Medienberichte 2018

Landesverteidigung, Einsätze & Übungen, Sicherheitspolitik, Organisation, ...
Acipenser
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von Acipenser »

aber reine Wehrbuggel braucht keiner mehr! Das ist die Realität 2020
theoderich
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von theoderich »


iceman
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von iceman »

Ein 6 + 2 Modell ändert aber auch nichts daran, daß die 6 Monate Ausbildung zu kurz sind. Bei den Milizübungen wird ja nur das Erlernte wiederholt, was aber in den 6 Monaten scheinbar zu wenig war.
theoderich
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von theoderich »

Da ist einer voll auf die ÖVP hereingefallen:

Längerer Wehrdienst: Flankenschutz von Offizieren
ÖVP bleibt beim Nein zu Kunaseks Plänen, auch Rekruten und SPÖ lehnen achtmonatigen Dienst ab.
Begeisterte Offiziere, Ablehnung aus den Reihen der Rekruten und der Opposition.
Bemerkenswert ist, dass sich auch in der ÖVP noch keine Stimme zur Unterstützung von Kunasek gefunden hat. VP-Rekrutensprecher Dominik Schrott lehnt eine Verlängerung ab, weil aus dem Grundwehrdienst in der Wahrnehmung der Rekruten "kein ausreichender persönlicher Nutzen für ihr späteres Leben gezogen" werde. Deshalb gebe es schon jetzt "wenig Anreiz und Motivation für eine längere freiwillige Verpflichtung in der Miliz". Davor hat bereits VP-Wehrsprecher Michael Hammer eine Rücknahme der Wehrdienstverkürzung aus dem Jahr 2005 für nicht "sinnvoll" erklärt.
https://www.nachrichten.at/nachrichten/ ... 85,2965188

  • Warum nicht vier plus zwei Monate Wehrdienst? (Kolumne)
    Deutlicher kann ein Staat sein Desinteresse an der Landesverteidigung nicht zum Ausdruck bringen. Von der Kanzlerpartei ÖVP wurde der Vorschlag einer Wehrdienst-Verlängerung mit einer dreizeiligen Aussendung abgelehnt. Der großen Oppositionspartei SPÖ war das Thema ganze sieben Zeilen wert. Das war es. Ende der Debatte.

    Österreich steht auf dem Standpunkt, dass es nicht durch Waffen, sondern durch seine Neutralität beschützt wird. Erinnert man sich an das blutige Schicksal, das die Geschichte für neutrale Staaten bereithielt, ist das ein Irrglaube. Aber dafür hält er sich schon sehr lange. Ergänzt wird er durch die felsenfeste Überzeugung, dass uns im Notfall schon die EU oder die Amis raushauen werden.
    Einen echten Aufstand gegen die ruinösen Sparpläne beim Heer gab es nur, als es der Militärmusik an den Kragen ging. Da stand schließlich der Nachwuchs für die Blasmusik auf dem Spiel. Und die Volksbefragung über die Wehrpflicht wurde von den Befürwortern 2013 gewonnen, indem sie auf den Zivildienst und dessen unverzichtbare Rolle im Gesundheitswesen hinwiesen. Daher ist es ein politisches Himmelfahrtskommando, dass der blaue Verteidigungsminister nun die Verlängerung des Wehrdienstes auf acht Monate verlangt. Die Chance, das durchzusetzen, ist gleich null.

    Dennoch sollte die Diskussion geführt werden, allein zur Bewusstseinsbildung. Die Verfassung schreibt vor, dass das Bundesheer nach den Grundsätzen eines Milizsystems einzurichten ist. Miliz ist eine Bedarfsarmee, die nur dann antritt, wenn sie gebraucht wird. Ein kostengünstiges Modell also, das im Ernstfall große Mannstärken ermöglicht und nur eines voraussetzt: regelmäßige Übungen.

