Schweiz: Programm "Air2030"

Wehrtechnik & Rüstung, Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Parlament will Grundsatzentscheid des Volkes zu Kampfjetbeschaffung
«Der Bundesrat wird beauftragt, dem Stimmvolk raschestmöglich die Grundsatzfrage der Beschaffung von neuen Kampfflugzeugen zu stellen. Die Beschaffung soll losgelöst von der Typenfrage entschieden werden können und im Rahmen des Armeebudgets erfolgen.» Dies verlangt eine Motion der BDP-Fraktion vom 16. Juni 2017. Diese begründet ihren Vorstoss damit, dass das Stimmvolk sich grundsätzlich dazu äussern können soll, ob die Schweizer Armee weiterhin über eine einsatzfähige Luftwaffe mit modernen Kampfflugzeugen verfügen soll oder nicht. Zudem sei im Rahmen dieser Abstimmung aufzuzeigen, welchen Teil des Armeebudgets die Anschaffung der Flugzeuge beansprucht. Ebenso, dass die Kompatibilität der Kampfflugzeuge mit dem ebenfalls zu beschaffenden Boden-Luft-Abwehrsystem sichergestellt sei.

Am 5. Juni 2018 stimmte der Nationalrat der Motion zu. Dem folgt nun auch der Ständerat: Mit 22 gegen 18 Stimmen bei 1 Enthaltung unterstützt er den Vorstoss entgegen dem Antrag seiner Sicherheitspolitischen Kommission. Die Mehrheit im Ständerat ist überzeugt, dass die Annahme der Motion den Bundesrat in seinem Vorgehen bestärken würde. Und: Da das Volk 2014 die Beschaffung von 22 Gripen-Kampfjets abgelehnt habe, sei es nun auch nur in der Kompetenz des Volkes, diesen Entscheid zu korrigieren respektive, sich zur Grundsatzfrage der Zukunft der Luftwaffe zu äussern. Die Minderheit führte gegen die Motion unter anderem ins Feld, dass ihre Annahme die Einführung des Finanzreferendums via Hintertür bedeute.
https://www.vbs.admin.ch/de/home.detail ... 1206c.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

«Das Vertrauen ineinander und die Kommunikation untereinander sind ausgesprochen wichtig.»
Darko Savic ist seit 2009 bei armasuisse im Kompetenzbereich Luftfahrtsysteme tätig. Seit 2018 führt er das Projekt «Neues Kampfflugzeug».
https://www.ar.admin.ch/de/dokumente-un ... B.pdf.html
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Doppeladler
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von Doppeladler »

Die Schweiz schließt Gripen C/D ausdrücklich aus:
In der Offertanfrage wird ausdrücklich festgelegt, welche Kampfflugzeugtypen angeboten werden sollen. Das ist dort relevant, wo es verschiedene Versionen gibt: anzubieten sind Boeing F/A-18 Super Hornet, Lockheed-Martin F-35A, Saab Gripen E. Frühere Versionen wie F/A-18 C/D und Gripen C/D kommen nicht in Betracht.
https://www.vbs.admin.ch/de/verteidigun ... #reifegrad
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theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Air2030 – Offerten für neues Kampfflugzeug von den fünf Kandidaten eingetroffen
Basierend auf den vom VBS am 23. März 2018 veröffentlichten Anforderungen haben die fünf Kandidaten am 25. Januar 2019 ihre Offerten für neue Kampfflugzeuge an armasuisse übergeben. Sie haben folgende Flugzeuge offeriert: Eurofighter (Airbus, Deutschland), F/A-18 Super Hornet (Boeing, USA), Rafale (Dassault, Frankreich), F-35A (Lockheed-Martin, USA) und Gripen E (Saab, Schweden).

