Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Flächenflugzeuge, Hubschrauber, Großgerät, Fliegerhorste, ...
Maschin
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Maschin »

muck hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 07:07
Airbus versucht derzeit, der Schweiz die Typhoon zu verkaufen, in Anbetracht des knappen Referendums eine heikle Angelegenheit.
Man stelle sich vor, der von theoderich skizzierte Fall träte ein, und armasuisse würde die Typhoon empfehlen. Ich wage zu orakeln, dass Medien und Opposition alle Hebel in Bewegung setzen würden, um den "überteuerten Pannenflieger" von "Mauschel-Airbus" (O-Ton 'Krone') zu verhindern und einen Konkurrenten zum Zuge kommen zu lassen.
Das hat ja in der Schweiz schon Spuren hinterlassen. Die Eurofighter Skepsis in der Schweiz beruht ja auf die negativ Kampagne in Österreich aber auch vom schlechten Image in Deutschland. Deutschland hat viel Geld in die Hand genommen und heute läuft der EFT sehr gut. Natürlich zu extrem höheren Kosten im Vergleich zu Österreich.
Bei uns ist Hopfen und Malzen verloren vor allem bei den gekauften links gesteuerten Medien die fast wöchentlich nur lügen verbreiten und nicht zu vergessen die inkompitenten Politiker aller Parteien.

In der Schweiz war aber vorher schon klar das die Rafale beschafft wird. Den Fehler einmal einen Französischen Delta auszulassen macht man kein zweites mal.
opticartini
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von opticartini »

theoderich hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 19:19
opticartini hat geschrieben: Fr 5. Feb 2021, 18:25Es liegt absolut im Interesse von Airbus, einem Verkauf zuzustimmen.
Welches "Interesse" sollte Airbus daran haben? Der einzige Pluspunkt wäre, dass man Österreich als Klotz am Bein endlich los ist.

Dem stehen eine ganze Reihe an Problemen gegenüber: Ein Quasi-Eingeständnis, dass die zwanzig Jahre lang von Medien und Politik aufgebauten Vorwürfe stimmen.
Juristisch ist das irrelevant und Airbus ist es völlig egal, was der kleine Maxi aus Österreich von ihren Fliegern hält, der ist nämlich nicht der Kunde. Nicht mal in der basisdemokratischen Schweiz wird über den Fliegertyp abgestimmt - die dortigen Querulanten sind gegen JEDEN (Überschall-)Flieger. Und Österreich wird von keiner ernstzunehmenden Luftwaffe als Maßstab gesehen, wir sind eher das Negativbeispiel, an dem man sich NICHT orientieren sollte.

Wie gesagt: Die genannten Argumente sind gefühlsduselig, aber der Schluss lässt sich daraus nicht ableiten.

In der knallharten wirtschaftlichen Realität sieht es so aus: Wenn Österreich die Eurofighter nicht weiterbetreibt, fällt für Airbus das Geschäft der laufenden Lizenz- und Supportverträge weg. Ein Verlust für Airbus.

Wenn Österreich hingegen an Indonesien übergibt, kann Airbus nicht nur die gleichen Flieger noch mal verkaufen (ein Verkauf würde im Hintergrund ungefähr so ablaufen: Ö gibt die EF an Airbus zurück, welche dann an Indonesien verkaufen), sondern weiterhin laufend Umsatz generieren und hat zusätzlich den Fuß in der Tür bei einem neuen Kunden in einer neuen Region, wo sie in der Vergangenheit schon Interesse zeigten.

Sofern sich Ö und Airbus über den Preis einigen können, gibt es keinen Grund warum Airbus nicht zustimmen sollte.
theoderich
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Luftraum: Euro-Kooperation statt Eurofighter?

