Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

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Bericht des Bundesrates zur Umsetzung der Weiterentwicklung der Armee

https://www.vtg.admin.ch/content/vtg-in ... 75335.html
  • Die Umsetzung der WEA hat am 1. Januar 2018 begonnen und wird fünf Jahre dauern. Insgesamt läuft die Umsetzung der WEA wie geplant. Die verbesserte Kaderausbildung, die regionale Verankerung und ein Teil der Formationen mit höherer Bereitschaft haben den angestrebten Stand bereits erreicht. Mit der WEA wird die Armee wieder fähig sein, bei überraschend eintretenden Ereignissen (z. B. bei einer Naturkatastrophe oder einer Terrorbedrohung) rasch grosse Truppenteile aufzubieten, auszurüsten und in den Einsatz zu bringen. Dazu wurden neue Mobilmachungsabläufe geschaffen, die nun eingeübt werden. Die im Bereich Ausbildung mit der WEA erreichte Verbesserung hat bereits positive Effekte. Dies zeigt sich in den Rekrutenschulen und wird sowohl vom Berufsmilitär als auch von jenen Milizkadern bestätigt, die ihre Ausbildung im neuen Modell absolviert haben. Die angestrebte regionale Verankerung der Armee verbessert die Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Stellen. Dazu wurden zusätzliche Formationen in die Territorialdivisionen eingegliedert. Damit werden die Mittel für subsidiäre Einsätze und die Kommandostrukturen in Übereinstimmung gebracht. Die Umsetzung der WEA verläuft bisher nach Plan.

    Bei gewissen Formationen bestehen Ausrüstungslücken. Diese werden bis zum Ende der Umsetzung der WEA reduziert. Sie werden indes nicht vollständig beseitigt, und dies anzustreben wäre auch nicht sinnvoll. Trotz bestehender Lücken wird die Armee in der Lage sein, die wahrscheinlichen Einsätze ohne Leistungsabstriche zu erfüllen. Mittelfristig bleibt es das Ziel des Bundesrates, die Armee so auszurüsten, dass sie ihre Aufgaben auch bei Einsätzen höchster Intensität erfüllen kann.

    Bestehende personelle Unterbestände führen in allen Einsatzformen dazu, dass die Verbände die geforderte Leistung nicht oder nur reduziert erbringen können und insbesondere die Durchhaltefähigkeit eingeschränkt ist. Dies gilt vor allem in der Verteidigung und teilweise auch bei der Unterstützung von zivilen Behörden und in der Katastrophenhilfe. Eine unzureichende personelle Alimentierung der Formationen hat in der Ausbildung zur Folge, dass die Einheiten nicht ihr volles Einsatzspektrum trainieren können.

    Eine Ursache sind die zahlreichen Abgänge aus der Armee, insbesondere in den Zivildienst. Um dem entgegenzuwirken, hat der Bundesrat eine Revisionsvorlage des Zivildienstgesetzes an die eidgenössischen Räte überwiesen.
    3 Umsetzungsstand der WEA

    Mit der WEA soll die Armee heute und in absehbarer Zukunft in der Lage sein, die Armeeaufträge gemäss Artikel 1 MG und gemäss dem in der Botschaft zur WEA beschriebenen Leistungsprofil zu erfüllen, das heisst die Kriegsverhinderung, die Verteidigung von Land und Bevölkerung, die Wahrung der Lufthoheit, die Unterstützung der zivilen Behörden und die militärische Friedensförderung im internationalen Rahmen. Die WEA zielt darauf ab, die Bereitschaft zu erhöhen, den Ausrüstungsgrad der Formationen so auszugestalten, dass diese in der Lage sind, ihre Leistungen zu erbringen, die Ausbildung, insbesondere diejenige der Kader, zu verbessern und die Armee wieder stärker regional zu verankern. Neben einer Reduktion des Sollbestandes und einer Änderung des Ausbildungsmodells (u. a. jährlich zwei statt bislang drei Rekrutenschulen) bringt die WEA unter anderem eine Anpassung der Armeeorganisation vom 18. März 20167 (AO) einschliesslich der Führungsstrukturen mit sich. Grosse Verbände (Brigaden) und Truppenkörper (Bataillone sowie Abteilungen), die in der neuen Struktur nicht mehr vorgesehen sind, wurden bereits im Verlauf des Jahres 2017 aufgelöst. Wenn die Umsetzung der WEA abgeschlossen ist, wird die Armee, gegliedert in 109 Truppenkörper, über einen Effektivbestand von knapp über 140 000 Militärdienstpflichtigen verfügen. Dieser ist, wie in der Botschaft zur WEA dargelegt, notwendig, um den in der Armeeorganisation festgelegten Sollbestand von 100 000 zu erreichen.