Startschuss für die Phase der Analyse und Erprobung

Mit der Unterbreitung dieser ersten Offerte startet die Phase der Analyse und Erprobung. Von Februar bis März 2019 erproben die Spezialisten der armasuisse und der Luftwaffe die Flugzeuge in den jeweiligen Simulatoren. Diese Aktivitäten finden bei den Kandidaten statt und laufen parallel zu sogenannten Produkt-Support-Audits. In diesen Audits zeigen die Luftwaffen der Herstellerländer auf, wie die Flugzeuge betrieben und instandgehalten werden und wie die Ausbildung erfolgt. Im Anschluss erfolgt die Auswertung der Antworten auf den Fragenkatalog, den die Hersteller in der ersten Offerte ausfüllen mussten. Parallel dazu werden die Kampfflugzeuge zwischen April und Juli 2019 in Payerne einer Flug- und Bodenerprobung unterzogen.
Weiteres Vorgehen im Projekt Neues Kampfflugzeug

Die Erkenntnisse aus der Analyse- und Erprobungs-Phase wird armasuisse in Zusammenarbeit mit Armeestab, Luftwaffe, Logistikbasis der Armee und der Führungsunterstützungsbasis in Fachberichten für jeden Kandidaten separat zusammenfassen. Diese Fachberichte sind die Grundlage für einen systematischen und umfassenden Vergleich zwischen den Kandidaten, der im zweiten Halbjahr 2020 durchgeführt wird. Die Fachberichte dienen auch dazu, für jeden Flugzeugtyp die erforderliche Flottengrösse zu bestimmen.

armasuisse wird nach gegenwärtigem Zeitplan auf dieser Grundlage eine zweite Offertanfrage erstellen und den Kandidaten übergeben. Mit den Erkenntnissen aus der zweiten Offerte wird armasuisse die Kandidaten auf Basis der Fachberichte miteinander vergleichen und den Gesamtnutzen pro Kandidat ermitteln. Dann wird der Evaluationsbericht erarbeitet, in dem der jeweilige Gesamtnutzen den Beschaffungs- und Betriebskosten für 30 Jahre gegenübergestellt wird. Der Typenentscheid erfolgt durch den Bundesrat.
https://www.ar.admin.ch/content/ar-inte ... 73762.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Bei der Kampfjetbeschaffung möchte die VBS-Chefin nochmals grundsätzlich über die Bücher
Nach 45 Tagen im Amt informierte Bundesrätin Viola Amherd (cvp.) am Donnerstag darüber, wie es mit der Beschaffung neuer Kampfflugzeuge weitergehen soll. Und wie die Medienmitteilung zeigt, möchte die VBS-Chefin nochmals über Fundamentales nachdenken.

Beispielsweise plant Amherd eine externe Zweitmeinung zu jenem 200-seitigen Expertenbericht aus dem Jahr 2017 einzuholen, welcher ihrem Vorgänger Guy Parmelin (svp.) als Basis für sein Beschaffungsprojekt diente. Erste Gespräche mit den entsprechenden Experten fänden bereits statt. Und auch wenn eine Neuevaluation des Expertenberichts bereits eine überraschend grundsätzliche Massnahme ist, so will die neue Verteidigungsministerin gar noch einen Schritt weiter gehen. So werde VBS-intern zusätzlich auch noch an einer aktualisierten Analyse der Bedrohungslage gearbeitet.

Diesen Schritt hält der Berner SVP-Nationalrat Werner Salzmann für unnötig: «Der sicherheitspolitische Bericht legt bereits alle Fakten auf den Tisch. Die Beschaffung von neuen Kampfflugzeugen und der bodengestützten Luftverteidigung richtet sich nach der langfristigen Bedrohungslage.» Anderer Meinung ist da die Aargauer FDP-Nationalrätin Corina Eichenberger : «Eine Aktualisierung der Bedrohungslage halte ich für angezeigt. Denn diese hat sich seit dem letzten Bericht leider wieder verändert.»
Amherd geht nun also weiter zurück, als es ihre Andeutungen von Anfang Jahr vermuten liessen. «Ich will fundiert arbeiten, den Dingen auf den Grund gehen, abklären und dann entscheiden», sagte sie im Januar in der «Tagesschau» des SRF. Viele Beobachter bezogen diese Äusserung lediglich auf den politischen Teil des Beschaffungsprozesses. Denn dieser geriet letztes Jahr doch arg ins Stocken. Der von Bundesrat Parmelin aufgesetzte Planungsbeschluss, gemäss dem neue Kampfflugzeuge und eine bodengestützte Luftverteidigung (Bodluv) für rund 8 Milliarden Franken gekauft werden sollen, fiel bei den Parteien in der Vernehmlassung durch. Nur gerade die Grünliberalen und die BDP standen vorbehaltlos hinter Parmelins Idee. Alle anderen Parteien kritisierten entweder den Beschaffungsweg über den Planungsbeschluss oder dann dessen Inhalt.
«Die VBS-Vorsteherin muss eine Lösung präsentieren, die mehrheitsfähig ist. Mit den zusätzlichen Abklärungen stärkt sie ihre Position», ist die Aargauer CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann überzeugt. Wie Bundesrätin Amherd am Donnerstag mitteilte, wird dieser zentrale Teil des Beschaffungsprojekts aber erst in einem zweiten Schritt angegangen. Auf dem Weg zu einer mehrheitsfähigen Vorlage sind der Bundesrätin zudem enge Schranken gesetzt. So hat das Parlament Ende letzten Jahres entschieden, dass die Beschaffung der Kampfjets einer Abstimmung unterliegen muss.