    Daher war es de facto das Ende der Miliz und des verfassungsmäßigen Zustandes des Bundesheeres, als 2006 der Wehrdienst um die zwei Übungsmonate gekürzt wurde. Ziel muss es sein, die Miliz wieder regelmäßig zum Üben zu bringen. Dazu ist nicht unbedingt die Rückkehr zum 6-plus-2-Modell (sechs Monate Ausbildung, zwei Monate Übungen) notwendig. Auch ein 4-plus-2- oder ein 5-plus-1-Modell hätten annähernd den gleichen Effekt.

    Darüber würde man sich eine ernsthafte politische Debatte wünschen. Es wird beim Wunsch bleiben.
    https://www.sn.at/politik/innenpolitik/ ... t-37106560
Dann soll der Herr Purger mal Unteroffiziere fragen, wie man Rekruten in vier Monaten ausbildet ... Was denken sich Journalisten bloß, wenn sie solche Zeilen verfassen? Denken sie überhaupt?!?

iceman hat geschrieben: Di 31. Jul 2018, 00:02Ein 6 + 2 Modell ändert aber auch nichts daran, daß die 6 Monate Ausbildung zu kurz sind.
Die Frage ist: "Wofür zu kurz?" Für die meisten Funktionen in der Miliz (Jäger, Scharfschützen, Kraftfahrer, Richtfunker) reichen die sechs Monate. Wenn man die Übersicht "Einheiten suchen Milizsoldaten" ansieht, findet man z.B. beim Jägerbataillon 17 auch die Funktion "Panzerfahrer & Funker (PANDUR)" bzw. "Panzerfahrer & Funker (Husar)", beim AAB 7 "Geschützführer Panzerhaubitze" oder beim Stabsbataillon 7 "ABC-Aufklärer & Systembediener".
iceman
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von iceman »

Theoderich, reingefallen würde ich nicht sagen,
aber ich kenne jetzt die Szenarien und Wehrgesetze nicht. Mein Gedankenweg:
Man verlängert den GWD auf 8 od. 9 Monate, ohne anschl. Übungen.
Durch Reduzierung der ET hat das Bundesheer immer eine zeitlang ausgebildete Sodaten zur Verfügung. Reicht diese Anzahl nicht aus, lässt man
1. diese Soldaten nicht abrüsten,
2. beruft vor kurzem abgerüstete Soldaten wieder ein,
3. macht die Miliz mobil.
theoderich
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von theoderich »


Konzett: Wehrdienst-Verlängerung „interessant“
Für Vorarlbergs Militärkommandant Ernst Konzett ist das eine „interessante Überlegung“: Die Verkürzung des Grundwehrdienstes im Jahr 2005 auf sechs Monate habe zu gravierenden Veränderungen geführt.

Konzett: „Ein Drittel mehr Grundwehrdiener nötig“

„Weil sich die Einrückungsturnusse nicht mehr überlappen, war für den Betrieb des Bundesheeres ein Drittel mehr Grundwehrdiener notwendig - und das erforderte natürlich auch mehr Ausbildungspersonal“, so Konzett. „Es war auch damit verbunden, dass die Truppenübungen unserer Milizverbände ausgesetzt wurden. Und bei unseren Waffenübungen üben jetzt nur mehr die Kadersoldaten.“
https://vorarlberg.orf.at/news/stories/2927407/

iceman hat geschrieben: Di 31. Jul 2018, 09:02Theoderich, reingefallen würde ich nicht sagen,
Das war nicht auf dich bezogen, sondern auf den Artikel nach dem Doppelpunkt. Dass der Autor dort schreibt, "Rekruten" würden den Vorschlag ablehnen - dabei ist "Rekrutensprecher" eine Pseudofunktion in der Volkspartei, die die Parteilinie zu kommunizieren hat, aber mit "Rekruten" weder zu tun hat, noch ihre Interessen vertritt.
Zuletzt geändert von theoderich am Di 31. Jul 2018, 23:15, insgesamt 1-mal geändert.
Acipenser
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von Acipenser »