    Die Umsetzung der WEA hat am 1. Januar 2018 begonnen und wird fünf Jahre dauern. Insgesamt läuft die Umsetzung wie geplant. Die verbesserte Kaderausbildung, die regionale Verankerung und ein Teil der Formationen mit höherer Bereitschaft haben den angestrebten Stand bereits erreicht. Herausforderungen bestehen insbesondere bei der personellen Alimentierung und bei der Ausrüstung – beides wesentliche Voraussetzungen für die höhere Bereitschaft. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Massnahmen eingeleitet, die allerdings teilweise erst nach einigen Jahren greifen werden.
    Grundsätzliches zur höheren Bereitschaft

    Mit der Erhöhung ihrer Bereitschaft wird die Armee in der Lage sein, die im Leistungsprofil geforderten Aufgaben zu erfüllen. Seit Beginn der Umsetzung der WEA werden wichtige Grundlagen für die höhere Bereitschaft geschaffen. Ist der Einsatz von umfangreichen militärischen Mitteln erforderlich, wird die Armee nach einem politischen Entscheid in der Lage sein, rechtzeitig die notwendigen Truppen zur Verfügung zu stellen. Zuerst kommen die Mittel der ersten Stunde (Berufsorganisation und Durchdienerformationen) aus dem Stand zum Einsatz. Danach folgen innert 24 bis 96 Stunden die sogenannten Milizformationen mit hoher Bereitschaft. Anschliessend können bei Bedarf weitere Formationen – falls notwendig bis hin zur Mobilisierung der gesamten Armee – innert Tagen aufgeboten, ausgerüstet und in den Einsatz gebracht werden. Mit diesem abgestuften Bereitschaftssystem ist die Armee in der Lage, voraussehbare Einsätze flexibel durchzuführen, wie beispielsweise subsidiäre Sicherungseinsätze zum Schutz einer Konferenz oder im Fall einer schweizweiten Terrorbedrohung. Sie kann aber auch unvorhersehbare Einsätze infolge eines überraschend eintretenden Ereignisses leisten, etwa die zivilen Behörden bei der Bewältigung von Naturkatastrophen unterstützen.
    3.3 Vollständige Ausrüstung

    Erreichung der Zwischenziele gemäss Standbild 2018

    Die mit den Standbildern WEA für 2018 beschriebenen Zwischenziele der vollständigen Ausrüstung wurden nur teilweise erreicht. Die Mittel der ersten Stunde und die Milizformationen mit hoher Bereitschaft haben einen besseren Ausrüstungsgrad erreicht, aber sie können ihre Leistungen nur unter der Voraussetzung erbringen, dass in einem Einsatzfall Material aus den Schulen zurückgezogen wird. Verschiedene Beschaffungen zur schrittweisen Schliessung von Ausrüstungslücken sind im Rahmen von Rüstungsprogrammen und Rahmenkrediten für Armeematerial vorgesehen oder wurden bereits bewilligt.

    Trotz der bestehenden Mängel bei der Ausrüstung konnte den Schulen und Kursen der Armee für das Erreichen der Ausbildungsziele seit Umsetzungsbeginn der WEA ausreichend Material bereitgestellt werden.
    Um einen stetig steigenden Betriebsaufwand zu vermeiden und die erforderlichen Leistungen auch in Zukunft erbringen zu können, müssen Systeme, die ans Ende ihrer technischen und operationellen Nutzungsdauer gelangt sind, ausser Dienst gestellt werden. Wo entsprechende Fähigkeiten nach wie vor erforderlich sind, müssen sie durch neue Systeme ersetzt werden. Werterhalt und Kampfwertsteigerungen über das Ende der technischen und operationellen Nutzungsdauer hinaus sind nur dann angezeigt, wenn die zu investierenden Mittel für Neubeschaffungen zu gering sind und Fähigkeitslücken infolge einer ersatzlosen Ausserdienststellung nicht in Kauf genommen werden können.