Lieber April statt Juni

Dass dieses Ausholen Amherds nicht ohne Zeitverlust bleibt, liegt auf der Hand. Ursprünglich war vorgesehen, dass das Geschäft bis Ende Februar 2019 im Bundesrat entschieden werden sollte. Neu ist vom ersten Halbjahr 2019 die Rede. Bis Ende Juni soll die Botschaft zuhanden des Parlaments verabschiedet werden. «Ich hätte es lieber, wenn die Botschaft schon Ende April statt Ende Juni kommt», sagt der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli mit Blick auf eine allfällige Referendumsabstimmung. «Der Grundsatzentscheid zur Beschaffung sollte vor dem Typenentscheid gefällt werden.» Damit spielt Dittli auf die technische Evaluation der Kampfjets und Bodluv an, die gemäss jetziger Mitteilung «wie geplant fortgeführt» wird. Ein zeitliches Zusammenfallen von Typenentscheid und Volksentscheid dürfte auch Amherd verhindern wollen.
https://www.nzz.ch/schweiz/kampfjets-vi ... ld.1460064


Air2030: Chefin VBS informiert Bundesrat über das weitere Vorgehen

https://www.vbs.admin.ch/de/aktuell/med ... 74010.html
Zuletzt geändert von theoderich am Sa 16. Feb 2019, 23:36, insgesamt 1-mal geändert.
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Air2030 – Schweizer Industrie trifft sich mit den Bodluv-Kandidaten in Bern
Bei der Beschaffung des neuen Systems zur bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite (Bodluv) soll der Kaufpreis zu 100 Prozent durch Offsetaufträge an die Schweizer Industrie kompensiert werden. Um die Zusammenarbeit zwischen den Bodluv-Kandidaten und der Schweizer Industrie in Gang zu bringen, organisiert das Offset-Büro Bern zusammen mit Swissmem/SWISS ASD und GRPM 2019 für die Kandidaten je eine Kontaktveranstaltung in Bern. Sowohl Raytheon wie Eurosam halten ihre Meetings im Februar ab. Die Firma Rafael präsentiert sich aufgrund eines verzögerten Bewilligungsverfahrens zu einem späteren Zeitpunkt.
https://www.ar.admin.ch/content/ar-inte ... 74022.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Air2030/C2Air – Offerten für neues Luftraumüberwachungssystem eingetroffen
Die drei angefragten Kandidaten haben am 11. Februar 2019 ihre Offerten für ein neues Luftraumüberwachungssystem an armasuisse übergeben. Mit der Übergabe der Offerten startet die Auswertungsphase.

Das bestehende Luftlageverarbeitungs- und Führungssystem Ralus/Lunas soll ersetzt werden. Aus diesem Grund haben Spezialisten der armasuisse und der Luftwaffe im Verlauf der letzten sechs Monate in Dübendorf drei Ersatzsysteme aus drei verschiedenen Ländern erprobt. Zentrale Elemente der Erprobungen waren die Funktionalität der Flugwegrechner sowie die Fähigkeiten zur Führung des zivilen und militärischen Flugverkehrs. Die drei Anbieter haben nun ihre Offerten an armasuisse übergeben. Bei den Anbietern handelt es sich um: Thales (Frankreich), Saab (Schweden) und Raytheon (USA). Mit der Unterbreitung dieser Offerten startet die Auswertungsphase, in der armasuisse die Angebote auswertet, einen Evaluationsbericht erarbeitet und anschliessend der Programmführung von Air2030 eine Empfehlung zur Systemwahl unterbreitet.
https://www.ar.admin.ch/content/ar-inte ... 74034.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Air2030: Termine und weitere Angaben zu Flug- und Bodenerprobungen in Payerne
Erprobt werden die Kandidaten in alphabetischer Reihenfolge nach dem Namen der Hersteller:
  • Airbus, DEU, Eurofighter: in den Kalenderwochen 15 und 16
  • Boeing, USA, F/A-18 Super Hornet: in den Kalenderwochen 17 und 18
  • Dassault, FRA, Rafale: in den Kalenderwochen 20 und 21
  • Lockheed Martin, USA, F-35A: in den Kalenderwochen 23 und 24
  • Saab, SWE, Gripen E: in den Kalenderwochen 25 und 26
https://www.ar.admin.ch/de/home.detail. ... 74152.html
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Das VBS erläutert seine wichtigsten Projekte

