Man korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage, aber die Tatsache, dass alle neuen System Kinderkrankheiten haben, stand nie zur Debatte und wurde auch nicht wirklich gegen die F-35A ins Feld geführt.
Es wird interessant sein, welche Details des Evaluierungsprozesses noch ans Tageslicht dringen, denn manche Aspekte des schweizerischen Urteils sind wirklich nur durch national-spezifische Kriterien zu verstehen.
So ist das Ergebnis, dass die F-35A den anderen Mustern im Luftkampf überlegen sei, für mich nach wie vor nicht nachvollziehbar, und auch Opticartinis Einwände haben meine Zweifel daran nicht ausräumen können.
Ich könnte vielleicht verstehen, wenn ein großes Land mit einem großen Luftraum zu diesem Ergebnis käme. Aber die Schweiz ist ein kleines Land, und die F-35A ist den anderen Mustern im WVR-Regime unterlegen.
Soll heißen: Aus dem Stegreif könnte ich mir nur ein Szenario vorstellen, in dem die F-35A über der Schweiz ihre Stärken (BVR) ausspielen kann, und das wäre eine Lage á la Zweiter Weltkrieg, mit ständiger Präsenz in der Luft.
(Wäre die Schweizer Luftwaffe dazu quantitativ überhaupt in der Lage?)
Beispiel: Die Schweiz ist 220 km breit. Ein modernes Supercruise-fähiges Kampfflugzeug – sagen wir, eine britische Typhoon – schafft 1400 km/h in Bodennähe. 1400 km in 60 min korrespondiert mit 220 km in 9,5 min, oder irre ich mich?
Selbst wenn wir davon ausgehen, dass die Schweizer Luftwaffe schneller aufsteigt, als sie es sich selbst auferlegt hat (<15 min), hat der Eindringling den Schweizer Luftraum also schon so gut wie verlassen.
(Was die Fähigkeit anlangt zu dem Eindringling aufzuschließen, wären die Rafale oder die Typhoon der F-35A überlegen.)
Ein unerwarteter Angreifer hingegen, der die Schweiz nicht nur unerlaubt überqueren will, hätte in 10 min längst die WVR-Bubble der Alarmotte erreicht. Hier dürfte das Patriot-System das größere Hindernis sein als die F-35A.
Was wiederum die Kosten anlangt, hat Corporal Frisk die Sache gut analysiert: (
Quelle)
Hinsichtlich der unerwartet optimistischen Kostenprojektion für die F-35A (billiger sogar als die F/A-18 E/F, was, wie jeder zugeben muss, überaus überraschend ist), scheint die Simulatornutzung das zentrale Element zu sein.
Angeblich werden durch die Simulator-Lösung bis zu 20% weniger Flugstunden und um die Hälfte weniger Flugbewegungen erforderlich als mit der F/A-18 C/D und F-5 E/F. Die Angaben dazu kommen von der US-Luftwaffe.
Was aber die Frage aufwirft, wie die USAF auf diese Zahl kommt, weil alle anderen Luftwaffen, die die F-35A fliegen, mehr Flugstunden ansetzen und nicht bekannt ist, dass die Simulatoren für die übrigen Nutzer minderwertiger seien.
Übrigens: Da die Angaben von der USAF stammen, wird der Gedanke hinfällig, dass die Möglichkeit, auf Strahl- bzw. Konversionstrainer zu verzichten, die F-35A billiger mache; die USAF lässt lange auf Strahltrainern Erfahrung sammeln.
Corporal Frisk fragt in diesem Zusammenhang nach der Qualität einer so auf Simulatoren abgestützten Ausbildung, und ob sich die 50% weniger Starts- und Landungen auf alle Schweizer Jäger beziehen, oder auf eine fiktive 36-Lfz-Mischflotte.
Und natürlich stellt sich die Frage, wieso die Flugstunden-Kosten für die F-35A so niedrig ausfielen, obwohl USAF und US-Rechnungshof zuletzt im laufenden Betrieb deutlich höhere bzw. unerwartet hohe Betriebskosten ermittelten.
(Ich würde noch die Frage hinzufügen, mit welchem Triebwerk sollen die Schweizer F-35A ausgestattet werden? Die USAF hatte unlängst bekanntgegeben, dass das jetzige Aggregat viel schneller verschleißt als angenommen, wodurch sich die Lebensdauer derart verkürzt, dass man das Ausscheiden von hunderten Flugzeugen bis 2030 befürchtet.)