    Kurzfristig wird die Armee so ausgerüstet sein, dass sie die derzeit absehbaren und wahrscheinlichen Aufgaben erfüllen und die dazu notwendige Ausbildung sicher-stellen kann. Dafür ist es nicht erforderlich, dass sämtliches Material für die Ausrüs-tung aller Formationen und gleichzeitig auch für die Grundausbildung in den Rekru-ten- und Kaderschulen umfassend und permanent zur Verfügung stehen muss. In gewissen Materialbereichen ist eine Vollausrüstung sogar wirtschaftlich unsinnig. So lassen sich beispielsweise bei Radfahrzeugen Standschäden vermeiden, wenn sie nicht in einem Umfang beschafft werden, der alle Einsätze und die Grundausbildung gleichzeitig abdeckt. Um eine zweckmässige, auf eine adäquate Leistungserfüllung und Bereitschaft ausgerichtete Materialzuteilung zu gewährleisten, hat die Armee Ausrüstungsgrundsätze festgelegt. Deren Ziel ist es, die Materialzuteilung so zu steuern, dass sowohl Einsatzformationen als auch Rekruten- und Kaderschulen über genügend Systeme verfügen, um ihre Aufgaben erfüllen zu können. Wo es nötig und sinnvoll ist, umfasst dies auch eine logistische Umlaufreserve. Bei mechanisierten Formationen und Mitteln der Luftwaffe ist nicht ausreichend Material vorhanden, um eine Umlaufreserve auszuscheiden. Für die Ausbildung in den Schulen wiederum wird das Material der Einsatzformationen verwendet. Müssten alle mechanisierten Formationen gleichzeitig aufgeboten werden, so würde dieses Material aus den Schulen verwendet. Die Ausbildung in den Rekrutenschulen müsste dann stärker auf Simulatoren abgestützt werden.

    Neben diesen Ausrüstungsgrundsätzen ist die Reduktionen der Zahl der Formationen im Rahmen der WEA zu berücksichtigen. Das in den Formationen vorhandene Material wurde neu zugeteilt. Dadurch konnte der Ausrüstungsgrad der einzelnen WEA-Formationen im Vergleich zur Armee XXI verbessert werden. Zudem wurden mit der Armeebotschaft 2016 vom 24. Februar 201612 und der Armeebotschaft 2018 vom 14. Februar 201813 Nachbeschaffungen von Material beschlossen, das den Formationen nun laufend zufliesst. Verschiedene Ausrüstungslücken bestehen aber seit längerer Zeit, auch bei einzelnen Hauptsystemen. Seit den 1990er-Jahren mussten bei der Beschaffung von Rüstungsmaterial aus finanziellen Gründen in verschiedenen Bereichen mengenmässig Abstriche gemacht werden. So wurde zum Beispiel beim Schützenpanzer 2000 auf die Beschaffung einer ursprünglich geplanten zweiten Tranche verzichtet. Diese Abstriche haben dazu geführt, dass heute bei diversem Material Ausrüstungslücken bestehen. Der Bundesrat beabsichtigt, diese Lücken in den kommenden Jahren zu schliessen. Dies soll durch Nachbeschaffung von noch zeitgemässem Material oder durch Neubeschaffungen nach Massgabe der künftig verfügbaren finanziellen Mittel erfolgen.
    https://www.newsd.admin.ch/newsd/messag ... /57232.pdf
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Bundesrat stärkt Einbezug des Parlamentes in die längerfristige Ausrichtung der Armee
Das Parlament soll künftig stärker die längerfristige Ausrichtung der Armee gestalten, während der Bundesrat im Rahmen der vom Parlament beschlossenen Entwicklung der Streitkräfte die Umsetzung der einzelnen Beschaffungen verantwortet. Diese Änderungen bei den Rüstungsbeschaffungen hat der Bundesrat in seiner Sitzung vom 4. Juni 2021 beschlossen. Das Parlament erhält erstmals im 2024 pro Legislatur eine Armeebotschaft, die mit einem Zeithorizont von zwölf Jahren die erforderlichen militärischen Fähigkeiten beschreibt und die Investitionsausgaben aufführt. Zur Umsetzung werden die Verpflichtungskredite für Rüstungsmaterial und Immobilien weiterhin jährlich beantragt. Diese Neuerungen gehen auf eine externe Analyse des Beschaffungsablaufes im VBS zurück.
Zur Umsetzung dieser Empfehlung wird der Bundesrat ab 2024 dem Parlament einmal pro Legislatur eine neue Art von Armeebotschaft vorlegen.