https://www.diepresse.com/5933504/luftr ... urofighter

opticartini hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 11:25Juristisch ist das irrelevant
Das stimmt zwar, aber trotzdem wird die Kampagne gegen das Unternehmen bestimmt nicht aufhören, nur weil das BMLV den Eurofighter verkauft. Das Thema eignet sich seit zwanzig Jahren phänomenal zur Ablenkung vom Hungerbudget des Bundesheeres.
opticartini hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 11:25Nicht mal in der basisdemokratischen Schweiz wird über den Fliegertyp abgestimmt - die dortigen Querulanten sind gegen JEDEN (Überschall-)Flieger.
Das ist an den Haaren herbeigezogen. In der Schweiz kann von rechts wegen nicht "über den Fliegertyp abgestimmt" werden. Die Finanzierung über ein eigenes Gripen-Fonds-Gesetz wurde für den einst abgelehnten Tiger-Teilersatz nur deshalb gewählt, weil Bundesgesetze oder Bundesbeschlüsse nach Art. 141 BV referendumsfähig sind. Dasselbe gilt für den Bundesbeschluss über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge (ursprünglich: Planungsbeschluss über die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge).
opticartini hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 11:25Wenn Österreich hingegen an Indonesien übergibt, kann Airbus nicht nur die gleichen Flieger noch mal verkaufen
Österreich wird seine 15 "Eurofighter", die immerhin zwischen 13 und 17 Jahre alt sind (6 Stk. sind bereits "doppelt gebraucht" und zwischen 16 und 17 Jahre alt), bestimmt nicht an einen Staat verkaufen, der im Begriff ist komplett neue und deutlich besser ausgestattete Modelle aus US-Produktion zu bestellen:

Indonesia Primed for US Fighter Jet Sale: Report (10. Dezember 2020)
During Prabowo’s visit to Washington in October, he also reportedly expressed desires for Indonesia to acquire Lockheed Martin’s advanced F-35 stealth fighter, though U.S. officials turned down the idea, claiming that the order could take up to a decade to fulfill. Instead, it appears that the two sides have settled on combination of F-15s and F-18s, which are manufactured by the U.S. aerospace companies McDonnell Douglas and Boeing.
https://thediplomat.com/2020/12/indones ... le-report/
Maschin
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Maschin »

Luftraum: Euro-Kooperation statt Eurofighter?
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner will Zusammenarbeit auf europäischer Ebene prüfen lassen. Rechtlich stünden dem einige Hürden im Weg. Aber warum sollten andere überhaupt unseren Luftraum überwachen?

Wien. Angesichts der Coronapandemie ist die Frage der Luftraumüberwachung etwas in den Hintergrund getreten – aber eigentlich stünden da richtungsweisende Entscheidungen an: Rüstet man die Eurofighter auf oder steigt auf eine neue Flotte um? Verteidigungsministerin Klaudia Tanner hat im Juli des Vorjahres eine parlamentarische Enquete zur Entscheidungsfindung angekündigt, die hat bisher nicht stattgefunden. Vergangene Woche hat die Ministerin in einem Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ eine neue Idee in den Raum gestellt: Eine europäische Zusammenarbeit solle geprüft werden. Aber geht das rechtlich überhaupt? Und hätten andere Länder daran Interesse?

1 Wie funktioniert derzeit die Luftraumüberwachung in Österreich?

Die Saab 105 sind ausgemustert, damit wird die Überwachung mit den verbliebenen 15 Eurofightern durchgeführt. Das geht aber nur rudimentär. Fünfzehn Flugzeuge sind nicht viel, und aufgrund der fehlenden Nachtsichtfähigkeit findet die Überwachung überhaupt nur untertags statt. Vor allem gibt es aber einen Engpass bei den Piloten, sagt Militärluftfahrtexperte Georg Mader. Derzeit sind es 16 Eurofighter-Piloten, in anderen Ländern sind doppelt so viele Piloten wie Maschinen üblich.

Aus dem Verteidigungsministerium heißt es, für eine Luftraumüberwachung rund um die Uhr wären mehr Maschinen und 35 bis 45 Piloten notwendig. Die wird es aber auch in den nächsten Jahren nicht geben. Derzeit stehen zwei Piloten vor Abschluss der Ausbildung, bis 2023 könnten noch drei bis vier dazukommen. Erschwerend ist, dass die Ausbildung weitgehend im Ausland stattfindet, weil keine Trainingsflugzeuge als Ersatz für die Saab 105 angeschafft wurden. Klar ist auch: Die Eurofighter haben ein Ablaufdatum. Die für Österreich angeschaffte Tranche I wird in anderen Armeen schon ausgemustert, Ersatzteile werden schwieriger zu beschaffen sein.