Das Hauptproblem ist, dass Schlüsselpersonal nach ca. 2 Monaten AGA und Weiterbildung nur mehr 4 Monate verfügbar ist. Damit werden Ausbilder mehrmals im Jahr benötigt um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten. Bei Einjähriger, oder zumindest 8 Monatigen, Verpflichtung müssten in den jeweiligen Bereichen nur mehr 2 mal statt 4 mal neues Personal eingeschult werden. Spart Ausbilder und damit Überstunden (Dienstschluss 15 Uhr!).
Auch ist es kein Staatsgeheimnis das die aktuelle Regierung den Brexit und die damit verbundenen Finanzbedarf in der EU abwartet und neue Ausgaben, auch jene beim BH, abwartet um nicht ein riesiges Loch im Budget langfristig verantworten zu müssen.
Auch werden die Aufträge an die Industrie der vorigen Regierung bzw. Minister abgewartet um weiteren Bedarf abzuschätzen. Etwa sind die Erfahrungen der internationalen Staatengemeinschaft im Irak und Afganistan in Neubeschaffungen wie Pandur eingeflossen die in den neuen Fzg. "eingebaut" werden. Nach Brexit und EU Budgetfinale erwarte ich eine wesentlichen Ausgabenschub für Pandur, Husar, Dingo und Leopard NEU!
theoderich
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von theoderich »

ZIB 2

Di, 31.07.2018 22.00 Uhr

Fehlende Finanzierung beim Bundesheer

Armin Wolf: "[Hintergrund: Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele] Dass sich ausgerechnet der einstige Chef der Grünen um das Bundesheer sorgt, das überrascht vielleicht. Aber als Oberbefehlshaber hat Bundespräsident Van der Bellen jetzt Alarm geschlagen: Beim Heer seien die Kapazitäten vollkommen erschöpft, sagt er.

[Hintergrund: Startender Eurofighter in Zeltweg] Tatsächlich bräuchte das Militär Milliarden. Die extrem teuren Abfangjäger müssen erneuert werden, [Hintergrund: Kolonne eines Iveco LMV mit Blaulicht und mehrerer Leopard 2A4 vor dem Nationalfeiertag, in der Wiener Innenstadt] die Panzer sind Jahrzehnte alt, es fehlen Hubschrauber, Lkw und [Hintergrund: Grundwehrdiener mit StG77 bei der Angelobung auf dem Heldenplatz] Personal. Die Zahl der Grundwehrdiener [Hintergrund: Grafik mit Zahl der Stellungspflichtigen und der Grundwehrdiener] ist deutlich niedriger als der Sollstand von 20.000 pro Jahr - auch wegen der ständig sinkenden Geburtenrate. Nur die Hälfte eines Jahrgangs junger Männer ist tauglich und geht nicht zum Zivildienst, sondern zum Heer. [Hintergrund: Grundwehrdiener mit StG77 bei der Angelobung auf dem Heldenplatz] Und das, obwohl der Wehrdienst seit 2006 nur mehr sechs Monate dauert und es keine Truppenübungen danach mehr gibt. Eine riesige Baustelle also [Hintergrund: Foto von General Brieger bei seiner Antrittsrede] für den neuen obersten Offizier des Bundesheeres, Generalstabschef Robert Brieger, den ich gleich hier im Studio begrüße. Zuvor noch Patrick Kuska und Ylmar Gülüm mit einem Lagebild."
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[Eingerüstetes Mannschaftsgebäude in einer Kaserne] Baustelle Bundesheer. Es gibt wohl wenige Bereiche, in denen es in den letzten Jahren mehr Reformversprechen gegeben hat. Attraktivierung [Rekruten mit StG77] des Grundwehrdienstes, bessere Besoldung, Strukturreformen. Und jeder Minister wirft die Pläne seines Vorgängers wieder über den Haufen.

[BM Kunasek bei der Übergabe der neuen Sturmgewehre an die Militärpolizei in der MTK] Der neue Verteidigungsminister, Mario Kunasek von der FPÖ, will den unter Schwarz-Blau [Gruppe von Soldaten mit StG77, die zu einem Hubschrauber laufen] verkürzten Grundwehrdienst jetzt von sechs auf wieder acht Monate verlängern. Im Bundesheer erwartet man sich von Kunasek Glanztaten.

