.

In Kombination mit der Tatsache, dass aus anderen Gründen die Eurofighter nur untertags zur Verfügung stehen, hat sich eben die Annahme verfestigt, dass die Eurofighter generell "nicht nachtflugtauglich" seien.

>>>

https://orf.at/stories/3254400/

Bundesheer prüft Aufrüstung der Eurofighter

Bei der Nachtsichtfähigkeit geht es um ein Infrarotsuch- und Verfolgungssystem, welches Flugobjekte in der Nacht identifizieren kann. Dafür gebe es drei Möglichkeiten, erklärt Mader: Eine Nachtsichtbrille für den Piloten für rund 15.000 Euro pro Stück, externe Zielbeleuchtungsbehälter, die unter dem Flieger montiert werden und ein paar hunderttausend Euro kosten oder Stryker-Helme für 500.000 Euro das Stück. Ob die ursprünglich vorgesehene Einrichtung, die außen vor dem Cockpit montiert gewesen wäre, noch verfügbar ist, sei fraglich, so Mader.

<<<

Nachtsichtbrillen sind - wie von mir vor einiger Zeit erwähnt - die billigste aber auch rudimentärste Lösung.

Mit "Stryker-Helme" ist wahrscheinlich der "Striker II" Helm gemeint, der eine eingebaute Infrarot-Kamera hat, die das Bild direkt aufs Visier des Piloten wirft.

Externe Pods waren primär für Luft-Boden-Operationen ausgelegt, mittlerweile haben viele auch einen Luft-Modus - mit gewissen Limitierungen des Blickwinkels nach oben, durch die Tatsache, dass diese Pods unterhalb des Flugzeugs angebracht sind. Vorteil der Pods ist, dass sie flexibel sind, weil sie relativ rasch montiert und wieder demontiert sind und sie bieten zusätzliche Möglichkeiten wie Luft-Boden Aufklärung und Laser-Entfernungsmesser. Dadurch wäre es auch möglich, weniger Stück zu kaufen, da nicht für jedes Flugzeug bzw. jeden Piloten ein eigener Pod benötigt wird. Fraglich ist welche Pods mit Österreichs Eurofightern kompatibel sind.

Das integrierte PIRATE ist der eigentlich für den Eurofighter vorgesehene IR-Sensor. Was Mader damit meint, ob diese noch verfügbar sind, ist mir nicht ganz klar. Derzeit läuft die Auslieferung von neuen Eurofightern an Kuwait - soweit ich das sehe, haben die das PIRATE eingebaut, es wird also auf jeden Fall nach wie vor produziert. Es kann natürlich sein, dass es von PIRATE mittlerweile neuere Versionen gibt, die nicht auf Tranche 1 Eurofightern funktionieren.
theoderich
Beiträge: 20368
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

opticartini hat geschrieben: Sa 19. Mär 2022, 21:31Andererseits hat das Bundesheers teilweise selbst den Mythos der mangelnden Nachtsichtfähigkeit vorangetrieben, um über die Medien Druck auf die Politik auszuüben, damit entsprechende Systeme angekauft werden.
Wer bitte ist "das Bundesheer"? Es gab Statements aus den Luftstreitkräften, dass man bei der Auftragserfüllung durch die fehlenden Systeme "eingeschränkt" sei. Die Idee, dass die Flugzeuge bei Nacht quasi "nicht fliegen können", haben Medien und Politik ganz von allein konstruiert:
  • Pilz mit neuen Vorwürfen (18. Mai 2006)
    Außerdem handle es sich bei den Geräten der bestellten Tranche zwei nicht um Abfangjäger, sondern um Jagdbomber - ohne spezifische Ausrüstung, wie Pilz bei einer Pressekonferenz betonte.
    "Von allen bisherigen Bestellern zahlt Österreich den höchsten Preis", mutmaßte Pilz. Er verglich den Anschaffungspreis von 108,33 Millionen Euro mit dem der deutschen Luftwaffe: Diese würde lediglich 85,55 Millionen Euro für ein Modell zahlen, also 22,78 Mio. weniger. Dafür gebe es keine sachliche Begründung, legte Pilz nach, um Interessen der Republik könne es sich wohl kaum handeln.
    Jagdbomber oder Abfangjäger?