2 Was wurde eigentlich aus der parlamentarischen Enquete?

Im Juli hat Tanner die Enquete angekündigt, um eine Grundlage für die Entscheidungen zu bekommen und die Opposition einzubinden. Seither ist aber nichts passiert, im dafür zuständigen Hauptausschuss des Nationalrats gibt es nicht einmal einen Antrag für eine Enquete. Die Opposition ist aber ohnehin skeptisch, was die Sinnhaftigkeit betrifft: „Da geht es um eine Entscheidung, die die Ministerin treffen muss, die kann sie nicht ans Parlament abschieben“, sagt Neos-Wehrsprecher Douglas Hoyos. Und auch der Koalitionspartner geht auf Distanz: „Was soll das Resultat sein?“, fragt der grüne Wehrsprecher David Stögmüller. Die fünf Parteien hätten fünf verschiedene Ansichten zum Thema, die bekannt seien. Die könne man bei einer Enquete vortragen. Welches Gerät angeschafft wird, könne dann aber nicht die Entscheidung des Parlaments sein.

3 Verhindert die Neutralität eine europäische Zusammenarbeit?

Eine europäische Zusammenarbeit bei der Luftraumüberwachung wäre „nicht von vornherein ausgeschlossen“, sagt der Verfassungsrechtler Bernd Christian Funk. Die Neutralität verpflichte, dass das Territorium und der Luftraum unter eigener Hoheit bleiben. Kooperationen seien da möglich. Aber: Es wäre auf jeden Fall ein differenziertes Regelwerk notwendig. Andere Staaten dürften keine Befehlsgewalt auf österreichischem Territorium haben. Sprich: Die Entscheidung, ob ein Flugzeug zum Landen gezwungen oder gar abgeschossen wird, müsse bei Österreich liegen.

Nochmals schwieriger wird es, wenn es um die Zusammenarbeit mit Nato-Staaten geht. Nato-Stützpunkte in Österreich dürfe es auf gar keinen Fall geben. Und es stelle sich die Frage, was passiert, wenn in einem Konfliktfall andere Interessen für die Nato wichtiger werden als die Überwachung des österreichischen Luftraums. Dann könne Österreich seinen Neutralitäts-Verpflichtungen zum Schutz des Luftraums nicht mehr nachkommen. In der Praxis sei daher eine Zusammenarbeit nur mit der Schweiz möglich, eine Kooperation mit der Nato sei „keine realistische Option“.

4 Wären andere Länder überhaupt bereit, den heimischen Luftraum zu überwachen?

Eine Zusammenarbeit wäre eine Frage des Gebens und Nehmens – was aber könnte Österreich da realistischerweise einbringen? Tanner sprach das System Goldhaube, also die passive Luftraumüberwachung an, was aber wohl nicht ausreichen wird. Auch die oft zitierten Kompetenzen der Österreicher bei der Gebirgsjäger-Ausbildung sind wohl kein adäquates Gegengeschäft für eine Luftraumüberwachung mit Überschallflugzeugen. Letztlich wird es wohl um eine finanzielle Abgeltung gehen müssen.

Ganz unmöglich ist das nicht, Beispiele gibt es, allerdings jeweils im Verbund der Nato-Staaten. Die Benelux-Länder überwachen ihren Luftraum gemeinsam, haben aber jeweils eigene Flugzeuge. Die baltischen Staaten haben ihre Luftraumüberwachung an die Nato übertragen, Slowenien an die Nachbarländer Italien und Ungarn.

Wäre der Vorschlag also, von den rechtlichen Problemen abgesehen, doch umsetzbar? Mader ist skeptisch und verweist auf die unterschiedlichen geografischen Voraussetzungen. Österreich ist viel größer als die genannten Länder. Die Schweiz beispielsweise könne theoretisch Vorarlberg und Tirol mitbetreuen, nicht aber den Osten des Landes. Auch andere Länder könnten von ihren Stützpunkten aus nicht sinnvoll ganz Österreich abdecken. Und hätten, so eine kritische Stimme aus dem Bundesheer, auch gar nicht die Kapazitäten dafür. Wenn sie aber Kapazitäten aufbauen, also extra für Österreich Maschinen anschaffen, dann kommt das auch nicht billiger, als wenn das Bundesheer das gleich selbst macht.
https://www.diepresse.com/5933504/luftr ... kommentare
opticartini
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von opticartini »

theoderich hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 14:52
opticartini hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 11:25Wenn Österreich hingegen an Indonesien übergibt, kann Airbus nicht nur die gleichen Flieger noch mal verkaufen
Österreich wird seine 15 "Eurofighter", die immerhin zwischen 13 und 17 Jahre alt sind (6 Stk. sind bereits "doppelt gebraucht" und zwischen 16 und 17 Jahre alt), bestimmt nicht an einen Staat verkaufen, der im Begriff ist komplett neue und deutlich besser ausgestattete Modelle aus US-Produktion zu bestellen:
Das kann schon sein, allerdings scheitert das dann eben nicht an der Verweigerung von Airbus.