Michael Schaffer (Präsident der Milizverbände): "Offensichtlich hat der Bundesminister jetzt nach einem Jahr das Ausmaß des Scherbenhaufens erkannt, das er hier übernommen hat. Denn das Bundesheer verdient diesen Namen nicht mehr. Es ist nur für kleine, punktuelle Einsätze brauchbar."

[Unteroffizier geht aus der Waffenkammer, bei der Ausgabe von StG77 an angetretene Rekruten] Koalitionspartner ÖVP hat den Plänen den Wehrdienst wieder zu verlängern aber bereits eine Absage erteilt. Nicht die einzige Baustelle für Kunasek: [Soldaten beim Anlanden mit Arbeits- und Transportbooten an einem Rohöllager] Derzeit gibt es zehn Milizbataillone im Österreichischen Bundesheer. [Soldaten beim Absitzen von einem MTPz Pandur] Aber nur für eines auch die entsprechende Ausrüstung. [Kpz Leopard 2A4 bei einer Übung, dahinter fahrend ein Sanitätspanzer A1 Saurer] Bei den 56 Leopard-Panzern müsste zum Beispiel, [Leopard 2A4 fährt auf einem Übungsplatz zwischen abgestellten Pinzgauern und VW-Transportern durch] was die Nachtsichtfähigkeit betrifft, nachgerüstet werden.

Für Gerald Karner, ehemaliger Brigadier, setzt sich der Trend des Herunterwirtschaftens des Bundesheeres auch unter dieser Bundesregierung fort.

Gerald Karner (ehem. Brigadier): "Es gibt einen seit Jahren aufgestauten Investitionsbedarf im Bundesheer. Der Grund ist einfach das Budget bzw. sind die vergangenen Budgets. Und ich sehe da bei diesem Budget, wie es jetzt veranschlagt ist, eigentlich keine Verbesserung - im Gegenteil."

[Alexander Van der Bellen bei einem Interview in der Hofburg] Sogar der Bundespräsident, laut Verfassung Oberbefehlshaber des Bundesheeres, schlägt in einem Interview Alarm.

[Eingeblendetes Zitat] "Es gibt beim Bundesheer einen massiven Investitionsstau. (...) Der Bundeskanzler hat vor ein paar Wochen angeboten, dass sich Österreichs Bundesheer unter einem UN-Mandat auch in der Ukraine engagieren könnte. Ich sage: Nein, das können wir unter diesen Rahmenbedingungen nicht. Unsere Kapazitäten sind vollkommen erschöpft."

[GMF Iveco bei der Fahrt durch ein überflutetes Wäldchen] Im Wahlkampf hat die FPÖ mindestens 1 % des Bruttoinlandsprodukts für das Heeresbudget versprochen. [Jäger beim Üben mit einem Leopard 2A4 in der Ostarrichi-Kaserne] Das wären 3,88 Mrd. Euro. [Soldaten beim Abseilen mit einer Seilrutsche vom Dach der Ostarrichi-Kaserne] Im Regierungsprogramm findet sich zwar das Bekenntnis, das Heer stärken zu wollen, [Zwei Arbeits- und Transportboote bei der Fahrt auf der Donau] konkrete Zahlen fehlen aber. Ein Blick auf das Budget zeigt warum: 2018 gibt es für das Bundesheer nur 2,26 Mrd. Euro.

KARNER: "Auch das hat Tradition in Österreich. Verteidigungsminister aller Couleurs, in Wirklichkeit, bekennen sich in Sonntagsreden natürlich zum Bundesheer und zur Aufgabenerfüllung des Bundesheeres. Wenn's dann aber darum geht, die nötigen Budgets auszuverhandeln, scheitern fast alle."

[Marschierende Soldaten mit StG77, vermutlich 6. JgBrig] Zu allererst müsste man sich aber - da sind sich alle einig - klar werden, welche Aufgaben das Bundesheer [Angetretene Grundwehrdiener in der Pontlatz-Kaserne Landeck] im Jahr 2018 eigentlich erfüllen soll.

Bericht: P. Gruska / Y. Gülüm
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Generalstabschef Brieger zum Zustand des Bundesheers

WOLF: "Und ich begrüße jetzt den neuen Generalstabschef und damit den höchsten militärischen Berater des Verteidigungsministers, General Robert Brieger, bei mir im Studio. Guten Abend, vielen Dank für's kommen."