Diese enthält erstens die Eckwerte zur Ausrichtung der Armee und zu ihren Fähigkeiten mit einem Zeithorizont von zwölf Jahren, gestützt auf den sicherheitspolitischen Bericht des Bundesrates. Dabei werden auch die Investitionsausgaben und Betriebsaufwände für die verschiedenen Fähigkeiten dargelegt. Zweitens enthält diese neue Armeebotschaft den Zahlungsrahmen der Armee für die neue Legislaturperiode. Und drittens werden die Verpflichtungskredite für das Armeematerial für vier Jahre beantragt. Dabei handelt es sich um Kosten für Projekte, Erneuerung von Betriebsmitteln und Munition. Dies hat den Vorteil, dass rascher auf technologische Entwicklungen des Marktes reagiert werden kann.

Die Verpflichtungskredite für Rüstungsmaterial und Immobilien hingegen werden weiterhin im Jahresrhythmus beantragt. Um dem technologischen Wandel besser Rechnung zu tragen, soll dem Parlament zum Beispiel nicht mehr eine bestimmte Stückzahl eines Mannschaftstransportfahrzeugs beantragt werden, sondern ein maximaler Verpflichtungskredit für einen Fahrzeugtyp mit einer Bandbreite für die zu beschaffende Stückzahl.
https://www.vtg.admin.ch/content/vtg-in ... 83828.html


27. Februar 2021

Schweizer Soldaten sollen mit neuen Helikoptern ins Ausland
Noch ist es erst eine Absicht. Aber in der jüngst verabschiedeten Armeebotschaft hat Verteidigungsministerin Viola Amherd diese nun klar kundgetan: Die Armee plant Investitionen in neue Transporthelikopter, heisst es dort. Und dies namentlich auch, um damit der Schweizer Armee mehr und qualitativ wertvollere Auslandeinsätze zu ermöglichen.

Dieser Plan ist die logische Folge einer Weiterentwicklung, die Bundesrätin Viola Amherd bereits im letzten Jahr angestoßen hat. In ihrem Auftrag untersuchten interne Experten damals, wie sich die Schweiz stärker und effektiver an internationalen Friedenseinsätzen unter dem Mandat der Uno oder auch der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) beteiligen könnte. Und weil bei diesen Missionen oft Lufttransporte für Personal und Güter Mangelware sind, orteten die Fachleute hier einen möglichen Ansatzpunkt für die Schweiz.

Entsprechend lautete ihre Empfehlung: "Für den Einsatz in der militärischen Friedensförderung sollen Fähigkeiten zur taktischen Luftmobilität durch schwere Transporthelikopter der Schweizer Armee zur Verfügung gestellt werden." Solche Beiträge würden international besonders stark als Zeichen der Solidarität anerkannt.

Diese Empfehlung hat das Verteidigungsdepartement nun in seine mittelfristige Rüstungsplanung aufgenommen. "Ab der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wird die Ablösung eines Teils der jetzigen Flotte der Transporthelikopter vom Typ Super-Puma zum Thema, allenfalls teilweise durch schwere Transporthelikopter", schreibt das Departement auf Anfrage. Die Super-Puma selber fallen mit einer Transportkapazität von 18 Personen oder vier Tonnen Zuladung in die Kategorie der mittleren Helikopter. Schwere Modelle verfügen über eine bis zu viermal höhere Kapazität.

Noch offen ist, wie viele Helikopter beschafft werden und wie diese ausgerüstet werden sollen. Denn angesichts der potenzielen Gefahren bei diesen Einsätzen in Krisengebieten verlangt beispielsweise die Uno, dass Helikopter und Personal geschützt und bewaffnet sind. Die derzeitigen Super-Puma- und Cougar-Helikopter der Schweizer Armee erfüllen diese Bedingungen nicht. Sie sind daher nur für Einsatzräume geeignet, in denen kein Beschuss droht. Das Verteidigungsdepartement schreibt, die Frage der Ausrüstung sei noch offen, man könne derzeit keine Aussagen dazu machen. Sicher sei nur, dass die Art der Bewaffnung an das jeweilige Einsatzumfeld angepasst werden müsse.
https://magazin.nzz.ch/schweiz/das-vbs- ... duced=true
Zuletzt geändert von theoderich am So 14. Jan 2024, 02:21, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Montag, 09. Mai 2022 11h14
Nationalratssession beginnt mit Debatte über höheres Armeebudget

https://www.parlament.ch/de/services/ne ... sd062.aspx


Montag, 09. Mai 2022 16h23
Nationalrat fordert mit Motion mehr Geld für die Armee
Das fordert die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat. Er hiess am Montag mit 111 zu 79 Stimmen und zwei Enthaltungen eine Motion seiner Sicherheitspolitischen Kommission (SIK-N) gut. Mit Nein stimmten SP, Grüne und GLP. Dem Ständerat liegt eine gleiche Motion seiner Sicherheitspolitischen Kommission vor, er hat noch nicht darüber entschieden.