    Noch ein weiteres Detail aus dem Vertrag ist den Grünen ein Dorn im Auge: Das Verteidigungsministerium habe laut Vertrag Jagdbomber bestellt, obwohl Abfangjäger ausgeschrieben gewesen seien.

    Dazu habe man auf jegliche spezifische Ausrüstung für Jagdbomber ausdrücklich verzichtet, "wir haben ein Hochleistungsgerät, das wichtige Hochleistungsfunktionen nicht erbringen kann", ist sich der Grün-Politiker sicher.
    https://newsv1.orf.at/060518-131/
  • Drei Minister mauern (18. Mai 2006)
    Es könne einfach nicht sein, dass vertragsmäßig im Fall einer Änderung beispielsweise von Tranche eins auf Tranche zwei der Eurofighter kein Liefertermin ausgemacht sei, meinte Cap. "Die können liefern 2010 oder 2020 oder 2030, wann sie wollen, so nach dem Motto, wir sehen das nicht so eng." Cap sprach von der Aufnahme des "St.-Nimmerleinstags" in den Vertrag.
    https://newsv1.orf.at/060518-131/
  • SPÖ und ÖVP geraten sich in die Haare (8. Mai 2007)

    https://newsv1.orf.at/070508-12067/?hre ... story.html

    Darabos' Prophezeiung (8. Mai 2007)
    Darabos' Sprecher Answer Lang präzisierte am Dienstag etwas: Es gehe um die Frage der "Baugleichheit". Techniker des Bundesheeres würden ab 14. Mai prüfen, ob das Flugzeug dem entspricht, was vertraglich festgelegt wurde. Es seien schon längere Zeit "einige Techniker" im deutschen Eurofighter-Werk Manching stationiert.
    https://newsv1.orf.at/070508-12046/
  • Zwölf statt 18 Jets möglich? (14. Juni 2007)
    Die Verhandlungen mit Eurofighter nähern sich laut dem Verteidigungsminister jedenfalls einem Konsens. Über den Inhalt sagte er einmal mehr so gut wie nichts. Es gehe immer noch sowohl um mögliche Kostenreduktionen bei den Betriebs- und Anschaffungskosten sowie um die Verringerung der Stückzahl.

    Auch der Ausstieg zum Nulltarif sei immer noch möglich, sollten illegale Geldflüsse nachgewiesen werden, meinte Darabos. Die kolportierte Kostenersparnis durch Nichtaufrüstung der Tranche eins auf die weiterentwickelte Tranche zwei bezeichnete er als eine Möglichkeit.
    https://newsv1.orf.at/070614-13379/
  • Zahlenspiele mit dem Eurofighter (21. Juni 2007)
    Jets aus Tranche eins?

    Auch eine andere Sparvariante wird bereits länger diskutiert: Jeloschek bestätigte auch die Überlegung einer Verbilligung durch die Nicht-Aufrüstung der Tranche eins auf die weiterentwickelte Tranche zwei. Da der Unterschied in der Fähigkeit "egal" sei, sei das ein "wesentlicher Punkt".

    Laut Rauen sind der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Tranchen lediglich fünf Computer. Außerdem könne man bei Tranche zwei andere Waffen anmontieren.
    https://newsv1.orf.at/070621-13608/
  • Gutachten warnt vor Folgen (25. Juni 2007)
    Koziol sieht in seinem Gutachten drei Ausstiegsszenarien:

    [...]
    • Ein möglicher Ausstiegsgrund könnte sich laut Koziol aus der Tatsache ergeben, dass Eurofighter an Stelle von Flugzeugen der moderneren Tranche zwei auch ältere Modelle der Tranche eins liefern darf, die später umgerüstet werden. Eine "vollständige Gleichwertigkeit" dieser beiden Tranchen müsse laut dem Vertrag aber nicht gewährleistet werden. Für Koziol ist "fraglich, ob die Republik ausreichend über die relevanten Unterschiede (zwischen Tranche eins und Tranche zwei, Anm.) aufgeklärt wurde".
    https://newsv1.orf.at/070625-13728/
  • Statt 18 "nur" 15 Eurofighter (26. Juni 2007)
    Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) hat am frühen Dienstagabend überraschend eine Einigung mit EADS in Sachen Eurofighter-Kauf verkündet. Er hatte sich bereits in den vergangenen Tagen mit der Eurofighter GmbH auf einen Kompromiss geeinigt.