Indonesien ist angeblich auch der größte zukünftige Exportkunde für die französischen Rafale, insofern würde ich auf die Medienberichte nicht viel geben. Gerade Artikel in US-Medien sind oft so geschrieben, als ob es schon fast fix ist, dass z. B. die Schweiz und Finnland F-35 oder F-18 kaufen, dabei ging es nur darum, dass die US-Regierung den Export grundsätzlich genehmigt hat, damit die an der Ausschreibung teilnehmen können.

Selbiges gilt auch für den von dir angeführten Artikel: "The U.S. has indicated it is willing to sell F-15 and F-18 fighter jets to Indonesia following months of talks between top defense officials from the two countries." => Die USA haben angedeutet, dass sie bereit sind, F-15 und F-18 an Indonesien zu verkaufen. In erster Linie ging es darum, dass die seit über 20 Jahre bestehenden Export-Verbote aufgehoben werden.

Die Situation von Indonesien habe ich schon mal kurz umrissen. Das ist flächenmäßig ein großes Land.

Fläche in km²
Indonesien: 1.904.569
Deutschland: 357.022

Nord-Süd-Ausdehnung in km
Indonesien: 1900
Europa: 3800

Ost-West-Ausdehnung in km
Indonesien: 5100
Europa: 6000

Indonesien verfügt aber nicht über die Wirtschaftskraft, um ein rundum top-ausgerüstetes Militär betreiben zu können. Die Hauptbedrohung kommt aus dem Norden von China. Dorthin werden die schlagkräftigeren Verbände ausgerichtet werden, also die modernsten Geräte.

Im Süden hingegen liegt Australien, von denen wird Indonesien nichts zu befürchten haben, dort reicht eine Luftraumüberwachung mit älteren Modellen - wofür die Eurofighter prädestiniert sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch bei Deutschland angefragt wurde, die bekanntlich ihre Tranche 1 ausmustern.
muck
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von muck »

opticartini hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 11:25 Juristisch ist das irrelevant und Airbus ist es völlig egal, was der kleine Maxi aus Österreich von ihren Fliegern hält, der ist nämlich nicht der Kunde.

[…] Wie gesagt: Die genannten Argumente sind gefühlsduselig, aber der Schluss lässt sich daraus nicht ableiten.
Gegenfrage: Warum schalteten Boeing und Lockheed-Martin voriges Jahr in deutschen Tageszeitungen Anzeigen für ihre Transporthubschrauber, als wollten sie die Dinger dem deutschen Michel andrehen, der am Frühstückstisch seinen Kaffee schlürft? Wo sie die Meinung der Öffentlichkeit doch nicht schert?

Der von der Rechten erzwungene Kauf der Boeing KC-46 in den USA, obwohl Airbus die Ausschreibung gewonnen hatte; die Suspendierung des Kaufs amerikanischer Jagdbomber durch Deutschland wegen der grassierenden Anti-Trump-Stimmung; es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie die öffentliche Meinung Rüstungsgeschäfte beeinflusst.

Daher ist es Airbus nicht egal, was der Maxi denkt, denn er führt ein Doppelleben als Wähler, dessen miese Laune die Entscheidungsträger beeinflusst. Was Du "gefühlsduselig" nennst, heißt in den Konzernen PR. Und in vielen potentiellen Märkten stehen dankbare Abnehmer für Frau Tanners Vorwürfe parat, nicht nur in der Schweiz, wie Maschin uns erinnert.