Die Sicherheitspolitischen Kommissionen beider Räte (SIK-N und SIK-S) verlangen, die Armeeausgaben schrittweise ab 2023 zu erhöhen. Ziel soll sein, dass sie spätestens 2030 mindestens ein Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) ausmachen. Das wären rund sieben Milliarden Franken.

Die Armeeausgaben sind seit 1990 kontinuierlich gesunken, bis auf 5,6 Milliarden Franken im Jahr 2019, wie es in den Motionen heisst. Oder anders ausgedrückt: 1990 wurde 1,34 Prozent des BIP in die Armee investiert, 2019 waren es noch 0,67 Prozent.
https://www.parlament.ch/de/services/ne ... sd106.aspx


Montag, 09. Mai 2022 17h03
Nationalrat fordert Budget von rund 7 Milliarden Franken für Armee

https://www.parlament.ch/de/services/ne ... sd118.aspx
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Ausserdienststellung der PC-9-Flotte

Bild
Per Ende Jahr 2022 hat die Schweizer Luftwaffe die gesamte PC-9-Flotte ausser Dienst gestellt. Während den 34 Einsatzjahren wurden die insgesamt zwölf einmotorigen Turboprop-Flugzeuge hauptsächlich für die Zieldarstellung für die Fliegerabwehr eingesetzt. Ein Rückgang der Einsätze sowie Sparmassnahmen führten zu einer stetigen Flottenreduktion und schliesslich zur Ausserdienststellung der PC-9-Flotte. Das VBS verantwortet den Verkaufs- bzw. Liquidationsprozess der letzten drei Flugzeuge, welcher bis Ende 2023 abgeschlossen sein soll.
Im Rahmen des Life-Cycle-Managements übernimmt RUAG auch bei der Ausserdienststellung wichtige Aufgaben.

Die mit dem Wegfall der PC-9-Flugzeuge frei gewordenen Kapazitäten werden in Lodrino mit Wartungs- und Reparaturarbeiten für die PC-7-Flotte der Schweizer Luftwaffe sowie mit Leistungen für den Drittmarkt kompensiert.
https://www.ruag.ch/de/news/14-04-23/au ... rflugzeuge
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Die Schweizer Armee stärkt ihre Verteidigungsfähigkeit

https://www.vbs.admin.ch/de/aktuell/med ... 97354.html
  • Zielbild und Strategie für den Aufwuchs
    Die Absicht, in Schwergewichtszonen einen aktiven Abwehrkampf zu führen, wirkt sich insbesondere auf die Führungsstruktur der Bodentruppen aus. Neu sollen anstelle des heutigen Heeres, d. h. einer mechanisierten Division mit drei mechanisierten Brigaden, zwei dem Kommando Operationen unterstellte, schwere Divisionen gebildet werden. Daneben bleiben militärische Beiträge zugunsten der zivilen Behörden, Schutzaufgaben ausserhalb der Schwergewichtszonen und territoriale Aufgaben wichtig. Für die Erfüllung dieser überwiegend ortsgebundenen Aufgaben sollen künftig zusätzliche leichte Kräfte zur Verfügung stehen.

    Damit die Armee ihre Aufgaben erfüllen kann, muss sie ausreichend personell alimentiert sein, was zunehmend schwierig ist. Bevor zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit eine Bestandeserhöhung ins Auge gefasst wird, müssen zuerst die bestehenden Alimentierungsprobleme gelöst werden. Um die personelle Alimentierung zu stabilisieren, hat die Armee verschiedene Massnahmen ergriffen. Weitere sind geplant und im Bericht des Bundesrats zur Umsetzung der WEA beschrieben.

    Um den Verteidigungsauftrag künftig besser erfüllen zu können, braucht die Armee wieder mehr und besser geschützte militärische Infrastrukturen. Ein weiterer Abbau, wie er mit dem aktuellen Stationierungskonzept vorgesehen ist, ist mit hohen Risiken verbunden.