    Wie sein Pressesprecher Answer Lang als erster bestätigte, sollen statt 18 nur 15 Jets gekauft werden. Alle Jets sollen der "Tranche eins" angehören und nicht auf die modernere "Tranche zwei" aufgerüstet werden. Insgesamt soll das Sparpotenzial bei rund 400 Mio. Euro liegen.
    Erzielt werden die Einsparungen demnach durch drei Punkte: Erstens durch die Lieferung von 15 (statt 18) Flugzeugen der "Tranche eins" (statt "Tranche zwei"), zweitens durch die "strikte Anpassung" der Ausstattung der Flugzeuge auf die Aufgabe der Luftraumüberwachung und drittens durch eine Preisreduktion beim noch zu unterschreibenden Betreuungsvertrag.
    https://newsv1.orf.at/070626-13795/
  • ÖVP spricht von "Mogelpackung" (26. Juni 2007)
    Für Cap waren die ursprünglich bestellten Eurofighter dagegen "sündteure Kampfbomber" und für österreichische Zwecke überqualifiziert. "Jetzt wird es eine abgespeckte Variante geben: Neutralitätsflieger sagen wir dazu, nicht mehr Kampfbomber", lobte der SPÖ-Klubchef das Vorgehen des Verteidigungsministers.
    https://newsv1.orf.at/070626-13801/
  • Eurofighter-Sparprogramm in Zahlen (27. Juni 2007)
    Nachdem Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) Mitte der Woche - mit Verspätung - dem Rechnungshof (RH) seine Stellungnahme zum Eurofighter-Prüfbericht übermittelt hat, sind nun die Zahlen auf dem Tisch.

    Darabos hatte den RH, der den vertraulichen Prüfbericht bereits im April erstellt hatte, zuletzt noch um eine Fristverlängerung ersucht, um "zusätzliches Einsparungspotenzial" durch seinen Deal mit dem Hersteller EADS vom Vorjahr, der u. a. eine Reduktion der Stückzahl zur Folge hatte, neu zu berechnen.
    Weniger Personal - keine "Upgrades"

    In der Stellungnahme des Ministeriums werden nun insgesamt Einsparungen von über 730 Mio. Euro aufgelistet. Die setzen sich laut APA u. a. aus Einsparungen bei Material- und Betriebsaufwand, im Infrastruktur- und Logistikbereich (250 Mio.), bei den Treibstoffkosten (40 Mio.), der Wartung (90 Mio. Euro), bei Gehältern durch die Reduktion der Zahl von Piloten und Technikern (38 Mio.) und durch den Verzicht auf "Upgrades", die für die abbestellte Tranche 2 notwendig gewesenen wären (252 Mio.) zusammen.
    https://newsv1.orf.at/070627-13841/
  • Darabos' Eingeständnis (27. Juni 2007)
    Laut Eurofighter GmbH stimmt es auch nicht, dass es sich bei den Tranche-eins-Flugzeugen um "alte Jets" handelt. Hoeveler: "Tranche-eins-Flieger reichen für die Luftraumüberwachung, wie sie Österreich benötigt, aus." Sie später technisch nachzurüsten, sei "problemlos möglich".
    https://newsv1.orf.at/070627-13841/
  • ÖVP legt nach // Werbeschlacht mit Inseraten (28. Juni 2007)
    Der neue Slogan der SPÖ, am Mittwoch per Inserat in mehreren Tageszeigungen verbreitet, lautet: "Neutralitätsflieger statt ÖVP-Kampfbomber!"

    Die SPÖ will ihre "Informationsoffensive" nun noch "ein paar Tage" fortsetzen, kündigte Bundesgeschäftsführer Josef Kalina gegenüber der APA an.
    https://newsv1.orf.at/070628-13853/
  • Krasser: "In der Nacht wären wir besser dran" (16. August 2007)
    Wien – Die Schweizer setzen auf riesige Scheinwerfer. Für die Nacht statten die Eidgenossen ihre F-5 stets mit diesem Sichtbehelf aus – damit ihre nicht mehr ganz frischen Abfangjäger trotz Finsternis eindringende Flugzeuge möglichst rasch orten und identifizieren können.