Robert Brieger (Generalstabschef Österreichisches Bundesheer): "Schönen guten Abend."

WOLF: "Herr General, man kennt Sie in der Öffentlichkeit kaum, auch wenn Sie eine viele Jahrzehnte lange militärische Karriere in prominenten Funktionen hinter sich haben. Ich würd' Sie gern was grundsätzliches fragen: Haben Sie vor fünf Jahren eigentlich bei der Volksbefragung für ein Berufsheer oder für die Wehrpflicht bestimmt?"

BRIEGER: "Ich habe für die Wehrpflicht gestimmt, weil ich sie angesichts der österreichischen Rahmenbedingungen für die beste Antwort auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen halte."

WOLF: "Aber kann man diese Anforderungen heute mit dem Heer noch erfüllen? Vor zwölf Jahren wurde der Wehrdienst auf sechs Monate verkürzt, die anschließenden Truppenübungen abgeschafft. Jetzt würde Ihr Minister das gerne wieder einführen. Sie sind auch dafür, haben Sie gesagt [BRIEGER nickt]. Die ÖVP lehnt das aber ab. Wie einsatzfähig ist ein Milizheer, dessen Soldaten zuletzt geübt haben, als sie 18 oder 19 Jahre alt waren?"

BRIEGER: "Im Zuge einer Einsatzvorbereitung müsste aufgeschult werden. Bei der Wiedereinführung von Milizübungen könnte dieser Rückstand abgebaut werden und die Soldaten sind schneller einsatzbereit. Deshalb hat Minister Kunasek diesbezüglich eine Forderung in den Raum gestellt, wobei wir uns klar sind, dass das nicht von heute auf morgen realisierbar ist. Aber die Diskussion muss eröffnet werden. Wir werden uns schrittweise hier in der sicherheitspolitischen Entwicklung wieder annähern einer vernünftigen entsprechenden Aufstellung des Bundesheeres."

WOLF: "Jetzt haben Sie ja jetzt schon das Problem, dass zu wenige junge Männer zum Heer gehen. Wenn Sie den Wehrdienst jetzt tatsächlich noch mal verlängern würden ... Wird das Problem dann nicht noch schärfer?"

BRIEGER: "Ich glaube es ist weniger die Länge, es ist die Attraktivität, die wir steigern müssen. Wir müssen unser Kaderpersonal entsprechend einstellen, dass sie mit den jungen Menschen anständig umgehen, eine interessante Ausbildung bieten und damit den jungen Menschen das Gefühl geben, sie lernen beim Bundesheer etwas, das sie in Krisensituationen überleben lässt. Damit lernen sie auch etwas für ihr weiteres Zivilleben. Und damit geben wir dem Wehrdienst wieder Sinn."

WOLF: "Jetzt möcht' ich nicht unhöflich sein, aber ich moderier' diese Sendung seit 16 Jahren und wann immer ein Verteidigungsminister oder ein hochrangiger Militär hier im Studio war, hat er gesagt, wir müssen die Attraktivität des Grundwehrdienstes erhöhen [BRIEGER nickt]. Warum ist das nicht schon lang passiert?"

BRIEGER: "Es passiert. Es sind viele Einzelmaßnahmen passiert. Es gibt immer noch Verbesserungsbedarf. Man kann auch andenken eine Erhöhung des Wehrsolds - das ist kein unerheblicher Bereich. Die Infrastruktur ist teilweise stark verbesserungswürdig. Vieles hängt am Geld, aber vieles hängt auch an der Initiative und am Engagement der beteiligten Personen."

WOLF: "Gut, jetzt muss man sagen: Das ist alles in der Realität offenbar noch viel schlimmer. Im Jahresbericht, im letzten, der Parlamentarischen Bundesheerkommission steht wörtlich ,dass eine adäquate und rechtskonforme Ausbildung von Grundwehrdienern derzeit nur unzureichend möglich ist. Es fehlen qualifiziertes Kaderpersonal, Ausbildungsmittel, truppentaugliche Verwaltungsabläufe und einheitliche Vorschriften'. Das ist doch in Wahrheit eine Bankrotterklärung!"