Im Übrigen geht Deine Rechnung nicht auf. Airbus hofft, 100 Jets an Finnland und die Schweiz zu verkaufen, wie könnte da der vergleichsweise mickrige Indonesien-Deal im Mittelpunkt des Interesses der Planer stehen. Zumal wenn jene hier Recht haben, die meinen, die aus der Roßauer-Kaserne dringende Kakophonie müsste Airbus sehr wohl nervös machen?
Maschin hat geschrieben: Sa 6. Feb 2021, 10:44In der Schweiz war aber vorher schon klar das die Rafale beschafft wird. Den Fehler einmal einen Französischen Delta auszulassen macht man kein zweites mal.
Böte sich die F/A-18 E/F nicht eher an? Schon der Synergieeffekte bei Versorgung und Ausbildung wegen?
diepresse.com hat geschrieben: So 7. Feb 2021, 11:19 Die Neutralität verpflichte, dass das Territorium und der Luftraum unter eigener Hoheit bleiben. Kooperationen seien da möglich. Aber: Es wäre auf jeden Fall ein differenziertes Regelwerk notwendig. Andere Staaten dürften keine Befehlsgewalt auf österreichischem Territorium haben. Sprich: Die Entscheidung, ob ein Flugzeug zum Landen gezwungen oder gar abgeschossen wird, müsse bei Österreich liegen.
Wie kommt man auf die Idee, davon zu reden, dass die Lufthoheit bei einem Land verbliebe, das keine Kampfflugzeuge hat, aber den Himmel voller ausländischer Kampfflugzeuge, auf deren Kooperation es blind vertrauen müsste? Zumal der nachstehende Hinweis auf etwaige Interessenkonflikte zeigt, was von dieser "Neutralität" zu halten wäre.
diepresse.com hat geschrieben: So 7. Feb 2021, 11:19Eine Zusammenarbeit wäre eine Frage des Gebens und Nehmens – was aber könnte Österreich da realistischerweise einbringen? Tanner sprach das System Goldhaube, also die passive Luftraumüberwachung an, was aber wohl nicht ausreichen wird.
Natürlich geht sich das nicht aus, und Tanner müsste das wissen. Österreichs Nachbarn sind nicht auf österreichische Systeme angewiesen, um ihren eigenen Luftraum zu überwachen. Die Goldhaube bräuchten sie allenfalls über Österreich. Und insofern die passive LRÜ "einbringen" zu wollen, ist, als würde man sagen: Du stellst das Auto, ich das Fahrtziel.
diepresse.com hat geschrieben: So 7. Feb 2021, 11:19Auch die oft zitierten Kompetenzen der Österreicher bei der Gebirgsjäger-Ausbildung sind wohl kein adäquates Gegengeschäft für eine Luftraumüberwachung mit Überschallflugzeugen. Letztlich wird es wohl um eine finanzielle Abgeltung gehen müssen.
Eben. Und die Höhe der Abgeltung wird mit Sicherheit die Kosten für die über Österreich erflogenen Flugstunden übersteigen, vermutlich sogar weit übersteigen, denn kein Nachbarland könnte es innenpolitisch verkraften, Österreich auf seine Kosten auf den teuren Unterhalt eigener Kampfflugzeuge verzichten zu lassen.
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von opticartini »

muck hat geschrieben: Mi 10. Feb 2021, 07:27 Daher ist es Airbus nicht egal, was der Maxi denkt, denn er führt ein Doppelleben als Wähler, dessen miese Laune die Entscheidungsträger beeinflusst. Was Du "gefühlsduselig" nennst, heißt in den Konzernen PR. Und in vielen potentiellen Märkten stehen dankbare Abnehmer für Frau Tanners Vorwürfe parat, nicht nur in der Schweiz, wie Maschin uns erinnert.
Medien sind heute mehr denn je von Inseraten abhängig, das ist deren Haupteinnahmequelle. Die Entscheidungsträger, die sich für den Kauf eines Produkts des Werbetreibenden einsetzen, werden dann von jenen Medien, in denen die Werbung betrieben wird, eher nicht dafür kritisiert werden. Das ist das eigentliche Ziel.

Die genannten Beispiele haben nichts mit der "öffentlichen Meinung" zu tun, sondern mit Protektionismus.

Der Wähler beeinflusst die Entscheidung für ein Rüstungsprodukt nicht. Im besten Fall kann er eine grobe Richtung vorgeben: Wollen wir ein teures, schlagkräftiges Herr oder eine Minimalvariante oder wollen wir das Heer überhaupt abschaffen. Und selbst hierbei gibt es Sachzwänge, die weitgehend bewusst vom Wählerwillen ausgeklammert sind, wie etwa Verfassung, Grundgesetz o.ä.