    Im Gegensatz zu den wegen Altersschwäche ausgeschiedenen Draken und den interimistisch angemieteten Schweizer F-5 Tiger hätte hierzulande der Eurofighter selbst bei Nacht und Nebel verdächtige Flugobjekte schon auf eine Entfernung von 40 Kilometern sofort identifizieren sollen. Doch um Geld zu sparen, hat Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) im Zuge seiner Verhandlungen mit EADS auch gleich das dafür notwendige „Pirate“-Infrarot-Erkennungssystem abbestellt.

    Wie berichtet, geht der Militärluftfahrt-Experte Georg Mader davon aus, dass die österreichische Version des Eurofighter jetzt „in der Nacht genauso blind“ ist wie schon seine beiden Vorgänger.

    Eingeschränkte Jets

    Nun kommt auch Oskar Krasser vom Kommando Luftstreitkräfte im Gespräch mit dem Standard zu einer ähnlichen Diagnose. „Es wäre schön gewesen, wenn wir das System zugekauft hätten“, sagt der Oberstleutnant, „denn damit wären wir in der Nacht sicher besser dran.“ Krasser, der vom Verteidigungsministerium mit der Öffentlichkeitsarbeit für die Eurofighter betraut ist, gibt zu, dass auch die neuen Abfangjäger ohne Pirate bei der Luftraumüberwachung „auf alle Fälle eingeschränkt sind“. Und weiter: „Dasselbe gilt natürlich auch, sollte es jemals zu einem Luftkampf kommen.“

    Wegen „der Einsparungen, die erzielt worden sind“, sei es „eben auch dazu gekommen“, doch, so beruhigt Krasser: „Theoretisch kann das natürlich noch aufgerüstet werden – aber es kostet freilich ein Heidengeld.“

    Eurofighter-Sprecher Wolfdietrich Hoeveler bestätigt zumindest Ersteres: „Wie alle anderen Flugzeuge haben auch die österreichischen dieselben Verkabelungen. Wenn Not am Mann wäre, könnte man die entsprechende Hardware also jederzeit einbauen.“

    Das Storno der Republik will Hoeveler jedoch nicht kommentieren. „Wir sind die Auftragnehmer, daher liefern wir, was bestellt wird. Über die Beweggründe des Auftraggebers diskutieren wir nicht, Punkt um.“

    Diese Beweggründe werden dafür umso heftiger bei den Fliegerkräften intern debattiert. Denn dort sickert erst langsam durch, was überhaupt bestellt beziehungsweise abbestellt worden ist.

    Der Kaufvertrag ist in seiner neuesten Version den eigentlichen Betreibern des Flugzeugs nicht offengelegt worden. So muss man sich auf Gerüchte berufen. Etwa auf jenes, dass die Vertragsänderungen nicht in einem eigentlich neuen Vertrag, sondern in einen so genannten Sideletter geschrieben wurden, der den Kaufvertrag abändern wird.

    Und in diesem Sideletter, den das Ministerbüro nicht veröffentlicht, stünde dem Vernehmen nach eine Kaufpreisreduktion von 200 (nicht, wie von der SPÖ verlautbart: 400) Millionen Euro. Ohne Gegenrechnung von Folgekosten.

    „Es gibt wildeste Gerüchte“, bestätigt der oberste Streitkräftekommandant, Generalleutnant Günther Höfler, im Gespräch mit dem Standard. Ernst nehmen will er diese aber in guter soldatischer Tradition nicht. Stattdessen gibt er sich zuversichtlich, dass Eurofighter 15 der derzeit modernsten Modelle an Österreich liefern werde: „Da ist die Leistungsfähigkeit längst nicht ausgereizt – und bei wichtigen Upgrades will man natürlich mitmachen.“

    Höfler geht davon aus, dass Österreich etwa Ende des nächsten Jahrzehnts seine Eurofighter auf den Stand der Tranche 3 (volle Multi-Role-Fähigkeit) nachrüsten wird. Zukunftsmusik.