BRIEGER: "Es ist ein Befund, dass es dem Bundesheer besser gehen könnte - das ist keine Frage. Wir haben auf der Plusseite ein hervorragendes, motiviertes und auch engagiertes Personal. Wir haben im materiellen Bereich und teilweise auch im Ausbildungsbereich hohen Nachholbedarf. Ich habe deshalb auch in meinen ersten Wortmeldungen darauf hingewiesen, dass ich auf die Kernaufgabe des Militärs, nämlich Verteidigung, erhöhten Wert lege und diese Aufgaben wieder in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen werde."

WOLF: "Jetzt hat der Generalstab letztes Jahr ein Grundsatzpapier ausgearbeitet, wie's mit dem Heer weitergehen soll. Das ist sehr interessant zu lesen und da steht u.a. drin: ,Um die Reaktionsfähigkeit und die Einsatzbereitschaft der Miliz sicherzustellen, müssen regelmäßige verpflichtende Übungen stattfinden'. Das ist genau das, was der Minister will, was aber die ÖVP nicht will. Jetzt, wenn man den Wehrdienst nicht verlängern will in Summe, weil man das jeweils für politisch nicht machbar hält, warum auch immer: Wäre es ein Modell, dass man sagt: Man bleibt bei den sechs Monaten, aber teilt die auf, dass man vier Monate Grundwehrdienst macht und zwei Monate Übungen? Wär' das sinnvoller als die derzeitige Lösung?"

BRIEGER: "Fakt ist, dass man einen einsatzfähigen Soldaten in fünf bis sechs Monaten ausbilden kann, damit er sich am Gefechtsfeld entsprechend bewegt und Überlebenschancen hat. Und somit ist eine Verlängerung unabdingbar. Das heißt: Die sechs Monate im Modell 4+2 sind einfach zu kurz."

WOLF: "Der oberste Milizoffizier des Landes, Generalmajor Hameseder, sagt im ,profil' diese Woche: ,Wir sind de facto derzeit nicht mobil'. Hat er recht?"

BRIEGER: "Wir sind in Teilbereichen mobil, weil unsere einsatzbereiten Verbände sehr wohl über Fahrzeuge und auch geschützte Mobilität verfügen - aber nicht in dem Umfang, wie es notwendig ist. Der Milizbeauftragte stellt naturgemäß auf die Miliz ab. Es ist hier in der Anmoderation erwähnt worden, dass von den Bataillonen nur wenige über die volle Ausrüstung verfügen. Das ist richtig. Hier gibt es einen großen Nachholbedarf. Und wenn die Miliz derzeit übt, dann bedarf es immer der Zuführung von Material aus andern Bereichen, um sie beweglich zu machen."

WOLF: "Sie brauchen viel Aufrüstung ... äh, Ausrüstung, habe ich schon gesagt. Sie brauchen auch irgendein neues Modell für die Luftraumüberwachung. Es gibt ja Eurofighter, und da gibt's jetzt zwei grundsätzliche Möglichkeiten: Entweder man rüstet die um sehr, sehr viel Geld nach. Oder man kauft ein ganz neues Flugzeug und ersetzt auch gleich die bisherigen Übungsflugzeuge, die mittlerweile schon fast 50 Jahre alt sind. Das hat das Heer jetzt in einer Kommission lange untersucht. Was wär' denn die sinnvollere Variante?"

BRIEGER: "Die sinnvollere Variante für mich ist in jedem Fall die Fortsetzung der aktiven Luftraumüberwachung für Österreich. Welches Modell hier letztlich entschieden wird, ist eine politische Entscheidung, wo auch der Minister die gesamte Bundesregierung an Bord nehmen möchte für einen gemeinsamen Entschluss."

WOLF: "Das ist klar. Aber Sie sind der oberste militärische Berater des Ministers. Wozu raten Sie ihm denn? Eurofighter aufrüsten oder neue Flugzeuge?"