Die "öffentliche Meinung" zu den Eurofightern in Österreich ist so oder so nicht mehr zu retten. Wenn Airbus die "PR" in Österreich wichtig ist, dann werden sie einem Verkauf zustimmen. Eine Ablehnung wäre nämlich wieder mal ein heftiger Minuspunkt fürs Image.

Also: Egal wie man es dreht und wendet, Airbus wäre dumm, wenn sie einem Verkauf nicht zustimmen würden – solange sie finanziell positiv aussteigen.
muck
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von muck »

Dann sollten wir wohl agree to disagree, wie die Engländer sagen, denn in meinen Augen liegen die Dinge völlig anders.

Mal was anderes zu dem Thema, hat man eigentlich jemals bei den anderen Betreibern um Tranche 1-Flugzeuge zum Ausschlachten angefragt?
theoderich
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von theoderich »

Zukünftige Einsatzfähigkeit der Eurofighter (4510/J)
1. Wie lange kann der Eurofighter ohne Nachrüstung oder Upgrade weiterhin als flugsicher/flugtauglich erachtet werden?
3. Ist es zutreffend, dass ein Mode 5/S-Transponder nachzurüsten ist, um weiterhin den Erfordernissen der Luftraumsicherung zu entsprechen?
4. Abgesehen von Transpondern, welche anderen Nachrüstungen benötigt der Eurofighter in den nächsten 15 Jahren, um flugtauglich zu bleiben?
8. Gibt es weitere Upgrades, die der Eurofighter benötigt, um seine Rolle als Luftraumüberwachungsflugzeug bis zum Ende seines Dienstes etwa 2035 ausüben zu können?
9. Gibt es weitere Upgrades die der Eurofighter benötigt, um eine Rolle als Luftraumverteidigungsflugzeug bis zum Ende Seines Dienstes etwa 2035 ausüben zu können?
10. Im Juli sagte Bundesministerin Tanner in Beantwortung einer Dringlichen Anfrage der FPÖ im Bundesrat, dass man um die Eurofighter für die kommenden zehn Jahre für die Luftraumüberwachung fit zu halten, zusätzlich zum laufenden Betrieb 165 bis 210 Millionen Euro investiert werde. Bitte um Auflistung der Systeme, die für dieses Geld angeschafft werden sollen.
c. Werden Kapazitätsupgrades – zum Beispiel der Elektroniksysteme, weiterhin für die Tranche 1 entwickelt, optimiert und angeboten?

i.Wenn nein, was bedeutet das für die nützliche Lebensdauer (useful life) der Eurofighter des ÖBH?

ii.Wenn ja, wie lange ist diese Möglichkeit noch zu erwarten, und wird das ÖBH sich schnellstmöglich diese Upgrades zulegen, um einer technischen Obsoleszenz des Fluggeräts vorzubeugen?

1. Welche Upgrades sind für diesen Fall geplant, und zu welchem Preis?
  • Zu 1, 3, 4, 8, 9, 10 und 13c:

    Luftfahrzeuge der Type Eurofighter „Typhoon“ können weiterhin in den nächsten Jahren betrieben werden, wenn die erforderlichen Wartungsarbeiten bzw. Adaptionen zur Aufrechterhaltung der Flugsicherheit bzw. Flugtauglichkeit entsprechend deninternationalen Vorgaben durchgeführt werden. Für den technologischbzw. materialerhaltungsbedingten Ersatz einzelner Komponenten ist in den nächsten zehn Jahren mit Kosten von 165 bis 210 Mio. Euro zu rechnen. Zu beachten ist, dass Eurofighter „Typhoon“ schon jetzt mit einem Transponder Mode 3 ausgerüstet sind. Der Ersatz des Transponders Mode 3 durch den Mode 5 ist auf Grund internationaler Vorgaben voraussichtlich im Jahr 2023 erforderlich. Mit Stückpreiskosten von rund 175.000 Euro ist zu rechnen. Darüber hinaus ist in den Jahren 2021 bis 2022, ebenfalls bedingt durch internationale Vorgaben, der Ersatz des Datenlinksystems vorgesehen.
2. Ist ein Betrieb der Tranche 1 mit der jetzigen jährlichen Flugstundenproduktion bis zum geplanten Betriebsende (um 2035) in der Rolle als Luftraumüberwachungsflugzeug technisch möglich?
  • Zu 2:

    Ja.
5. Dem Eurofighter fehlt die Nachtaufklärungskapazität. Diese Kapazität war ursprünglich geplant, wurde aber aufgrund des Darabos Vergleichs nicht implementiert. Dadurch ist eine aktive Luftraumüberwachung mit dem Eurofighter nur zu Tag möglich. Ist eine derartige Teilzeitluftraumüberwachung mit den Anforderungen der verfassungsmäßig vorgegebenen immerwährenden Neutralität vereinbar?

a. Wenn nein, wird der Eurofighter mit Nachtaufklärungskapazitäten nachgerüstet?

b. Wenn ja, wird es dennoch eine Nachrüstung auf Nachtkapazität geben?

c. Welche Systeme stehen zur Auswahl?

d. Welche Kosten entstehen bei einer Aufrüstung aller Eurofighter auf Nachtaufklärungskapazität?
6. Der Eurofighter hat kein Warnsystem vor feindlichen Waffen. Diese Einrichtung ist zur Pilotensicherheit im Konfliktfall wichtig. Wenn der Eurofighter zumindest theoretisch auch zur Luftraumverteidigung im Konfliktfall (statt nur zur Überwachung) einsetzbar sein soll, wäre ein Warnsystem notwendig. Ist die Nachrüstung eines solchen Systems geplant?
  • Zu 6:

    Das System Eurofighter „Typhoon“ wird in Österreich zur Luftraumüberwachung und Wahrung der Lufthoheit eingesetzt. Das Erfordernis eines Einsatzes zur Luftverteidigung wird derzeit auf Grund der geografischen, wirtschaftlichen und politischen Lage als eher unwahrscheinlich eingestuft. Eine Nachrüstung mit den vom Luftfahrzeughersteller angebotenen Systemen würde Kosten von rund 114 Mio. Euro verursachen.
    Bild
    https://www.leonardocompany.com/en/prod ... aetorian-2
7. Dem Eurofighter stehen keine radargelenkten Lenkwaffen zur Verfügung. Wird es eine Beschaffung solcher im heutigen Luftkampf unabdingbarer Waffen geben?
  • Zu 7:

    Derzeit ist eine diesbezügliche Nachrüstung nicht geplant.
8. Gibt es weitere Upgrades, die der Eurofighter benötigt, um seine Rolle als Luftraumüberwachungsflugzeug bis zum Ende seines Dienstes etwa 2035 ausüben zu können?
9. Gibt es weitere Upgrades die der Eurofighter benötigt, um eine Rolle als Luftraumverteidigungsflugzeug bis zum Ende Seines Dienstes etwa 2035 ausüben zu können?
NICHT BEANTWORTET
11. In der selben Anfragebeantwortung (wie in Frage 10) nannte die Bundesministerin die folgenden wiederkehrenden Erhaltungskosten für die Abfangjäger: (a) Jährliche vertraglich festgeschriebene Wartungsvertragskosten von 23,4 Mio. Euro bis Vertragsende im Jahr 2022; (b) jährlicher Betriebsaufwand inklusive Logistik, Treibstoff und Munition von 80 bis 90 Mio. Euro im Jahresschnitt; (c) jede Flugstunde circa 60.000 Euro. Wie werden sich diese Kosten nach Aufrüstungen und Neubeschaffungen (vorangehende Fragen) verändern. Bitte um Auflistung der Mehrkosten in der Erhaltung und Wartung je nach neu beschafftem System.
  • Zu 11:

    Bei Einrüstung zusätzlicher Fähigkeiten ist der Zeitpunkt und der Umfang der Nachrüstung entscheidend. Aufgrund dessen ist eine Bezifferung im Moment nicht möglich.
12. Die Pilotenausbildung erfolgt in fünf Stufen, beginnend auf dem Propellerflugzeug PC 7, dann auf der Saab 105, dann in Italien auf der M346, dann auf dem Eurofighter-Doppelsitzer in Deutschland und letztendlich auf dem österreichischen Eurofighter. Die ersatzlose Streichung der Saab 105 aus der Flotte verlangt nun nach weiterem Training im Ausland. Welche Mehrkosten entstehen dem ÖBH dadurch pro auszubildender/m Pilot_in?
  • Zu 12:

    Hiezu ist erneut festzustellen, dass dem Bundesministerium für Landesverteidigung keine Mehrkosten, die über die bisherigen Systemkosten der SAAB 105 OE hinausgehen, ent-stehen. Es ist vorgesehen, dass bedarfsorientiert zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft jeweils bis zu zwei Schüler als Einsatzpiloten auf dem System Eurofighter ausgebildet werden. Die Abschnitte im Rahmen der Ausbildungssystematik zum Einsatzpiloten am Luftfahrzeug Eurofighter „Typhoon“, die bislang auf der Type Saab 105 OE in Österreich durchgeführt wurden, finden seit Oktober 2020 bei den italienischen Luftstreitkräften unter Einsatz von Luftfahrzeugen der Type FT339C Leonardo in LECCE statt.
13. Alle Abfangjäger des ÖBH sind Tranche 1 Fluggeräte aus einem frühen Baulos. Da diese älteren Modelle aus den meisten anderen Betreiberländern stetig aussortiert werden, verringert und verteuert sich die Verfügbarkeit von Ersatzteilen, und Österreich wird von einem Monopolhersteller – mit dem die Republik zudem noch in einem Rechtsstreit steht – zunehmend abhängig. Welche Vorkehrungen hat das BMLV gegen Versorgungsengpässen bei Ersatzteilen getroffen?

a. Welche budgetären Vorkehrungen hat das BMLV gegen diese Verteuerungen getroffen?

b. Welche Kostensteigerungen im Betrieb der Eurofighter erwartet sich das ÖBH durch die Verknappung und Verteuerung von Ersatzteilen in den verbleibenden 15 Jahren der Eurofighter Lebensdauer?
  • Zu 13, 13a und 13b:

    Im Hinblick darauf, dass die Versorgung durch den Hersteller vertraglich sichergestellt ist, ergeben sich aus diesem Titel keine Versorgungsengpässe oder Verteuerungen von Ersatzteilen.
14. Ist eine billige Nachrüstung durch gebrauchte Systeme möglich (wie seinerzeit bei der Saab Draken, die mit gebrauchtem dänischem Equipment preisgünstig aufgewertet wurde)?
  • Zu 14:

    Bis dato wurden keine gebrauchten Systeme angeboten.
https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XX ... ndex.shtml
Maschin
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Re: Evaluierungskommission Luftraumüberwachung

Beitrag von Maschin »

Ist eine billige Nachrüstung durch gebrauchte Systeme möglich (wie seinerzeit bei der Saab Draken, die mit gebrauchtem dänischem Equipment preisgünstig aufgewertet wurde)?
Zu 14:
Bis dato wurden keine gebrauchten Systeme angeboten.
Es gibt nur gebrauchte DASS Systeme für die Tranche 1. Und Airbus hat schon einmal gesagt das man die 15 Maschinen mit gebrauchten UKDASS nachrüsten kann. Allerdings hatten seinerzeit nur 3 Maschinen das DASS drinnen bevor man sie Austrianisiert hatte.
Festzuhalten ist, dass die fehlende Nachtaufklärungskapazität derzeit eine eingeschränkte Identifizierungsmöglichkeit nichtkooperierender Luftfahrzeuge bei Nacht bedingt. Für die Nachrüstung mit einem herstellerseitigem System, wie beispielsweise mit Pilotenhelmen sowie Aufklärungsbehälter, ist mit Kosten von rund 28 Mio. Euro zu rechnen.
Zur Aufklärung gibt es den Recce POD der ähnlich wie der Lightning POD aussieht. Der Lightning POD ist in erster Linie zur Zielbeleuchtung gedacht. Das komplette FLIR/IRST kann aber Luft-Luft eingesetzt werden. Die Deutschen Geschwader haben aber NVGs in den QRAs und nicht den Lightning POD und die anderen EFT Nationen benutzen das PIRATE/HEA wie auch die Schweiz wo eine F/A-18 QRA Maschine den ATFLIR POD und beide Piloten mit HEA fliegen.
Aber auch alles gebrauchte ist der Politik leider zu teuer! 🤷🏼‍♂️
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