    Bürgerliche Tageszeit

    Jetzt geht es um die Arbeit von Tag zu Tag. Weil Draken und F-5 in der Nacht schlecht sehen, blieben die Abfangjäger bisher ab Einbruch der Dunkelheit am Boden. An diesen „Bereitschaftsplänen“ wird sich auch nichts ändern, wie nun Krasser erklärt: „Luftraumüberwachung fand schon bisher nur zu den bürgerlichen Tageszeiten statt. Das heißt, vom Sonnenaufgang bis kurz nach Sonnenuntergang, wenn man nichts mehr sieht. Und wann das eintritt, dafür haben wir eigene Tabellen.“

    Einzige Ausnahme in Friedenszeiten: Wenn die Militärpiloten bei einem Großereignis wie der EURO 2008 oder einem EU-Gipfel den Himmel sichern sollen. (von Conrad Seidl und Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Printausgabe, 26.7.2007)
    https://www.derstandard.at/story/297327 ... esser-dran
  • Eurofighter light ist "in der Nacht so blind" wie seine Vorgänger (27. März 2008)
    Zuerst dokterte die schwarz-blaue Regierung an dem bestellten Kampfflieger herum, um einen "günstig" scheinenden Preis vorzuzeigen. Nun hat der rote Verteidigungsminister weitere Funktionen abbestellt, damit er billiger wird: Was der Austrofighter alles nicht mehr kann.

    Wien – Die Demontage begann nicht erst unter Norbert Darabos, wie der Koalitionspartner ÖVP dieser Tage gerne glauben machen will. Schon nach dem Hochwasser im Sommer 2002 dokterte die schwarz-blaue Regierung an dem umstrittenen Eurofighter herum, um ihn möglichst billig zu machen. Und schon damals fielen in der ursprünglichen Konfiguration vorgesehene Leistungen weg – einige davon wären für etwaige Auslandseinsätze notwendig gewesen. Vor allem hätte die ursprünglich ausgeschriebene und bestellte Variante solche Einsätze (etwa zur Überwachung von Flugverbotszonen, die die UNO verhängt) durch die größere Stückzahl von 24 überhaupt erst ermöglicht.

    Seit 2002 wurde dann am Vertrag herumgeschraubt.

    Der Standard hat recherchiert, wo der 23,5 Tonnen schwere Vogel im Laufe der Jahre überall Federn lassen musste – und weshalb er sich nun selbst bei seiner Kernaufgabe, der Luftraumüberwachung, etwas schwer tut.

    Drei Zusatztanks mit 1000, 1500 oder sogar 2000 Litern Sprit hätten eigentlich auf den Bauch des Eurofighter gepasst.

    Doch die Flutwelle von 2002 schwappte nicht nur 6 der ursprünglich 24 bestellten Stück Abfangjäger weg, sondern auch die Tanks – und damit eine wesentliche Voraussetzung für Langstreckenflüge oder Langzeiteinsätze. Folge: Bei Intensiveinsätzen, nicht nur bei einer so genannten „Combat Air Patrol“ (CAP), sondern auch bei Events wie der Fußball EM 2008, muss der Eurofighter nun eine Stunde früher als ursprünglich vorgesehen zurück auf den Boden – um wieder vollzutanken.

    Um dem Abfangjäger die Bedrohlichkeit zu nehmen, bestellte man auch die eingespeicherten „Bedrohungsbibliotheken“ ab, eine Software, mit der der Pilot verdächtige Flugobjekte schneller und besser einordnen kann.

    Hier handelt es sich um hochsensible Daten, die sich die einzelnen Luftwaffen über Jahre erarbeiten und die gegebenenfalls teuer eingekauft werden müssten. Schon am 10. Dezember 2004 schlug ein internes Papier des Verteidigungsministeriums vor, auf diese Fähigkeit zu verzichten.

    Das Einsparungspotenzial wurde damals mit 31 Millionen Euro beziffert. Die Argumentation lautete: Bei reinen Inlandseinsätzen ist diese Art der Freund-Feind-Kennung nicht so bedeutend, weil man ja bei jedem Alarmstart davon ausgehen muss, dass die Luftraumverletzung durch einen unautorisierten Eindringling erfolgt.

    Allerdings würde sich Österreich noch weiter die Möglichkeit verbauen, bei künftigen Auslandseinsätzen mit Hochtechnologie dabei zu sein. In dieselbe Richtung weist auch die 2004 in einem Planungspapier niedergeschriebene Überlegung, auf den „Missile Approach Warner“ (der Piloten warnt, wenn ihr Jet angegriffen wird) und auf die Radarbibliothek (mit deren Hilfe fremde Flieger auf größere Entfernung an ihrer Radar-Signatur erkannt werden können) zu verzichten.

    Die von Verteidigungsminister Norbert Darabos verhandelten Einschränkungen der Leistungsfähigkeit waren also bereits unter seinem Vorgänger Günther Platter angedacht worden.