    Die Ausbildung soll konsequent auf die Verteidigung ausgerichtet werden. Erforderlich sind dabei insbesondere Möglichkeiten, den kombinierten Einsatz von Feuer und Bewegung auch auf Stufe Bataillon und höher zu üben, ebenso den Kampf in überbautem Gelände, wie es für das schweizerische Mittelland charakteristisch ist.
    Der erste Modernisierungsschritt bis 2031 soll die investive Erneuerung von Systemen umfassen, die für die Verteidigungsfähigkeit besonders bedeutend sind. Am Boden gehören dazu unter anderem die Panzerabwehr auf mehrere Kilometer, das indirekte Feuer und verschiedenste neue geschützte Fahrzeuge. Zudem gilt es, Ausrüstungslücken bei den mechanisierten Verbänden zu schliessen. Zu diesem Zweck soll ein Teil der eingelagerten Kampfpanzer Leopard einem Werterhaltungsprogramm unterzogen werden. Bei der bodengestützten Luftverteidigung sollen Lücken im Abwehrdispositiv geschlossen werden, die im mittleren und unteren Luftraum vor allem mit Blick auf die Bedrohung durch Lenkwaffen, Marschflugkörper und Drohnen bestehen. Erforderlich sind überdies Erneuerungen im Bereich der vernetzten Führung, der Nachrichtenbeschaffung, der Cyberabwehr, der elektronischen Kriegführung und der taktischen Luftmobilität. Schliesslich sind auch Investitionen nötig, um die Bevorratung, insbesondere von Munition, wieder in bedeutendem Mass zu erhöhen.

    Für diesen ersten Schritt zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit werden für Investitionen in Rüstungsmaterialbeschaffungen im Zeitraum von 2024 bis 2031 insgesamt gegen 13 Milliarden Franken benötigt. Mit der vom Parlament beschlossenen, schrittweisen Erhöhung des Armeebudgets auf 1 Prozent des BIP bis spätestens 2030 stünden dazu genügend Finanzmittel zur Verfügung.
    https://www.vtg.admin.ch/de/gruppe-vert ... #dokumente


Rückblick:

theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Die Schweizer Armee der Zukunft (SRF, 28. 9. 2023)

https://www.facebook.com/armee.ch/video ... 410230654/
m.ileduets
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von m.ileduets »

Eine gut gemachte Sendung, welche gut den Wandel der Schweizer Armee seit dem 2. Weltkrieg dokumentiert, und auch Möglichkeiten einer Entwicklung aufzeigt, hin zu einem Wiederaufwuchs der Verteidigungsbereitschaft z.B dank Ausrichtung auf neue Technologien, dank Vertiefung der Kooperation mit der Nato im Rahmen der Möglichkeiten eines neutralen Staates und dank verlängerter Durchhaltefähigkeit (z.B. durch mehr Munitionsreserven). Schön, dass dabei auch über den Tellerrand hinaus geschaut wird im Interview mit General Petraeus, mit Robert Brieger beim EU Militäraussschuss, in Israel, Finland, etc.

Was den personellen Bereich anbelangt (Aufwuchs des Personalbestandes), gibt die Doku aber leider wenig Antworten darauf, wie und wo konkret angesetzt werden soll.
Viola Amherd sagt eher, wie es nicht gehen soll, als wie: Nein, die Integration der weiblichen Bevölkerung steht nicht im Vordergrund, auch nicht, den Weg zum Zivildienst wieder zu erschweren, stattdessen wolle man die Armee wieder attraktiver machen. Wie genau, diese Antwort bleibt sie uns schuldig.
Wenn sie auf die Führungserfahrung hinweist, welche Armeeangehörige sich aneignen können um diese dann im zivilen Bereich zu nutzen, klingt dies für mich hilflos: Das war das Argument vor 50 Jahren, welches heute eben gerade nicht mehr sticht und weshalb die junge Generation kaum mehr auf eine Armeekarriere setzt. Heutzutage wird Armee-Führungserfahrung in der Privatwirtschaft kaum mehr geschätzt, stattdessen scheuen sich Firmen davor, Offiziere einzustellen, weil diese viel zu häufig zugunsten der Armee fehlen. Hier hätte besser nachgehakt werden müssen.