BRIEGER: "Ich hab' diesbezüglich keine Empfehlung abgegeben, weil mir wichtig ist, dass die Überschallfliegerei und die Luftraumüberwachung in Österreich weiterhin sichergestellt wird, ohne mich auf einen Typ festzulegen."

WOLF: "Der Betrieb der Eurofighter kostet rund 100 Millionen im Jahr. Das sind fast fünf Prozent ihres gesamten Budgets! Ist das sinnvoll?"

BRIEGER: "Ja. Sicherheit kostet Geld. Auch der Zukauf neuer Flugzeuge und deren Betrieb würde ähnliche Summen erfordern. Das heißt: Diese Nachrüstungsmaßnahmen auf der Seite oder eine Neuanschaffung sind beide mit hohen Ausgaben verbunden, die nur im Wege eines Sonderbudgets realisiert werden können."

WOLF: "Jetzt fehlt Ihnen ja hinten und vorn das Geld. Selbst der Bundespräsident hat ja, wir hab'n's gesagt, Alarm geschlagen. Sie haben gesagt und der Generalstab sagt, eine Zielgröße wäre 1 % des Bruttoinlandsproduktes. Tatsächlich haben Sie ein bisserl mehr als die Hälfte davon [BRIEGER nickt], also dramatisch viel weniger. Wär's da nicht letztlich ehrlicher zu sagen: Wir können mit diesen Mitteln das Heer in dieser Form nicht sinnvoll aufrecht erhalten. Wir müssen uns von bestimmten Aufgaben einfach verabschieden."

BRIEGER: "Ich sehe meine Aufgabe darin, als Generalstabschef, eigentlich zur Bewusstseinsbildung beizutragen, dass die Mittel bereitzustellen sind. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber es muss die sicherheitspolitische Diskussion in Österreich auf eine seriöse Ebene gehoben werden. Und meine Befürchtung bei dem Verzicht auf Aufgaben geht dahin, dass dann auch die Finanzmittel aliquot gekürzt würden. Ich glaube das wäre der falsche Weg; wir müssen diese Forderungen aufrecht erhalten. Wir werden uns schrittweise, so hoffe ich, einer 3-Milliarden-Marke annähern und werden das Fernziel von einem Prozent im Auge behalten."

WOLF: "Fernziel heißt: Wann?"

BRIEGER: "Ich gehe davon aus, dass wir von Zeiträumen fünf bis zehn Jahren sprechen."

WOLF: "Herr General, vielen Dank für Ihren Besuch im Studio."

BRIEGER: "Herzlichen Dank."
Zuletzt geändert von theoderich am Fr 3. Aug 2018, 13:33, insgesamt 3-mal geändert.
iceman
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von iceman »

Der "Militärstratege" Karner durfte auch wieder einmal in den ORF.
theoderich
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Re: Medienberichte 2018

Beitrag von theoderich »

Dabei gäbe es Top-Leute, die das Heer von innen kennen und aktiv dabei sind oder jahrelang in führender Position tätig waren:
  • Bgdr Dr. Feichtinger (Er hat leider eine "fehlerhafte" politische Weltsicht, weil er ein Befürworter von Wehrpflicht und Miliz ist. Das könnte ja der Linie des ORF widersprechen ...),
  • GenMjr Mag. Dr. Frank (Man kann ihn ideologisch nicht einordnen - zu riskant!),
  • Gen i.R. Mag. Entacher (Befürworter von Wehrpflicht und Miliz - unmöglich!),
  • Gen i.R. Mag. Commenda (Da passt die Ideologie auch nicht, er könnte auch etwas positives zum Wehrsystem sagen), ...
Der ORF bringt Bgdr i.R. Karner doch immer noch als "Experten", weil er die Ideologie der Redakteure und Moderatoren vertritt. Kannst du dich vielleicht noch erinnern, als General Commenda vor knapp drei Monaten im Zuge der Diskussion um dieses Golan-Video der Kragen geplatzt ist, und er über die Pressestelle einen ungewöhnlich scharfen Kommentar über die Kompetenz von Karner hinsichtlich ministeriumsinterner Belange und Informationen veröffentlichen ließ?

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