https://www.ar.admin.ch/content/ar-inte ... 74379.html
  • Projektbericht VBS – Projektbeurteilung per 31.12.2018
    Air2030: Neues Kampfflugzeug (NKF)

    [...]

    Projektbeurteilung per 31.12. 2018

    [...]

    Auch wenn alle in Frage kommenden Systeme die Anforderungen erfüllen, kann ihre Kombination einen unterschiedlichen
    Einfluss auf die Qualität der Auftragserfüllung haben. Zum heutigen Zeitpunkt, respektive vor Abschluss der Evaluation, kann (noch) nicht garantiert werden, dass die geforderte Gesamtwirkung der beiden Systeme erreicht wird.

    Mit der Armeebotschaft 2017 hat das Parlament einen Kredit von 10 Millionen Franken für die Lancierung des Projekts NKF
    genehmigt. Kontakte mit den Kandidaten (Regierungen der Herstellerstaaten und Firmen) wurden im Dezember 2017 aufgenommen.

    Basierend auf den Anforderungen, die das VBS im März 2018 veröffentlichte, hat armasuisse im Juli 2018 die erste
    Offertanfrage für neue Kampfflugzeuge den fünf Kandidaten übergeben: Deutschland (Airbus Eurofighter), Frankreich (Dassault Rafale), Schweden (Saab Gripen E) und die USA (Boeing F/A-18 Super Hornet, Lockheed-Martin F-35A). Eingabefrist für erste Offerten: Ende Januar 2019. Flug- und Bodenerprobungen der Kampfflugzeuge sollen in der ersten Hälfte 2019 stattfinden, gegen Ende 2020 soll der Typenentscheid fallen, und mit dem Rüstungsprogramm 2022 soll die Beschaffung dem Parlament beantragt werden.
    Air2030: Bodengestütztes Luftverteidigungssystem grösserer Reichweite (Bodluv)

    [...]

    Projektbeurteilung per 31.12. 2018

    [...]

    Auch wenn alle in Frage kommenden Systeme die Anforderungen erfüllen, kann ihre Kombination einen unterschiedlichen
    Einfluss auf die Qualität der Auftragserfüllung haben. Zum heutigen Zeitpunkt, respektive vor Abschluss der Evaluation, kann (noch) nicht garantiert werden, dass die geforderte Gesamtwirkung der beiden Systeme erreicht wird.
    https://www.vbs.admin.ch/content/vbs-in ... 18_web.pdf
theoderich
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Re: Schweiz: Programm "Air2030"

Beitrag von theoderich »

Evaluation des neuen Kampfflugzeugs für die Schweiz

https://www.asmz.ch/fileadmin/asmz/Doku ... 0Kopie.pdf

Diese Woche sollte ein Eurofighter in Payerne eintreffen.


Der "Blick" macht wieder mal eine unsachliche Kampagne gegen den Kauf neuer Kampfflugzeuge:

Schweiz testet Kampfjets für 30 Mio Fr
Viel Lärm um viel Geld (28. März 2019)
Zehn Millionen Franken gibt der Bund für die Evaluation der fünf Kampfjets aus. Dazu kommen – was bisher unbekannt war – bis zu 20 Millionen Franken zulasten der Hersteller. Viel Geld für Tests, welche Sicherheitsexperten und Politiker hinterfragen.
Der Aufwand dafür ist enorm: Alle Hersteller schicken ein Heer von Mitarbeitern nach Payerne VD. Denn Betrieb und Wartung sind während der Testtage viel anspruchsvoller als normal. Einzelne bringen zudem ein Begleitflugzeug mit. So kommt zum Gripen-E-Testflugzeug ein Gripen der schwedischen Luftwaffe in die Schweiz. Die Jets sind mit Test- und Messgeräten versehen, für die Auswertung braucht es diverse Spezialisten. Weiter ist Personal für Logistik, Sicherheit und Papierarbeit nötig. Und alles muss versichert sein.