Was positiv stimmt, ist, dass nach mehreren führungsschwachen Personen an der Spitze des VBS (Höhepunkt dabei ein Ueli Maurer, welcher ein Meister war im Bereich "unfreiwilliger Humor"), ausgerechnet die erste Frau anpackt und Reformen und Beschaffungsgeschäfte durchbringt.
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Parlamentsbeschlüsse zum Armeebudget
Das Parlament beschloss am 21. Dezember 2023 mit dem Voranschlag 2024 und dem Integrierten Aufgaben- und Finanzplan 2025–2027 ein reales Wachstum der Armeeausgaben von 3 Prozent in den Jahren 2025 und 2026 und von 5,1 Prozent 2027.
https://www.vbs.admin.ch/de/parlamentsb ... rmeebudget
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Nach Absage von Grossanlässen - Vorgehen von Armee-Chef irritiert Politiker von links bis rechts
Armee-Chef Thomas Süssli erklärte gestern gegenüber der Tagesschau, dass unter anderem die Betriebskosten gestiegen seien. Dass sich eine Absage der Grossanlässe abzeichne, hätte man erst vergangenen Mittwoch erkannt und anschliessend entschieden, so Süssli.

Dies wirft Fragen auf. So kritisieren Sicherheitspolitikerinnen und -politiker, dass sie über diesen wichtigen Entscheid nicht informiert wurden.

Priska Seiler Graf (SP), Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, sagt: «Ich bin sehr irritiert und mit mir auch meine Kolleginnen und Kollegen in der Sicherheitspolitischen Kommission. Wir hatten noch am Montag eine Sitzung mit Herrn Süssli. Er hat gar nichts gesagt bezüglich der Absagen von diesen Grossanlässen.»

Von links bis rechts sorgt die Art und Weise, wie der Armee-Chef kommuniziert hat – oder eben nicht kommuniziert hat – für Unverständnis. SVP-Nationalrat Mauro Tuena bemängelt generell, dass man zu wenige Informationen über die geplanten Anlässe erhalten hätte.

«Wir hatten überhaupt keine Informationen über diese Grossanlässe, was die kosten, auch was vielleicht Sponsoren dazu beitragen. Das ist sehr bemerkenswert, vor allem, weil wir erst gerade Kommissionssitzung hatten und man hätte doch etwas sagen können.» Es sei ja die Kommission beziehungsweise das Parlament, das dann schlussendlich die Gelder bereitstelle, so Tuena.

Auf X (ehemals Twitter) hagelte es auch Kritik. Andrea Gmür-Schönenberger (Die Mitte), Präsidentin der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats, hatte via Social Media vom Entscheid erfahren.
Ein weiterer Clou in der Geschichte: Die Tagesschau weiss von mehreren unabhängigen Quellen, dass auch der Chef der Luftwaffe, Peter Merz, praktisch erst zeitgleich mit der Medienmitteilung von der Absage der geplanten Grossanlässe erfahren hatte.
https://www.srf.ch/news/schweiz/nach-ab ... bis-rechts


Harter Sparkurs: Auch keine Axalp 2025
Schweizer Armee sagt AirSpirit 24 ab - und noch mehr
Der Schweizer Armee scheint rapide das Geld auszugehen. Aus finanziellen Gründen fallen viele geplante Veranstaltungen aus. Das macht es auch nicht leichter für das nationale Aushängeschild, die Patrouille Suisse.
Streitkräfte unter Druck

Grund sei die angespannte finanzielle Situation der Streitkräfte. "Die Armee kann mit dem zur Verfügung stehenden Budget nicht allen Verpflichtungen nachkommen", sagte Armee-Chef Thomas Süssli in einem Interview mit SRF News. Das Parlament habe zwar eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets in Aussicht gestellt, aber erst für 2028 sieht er einen deutlichen Anstieg. Der Engpass sei in dieser Form nicht vorherzusehen gewesen: "Die Betriebsausgaben für diverse Systeme, beginnend bei den Flugzeugen, aber auch bei den Bodentruppen, sind massiv gestiegen."
https://www.flugrevue.de/militaer/harte ... noch-mehr/


Abgesagte Grossanlässe
Armeechef Thomas Süssli: «Die Armee ist finanziell sehr belastet»
SRF News: Gleich zwei grosse Publikumsanlässe der Schweizer Armee wurden kürzlich gestrichen. Weshalb werden diese Anlässe abgesagt?