    Darabos selbst ging nicht gerade zimperlich vor. Der SPÖ-Verteidigungsminister zwickte dem austriakischen Eurofighter im Zuge der Verhandlungen mit dem Hersteller EADS das sogenannte „Pirate System“ ab, das sich links der Frontscheibe des Cockpits befindet. Weil das angeblich eine Ersparnis von 40 Millionen Euro brachte.

    Kein Wunder: Mit dem ausgeklügeltem System hätte der Pilot auf große Entfernung selbst bei Nacht und Nebel Flugzeuge sofort identifizieren können – konkret bei einer Distanz von 40 Kilometern. „Nun aber ist der Eurofighter in der Nacht genauso blind wie schon der Draken oder die Schweizer F-5“, wie Georg Mader vom Militärjournal Janes Defence Weekly erklärt.

    Eingerichtet ist der Eurofighter auch darauf, Luftziele in einer über den Horizont hinausweisenden Distanz zu bekämpfen. Schon unter Schwarz-Blau wurde davon abgegangen, das amerikanische AMRAAM-System dafür zu kaufen – man wollte auf die ab etwa 2013 verfügbare europäische Entwicklung Metéor warten. Diese allerdings braucht jene Computer, die erst für die Tranche II geliefert werden (und ursprünglich gratis nachgerüstet werden sollten).

    Keine entsprechenden Computer bedeutet: keine Aufwuchsfähigkeit für Szenarien, die vielleicht in drei oder vier Jahrzehnten eintreten könnten. Es bedeutet aber auch:_Man verzichtet auf die Teile der Aufklärungs-Elektronik, die erst mit dem Waffensystem einsetzbar sind.

    Dasselbe gilt prinzipiell auch für die (bestellte) Iris-T. Um Darabos’ Deal anzupatzen, streuten die Schwarzen unlängst, dass der rote Minister die 25 Luft-Luftraketen „Iris-T“ um 400.000 Euro das Stück nun verrosten lassen müsse, weil er sich Flieger der Tranche I statt der bestellten Tranche II andrehen habe lassen. „Stimmt nicht“, sagt Militärexperte Mader: „Sie ist auf den 15 Darabos-Jets jetzt halt eine bessere Sidewinder.“ Der Experte meint damit jene Lenkwaffen, die schon am Draken drauf waren. Und damit kann der Eurofighter kaum besser abfangen als der altersschwache Abfangjäger. (von Conrad Seidl und Nina Weißensteiner/DER STANDARD, Printausgabe, 25.7.2007)
    https://www.derstandard.at/story/297153 ... vorgaenger
Zuletzt geändert von theoderich am So 20. Mär 2022, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
muck
Beiträge: 1269
Registriert: Do 9. Jul 2020, 05:10

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von muck »

Ich staune immer wieder über die Masse an Internet-Schnipseln, die Du im Handumdrehen zu jedem Thema parat hast.
theoderich
Beiträge: 20368
Registriert: So 29. Apr 2018, 18:13

Re: Entwicklungen Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Ministerin Tanner & General Brieger
"Wir werden gerade brutal in die Wirklichkeit zurückgeholt"
Die Eurofighter stoßen aktuell an ihre Grenzen, die Ukraine-Krise legt hier gerade ein paar Schwächen - Stichwort Einsatzbereitschaft - offen. Wie gehen Sie damit um?

Tanner: Der Absturz der Drohne in Zagreb hat hier Ängste geweckt. Unsere passive und unsere aktive Luftraumüberwachung funktioniert aber. Nicht auf die kostengünstigste Art, das muss man offen sagen. Hier ist vieles der Vergangenheit geschuldet. Wer kann sich nicht an den Spruch erinnern „Sozialfighter statt Eurofighter - hier fliegt Ihre Pension“? Wir haben aber investiert in dem Bereich, besonders bei der passiven Luftraumüberwachung, also bei Radargeräten.

Brieger: Wenn es eine markante Budgeterhöhung gibt, kann man auch wieder in die Richtung Zwei-Flotten-Lösung denken, also so, wie es bis vor Kurzem mit dem Saab 105 in Linz zusätzlich zum Eurofighter war. Wenn das nicht möglich ist, müssen wir die aktuelle Lösung weiterentwickeln. Leider ist die Einführung komplexer neuer Systeme eine sehr zeitintensive Angelegenheit.
https://www.krone.at/2659287
Antworten