Bis zu vier Millionen pro Hersteller für zwei Wochen

Das hat seinen Preis. «Die genauen Kosten sind Sache der Hersteller beziehungsweise der Anbieternationen», sagt Airbus-Sprecher Florian Taitsch auf Anfrage. Zwei Anbieter nennen hinter vorgehaltener Hand Vollkosten: bis zu vier Millionen Franken pro Hersteller!

Eine hohe Summe, welche Experten und Sicherheitspolitiker irritiert. Denn auch der Bund budgetiert für die Tests zehn Millionen Franken: für Infrastruktur, Material, Fachspezialisten, Lärmmessungen. Weiter erhalten die Anbieter den Treibstoff und die Verpflegung gratis.

30 Millionen Franken für die Jet-Tests? Die Kritik kommt im Fluge!
  • «Eine riesige Materialschlacht», findet Peter Schneider (73), Armee-Experte und Chefredaktor der Schweizer Militärzeitschrift «ASMZ». Die Tests könnten ebenso gut im Ausland durchgeführt werden. «Lärm machen die Jets überall. Aber im Herstellerland wären ausgiebigere Tests und Fachgespräche möglich, und für die Wartung ist alles vor Ort.» Kommt hinzu: Schweizer Piloten können die Jets nicht selber fliegen. Die F-35 von Lockheed Martin und der Gripen von Saab sind Einsitzer. Im F/A-18 Super Hornet von Boeing, dem Eurofighter von Airbus und der Rafale von Dassault dürfen Schweizer zwar an Bord, aber nie ans Steuer.
    Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert (53) hält dagegen: Erprobungsflüge und Lärmmessungen dienten dem Abgleich der Fähigkeiten der Jets mit den Anforderungen «im schweizerischen Umfeld». Ein weiterer Vorteil: Die Flugzeuge werden unter annähernd gleichen Bedingungen verglichen.
  • Unnötige Breite der Evaluation lautet der zweite Kritikpunkt. «Für die letzte Evaluation neuer Kampfjets brauchten die Experten zwei Jahre. Zu lange Prozesse können Projekte aber gesamthaft gefährden», sagt SVP-Aviatik-Experte Thomas Hurter (SH, 55). Flugzeuge, die bei anderen Luftwaffen schon erfolgreich in Betrieb seien, müssten nur noch bezüglich Einsatzgebiet und Flugplätzen überprüft werden. Wichtig sei auch die Abklärung der Vereinbarkeit mit den Schweizer Systemen – um Folgekosten abzuschätzen.
    Armasuisse verteidigt den Aufwand. Um das gesamte «Einsatzspektrum» zu prüfen, seien nebst den Tests in Payerne auch die «Auswertung eines umfangreichen Fragenkataloges und Überprüfungen in Simulatoren» nötig.
  • «Die Erprobungen sind eine teure Flugshow zur Stimmungsmache im Volk», nervt sich SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf (ZH, 50). Zweifellos wird allein der F-35-A Lightning II, dessen Test-Teilnahme Lockheed-Martin-Sprecherin Laurie Tortorello erstmals offiziell bestätigt, Fans in Scharen anziehen. «Das regt die öffentliche Typendiskussion an, die man ja von politischer Seite verhindern wolle», stört sich Peter Schneider. Seine Befürchtung: Wenn private Experten die Anbieter mit Fragen löchern, entstehen Lecks. Laut CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann (LU, 60) gehen die Sicherheitspolitiker im Bundeshaus bewusst auf Distanz.
    SVP-Hurter hingegen sagt: «Wir können dem Volk nicht die Diskussion verbieten.» Und den Typenentscheid fälle der Bundesrat sowieso allein.
Die neue Verteidigungsministerin Viola Amherd (CVP, 56) hält an der monatelangen Evaluation und am Zeitplan fest, wie sie am Samstag auf Radio SRF betonte. Sie konzentriert sich auf den politischen Teil des Geschäfts. Damit die Kosten nicht für die Katz sind.
https://www.blick.ch/news/politik/schwe ... 42965.html
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