Thomas Süssli: Zuerst einmal muss ich sagen: Es ist gegen unsere Überzeugung, diese Anlässe abzusagen. Es gibt aber drei Gründe dafür. Der erste sind die gestiegenen Betriebsausgaben, die es uns nicht mehr ermöglichen, diese Anlässe durchzuführen. Der zweite ist die Liquiditätssituation der Armee.

Am vergangenen Mittwoch hat die Armeeführung den Budget-Voranschlag für das nächste Jahr verabschiedet. Da hat sich gezeigt, dass wir im Moment unter Finanzdruck sind. Das heisst: Die Armee kann mit dem zur Verfügung stehenden Budget dieses Jahr und voraussichtlich auch nächstes Jahr nicht allen Verpflichtungen nachkommen. Drittens brauchen wir die Energie jetzt, um uns auf die Verteidigung zu konzentrieren.

Ist die Armee im Moment so sehr in der «Finanzklemme», dass man solche Grossanlässe absagen muss?

Ja, das Parlament hat eine Erhöhung des Budgets in Aussicht gestellt. Dieses wird aber erst im Jahr 2028 richtig ansteigen. Und in der Zwischenzeit ist die Armee finanziell sehr belastet.

Die Absage der beiden Grossanlässe erfolgt sehr kurzfristig. Hat man die Finanzsituation nicht voraussehen können oder wollen?

Das hat sich so nicht abgezeichnet. Die Betriebsausgaben für diverse Systeme, beginnend bei den Flugzeugen, aber auch bei den Bodentruppen, sind massiv gestiegen. Die Armeeführung hat das am Mittwoch erkannt und so entschieden.

Das heisst, die Schweizer Armee ist buchstäblich auf jeden Franken angewiesen.

Ja, die nächsten Jahre werden wir auf jeden Franken angewiesen sein.

Die Armee erhält ja zusätzliche Mittel. Warum sind diese Sparmassnahmen trotz allem nötig?

Der Bund wird in den nächsten Jahren noch mehr sparen müssen, weil die Finanzierung aller Vorhaben nicht ausreicht. Das heisst: Wahrscheinlich muss auch bei der Armee gespart werden. Wir sind sowieso schon eng dran mit den Betriebsausgaben, und deshalb ist es jetzt dringend.
https://www.srf.ch/news/schweiz/abgesag ... r-belastet
theoderich
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Re: Schweiz: Weiterentwicklung der Armee

Beitrag von theoderich »

Bundesrat heisst Bericht zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit und Vertiefung der internationalen Kooperation der Armee gut

https://www.vbs.admin.ch/de/nsb?id=99900
  • Verteidigungsfähigkeit und Kooperation

    Bericht des Bundesrates
    in Erfüllung des Postulats 23.3000 SiK-S vom
    12. Januar 2023 und des Postulats 23.3131 Dittli
    vom 14. März 2023
    Der Bundesrat will wegen des angespannten Bundeshaushalts in den kommenden Finanzplanjahren die Armeeausgaben langsamer anwachsen lassen, als vom Parlament beschlossen. Er
    beabsichtigt, dass ein Prozent des Bruttoinlandprodukts bis 2035 und nicht bereits bis 2030 erreicht wird. Das Wachstum erfolgt dabei nicht linear. Für die Jahre 2025 und 2026 wird ein jährliches Wachstum von real 3 Prozent angenommen, ab 2027 eines von 5,1 Prozent (nominal 6,14 Prozent). Mit Ausnahme der geplanten neuen Artilleriewirkplattform sind somit vor 2028 keine grösseren zusätzlichen Beschaffungsvorhaben zur Stärkung der Verteidigungsfähigkeit
    möglich
    .
    Die in den Jahren 2024 bis 2028 für Investitionsausgaben vorgesehenen Gelder des Armeebudgets werden hauptsächlich für die bereits eingegangenen Verpflichtungen für Rüstungsmaterial aus den Rüstungsprogrammen der Jahre 2013 bis 2022 aufgebraucht werden, namentlich für das Programm "Air2030" (neues Kampflugzeug F-35A und Feuereinheiten des Systems zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite "Patriot"). Die Armee muss daher ein Sparprogramm beim Betrieb und frühere Ausserdienststellungen von Systemen in Betracht ziehen, um Mittel für die Erneuerung und eine frühzeitige Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit freizumachen.
    https://www.newsd.admin.ch/newsd/messag ... /85931.pdf
Zuletzt geändert von theoderich am Sa 3. Feb 2024, 19:51, insgesamt 3-mal geändert.
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